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Alte Worte

DANKE - das ist ja immer das Spannendste: was dahinter steckt. Der Sprache nachlauschen und schauen, woher die Ausdrücke kommen.
Wenn man weiß, wovon man spricht, muss man auch nichts über den Kamm kehren ;).
 
Elfies schönes Bild des Prangers von Groß Gerungs brachte mich auf das Wort "Bisgurn".
Dabei handelt es sich um eine Frau mit extrem scharfen Mundwerk. Das Wort stammt, wie ich recherchierte, vom mittelhochdeutschen "bizgurra" (=bissige Stute) ab. Das aus dem ahd. stammende Wort "gure" bedeutet Stute.
In letzter Zeit habe ich des Öfteren das "neusprech"-Wort "stutenbissig" gehört, wenn zwei Frauen einander verbal attackieren, sich also "ofäun" (anfaulen).
 
lieber harry, für dieses wort habe ich die patenschaft übernommen und versprochen, es so oft wie möglich auszusprechen, es gibt da einen mann in amstetten, der vom aussterben bedrohte mundart- wörter auf eine "rote liste" gesetzt hat und da kann man sich ein wort aussuchen und dafür die patenschaft übernehmen und dafür muss man es im alltag oft aussprechen. :-)

OISO DU BISGUADN: :heuldoch:

alles liebe, sonja
 
Herrlich - also den Spagat von der Bissgurn zur Stutenbissigkeit hätte ich nie vermutet!
Da gibts ja noch einen Neusprech zum ähnlichen Thema - nicht grad scharfzähnig, sondern mehr affektiert und leicht beleidigt: zickig, Zickenkrieg. Hat das wirklich mit den mir so sympatischen Ziegen zu tun? Abgesehen davon, dass Bissgurn meine Favoritin ist ;).
 
zwei begriffe, einen kenne ich aus oberösterreich, den anderen aus niederösterreich, beide meinen das selbe:

WOASAL- (ängstlicher Mensch in Niederösterreich)
HOSALA- (ängstlicher Mensch in Oberösterreich)

alles liebe, sonja
 
ahja und da fällt mir schon das nächste ein. ein wort, das gerne für menschen verwendet wird, die nörgeln und ständig am rumspinnen sind, denen immer irgendwas nicht passt, so richtige miesepeter, die immer finster dreinschauen:

GRANTSCHERBM

zum "nachttopf" haben wir allerdings auch "SCHERBM" gesagt, also ob das irgendwie zusammenhängt kann ich nicht sagen. ;-)
 
Hab letztens in Kärnten ein mir unbekanntes Wort für ein wenig Kranksein gehört: tschaupat
Das dürfte aber auch in Kärnten schon nicht mehr sehr bekannt sein oder häufig verwendet werden.
 
Nie gehört, schön, dass es sich erhalten hat. Hier hieß früher der Schnupfen "Schdrauka".
Ein Bettler war ein "Fechta", "ofechtn" war: jemand etwas abbetteln.
 
Obizahra - Hinunterzieher
Heute ein Schimpfwort für einen Arbeitsscheuen; früher ein Schwerarbeiter:
Er soll einmal beim Sägen (mit der Hand) der unten Stehende gewesen sein, der die schwerere Arbeit verrichtete, da er ins Holz sägen musste. Der oben Stehende zog die Säge leer wieder hoch.
far.a
 
Obizahra - Hinunterzieher
Heute ein Schimpfwort für einen Arbeitsscheuen; früher ein Schwerarbeiter:
Er soll einmal beim Sägen (mit der Hand) der unten Stehende gewesen sein, der die schwerere Arbeit verrichtete, da er ins Holz sägen musste. Der oben Stehende zog die Säge leer wieder hoch.
far.a

Das kann ich so nicht stehen lassen

Der "Obizahrer" war bevor die mechanischen Gattersägen aufgekommen ist der der die Säge hinuntergezogen hat - was an und für sich zwar die leichtere Arbeit war aber dafür die viel dreckigere - weil ihm dem Untenstehenden ja die Sägespäne ins Gesicht gefallen sind - wobei auch das hochziehen der Säge sehr anstrengend war

das ist fürs bessere Vorstellungsvermögen ne Gattersäge
 

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Ich finde beide Erklärungen sehr interessant, erstens weil sich der Obezahrer inzwischen - als Ausdruck - ja ins Gegenteil verkehrt hat, und außerdem war ich immer der Meinung, dass beim Ziehen JEDER der beiden die gleiche Kraft anwendet. Dabei hatte ich vielleicht nur ans Schneiden in der Horizontalen gedacht. Nur: die Stellung der Sägezähne im Bild deutet schon drauf hin, dass man die Kraft im Hinuntersägen braucht, oder irre ich mich??
 
Das kann ich so nicht stehen lassen

Der "Obizahrer" war bevor die mechanischen Gattersägen aufgekommen ist der der die Säge hinuntergezogen hat - was an und für sich zwar die leichtere Arbeit war aber dafür die viel dreckigere - weil ihm dem Untenstehenden ja die Sägespäne ins Gesicht gefallen sind - wobei auch das hochziehen der Säge sehr anstrengend war

das ist fürs bessere Vorstellungsvermögen ne Gattersäge

Ich bin dennoch der Meinung, dass das Sägen des Obizahrers schwerer war als das Anheben des Sägeblattes - oder irre ich mich tatsächlich. Vielleicht gibt es noch einen Zeugen, der es selbst erlebt hat!
far.a
 
Normal heißt der was oben steht "Aufschneider" und der unten steht "Obizarer".
Beim Bretterschneider verwendeten sie eine "Zugsäge". Diese Säge hatte Zacken die auf beiden Seiten eine Schneit hatten. Also diese Säge schneidet hin und her oder beim Bretterschneiden auf und ab. Es hatten also alle beide zu Tun. Nur der Untere hatte eben mehr Scharten zu "Schlucken". Solche Zugsägen werden auch heute noch bei Holzknechtswettbewerbe verwendet oder bei Festen zum "Holzradln oba schneid`n."
 
Ich schließe mich an - ich versteh's jetzt auch nicht mehr.

Es wäre fein, wenn jemand die Begriffe anhand der angefügten Bilder der Rahmensäge erläutern könnte.

Der Kupferstich der Rahmensäge stammt aus Roemer Visschewrs Sinnepoppen, Amsterdam 1614.

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Eine Rahmensäge hab ich noch nie gesehen: auf dem Kupferstich sieht es aus, als wäre der Rahmen die Führung, damit der Schnitt gerade wird. Das dauert aber, bis die durch das Bloch durch sind!!!
 
Der Rahmen dient zur Stabilisierung der Säge um das Sägeblatt zu spannen. So kann die Säge nicht abknicken. Der Schnitt wird dadurch gerade. Die Griffe sind zum Ziehen mit beiden Händen.
Auf der Zugsäge (Zug kommt vom Ziehen) befinden sich Zacken die sich beim Ziehen der Säge in das Holz eindringen und so der Schnitt entsteht. Das selbe geschieht wenn der Zweite die Säge zurück zieht. Wenn die Zacken scharf genug sind dringt die Säge beim hin und her ziehen ohne Druck ins Holz. Natürlich ist es ohne Erfahrung eine Schwerarbeit. Da braucht es ein gut eingespieltes Team.
 
ich hab so eine rahmensäge von meinem opa geerbt, die hab ich zu hause. wenns detailfotos wollts, hol ich sie gerne raus und fotografiere. :-)
 
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