Ich möchte noch ein interessantes Beispiel zu dieser Diskussion bringen:
Die Ethnologin Frau Dr. Birgit Huber bringt an der Universität Innsbruck in der wissenschaftlichen Ausbildung zur Europäischen Ethnologie im kommenden Semester (ab 7. März 2013) die Lehrveranstaltung: "Kulturelle Grenzziehungen und Differenzierungen: Spirituelle Orte". An diesem Beispiel kann man auch als Laie recht gut erkennen, wie auch in der wissenschaftlichen Ausbildung eine Begegnung und Analyse mit dem Bereich Esoterik erfolgt.
Frau Dr. Birgit Huber definiert "Spirituelle Orte" wie folgt:
"Im Seminar werden die Ausgestaltungen, die Funktion, die Imaginationen und die Praktiken der Aneignung spiritueller Orte durch unterschiedliche Trägergruppen und Milieus analysiert. Feldforschung wird anhand der gemeinsamen Begehung eines spirituellen Ortes und des Besuchs von Räumlichkeiten eines spirituellen Anbieters, kombiniert mit einem Interview, eingeübt.
Heilige Orte sind zentral für alle Weltreligionen. Auch Landschaftsmerkmale wie Berge, Haine, Wälder und Gewässer, einzelne Quellen oder Bäume können als heilig verehrt werden. In zahlreichen Publikationen (wie etwa „Kraftorte der Alpen“) werden in den letzten Jahren Reiserouten zu „Kraftorten“ zusammengestellt, denen eine positive psychische Wirkung im Sinne einer Beruhigung, Stärkung oder Bewusstseinserweiterung zugeschrieben wird. Alle heiligen und spirituellen Orte werden als Orte mit einer eigenständigen, besonderen Kraft imaginiert und erfahren. Im Seminar werden die Ausgestaltungen, die Funktion, die Imaginationen und die Praktiken der Aneignung spiritueller Orte durch unterschiedliche Trägergruppen und Milieus analysiert. Teil dessen ist die gemeinsame Begehung eines spirituellen Ortes in der Nähe von Innsbruck, der über einen Religionswechsel hinaus erhalten blieb.
Eine weitere europäisch-ethnologische Herangehensweise an das Thema „spirituelle Orte“ ist die Analyse von Orten, an denen sich spirituelle Anbieter niedergelassen haben und praktizieren. Nicht der spirituelle Gehalt einzelner Örtlichkeiten oder die religiöse Interpretation des städtischen und ländlichen Raumes sind dabei Forschungsgegenstand, sondern die Raumaneignung durch Veranstaltungen religiöser und spiritueller Gruppen. Die Angebote reichen über die Neubelebung christlicher spiritueller Traditionen (z.B. in Klöstern) über Traditionen aus dem Hinduismus und Buddhismus (z.B. Yoga, ZEN) und deren synkretistische Kombinationen bis hin zu Freizeit- und Therapieangeboten der New Age-Szene. Eine entsprechende Örtlichkeit wird im Seminar in Form einer kleinen gemeinsamen Feldforschung besucht."
Quelle: Kulturelle Grenzziehungen und Differenzierungen: Spirituelle Orte
Wolfgang (
SAGEN.at)