Ich zitiere zur Definition des Dengelstockes das Grammatisch-kritische Wörterbuch von Johann Christoph Adelung, 1793–1801:
"Dêngeln, verb. reg. act. welches nur in der Landwirthschaft üblich ist, hämmern, doch nur von dem Schärfen der Sicheln und Sensen durch das Hämmern. Daher der Dengelhammer, ein dazu dienlicher Hammer; der Dengelstock, der dazu nöthige Amboß; das Dengelzeug, die dazu erforderlichen Werkzeuge.
Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort tengeln. Es kann füglich das Frequentativum von dehnen seyn, weil dieses Schärfen wirklich vermittelst der Ausdehnung des Stahles an der Schneide geschiehet. Allein da daenga im Schwedischen, und deingia im Isländischen, schlagen bedeuten, so kann man es noch besser als ein Frequentativum von diesem Worte ansehen. Die Niedersächsischen Landleute gebrauchen statt dessen das Zeitwort haaren. In einigen Gegenden ist einen Ochsen dengeln so viel als ihn schneiden, castriren."
Zur Ergänzung Otto Lueger, Lexikon der gesamten Technik, 1904-1920:
Dengeln (Tangeln), das Scharfhämmern der aus sehr zähem Stahl bestehenden Sensen (s.d.) auf einem kleinen Amboß, dem Dengelstock.
Die Sense wird hierbei an einem schwingenden Stock (Dengelgeschirr) aufgehängt, so daß sie leicht über den gewöhnlich in einen Holzblock eingeschlagenen Amboß geführt werden kann. Dem Hämmern folgt das Nachschärfen durch einen Wetzstein oder das mit Schmirgel überzogene Streichholz. (Dalchow).
Zur Ergänzung noch von mir von Bauern gehörtes:
der Dengelstock wurde trotz des vergleichsweise hohen Wertes während der Heuernte nicht täglich am Abend nach Hause genommen, sondern in der Wiese sozusagen versteckt. Er war etwa in der Qualität und Ausstattung auch ein Instrument in der Hierarchie zwischen Bauern und Knecht.
Das gegenseitige Beschädigen der Sensen, Verstecken des Dengelstockes etc. war auch eine praktizierte Methode der Rache oder Hierarchiefeststellung. Vgl. dazu die ausführlichen Schilderungen in Franz Innerhofer's autobiographischem Roman "Schöne Tage" (1974) bzw dessen exzellente Verfilmung von Fritz Lehner (1981), in dem wohl die jemals am eindringlichst verfilmten Szenen alpiner Heuernte dargestellt sind.
Wolfgang (
SAGEN.at)