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KAUFMANN - Wer erinnert sich?

Nun gibt es erst mal wieder Stollen!
Wahnsinn, dass gewissermaßen Weihnachten schon wieder vor der Tür steht
-oder. Viele Grüße von Ulrike
Auch ich erinnere mich an eine Zeit, da Weihnachten erst ab November vor der Tür stand ... In meinem nächstgelegener Supermarkt steht seit gestern ein Stand mit Weihnachtsgebäck! :smi_ersch Nur für die Kleiderläden ist Weihnachten noch fern – die haben erstmal Trachtenmode ausgestellt: Oktoberfest-Saison! :D
 
Ich möchte auf folgenden Dokumentarfilm auf dem ethnologischen Filmportal Tirolerland.tv zum Thema aufmerksam machen:

DAS LADELE – Über das allmähliche Verschwinden einer liebgewonnenen Einrichtung

Die Autoren Franz J. Haller und Peter Lloyd führen in dieser einzigartigen Dokumentation in die besondere Welt der alten Gemischtwarenhandlungen, wo man vom Magenzucker zur Mausefalle, vom Stoff zur Wurstsemmel und vom Obst bis zum Bindfaden alles Erdenkliche in vertrauter Umgebung erstehen konnte.

Doch moderne Handelsketten und Markets nagen unterdessen unaufhaltsam am Fortbestehen der alten Dorf-Ladelen, mit denen mittlerweile kaum mehr als das nackte Existenzminimum zu erwirtschaften ist. Die Drehorte sind über ganz Südtirol verstreut.

Arbeitskreis Visuelle Dokumentation Tiroler Volkskultur I- 39010 – Gargazon / Meran,Feldweg 2 a
© 2003 / © 2009

Ein berührender Film, wirklich sehenswert.

Tirolerland.tv ist das erste Südtiroler Internet Portal zu Themen aus Volkskunde, Kultur- und Zeitgeschichte ist vollkommen unabhängig und orientiert sich am Grundsatz der freien Dokumentation und des freien Journalismus.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich kenn nur Magenbitter ;) - aber ich freu mich aufs Anschauen, das Bild ist schon sehr vielversprechend!
 
Mir fiel noch ein; in unserem "Tante Emma" Laden - sie hieß allerdings Maria -
gab es auch Nähseide in allen Farben. Sie lag in einem wunderbaren Holzkasten
- vielleicht hat hier jemand ein entsprechendes Foto? -Ulrike
 
Eines unserer Kaufhäuser im Ort war relativ groß und doch ein Tante-Emma-Laden von daher, dass es eben alles zu kaufen gab. Da war die rechte Seite für die "Gemischtwaren", also Lebensmittel, Waschmittel, alles Mögliche und auf der linken Seite war die "Stoffabteilung" mit den Stoffballen, auch Bekleidung, aber eher weniger. In dieser Zeit wurde sehr viel selbst genäht,das war im Vergleich noch billiger, bzw. die Kleider zu heutigen Preisen wesentlich teurer.

Ganz hinten war die Eisenabteilung. Das ergänzte dann die Tatsache, dass es nichts gab, was es nicht gab ;).

Und in dieser Stoffabteilung war auch eine Stellage mit unzähligen Holzlädchen, teils waren außen die Innereien angezeigt mit bestimmten Knopfarten, oder eben beschriftet. Und so ein Lädchen wurde dann herausgezogen und die richtige Nähseide gesucht.

Aber eigentlich war es in den beiden anderen Läden genau so, nur platzmäßig eben sehr komprimiert.
 
Auch bei uns in der inneren Stadt von Linz gab es Greissler.
Der uns am nächsten gelegene hieß zuerst Putzl dann Kern.

Er war für uns Kinder die Anlaufstelle unser kärgliches Taschengeld
(Ich erinnere mich an die horrende Steigerung von 1 - 5 Schilling von meinem
6 - 11 Lebensjahr) in ein Eis umzusetzen.

Ansonsten wurden dort nur die Sachen des täglichen Gebrauchs eingekauft.
Hausbrot und Milch.
Das Hausbrot war in den frühen 70er-jahren noch preisgestützt und
Milch weit weniger lang haltbar als heute.

Ich kann aber eine Erinnerung an Milchschläuche nicht nachvollziehen.
Bei uns gab es Milch in großen braunen Glasflaschen, die mit einem
Alufoliendeckel verschossen waren.
Meine Mutter machte immer zwei Löcher in den Deckel, was dann aussah wie
eine Schweineschnauze.
Die Tetrapaks die dann aufkamen wurden lange verachtet, erst recht
nach dem Desaster in der Fernsehsendung "Wir".



Ansonsten kaufte meine Mutter am Südbahnhof Obst und Gemüse,
(es gab eine Eierfrau und einen Kartoffelmann und an die alte Großmutter,
die neben ihrem Sauerkrautfass saß, erinnere ich mich ganz besonders gern)
die Wurst wurde in der "Ersten Linzer Wurstfabrik" und das Fleisch , beim Fleischhauer gekauft.

Es muss noch vor 1975 gewesen sein als der erste "Hofer" am Schillerpark in
Linz eröffnete. - Eine Sensation!
Von da an begann die Zeit der Monatseinkäufe mit dem Auto.
Eine oder auch zwei Personen konnten gar nicht alles zu Fuß nach Hause schleppen, was da in den Einkaufswagen passte.

Die Schaufenster der Greisslerei in der Eisenhandstraße sind schon lange zugemauert.
 
Wenn ich als Kind von meiner Oma hörte, es habe Läden gegeben, in denen es "alles" gab, hielt ich das für eine Einrichtung in grauer Vorzeit. :D Von so einem Laden "bei uns im Dorf" erzählte sie, aber auch vom "Tietz" (Administrator: Link existiert nicht mehr.) in Köln, einem Geschäft, das ein ganzes Haus umfaßte. Da ich (1938 geboren) oft von Dingen hörte, die ich nicht kannte, die es aber angeblich "vor dem Krieg" gegeben hatte, hielt ich das für tiefste Vergangenheit. (Manches davon habe ich auch nicht geglaubt.) Vorstellen konnte ich es mir nicht; in unserer Kleinstadt waren die Geschäfte schon spezialisiert: Bäcker, Metzger, Fischladen, Papiergeschäft, Drogerie, Haushaltswaren, Schuhgeschäft, Kleidergeschäft, usw. Es schien mir selbstverständlich, daß man beim Einkaufen von einem Laden zu anderen gehen mußte.

Mit zehn Jahren dagegen wurde ich zu Verwandten in ein hessisches Dorf geschickt. Die Verwandten betrieben den einzigen Laden im Dorf. Er schien mir recht groß, und offenbar gab es da wirklich alles. Wenn man reinkam, war links die Lebensmittelabteilung; geradeaus gab es z.B. Seife, Nähgarn, Zopfspangen, allerlei Bänder, etwas weiter rechts waren die flachen Stoffballen gestapelt, und je weiter man nach rechts kam, desto unverständlicher waren mir die Dinge, die es dort gab: Werkzeuge, Eisenwaren ... nur an Gummistiefel, Harken und Spaten erinnere ich mich aus diesem Teil des Ladens, den ich gewöhnlich keines Blickes würdigte. Meine Tante schien ständig ein hölzernes Treppchen hier- und dahin zu schieben und raufzuklettern, weil die oberen Regale anders gar nicht zu erreichen waren. Ich ging nicht gern in den Laden, er war so dunkel – dunkles Holz, schlechte Beleuchtung, die großen Schaufenster hatten zum Laden hin geschlossene Rückwände, nur durch die Ladentür kam Tageslicht ins Innere. Auch schien mir alles furchtbar vollgestopft. So sahen die Geschäfte, die ich kannte, nicht aus. ;)

Der Laden wurde irgendwann in den 70er Jahren geschlossen; die Besitzer waren alt, hatten keine Kinder, und vermutlich gab es inzwischen auch schon einen Supermarkt mit Parkplatz am Dorfrand. Vor etwa 10 Jahren hat eine junge Frau die alten Ladenräume "reaktiviert" – sie hat ein Café darin eingerichtet. Es war wohl eine Eintagsfliege; heute gibt es im Internet keinen Hinweis mehr darauf.

@ Ulrike: In diesem Laden stand, direkt der Tür gegenüber, auch der Schubladenkasten mit Gütermann-Nähseiden auf der Theke. Im Internet gibt es noch viele Kästen dieser Art; ein Link lohnt nicht, weil es fast alles zeitlich befristete ebay-Angebote sind, aber wenn du "Gütermann Nähseide Kasten" (oder "Schrank") googelst, findest du eine reiche Auswahl davon. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss mein ALLES von meinem obigen Eintrag einschränken: handwerkliche Erzeugnisse (außer eben Schneiderwaren) waren dort nicht zu bekommen, dafür gab es den Bäcker 2x, den Fleischhauer 2x und den Schuster.
Obwohl es ein Geschäft gab, das auch Schuhe hatte, aber da war ich so selten, dass mir das Innere nicht mehr geläufig ist. Das große Geschäft und dieses waren Namensvettern und man unterschied sie durch "Schuster-Königsberger".
 
Milch weit weniger lang haltbar als heute.

Ich kann aber eine Erinnerung an Milchschläuche nicht nachvollziehen.
Bei uns gab es Milch in großen braunen Glasflaschen, die mit einem
Alufoliendeckel verschossen waren.
Meine Mutter machte immer zwei Löcher in den Deckel, was dann aussah wie
eine Schweineschnauze.
Die Tetrapaks die dann aufkamen wurden lange verachtet, erst recht
nach dem Desaster in der Fernsehsendung "Wir".

Wir hatten im Ort auch sehr lange ein Milchgeschäft, auch als es schon die "Packerlmilch" in Geschäften gab.
Im Milchgeschäft gab es sie später schon abgefüllt, eben in brauenen Flaschen, die leere brachte man zurück, oder offen. Da wurde sie zuerst mit dem Milchmaß aus der Molkerei-Kanne geschöpft, später ragte eine verchromte Säule mit einem Hahn und einem Hebel aus dem Verkaufstisch, da konnte man auch die Menge einstellen. Als das neu war, wurde viel gestaunt und die Milchfrau musste immer wieder vorführen, wie das Ding unter dem Tisch mit der Kanne verbunden war.

Ja, die Milch hielt weniger lang und wenn sie sauer war, konnte man sie als solche genau so verwenden und genießen, wie eben jetzt die Sauermilch.
Die "Frischmilch" ist jetzt pasteurisiert, homogenisiert und was weiß noch isiert und wenn das länger frisch auch endlich mal vorbei ist, fault sie.

Die Antwort auf den Kampf mit der Verpackung war mal ein wieder verschließbarer Ausguss, den man einstach, es gab auch am Beginn des Plastikzeitalters eine "Beutelmilch" mit zugehörigem Plastikgefäß, wohinein man den Beutel stellte, zu öffnen war der nur mit Schere und dort wie da war eine mehr oder weniger große Milchschwemme vorprogrammiert.
 
... es gab auch am Beginn des Plastikzeitalters eine "Beutelmilch" mit zugehörigem Plastikgefäß, wohinein man den Beutel stellte, zu öffnen war der nur mit Schere und dort wie da war eine mehr oder weniger große Milchschwemme vorprogrammiert.
O Gott, ja, die Beutelmilch! :smi_ersch Ich glaube, um damit ohne Überschwemmung fertigzuwerden, mußte man schon einen Spezialkurs in einer Haushaltsschule mitgemacht haben. :smi_augen Und die blauen Behälter, in die man den Milchsack stellte, gab es keineswegs von Anfang an – die kamen erst einige Zeit nachdem den Herstellern zu Ohren gekommen war, daß niemand mit den Beuteln zurecht kam.

Die Tetrapak-Ära begann mit Milchpackungen, die tatsächlich Tetraederform hatten. Wir bekamen Schulmilch (bzw. -kakao) in dieser Form, dazu einen Trinkhalm. Ob die Päckchen schon ein leicht einstechbares Loch für den Halm hatten, wie man es heute kennt, weiß ich nicht. Ich habe die vage Erinnerung, daß die Frau, die uns diese Dinger in der Pause austeilte, mit irgendwas reinstach.

Zur Zeit dieser Schulmilch kauften wir die Milch für den Haushalt noch im Milchgeschäft, über das ich hier schon mal ein paar Zeilen geschrieben habe.
 
Ich bin als Kind ab dem 5. Lebensjahr in Wien im 20. Bezirk in der Kluckygasse aufgewachsen und im Haus hatten wir im Erdgeschoß an der Ecke einen Greissler. Einem damals schon alten Ehepaar namens Bischitzky, wenn ich mich recht erinnere, gehörte die Greisslerei. Sie hatten im 1. Stock, so wie auch wir, eine Wohnung. Marginal kann ich mich noch daran erinnern, dass mich meine Mutter einmal runtergeschickt hatte, um Mohn zu holen und dieser in einer Mühle mit einem großen Rad dann gleich gemahlen wurde.
Nachdem Fr. Bischitzky gestorben war, wurde die Greisslerei aufgelassen und mit ihm ging es dann auch recht schnell. Eine Begegnung von damals habe ich noch bildlich in Erinnerung, als Hr. Bischitzky mit einem weiß emaillierten Lavoir um die Ecke kam, das voll von Urin war, um es in einem der Klos, welche sich außerhalb der Wohnungen befanden, zu entleeren. Klos mussten wir damals teilen und das Wasser von der Bassena am Gang holen. Tja so waren damals die Zeiten.
 
Ich erinnere mich, wie unser Lebensmittelgeschäft in Nürnberg seinen Laden modernisierte, vielleicht 1955/56. Es war ein mittelgroßer Laden – Tür und zwei Schaufenster breit und nicht sehr tief, mit viel Obst und Gemüse, Getränken, dazu die sonst üblichen Lebensmittel.

Die Modernisierung bestand in der Anschaffung einiger Einkaufswagen (die damals wesentlich kleiner waren als heute), und die Kasse rückte in die Nähe der Tür. Es war sehr irritierend, daß man sich alles selbst aus den Regalen nehmen sollte; jeder war überzeugt, da würde nun massenhaft geklaut. :D Obwohl die alte Theke jetzt weg war, schien der Laden enger geworden zu sein – jedenfalls schepperte es dauernd, wenn wieder mal zwei Wagen sich anrempelten. Möglich, daß sich der Raum wirklich nicht für einen Selbstbedienungsladen eignete; man war aber auch nicht wie heute gewöhnt, ordentlich im Kreis entgegen dem Uhrzeigersinn zu gehen. Jedenfalls – die Neuerung wurde allgemein mißbilligt, und ich weiß von einigen Leuten, daß sie das Geschäft danach (zumindest erstmal) gemieden haben. :(
 
In meiner Straße gab es tatsächlich auf einer Seite 3 Läden, jeweils nur
einige Häuser Abstand, obwohl alles noch sehr ländlich. Der mittlere war
ursprünglich ein Milchhändler, mauserte sich zum REWE Selbstbedienungsladen.
Da das Haus Eigentum, wurde häufig umgebaut, angebaut und erweitert.
Dieses Geschäft hielt sich auch am längsten. Wöchentlich kam ein großer
Bäckerwagen (umfunktionierter VW-Bus), und der "Eiermann" ein örtlicher
Bauer. Beim Bauern wurden auch Einkellerungskartoffeln bestellt. Fast alle
Anwohner hatten noch große Gärten, teilweise auch Kleinvieh (Hühner und
Kaninchen). Eigentlich verwunderlich, dass alle Geschäfte liefen! Für Karfreitag
bestellte man Fisch im REWE, dort gab es auch immer z.B. leckeren Fleischsalat,
denn praktischerweise hatte ein Schwager eine Fleischerei und belieferte.
Später gab es noch einen großen begehbaren Verkaufswagen , der fast alles
an Bord hatte! Blumen bekommt man im Geschäft am nahen Friedhof,
obwohl die großen Gartencenter schwere Konkurrenz geworden sind, vor
allem, da man dort auch Kaffee trinken kann, Kinderspielecke und was weiß
ich noch ... Ulrike
 
Später gab es noch einen großen begehbaren Verkaufswagen , der fast alles
an Bord hatte!
Du erinnerst mich an etwas, das ich lange vergessen hatte: Als wir Ende 1968 von München an den Stadtrand Aachen zogen, in eine Reihenhaus-Straßenschleife, von wo es weit war zum nächsten Lebensmittelgeschäft (ein Auto hatten wir noch nicht), kam zweimal in der Woche so ein LKW, der "alles" hatte. Der Fahrer läutete mit einer großen Glocke, und alle Hausfrauen versammelten sich um den Wagen. Selbst begehen konnte man ihn nicht, der Fahrer holte alles heraus und reichte es der ersten in der Warteschlange, dann kam die nächste dran ... Da meine Tochter noch zu klein war, um den Weg zum nächsten Lebensmittelladen zu laufen, und es in fast jedem Haus Kleinkinder gab, war das eine wunderbare Einrichtung, die sich aber nur etwa ein Jahr lang gehalten hat. Was mir auch neu war, daß in aller Herrgottsfrühe ein Bäcker Brötchen brachte: Wo eine Plastiktüte an der Türklinke hing, legte er die bestellte Anzahl Brötchen hinein.
 
Brötchenservice gab es bei uns auch mal kurz, ich glaube, bevor es an der
Tankstelle und am Kiosk ebenfalls Brötchen gab. In der Innenstadt haben
wir viele Bäckerei-Cafes, außerhalb sieht es da schon anders aus. Wir kaufen
jetzt auch Aufbackbrötchen. -Ulrike
 
Noch etwas zu alten Buchhandlungen: dort waren Bücher häufig in Pergament-
papier eingepackt oder in einem Schuber aus einfacher Pappe, um den Einband
zu schützen. Später kam das Einschweißen in Folie! -
Preisschilder waren früher mit der Hand geschrieben, der Kaufmann schrieb
morgens mit weißer Farbe besondere Angebote an die Schaufensterscheibe.
Man lehrte auch in der Ausbildung extra" Plakatschrift". -Ulrike
 
Bei uns war lange ein "Tante Emma" Laden in der Altstadt (Fachwerkhaus),
heuer ist dort ein gemütliches Cafe. Unter Denkmalschutz gestellt wurde
übrigens die alte Einrichtung, d.h. die wunderschönen alten Regale und die
Schubladenschränke mit den alten Schildern. -Ulrike
 
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