• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Untergegangene Berufe

Katzenwupperer hab ich auch nie gehört. In meiner Kindheit hieß das "Maksai" und war der Familienname eines alten Ehepaares in einem großen dusteren Haus, in dem es immer stank. Meine Mutter half oft im großen Garten, ich (im Vorschulalter) verweigerte sogar die Ribisel, so gegraust hat es mich. Überall standen Holzgestelle mit frischen Häuten herum, Myriaden von Fliegen drauf, ein Verkaufsraum war auch da mit irgendwelchen Produkten in Dosen...
 
könnte sich um einen Abdecker oder sowas handen.
Das ekeligste was ich je gerochen habe war ein halb vegammelter Pansen, den unser Hund nicht gefunden hat. Das roch so süß das ich mich fast des Geruches wegen übergeben hätte.
 
ja, das ist Verwesungsgeruch, so riecht alles, was mal lebendig war. Komisch, dass man das als süß wahrnimmt, süß ist ja was für den Geschmack, aber diesen widerlichen Geruch empfindet man süßlich.
 
bestimmt schonmal erwähnt worden, aber ich hab erst vor kurzem erfahren, dass der urgroßvater väterlicherseits ein "wegmacher" war.

(Quelle: http://www.asamnet.de/~maschmid/Berufe.html )

Bis in die 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts gab es in den Kommunen den Beruf des Wegmachers. Straßen waren Allgemeingut. Insbesondere in den größeren Städten mussten die Straßen ständig „unterhalten“ werden. Entwässerungsrinnen führten Schmutzwasser, Abwässer wurden ungehindert auf die Straßen geleitet. Dies führte dazu, dass die Wege, Gassen und Straßen immer wieder in einen schlechten Zustand gerieten. Ursprünglich oblag vielerorts die Sauberhaltung und Instandhaltung den Anwohner. Da diese oft damit überfordert waren, übernahmen diese Aufgaben die Magistrate der Städte und Gemeinden. Der Beruf des „Wegmachers“ war geboren. Der Beruf selbst entstand etwa 1700, als der Wege und der Brückenbau forciert und systematisiert wurde. Die Fahrwege waren ob als Bezirks-, Distrikt- oder Staatsstraßein aller Regel „wassergebundene“ Kies- oder Schotterstraßen. Nur selten wurden die Straßen gepflastert. Die Pflastertechnik der Römer war in Vergessenheit geraten. Die geschottertenWege musste der Wegmacher instand halten. Zweiradkarren, Schaufel, Besen und Kotkrücke waren sein gebräuchlichsten Werkzeuge. Mittlerweile ist der „Nachfolgeberuf“, der Straßenwärter ein anerkannter Ausbildungsberuf. Die erste Asphaltstraße stammt von dem Baseler Ingenieur Merian aus dem Jahre 1849, die erste Autobahn entstand 1909.
 
in meiner Gegend - nicht weit vom Rabenweib - hieß der "Wegrama" Wegräumer. Ausgesprochen "Wegarama", oder auch weerama ;).
 
Das Schneiderhandwerk war eines der am meisten verbreiteten Handwerke im MA.
Gleichzeitig war es ein Handwerk mit geringen Einkünften. Oft lebten sie und ihre
Familien in bitterster Armut. Der Schneider im Märchen geht wegen dieser Armut
sogar so weit, daß er sich auf einen Pakt mit dem Teufel einläßt. Aber dank
seines wachen Verstandes kann er seine Seele vor der Hölle retten.


Wie der Schneider, gehört auch der Schuster zum weniger geachteten Handwerk.
Er sitzt in seiner Werkstatt auf dem Dreifuß (Schusterschemel), sein Arbeitsplatz wird durch die Schusterkugel nur spärlich beleuchtet. In den
Schustermärchen dominieren Motive, die auf die soziale und gesellschaftliche Lage des Handwerks hinweisen.

Aus: Märchen von Handwerkern. Ein Fischer Taschenbuch - Ulrike
 
Wer erklärt "Schusterkugel"?

Forts. nach obiger Quelle:

Der Schmied nimmt im Handwerk eine Sonderstellung ein. Er ist als Spezialist
für die Herstellung bäuerlicher und handwerklicher Arbeitsgeräte unentbehrlich.
Da er mit hartem Material umgeht, muß er über große körperliche Kräfte verfügen.
Im Volksglauben steht er zwischen Gut und Böse, verkehrt mit Geistern und
Dämonen und ist selbst mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattet.


Da der Müller sein Handwerk weit draußen vor der Stadt ausübte, waren die
Mühlen stets ein beliebter Gegenstand der Volksphantasie. So galt die Mühle
als Schauplatz von Mord- und Raubgeschichten, als Aufenthaltsort von
Geistern und Dämonen. Man glaubte an Zauberei, wenn es aufgrund von
Mehlstaubexplosionen in den Mühlen häufig brannte.
 
verfemt u. verachtet waren

Köhler
Hafner (Töpfer)
Holzhauer
Schäfer, Hirte
Besenmacher, Besenbinder
Scharfrichter
Totengräber, Abdecker (Schinder)
Leineweber
Scherenschleifer
Kesselflicker

Das gen. Buch enthält viele interessante Märchen zu den Berufen .

Viele Grüße von Ulrike
 
In einer Fernsehsendung über den Schwarzwald wurden die Glasträger erwähnt,
sie brachten Glaswaren in einem Korb, der auf dem Rücken getragen wurde,
"an den Mann". Dergleichen gab es ja auch anderswo z.B. für Holzspielzeug .
Schwer und riskant, da die Ware zerbrechlich. Bis der Korb leer war, wurde
herumgewandert. Dadurch auch lange Trennungen von der Familie. Man
hatte nicht wie heute Fahrmöglichkeiten, Telefon u.a. Ein hartes Leben,
um die Familie zu ernähren. Vielleicht kann hier jemand darüber berichten?
-Ulrike
 
Ulrike hat gefragt: Wer erklärt "Schusterkugel" ?

Eine Nachbildung einer solchen Schusterkugel habe ich in einem exklusiven Wiener Schuhgeschäft fotografiert, das Foto war auch einmal eine Rätselfrage.
In Wikipedia ist zu lesen:
Die Schusterkugel ist ein mit Wasser gefüllter farbloser Glas-Kolben in Kugelform, der von Handwerkern insbesondere vor Einführung elektrischer Lichtquellen benutzt wurde, um diffuses Licht der Sonne, einer Gas- oder Öllampe wie mit einer Sammellinse zu fokussieren und so den Arbeitsplatz besser auszuleuchten. Der Begriff Schusterkugel wurde deswegen gewählt, weil vielfach Schuster Werkstätten, die gleichzeitig auch Wohnraum waren, im Souterrain hatten, die nur ein hochgelegenes Fenster als Lichtquelle hatten, um damit das Licht in den Raum zu verteilen.
 

Anhänge

  • schusterkugel.jpg
    schusterkugel.jpg
    29 KB · Aufrufe: 5
Nochmal zu diesem Thema:
Im Jahre 1858 gab es in meiner Heimatstadt 2.800 Einwohner, davon
waren
29 Leineweber
14 Bäcker
1 Konditor
10 Fleisc her
5 Gerber
33 Schuhmacher
1 Handschuhmacher 3 Kürschner
6 Riemer
1 Seiler
28 Schneider
7 Hutmacher
5 Tapezierer
3 Blaufärber
 
(Forts.)

2 Zimmerer, 24 Tischler
6 Radmacher
2 Böttcher
2 Drechsler
2 Korbmacher
18 Maurer
1 Dachdecker
1 Schornsteinfeger
5 Glaser
2 Anstreicher
11 Grobschmiede
6 Schlosser
2 Kupferschmiede
2 Klempner
1 Drahtsiebmacher
2 Uhrmacher
1 Goldschmied
1 Barbier
3 Gärtner
5 Tabakspinner

dies nur die Meister
es gab 6 Brauergesellen u. in fast allen Handwerken auch Lehrlinge

"Nicht auf meinem Mist gewachsen" schönes altes Sprichwort!

Quelle: Schwerte, 2. Teil 1983 (3bändiges Geschichtswerk)

Viele Grüße von Ulrike
 
interesant finde ich ja alte Adressbücher, aus der zeit wo die wenigsten Telefonanschluß hatten. So bis 1960. Dort steht jeder mit Beruf und Adresse
 
Wer erklärt mir, was ein "Tabakspinner" macht?
Stroh zu Gold spinnen ist ja bekannt (Märchen Rumpelstilzchen), aber was wird
aus Tabak gesponnen? -Ulrike ???
 
"Dieses Krauts Blätter, welche sehr groß seynd, offtmals länger als eine Elle und breiter als eine halbe Elle, werden auf eine sonderliche Art auffgetrucknet und zusammen gewickelt gleichwie ein dickes Seil und hernach klein zerschnitten." (Anmerkung 1)

So beschreibt Peter Lauremberg 1711 in seiner Schrift:"Neuen und vermehrten Acerra philologica"
die Arbeit der Tabakspinner. Dieser Berufszweig etablierte sich sehr bald nach der Einführung des Tabaks in Europa, und bald arbeitete in jeder größeren Stadt einen Tabakspinner. Das Verfahren der Tabakspinnens lehnte sich sehr eng an das der Flachsspinnerei an, daher wohl auch die Übernahme des Namens "Spinner".

Schon im Jahre 1657 besaßen die Tabakspinner in Hanau übrigens eine eigene Innung. In der Chronik der Stadt Bochum wird 1722 das erste Mal ein Tabakspinner erwähnt, Johann Georg Cramer der Ältere. Und in der Handwerkliste der Stadt Oldenburg werden für das Jahr 1744 drei Tabakspinner aufgeführt. In der Liste der Ansiedler für den Netzedistrikt in Polen finden wir ebenfalls zwei Tabakspinner die sich dort im Jahre 1779 ansiedelten und ihrem Gewerbe nachgingen.

Quelle (Admin: externer Link existiert nicht mehr)
 
Hoppla, eigentlich durch Zufall auf diese Seite gekommen und die letzten 14
Seiten durchgelesen.

Meine Mutter hat in den 60er Jahren Tapisteristin bei Karstadt in Hannover
in der Handarbeitsabteilung gelernt.

Sie lernte von der Pike auf alles, was mit Nadel und Faden alles gemacht
werden kann: Knüpfen, Nähen, Sticken, Häkeln, Stricken...
Sie stellten damals Schaustücke für die verschiedenen Materialien
her wie z.B. Socken, Stickbilder, Gobelinstickereien...

Sie bildete später auch Lehrlinge (ohne Meisterbrief) aus und als sie später mit
meinen Vater in den 70ern an den Bodensee zog "reparierte" sie jahrelang
für das Musuem in Hannover historische Wandteppiche und Taschen.
 
Willkommen bei uns, Gurgi!
Vielleicht hast Du noch alte Fotos, Dokumente, Werkzeug oder andere Gegenstände zum Beruf der Tapisteristin, die Du uns zeigen möchtest:
 
Willkommen hier,Gurgi! - Da hat deine Mutter aber schöne Dinge gefertigt!
Ich sende dir viele Grüße aus Westfalen und wünsche allen hier im Forum
einen guten Rutsch ins neue Jahr!-Ulrike
 
Zurück
Oben