Eine sehr schöne und in iteressante Diskussion, die sich hier um einen Gebrauchsgegenstand entwickelt hat - dabei ist eigentlich schon der Name "Smartphone" ein weiterer Akt der Vergewaltigung der deutschen Sprache.
Was ist eigentlich so faszinierend an diesem Gerät? Es ist wohl der mehr oder minder gelungene Versuch, die Funktion vormals verschiedener technischer Geräte in einem Gerät zusammenzufassen. Voraussetzung war natürlich die extreme Miniaturisierung von Schaltungen in den letzten 20 Jahren sowie die massenhafte Produktion billiger berührungsempfindlicher Bildschirme. Bis vor ca. einem Jahr ging die Entwicklung hin zu immer kleieren Geräten mit natürlich auch immer kleinerem Display, die sich kaum mehr bedienen liesen. Seit ca. einem Jahr dann Maxigeräte wie z.B. das SAMSUNG Mega.
Eine Vielzahl von Betriebssystemen, von denen Android und iOS was taugen, daneben Fehlentwicklungen wie Bada oder Windows Phone für den Liebhaber bunter Kacheln.
Was taugen die neuen kleinen Wunderkisten? Sie haben eine zufriedenstellende Telefonfunktion, man kann damit Nachrichten schreiben, ins Internet gehen und ein Mediaplayer ist auch integriert. Einige andere Funktionen sind mit Einschränkungen nutzbar wie die Erstellung von Fotos und Videos (bis auf ganz wenige Ausnahmen fehlender optischer Zoom) / eingeschränkt nutzbar als e-Book-Reader / eingeschränkte Nutzbarkeit als Navigationsgerät (z.B. fehlendes TMC) / Spiele teilweise sinnvoll spielbar / Officeprogramme in abgespeckter Version nutzbar.
Größtes Problem dabei das selbst bei großen Geräten immer noch kleine Display.
Mit einem Smartphone telefoniert man übrigens nicht - man connectet sich, um sich hinterher zu meeten, weil man chillen will! O-Ton hiesiger Gymnasiasten im Jahre 2013.
Was die Aussage
"dass das Smartphone die größte Kulturleistung der Menschheit zumindest der letzten 120 Jahre darstellt"
betrifft, möchte ich diese doch klar in Zweifel stellen.
Neben den gewaltigen gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 120 Jahre und deren signifikanten Auswirkungen auf die Bevölkerung unseres Planeten hatten selbst technische Erfindungen wie die Massenmobilität durch Motorfahrzeuge einen wesentlich höheren Stellenwert für die Gemeinschaft und das Individuum. Die Funktionalität des Smartphones kann man heute schon bei vielen Automobilherstellern als Zusatzpaket zum Neuwagen ordern - Foto- und Videofunktion sind dabei noch ausbau- bzw. integrationsfähig, andere Dinge wie die Navifunktion sind dagegen von weit höherer Qualität.
Was den Gebrauch des Smartphones angeht ist übrigens nicht uninteressant, dass es bis vor 2, 3 Jahren vor allem Statussymbol bildungsferner Schichten war - sicher ein Fakt, der Anlass zur weiteren Diskussion sein könnte.
Eine charakteristische Beschreibung des Smartphones findet sich in satirischen Internetenzyklopädien unter
https://de.uncyclopedia.co/wiki/Smartphone sowie
https://www.stupidedia.org/stupi/Smartphone, denen man nur voll zustimmen kann. Zu ergänzen wäre hierbei lediglich, dass das Smartphone bei Servicetechnikern aller Art als Ersatz für Reparaturhandbücher dient - ein durchaus sinnvoller Gebrauch, soweit Schaltpläne auf dem Minibildschirm noch interpreteirbar sind.
Ein weniger schöner Einsatzzweck ist das ferngesteuerte Zünden von Sprengsätzen mittels eines Smartphones, wobei man sich über WLAN-fähige Opferkameras auch die Detonation und deren Folgen anschauen kann.
Ein echtes Problem stellt die Smartphonebenutzung übrigens für junge Mütter dar, selbst schon mehrfach erlebt. Auf Bus oder Bahn wartend, in einer Hand das Kleinkind, dann noch ein Kinderwagen mit dem jüngsten Nachwuchs und gerade eine Mail schreibend. Gerade jetzt kommt das ÖPNV-Gefährt. Irgendwie gelingt es einzusteigen, ohne dass Personenschäden entstehen und dann wird während der ganzen Reise gemailt und telefoniert - nur der eigene Nachwuchs wird ignoriert.
Die positive Nachricht: noch ist es in Deutschland möglich, ein Universitätsstudium in den Fächern Mathematik und Informatik mit exzellenten Ergebnissen zu absolvieren und in der Softwareentwicklung des größten deutschen Technologiekonzerns zu arbeiten, ohne ein Smartphone zu besitzen. Der Untergang des Abendlandes kann also noch etwas warten.
Dresdner, der ein Note II nutzt