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Untergegangene Berufe

Bomätscher

Bomätscher

Bomätscher zogen auf der Elbe die Schiffe zu Zeiten, als es noch keinen Dampfantrieb gab, die Elbe flussaufwärts.
Die Berufsbezeichnung kommt aus dem Böhmischen; die Arbeit war hart und gefährlich.
Die im Anhang beigefügte Grafik zeigt Bomätscher auf der Höhe von Rathen / Sächsische Schweiz.
Quellenangabe: SLUB / Deutsche Fotothek / Hauptkatalog Nr.: 0120117
 

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In Nördlingen gibt es nicht nur einen Türmer, sondern auch eine Türmerkatze. Ihre Popularität ist ungeheuer; die Leute steigen heute eher wegen der Katze als wegen der Aussicht auf den Turm, und der Türmer verkauft Ansichtskarten von ihr.
 

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Hallo,
ich habe eine Frage.
Ich bin über die Berufsbezeichnung "Handlungspraktikant" gestoßen und finde leider nichts darüber.
Weiß hier vielleicht jemand, was das war?

mit bestem Dank
Martin
 
"Handlung" ist eine ältere Bezeichnung für Geschäft.
Während Handlung früher oft auch als alleiniges Wort verwendet wurde, lebt das Wort in manchen Geschäftsbezeichnungen bis heute wie zum Beispiel Buchhandlung, Papierhandlung usw.
Folglich dürfte der Handlungspraktikant ein Geschäftspraktikant sein.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Dazu fällt mir der Roman "Tod eines Handlungsreisenden" von Arthur Miller ein.

Der Begriff "Vertreter" hätte sich im Titel nicht so gut gemacht.
Heute heißt das alles Sales Manager oder so.
 
Nach längerer Zeit nochmal zu diesem Thema. Habe ein kleines Heft gefunden/ Einwohner meiner Heimatstadt 1786.
Von 274 Männern sind bei 190 die Berufe angegeben.
113 Handwerker, 29 sonstige selbständige Berufe, 20 Beamte, 16 Angestellte u. Arbeiter, 15 Soldaten.
Handwerker: Müller, Bäcker, Schneider, Schuster, Sattler, Gerber, Weber, Strumpfweber, Wollspinner (Wüllner), Wollkämmer, Hutmacher, Kürschner, Schreiner, Zimmerer, Böttcher, Drechsler,Schmiede, Silberschmied, Maurer, Gärtner, Korbmacher ...
 
(Forts.)
Selbständige: Landwirte, Fuhrunternehmer, Fabrikanten, Kaufmann, Wirte, Chirurg, Altwarenhändler,
Beamte: Bürgermeister, Accise-Inspector, Cammerarius, Visitator, Torschreiber,
Pförtner, Stadtdiener, Gerichtsdiener, Geistliche, Küster,
Angestellt u. Arbeiter: Apothekergeselle, Tagelöhner, Kuhhirte,
Soldaten: Kanoniere, Soldaten (sonstige)
außerdem: 1 Bettler, 4 Juden und -man staune wie ich, als ich es las!
Concubine des Bürgermeisters -
der Verfasser äußert sein Erstaunen, dass keine Fleischer genannt wurden, die es
sicherlich gab.
Dies heuer mit vielen Grüßen von Ulrike
 
Auch in meiner Heimatstadt geht der NAchtwächter wieder seine Runde! Jeden Donnerstag um 19 Uhr ab Marktbrunnen führt er durch die Altstadt.
Näheres unter schwerte.de/tourismus. - Unser Laternenweg zeigt die Sage vom Nachtwächter u.a. Sagen in scherenschnittähnlichen Bildern, auch
darüber Infos an gleicher Stelle. Viele Grüße von Ulrike
 
Mörtelweiber

Zu den heute untergegangenen Berufen zählt wohl auch der des Mörtelweibes. Diese rührten den Mörtel an und schleppten diesen in schweren Kübeln oder Tragen zu den Maurern hinauf, oft in den 5.oder 6.Stock hinauf.

„In der Baubranche waren seit Ende des 19.Jahrhunderts viele Frauen als Bauhelferinnen tätig. Als „Mörtelweiber“ mischten und transportierten sie Mörtel, Steine und andere Baustoffe auf den Baustellen, als Arbeiterinnen waren sie in Ziegeleien, Kokereien, Bergwerken und mit anderen schweren und gefährlichen Arbeiten beschäftigt. Überlange Arbeitszeiten, schwere körperliche Belastung und geringe Löhne führten zur Verelendung und Gesundheitsschäden von erwerbstätigen Frauen, denen die Regierung mit Beschäftigungsverboten beizukommen suchte. Besondere Frauenarbeitsschutzvorschriften waren erstmals in der Gewerbeordnung von 1878 enthalten. In der Folgezeit wurden dann auf dieser Grundlage für einzelne Gewerbezweige generelle Beschäftigungsverbote für Frauen erlassen. Die Novelle der Gewerbeordnung von 1912 untersagte Gewerbetreibenden u.a., Arbeiterinnen zum Transport von Materialien auf Bauten aller Art zu verwenden.“ (Quelle und mehr zur Geschichte des Beschäftigungsverbots für Frauen im Bauhauptgewerbe: http://www.buhev.de/2017/01/bauhandwerkerinnen_2.html)

In dem Buch „Die Münchnerin" (Hrsg. Korbinian Lechner, Stuttgart 1940) wird diese Schwerstarbeit anschaulich beschrieben:
„Sie war noch eine junge Frau, als sie mit ihrem Mann und zwei Kindern nach München kam und in eine der alten Auer „Herbergen“ – an denen oft mehrere Familien und hie und da auch „der Magischdrad“ Besitzrecht haben – zog. Gleich am nächsten Morgen suchte sie sich eine Arbeit, auf irgendeinem Bau.

„Polier, hast koa Arbat für mi?“
“Kannst Mörtl tragen?“
„Ja.“
„Zieglschutzn aa und Radischneiden?“
„Ja.“
„Guat, nacha fangs an, vo mir aus. Brauchst an Schuß?“.
„Ja, i tat scho‘ bittn drum.“

Sie bekam, wie jede andere „Mörtlschuxn“ zwei Mark Vorschuss – oder ganz genau gesagt, ihren vollen Tageslohn in Höhe von zwei Mark gleich im voraus ausbezahlt, so dass auch an den Zahltagen keine große Rechnerei mehr notwendig war. Ja, und dann wurde sie eben in eine Mörteltrage eingespannt und brachte nun täglich zusammen mit einer anderen Frau, zehn Stunden lang auf höher und höher wachsenden Treppen den im Akkord arbeitenden Maurern eine Ladung Mörtel nach der anderen. Diese armeausrenkende Arbeit wurde hie und da von einer fingerzerfleischenden unterbrochen, vom Ziegelschlutzen, denn die rauhen Steine, die oft über eine ganze Kette von Leuten weitergeworfen wurden, zerrissen in Kürze auch einen mit Leder besetzten Handschuh.(…) Es war nicht bloß so der Brauch, dass die Mörtelweiber barfuß in Holzpantoffeln gingen, sondern eben ein eisernes Gebot der Sparsamkeit.“

Im 12.Bezirk in Wien gibt es ein Denkmal, das an die Mörtelweiber und Ziegelschupferinnen erinnert, die Ende des 19. Jahrhundert bis nach der Jahrhundertwende für die Errichtung der Gemeindebauten schwerste körperliche Arbeit für einen Hungerlohn geleistet haben.

Als Zuträgerinnen („Zuaracherinnen“) verdienten diese Frauen zwar ihr eigenes Geld, aber viel war das nicht. Laut Kollektivvertrag aus dem Jahr 1932 bekam eine Mörtelfrau in der Stunde 0,88 Schilling und damit ein Drittel weniger als ein Mann für die gleiche Arbeit. (Quelle: https://burgenland.orf.at/v2/tv/stories/2632067/index.html).

In München (und gewiss auch in anderen Städten) war das nicht anders:
„1900: Der durchschnittliche Stundenlohn für eine Speisträgerin, ein sogenanntes Mörtelweib, liegt bei 22 Pfennige. Ein männlicher Mörtelträger erhält für die gleiche Arbeit 50 Pfennige in der Stunde. Die Mörtelweiber arbeiten im Akkord und bilden zu je Zweien eine Partie, die in einer Trage den Mörtel, auch Speis genannt, zu den Maurern hinaufbringen. Besonders in den Bauboom-Jahren vor der Jahrhundertwende sind die Mörtelweiber in ihren dicken, unförmigen und langen Röcken, ihren kalkzerfressenen Blusen und den straff gebundenen Kopftüchern, aus dem Münchner Stadtbild nicht wegzudenken. Den robusten und anspruchslosen Frauen und Mädchen, die für Hungerlöhne Fronarbeit leisten, ist der Aufbau Münchens in der Gründerzeit zu verdanken. Der Arbeitstag dieser Frauen beginnt um sechs Uhr früh; dabei befindet sich die Baustelle oft in der entgegengesetzten Richtung, irgendwo in Schwabing oder in Nymphenburg, was erstmals einen - zum Teil - mehrstündigen Fußmarsch - schon vor Arbeitsbeginn – bedeutet.“ (Quelle: https://hartbrunner.de/stadtfuehrungen/l_geschichte.php?fuehrung=17)
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr beeindruckend! Dergleichen war mir nicht bekannt-eigentlich kaum zu glauben! Ich bin eher mit Geschichten von den "Trümmerfrauen"
aufgewachsen, nach dem 2. Weltkrieg. - Der Opa meines Mannes war Zementeur, später Maurer. Er mußte als Junge auch auf einem Tragebrett
Ziegel hochschleppen und Mörtel/Zement anrühren und zu den Maurern schaffen - vielleicht eimerweise? Leider verstarb er früh und
ich habe keine authentischen Berichte. -
Mein Opa war Lokführer, bis dahin auch ein harter Weg (Dampflok). Er begann als Hilfsheizer, das hieß zunächst nur Kohlen schaufeln! Auch er
verstarb früh. -
Ich bin wirklich froh u. dankbar, dass ich länger die Schule besuchen durfte u. meinen Beruf frei wählen.
Viele Grüße von Ulrike
 
Hallo Ulrike,
bzgl Trümmerfrauen. Ich vermute mal, du bist mit den ähnlichen Geschichten, die mir erzählt wurden, aufgewachsen...

In dem Bild der Trümmerfrau, das wir in unserer Vorstellung und auch in unserem Kollektivgedächtnis haben, sehen wir Frauen, die in der Nachkriegszeit freiwillig und selbstlos zupackend, lediglich mit ihren bloßen Händen Stahlträger, Mauerreste und Balken aus den zerbombten Ruinen tragen, den Schutt in kleinen Kübeln von Frau zu Frau weiterreichend und dabei schwer beladene Wagen nur mit ihrer eigenen Körperkraft ziehen: Fotos von jungen, hübschen Frauen, die fröhlich lachend (und geschminkt!) die Schutthaufen in den zerstörten Städten Stein für Stein wegräumen.

Doch das ist alles nur Propaganda, die mit Fotos geschickt inszeniert wurde. Diese Propaganda wirkt und funktioniert auch heute noch. Es gab damals regelrechte Medienkampagnen, um für die Beteiligung von Frauen an der Trümmerräumung zu werben. Diese Bilder wurden und werden auch heute noch unhinterfragt übernommen.

Bereits während des Krieges mussten die ständig neu entstandenen und anwachsenden Trümmermassen regelmäßig beseitigt werden, für diese Zwangsarbeit wurden vor allem Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge verpflichtet.

Nach dem Krieg waren es vor allem professionelle Firmen mit entsprechend schwerem Gerät (große Baumaschinen) und Fachkräften, die die Trümmerräumung bewältigten. In Wien wurden die Aufräumarbeiten von den Alliierten durchgeführt, die dazu teilweise die Wiener Bevölkerung in die Pflicht nahmen, wobei der freiwillige Beitrag der Bevölkerung sich tatsächlich nur auf das Melden von Schäden oder die Beaufsichtigung von Arbeitskommandos beschränkte. Bei diesen Aufräumarbeiten handelte es sich um eine höchst stigmatisierte Aufgabe, denn die sogenannten Trümmerfrauen verrichteten defintiiv nicht freiwillig Schwerstarbeit, sondern wurden als verurteilte ehemalige Nationalsozialistinnen zu dieser Strafarbeit gezwungen.

Das bekannte Klischee der "Trümmerfrauen" wurde erst später in der DDR konstruiert, dabei entstand eine durchwegs unterschiedliche Mythenbildung in Ost und West: In Berlin und der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland wurden Frauen, die 'anpacken', in einer Medienkampagne hochstilisiert. Dieser verklärte Diskurs schwappte erst in den 60er Jahren nach Österreich herüber, wo sie als identitätsstiftendes Element in den 60er- und 70er-Jahren auftauchen, zum Beispiel in Schulbüchern: In Österreich hat die glorifizierende Darstellung der "Trümmerfrauen", die mit der Realität absolut nichts zu tun haben, erst in den 1960er-Jahren eingesetzt.

Das Klischee der selbstlos und motiviert anpackenden "Trümmerfrau" war und ist also ein fixer Bestandteil des Bildrepertoires der deutschen und österreichischen Nachkriegszeit – denn wie bereits geschrieben: Ein Großteil des Schutts wurde professionell von Maschinen beseitigt. Jene Frauen, die damals Trümmer wegräumten, waren keine Heldinnen des Wiederaufbaus, sondern durchwegs ehemalige Nazi-Funktionärinnen, die von den Alliierten zum Arbeitseinsatz zwangsverpflichtet wurden.

Die deutsche Historikerin Leonie Treber kam nach vielen Jahren der Forschung zu einem Ergebnis, das auch heute viele Menschen überrascht und zuweilen sehr empört. Ihren Forschungen zufolge ist es ein Mythos, dass vor allem die "Trümmerfrauen" nach dem Zweiten Weltkrieg die zerbombten Städte aufgeräumt und hergerichtet hätten. Der Nachweis bzw. die Akten zu rund 6000 NationalsozialistInnen, darunter knapp 2500 Frauen, die nach Kriegsende mangels Freiwilliger zu den Aufräumarbeiten zwangsverpflichtet worden waren, befinden sich im Wiener Stadt- und Landesarchiv. Die Auswertung dieser Dokumente belegt zweifelsfrei, dass - abgesehen von den beauftragten Professionisten - an der Schutträumung nahezu ausschließlich zwangsverpflichtete NationalsozialistInnen beteiligt waren.

Der Mythos der selbstlos anpackenden, starken und tapferen "Trümmerfrau" hat sich also durch historisch belegte Fakten erledigt. Diese Legende negiert nicht nur die wahren Opfer, sondern entlastet auch ehemalige Nationalsozialistinnen.

Verwendete Quellen und zum Lesen und Weitervertiefen in dieses Thema:
https://www.deutschlandfunkkultur.d...-wie-der-wiederaufbau-berlins-begann-100.html
https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/nachkriegszeit/truemmerfrauen-114.html
https://www.br.de/radio/bayern2/sen...hichte/truemmerfrauen-nachkriegszeit-104.html
https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/mythos-truemmerfrau/
https://www.derstandard.at/story/20...auen-sind-ein-mythos-zur-geschichtsklitterung
https://www.sueddeutsche.de/politik...-den-truemmerfrauen-mythos-praegten-1.2250207
 
Hallo Dolasilla, wieder ein beeindruckender Beitrag von dir, vielen Dank! - Erst gestern im Fernsehen ein Beitrag über den Berliner Zoo
und den Wiederaufbau Berlins, genau dies von dir genannte Klischee der Trümmerfrauen, filmisch festgehalten, wurde unter anderem
darin gezeigt. - Ich habe mal gelesen, Freiwillige wurden angeworben-auch Männer-die allerdings bezahlt wurden. Trotzdem wollten
nicht viele diese Arbeit machen. - Vor kurzem las ich den authentischen Bericht einer jungen Frau aus dieser Zeit, obwohl sie die völlig
zerstörte nahe Großstadt kannte beklagte sie sich über Einquartierung. -
Viele Grüße von Ulrike
 
Ulrike, vielen Dank für die Blumen :)

Um zum ursprünglichen Thema ("Untergegangene Berufe") zurückzukommen, erinnere ich hiermit an den Beruf der
Trambahnschienenritzenreinigerin:

Deren Aufgabe war es, die Rillenschienen und vor allem die Weichen der Straßenbahnen ständig zu reinigen. Das geschah mit einer speziellen Schaufel und/oder einem Besen, mit dem der in den Rillen täglich angesammelte Dreck entfernt wurde. Anschließend mussten die Rillen mit in Wasser aufgeschwemmtem Graphitpulver ausgegossen werden, damit ein reibungsloses Fahren der Straßenbahnen möglich war und auch, um das lästige und lärmige Quietschen zu unterbinden.

Anfang des 20.Jahrhunderts arbeiteten in München 24 Frauen als Trambahnschienenritzenreinigerin. Ihre Arbeitskleidung bestand aus einem grünen Hut; über ihren langen Röcken trugen die arbeitenden Frauen einen grün-grauen Mantel mit einer Arbeitsschürze. Aufgrund dieser wohl mehr als untauglichen Arbeitskleidung kam es dabei häufig zu Unfällen, bei denen die Frauen angefahren und verletzt wurden. Ich vermute, aufgrund der grün-grauen Kleidung (die wohl mehr einer Tarnfarbe gleicht) waren die Frauen für die Straßenbahnfahrer nur sehr schlecht zu sehen. Heutzutage tragen die Leute, die im Straßenbau arbeiten, Schutzkleidung in neon-orange, mit zusätzlich angebrachten reflektierenden Streifen, um nicht nur tagsüber, sondern auch abends und in der Nacht gut gesehen zu werden, damit sie nicht von Autos oder Straßenbahnen umgefahren zu werden.

In München verschwand der Beruf der Trambahnschienenritzenreinigerin um 1935. Seit damals erledigen selbstfahrende Maschinen, sogenannte „Schienenreinigungsfahrzeuge“, diese wichtige und notwendige Arbeit. In Wien starb dieser Beruf einige Jahre später, so um 1950, aus.

In München gibt es an der Hausfassade Einsteinstraße/Seeriederstraße 1 eine Steinfigur, die eine Trambahnschienenritzenreinigerin darstellt.

Die berühmte Theater- und Volksschauspielerin Ida Schumacher (1894-1956) setzte mit ihrem Stück „Trambahnschienenritzenreinigungsdame“ diesem anstrengenden und offensichtlich auch sehr gefährlichen Beruf ein komödiantisches Denkmal. Am Münchner Viktualienmarkt erinnert der 1977 errichtete Ida-Schumacher-Brunnen an die legendäre und unvergessliche bayerische Schauspielerin, die für ihren trockenen Humor, ihren Wortwitz und ihre Schlagfertigkeit bekannt und dafür auch überaus beliebt war.

Ein Foto dieses Brunnes von 2008 gibt es hier von mir: https://www.sagen.info/forum/media/ida-schumacher-brunnen-am-viktualienmarkt-in-münchen.67111/
 
Eine derzeit wenig beachtete Tätigkeit ist das Wassertragen.
Wassertragen ist eine ursprüngliche Kulturtätigkeit, in der ganzen Welt seit Beginn aller Kulturen verbreitet.
In unserer Region bis zu den 1950er Jahren überlebensnotwendig, in vielen weiteren Regionen nach wie vor täglich notwendig.

Ein Bekannter von mir hat zum Wassertragen das Standardwerk verfasst:

Andreas Rauchegger, Der Homo aquamportans, Wasserträger, Wasserverkäufer, Wasserschenker.
Ein Beitrag zur historischen Trink- und Nutzwasserversorgung im europäischen Kulturraum.
Innsbruck 2014.

Die Tätigkeit des Wassertragens wurde primär Frauen und Mädchen auferlegt:



In der SAGEN.at-Fotogalerie finden sich durchaus einige historische Fotos, auf denen man oft nur im Hintergrund, Tätigkeiten zur Wasserversorgung erkennen kann.
Manche Wasserträger galten in ihrer jeweiligen Region auch als Orginale: in Hamburg etwa Johann Wilhelm Bentz, der unter dem Spottnamen "Hummel" bis heute bekannt ist.

Die meisten Wasserträger in unserer Region sind jedoch historisch unerwähnt geblieben. In diesem Zusammenhang muss in unserer Region auch auf die Bedeutung der Abwasserregelung hingewiesen werden, die ununterbrochen servisiert werden muss, da auch ohne diese ein Überleben unmöglich wäre.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich erinnere mich an Abbildungen- Kacheln in Delfter Blau - mit Personen in malerischer Holländer Tracht, Holzpantinen, die Männer oft noch mit
einer Pfeife im Mund-über die Schultern das "Joch" mit 2 Eimern (wie auf dem Foto von Wolfgang). Dies ließ gar nicht an die Schwere der Arbeit
denken. Oft auch Filme aus Afrika, wie malerisch sahen die Frauen aus, die Krüge auf dem Kopf balancierten und weite Wege zum Wasserholen hatten. Heute tragen sie schon Kanister aus Plastik, nicht weniger schwer. Es gab auch Berichte, dass Kinder/Mädchen zum Wasserholen an den Fluß
geschickt werden- mehrmals am Tag-und Opfer von Krokodilen/ Raubtieren wurden. Wir sollten nicht vergessen, wenn wir den Wasserkran aufdrehen-oft auch
zugleich warmes WAsser- wie gut wir es haben! -Ulrike
 
Wie ist hier die Meinung?
Kennen jüngere Leute den Begriff Rauchwaren und den Beruf des Kürschners nicht mehr? Ich kannte eine gelernte Pelznäherin.
Im Märchen "Allerleirauh" steckt der Begriff (Rauch-, heute rau ohne -h/glaube ich, bei neuer Rechtschreibung) -
Denkt die Jugend bei Rauchwaren an rauchen/ Tabakwaren? -Ulrike
 
Ich muss ehrlich sagen, dass ich jetzt googeln musste um die Bedeutung des Wortes "Rauchwaren" oder "Rauwaren" zu erfahren :)
Dürfte heute wirklich kaum noch geläufig sein.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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