Herrje, ihr wißt alle zuviel. Natürlich ist er das.
Ich hatte gehofft, daß seine Verehrung, die ja aus Frankreich kommt, vielleicht doch nicht bis nach Österreich durchgedrungen ist.
Ich persönlich liebe diesen Heiligen sehr, weil er ein faszinierendes ikonographisches Problem stellt, nämlich das des Heiligenscheins bei enthaupteten Heiligen. Natürlich hat sich die "hohe Kunst" schon seit langem vom Heiligenschein verabschiedet, aber die Volkskunst hat ihn noch lange beibehalten. Wohin gehört der Heiligenschein, zum Kopf oder auf die Schultern? Was ist, wenn der Kopf als Heiligenattribut behandelt wird, wenn also ein intakter Dionysius einen zusätzlichen Kopf in der Hand trägt – kriegen dann beide Köpfe einen Heiligenschein oder nur einer, und wenn ja, welcher?
Hier das unbeschnittene Rätselbild (ungewöhnlicherweise ein Grabstein) und ein paar weitere Dionysiusse:
a) Grabstein (20. Jh.) auf dem Friedhof Aufhausen, Kreis Regensburg, Oberpfalz, Bayern
b) Holzschnittvignette in der Schedelschen Weltchronik, Michael Wolgemut, 1493
c) Rokoko-Altar (1767/68) in der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, Gemeinde Staffelstein, Oberfranken, Bayern
d) Statue, 19. Jahrhundert, Pfarrkirche St. Dionysius, Nersingen-Oberfahlheim, Kreis Neu-Ulm, Bayerisch Schwaben
e) Altargemälde, Meister der Munderkinger Passion, 1473, Munderkingen, Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg