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KAUFMANN - Wer erinnert sich?

Hallo Ulrike,

auch ich stand vor einigen Jahren ratlos vor dieser Bezeichnung. Und ich kam wirklich nicht von allein darauf, obwohl ich mich in der Küche befand. Ein "Kelomat" ist ein "Schnellkochtopf", benannt nach der ersten führenden Marke die einen solchen in Österreich hergestellt/verkauft hat.

Viele Grüße

Berit
 
Der Kelomat ist ein Hersteller von Druck-Kochtöpfen.
Der Name der dieser Firma ist in Österreich zum Synonym für für das Gerät selbst geworden.
Jetzt war Berit eine Nasenlänge voraus ... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Und ein "Kelomat" ist eine Art "Heiligtum" in der österreichischen Küche!

Im Haushalt meiner Eltern wird der "Kelomat" aus den 1950er Jahren immer noch in höchsten Ehren gehalten.

Dieser funktioniert eben nach über 50 Jahren immer noch, obwohl ich ihnen einmal das Konkurrenz-Produkt eines deutschen Herstellers geschenkt habe. Dieses war schon nach ein paar Monaten defekt... :)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Und zum "Kelomat" noch eine Ergänzung zum traditionellen österreichischen Kochgeschirr:

Meine frühesten Kindheitserinnerungen in Bezug auf jegliche österreichische Küchenausstattung ist das so genannte "Riess-Häferl". Das hatten alle Ur-Ur-Ur-Tanten und sonstigen Verwandten und Bekannten und ist meines Wissens bis heute ein Standard der österreichischen Küche.

Das "Riess-Häferl" ist mit der/dem Österreicher/in fast schon genetisch verbunden :)

Diese Verbundenheit kommt daher, dass das "Riess-Häferl" schon seit dem Mittelalter (!) in Österreich produziert wird und bis vielleicht in die 1970er Jahre immer das gleiche Aussehen hatte:
Es handelt sich um Metall-Kochgeschirr, welches in der Innenseite dunkelblau emailiert und auf der Aussenseite dunkelbraun emailiert war. In jeder Küche gab es diese braunen Töpfe, bei den "besseren" Küchen waren die Töpfe verräumt, aber dort gab es Halter für die braunen Kochtopfdeckel.

Unlängst hat mir jemand erzählt, die "Riess-Häferl" gibt es heute in allen Farben, was hier egal ist. Ich werde bei nächster Gelegenheit ein Foto dieser österreichischen Kochkultur oder Erinnerungskultur versuchen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Solch Emaillegeschirr ist in der alpenländischen Küchentradition nicht wegzudenken - "Riess-Häferl" sagt mir aber überhaupt nix!!!
In Südtirol ist solch Geschirr außen weiß und innen blau und wird heute z.B. in Polen produziert und der Kaufpreis ist gar nicht so billig, wie man meinen sollte....
Durch den Gebrauch bekommt das Geschirr seine "individuelle Note", sprich "Macken", Dellen und Kratzer. Im übrigen hat(te) jeder in einem Haushalt seine eigene Schale, Teller und Besteck und nur davon wurde gegessen.

Berit
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Informationen! Einen Schnellkochtopf besitzen wir auch
(unten ganz hinten im Schrank). Mein Mann (!) benutzt ihn eigentlich nur noch
wenn er ein Suppenhuhn auskocht. Der Topf ist aus Edelstahl und mir zu
schwer, außerdem "ängstigt "mich das Überdruckventil, d.h. alleine hantiere
ich nicht gerne mit diesem wohl inzwischen auch über 30 Jahre altem
Behältnis. Überhaupt "schlummert " so manches im Schrank!
Viele grüße von Ulrike!
 
Hallo, Leute!
Bei Kelomat und Riess-G'schirr muss ich mich einfach melden - schließlich hat beides Wurzeln in Oberösterreich bzw. Niederösterreich:
Riess ist eine Firma in Ybbsitz/Niederösterreich, die über 450 Jahre Eisernes Geschirr, später Emaillewaren produzierte (Geschirr, Schilder und Plaketten gehören unter anderem zum Warenspektrum). Den Firmennamen erhielt sie durch Einheirat eines Herrn "Riess" aus der "Eisenstadt Steyr" ...
2001 kam die Marke "Kelomat" der Trauner (Oberösterreich) Firma Gruber & Kaja ebenfalls zu Riess und diese war somit im Besitz der einzigen (!) Geschirrfabrikation in ganz Österreich!
Soweit ich von einer Führung her weiß, ist unser Wappenadler des Bundespräsidenten-Autos ein Emailleprodukt der Firma Riess ....

Bekannte und noch heute benutzte Riess-Geschirre sind der Milchtopf, der ein Überfließen der Milch verhindert (doppelter Boden, im Zwischenraum wird Wasser eingefüllt, das die Wärme an die Milch abgibt) und der Kartoffelkocher (ebenfalls doppelter Boden, dessen oberer ein Lochsieb bildet; das eingefüllte Wasser kocht, der Dampf erhitzt die Kartoffeln wesentlich schonender, weil ein "auslaugen" durch das Wasser verhindert wird!).

In meinem eigenen Haushalt habe ich Riess-Geschirr weiß emailliert mit blauen Tupfen ... ;-) Foto folgt! Besonders beliebt das "kleine Schnabel-Reindl" = kleine Stielpfanne mit Ausgußkerbe .... für schnelles Wärmen von Kleinigkeiten!

Hungrige Grüße
Norbert
 
Ich glaube, ich habe auch Riess-Geschirr. Bis dato kannte ich diesen Namen allerdings auch nicht - für mich war das einfach immer Emaille-Geschirr.

Oder gibts da einen Unterschied? Also, ist Riess-Geschirr was anderes/besseres als normales Emaille-Geschirr?

Ich kauf diese Dinger immer auf Flohmärkten und so ein Schnabeldings (hellblau), ähnlich wie Norbert es beschrieben hat, hab ich auch ;)

Meine allerneueste Erwerbung ist ein Durchschlag (weiß mit ein paar Scharten), das ist aktuell mein Lieblingsstück :) , verwende ich fast täglich und ist zudem viel hübscher als das schiache Plastikzeugs!

LG,
Dolasilla
 
Für manche Speisen ist für mich in der Küche so ein altes Geschirr unabdingbar. Ich habe etwa eine alte Rein (= Kochtopf) aus dünnem Eisenguss und blau emailiert. Wenn ich einen Reindling backe, dann verwende ich nur diese.
Das hat schlicht und einfach physikalische Gründe: Das dunlke Material absorbiert die Hitze, während der glänzende Edelstahl eines modernen Geschirrs reflektiert. Zudem wird die Wärme durch das dickere Material durch Wärmeleitung schön verteilt.
Das alles war meiner Großmutter, von der ich die Rein habe, herzlich egal. Sie meinte nur, dass dieses Geschirr die Wärme "bessser aufnimmt" ;)

Das gleiche gilt übrigens auch für eine alte Gugelhupfform aus glasiertem Ton, die ich heute noch gerne verwende. Die Alten wussten schon, welche Materialien sie verwenden!

Anm: Gugelhupf = Napfkuchen
 
ich bin jahrgang 1970, und die geschichte von siegi fasziniert mich. dabei denke ich eben an meine oma. die hatte die passena auch nur am gang, und die waschküche im hof. wc ebenfalls am gang. meine tante hatte sogar bis mitte der 80er (1984) kein wasser in der wohnung. sie hatte das am gang, und musste das immer mit der emaille kanne in die wohnung tragen.

ich weiss nicht woran das liegt, mich faszinieren solche dinge auch die technik der 50er..oder früher.. wenn ich ins technische museum gehe in wien.. also da schwelge ich immer.
also sorry, wenn ich die "alte zeit" verkläre...:smiley_da

die alten strassenbahnen und so die in wien fuhren habens mir angetan,,
 
Ich glaube diese schwabbeligen Plastiktüten wurden bei uns "Schläuche"
genannt. So eine hellblaue" Halterung "gab es jedenfalls dazu (beim Erstkauf
umsonst?). Werde mich nochmal umhören - vielleicht erinnert sich jemand
genauer! Ulrike

diese Schläuche kenne ich aus meiner Kinderzeit in den 70ern auch noch aus den ersten Supermärkten-in München kam diese Milch von der Molkerei/den Milchwerken "Deller"
Es gab dazu ein ovales Ausgussgefäss aus Kunststoff,etwa 3/4 so hoch wie ein Tetrapack ,das an der Oberkante nach hinten abfallend leicht abgeschrägt war.
Zeitgleich existierte auch Milch in Tetras und in Kunststofflaschen, deren oberes Ende zum Verschluss flach verschweisst war und deren unteres Ende mich immer an ein Kuheuter erinnerte-diese kamen vom Hersteller"Hanselmann",der diese Milch auch als 0,25l Dreieckstüte(eine dreiseitige Pyramide in blau-rot gehalten,an derer einen seite man ein kleines Schutzpapier entfernen musste,um den Trinkhalm einzustechen)anbot.Diese wurden auch von "Sunkist" für Fruchtsäfte benutzt.
 
An diese Milchschläuche kann ich mich auch sehr gut erinnern, vorallem weil es für mich als Kind gar nicht leicht war mit diesen Dingern umzugehen....

Berit
 
"Sunkist" war wirklich Kult! - Es gibt viele "Verpackungen", bei denen ich
Schwierigkeiten habe, an den Inhalt zu Kommen. Meist die sog. Kinder-
sicherungen. Da hilft unsere Enkelin (5 Jahre) mir aus! Es wird wenig an ältere
Menschen gedacht, auch die Beschriftung in einer" Ameisenminischrift" ist eine
Beleidigung. - Für Karfreitag wurde früher bei unserer "Tante Emma" Fisch
vorbestellt. Fast alle Kunden nahmen Rotbarschfilet (wurde paniert u. gebraten).
Dazu gab es Salzkartoffeln und Salat. Dieser Tag ist der hohe evangelische
(stille) Feiertag! Wie sieht es andernorts damit aus? - Frohe Ostern wünscht
Ulrike
 
ein foto vom opponitzer bäckerladen- der noch alles hat- so wie früher. da hab ich als kind schon meine schuljause gekauft. :)))
(Administrator: Link existiert nicht mehr.)
 
Großartig :daumen:, auch ein Lob den Opponitzern, dass sie dort genügend kaufen um den Laden überleben zu lassen und nicht wegen ein paar Euro Ersparnis (wovon dann sowieso ein Mehrfaches in den Tank fließt) in einen Großmarkt fahren.
Die Tageszeitungen auf der Budel, die vielen frischen Salzstangerln - hmmm - ich wünsch ihm, dass er sich noch lange halten kann.
 
naja, ich muss zugeben, da man dort nicht alles bekommt, was man so braucht, fahre ich ZUSÄTZLICH einmal die woche zum großeinkauf nach waidhofen. aber so unter der woche kauf ich dort immer frühstück, zeitung, butter, milch, joghurt, sowas halt...
 
Sehr interessant ist das Inventar eines Kramerladens im Jahr 1742 bei Kiens (Chienes) im Pustertal, Südtirol, Italien:

Dr. Josef Röd hat in Kiens ein Inventar vom Jahre 1742 gefunden und im Volksboten - Jahr 1937 Nr. 42 - veröffentlicht. Eine Unmenge Waren führte der Handelsmann im Kramerladen im Oberdorf zu Kiens, die man heute zum
Teil gar nicht mehr kennt. Der Krämer wird auch als „Weinschreiber“ betitelt.

Einen Einblick in ein solches Geschäft gibt uns obgenanntes Inventar vom Jahre 1742.

Da finden wir zunächst verschiedene Geräte, die in der Hauswirtschaft notwendig sind, wie z.B. Tirtelradeln, hölzerne und „gelbe“ Löffel, Messer und Gabeln, „keatene“ Häfen, Flaschen, Kannen, Salzbüchsel, „Ölkösselen“ und Zinnzeug, das nicht näher beschrieben ist. Auch hölzerne „Pittriche“ bekam man zu kaufen, mit denen man noch heute (1937) das Trinkwasser bei Tisch und bei der Arbeit herumreichte. Zu Beleuchtungszwecken dienten weiße und gelbe Wachskerzen, Leinöl, blecherne Ampeln, Laternen und verschiedene Sorten von Dochten.

Für den landwirtschaftlichen Bedarf gab es Kuhketten, Heu und „Tumgabeln“ ( Dunggabeln), Reit- und Ackerhauen, Schrothacken, Wasserkratzen, Walhauen und Holzklammern. Der Jäger konnte seinen Bedarf an Pulver und Schrott eindecken. Der Zimmermann bekam doppelte und halbe Nägel und der Schmied Scharnägel zum Beschlagen der Pferde. Zum Sprengen der Steine erhielt man „ Steinpulver“. Den Mäusen rückte man mit „Mauspulver“ zu Leibe.

An Heilmitteln gab es Alaun, Senfblätter, Theriak und Gaffer ( Kampfer). Für Schleckermäuler gab es „Zuckergondl“ (Kandiszucker), „Zuckerwerch“, „Zuckerbreatlan“, Feigen, Zibeben und Weinbeerlen. Auch der gewöhnliche
Kochzucker fehlte nicht.

An Gewürzen hielt man folgende feil: Pfeffer, Lorbeer, Muskatnuß, Safran, Gewürznagelen, Anis, überzogener Anis, Fenchel und natürlich auch gewöhnliches Salz. Auch ein Vorrat an Kienruß war vorhanden, der wohl zum Färben gedient haben mag.

Die „Mauldrommel“ war das einzige Musikinstrument, das der Krämer am Lager hatte. Man kannte sie noch um die vorige Jahrhundertwende in unseren Dörfern. Sie bestand aus einem starken Eisendraht, der lyraförmig gebogen war, in dessen Mitte eine Stahlfeder angelötet war. Man hielt die Drahtenden mit den Zähnen und ließ die Stahlfeder mit dem Finger schwingen.

Sehr umfangreich war verhältnismäßig der Warenvorrat, der zu Bekleidungszwecken diente. Es gab alle möglichen Arten von Tuchen, als da sind: Rupfen, Leinen, Kärner Leinen, Wiffling, Flanell, „Lantler“ Leinen, das seinen Namen wohl vom „Lande“, d.h. vom Süden, hatte. Ferner erhielt man Köllisch (wohl Stoffe aus Köln), Iglauer, Semiglauer (aus Iglau in Mähren, einst eine bekannte Tuchweberstadt), ferner Gratl, Cartln und Plüsch. Zu den kostbaren Stoffen gehörten Karmesin (die Elle zu einem Gulden 50 Kreuzer) und Kapirol, das heute niemand mehr kennt. Es sind noch eine Reihe von anderen Stoffen aufgezeichnet, deren Namen heute nicht mehr bekannt sind, so z.B. Kardius, Schey, Quinet, Wurschet, Gumb, Ehrlinger, Gäf und Mor.

Für den Aufputz der Kleider verwendete man Bänder, Spitzen, „Röbelen“, eine Art Rüschen, Galun, grüner Stoff zum Einfassen, Krausenflor, Koppen (Litzen) und rote und grüne „Anfänge“. Zum Nähen benützte man Näh- und Steppseide und „Fladseide“. Als Kopfbedeckung trug man „Haller Kappen“, die ihren Namen wohl von der Stadt Hall hatten, und Hauben. Für den Antlaßtag hielt man Kränzlzeug feil. Für die Fußbekleidung diente ein großer Vorrat an Strümpfen und Socken. So gab es Karmesin-Strümpfe, schwarze, rote Münchner Strümpfe. Zur Erzeugung der Schuhe verwendete man gefärbtes Leder. Auch Schuhwerkzeuge, Kneipe und „Triakgarn“ (Eintraggarn) konnte der Schuster erstehen.

Um die Hände vor Kälte zu schützen, waren „Doppelhandschuhe“ da. Natürlich fehlten nicht die schön gestickten „Faschen“, wie sie noch unsere Großväter trugen. In größeren Mengen vorhanden waren Weinstein, Vitriol, Schwefel, weiße Kreide, „Lergeth“ (Terpentin) und Seife.

Was Colfuni war, ist unbekannt, vielleicht bezeichnete man damit Kolophonium, da damals das Geigenspiel auch auf dem Lande sehr viel betrieben wurde. Am Kirchenchor in Kiens gab es nach einem Inventar aus dem Jahre 1755 37 Streich- und Blasinstrumente. Dann war auch Weihrauch erhältlich, der wohl bei Todesfällen zum Ausräuchern der Wohnungen verwendet wurde. An Metallen waren Messing, Blei und Eisen vorrätig. Gewogen wurde die Ware mit einer „Schnöllwaage“, die eine große und ein kleine Seite besaß.

Der Wert des gesamten Warenlagers ist auf 870 Gulden 46 Kreuzer geschätzt worden.

Quelle: Dorfblatt Gemeinde Kiens, 23. Jahrgang, Nr.01/2012, März 2012.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Und ein Dorfladen in den Fünfziger Jahren vorigen Jahrhunderts, was gab es da?

Gemischtwarenhandlung stand wohl über jedem Dorfladen, und wahrlich, hier war alles gemischt. Mußte doch auf kleinstem Raum alles untergebracht werden, was im täglichen Leben gebraucht wurde: Vom Kaffee fürs Frühstück
bis zum Musmehl fürs Abendessen, von der Haarnadel bis zur Schuhlitze, von der Malerfarbe bis zu den Schusternägeln, vom Schurzstoff bis zur Wäscheseide, vom Kampfer bis zum Rizinusöl, vom Regenschirm bis zum Strohhut, von den Samentüten im Frühjahr bis zu den Wollstrümpfen im Winter. Das Öffnen der Tür löste zumeist das Klingeln einer Glocke aus und kündete Kundschaft an. Schon beim Eintreten stieg ein gemischter Duft in die Nase, denn die meisten Waren gab es nicht abgepackt, sondern sie mussten beim Verkauf abgewogen oder gemessen werden. Fremde Düfte, wie Zimt und Gewürznelken, mischten sich mit Petroleum- und Waschmittelgeruch, manchmal auch überlagert vom starken Geruch eines überreifen Graukäses. Die Waren wurden in Schubladen, Dosen, einige in Gläser aufbewahrt.

Es musste nicht alles sichtbar und einladend aufgestellt werden, denn die Kunden kauften, was sie brauchten, im Gegensatz zu heute, wo man kauft, was man sieht.

Der Vorgänger der Kühltheke war eine Glasglocke, unter der Parmesan, Mortadella, Schnittkäse und manchmal Salami aufbewahrt wurden. Es gab auch keine Aufschnittmaschine, mit dem Messer wurde die Wurst in „dünne“
Scheiben geschnitten. In der Fastenzeit wurden für einige Feinschmecker Anguilotten (marinierte Aale) angeboten und Stockfisch, der für „Gröstl“ verwendet wurde. Gleich daneben stand ein weißer Block Schweinefett von dem nach Bedarf herunter geschnitten wurde, als preisgünstiges Backfett.

Kinder drückten ihre Nasen platt an den Gläsern mit dem süßen Inhalt: „Himbeerzuckerlein“ (färbten Zunge und Lippen wunderbar rot), Zitronen- und Orangenspalten, „Mognstöcklan und Minzenbreatlan“ und für besondere Anlässe cremegefüllte „Zuckerlan“, eingewickelt in buntes Glanzpapier. Dieses Glanzpapier wurde gesammelt, aufbewahrt und erinnerte noch lange an den seltenen Genuß oder an den edlen Spender.

Seltsame und eigenartige Namen hörte man, wenn Handwerker einkauften: Der Schuster bestellte Flügelnägel, Mausköpfe, Texnägel und Draggarn in verschiedenen Stärken. Der Schneider brauchte Futterseide, Taschenfutter,
Steifleinwand, Rosshaar, Filoforte und Knopflochseide. Der Maler hatte klingende Namen für seine Farben, Pompeijanischrot, Ultramarinblau, Ockergelb usw. Der Fuhrmann brauchte Bremsenöl für sein von den Insekten geplagtes
Pferd. Der Zimmermann benötigte einen Zimmerbleistift, der rechteckig war und eine besonders dicke Mine hatte und einen Zollspan. Der Bauer konnte Heu- und Mistgabeln kaufen, Schaufeln, Kuhketten und Sechserseile.
In der Adventszeit bekam der kleine Laden weihnachtlichen Glanz. Auf einem Tisch wurde Christbaumschmuck aus Glas aufgestellt: Kugeln, Glocken, Tannenzapfen, Vögel in verschiedenen Farben und Größen, bunte Christbaumkerzen, Sternspritzer und Silberfäden brachten Kinderaugen zum Leuchten. Puppen mit aufgemalten Gesichtern, kleine Holzpferde zum Nachziehen, Bauklötze und Kochgeschirr für Puppenmütter ließen Kinderträume wahr werden.

Gemischt und bescheiden war das gesamte Angebot. Und doch konnte man alles Notwendige hier finden, wenn man keine großen Ansprüche stellte.

Warenliste

A Aluminiumgeschirr, Anis, Ansichtskarten, Ata
B Backpulver, Bänder, Besen, Bleistifte, Bohnen, Bohnenkaffee, Borten, „Boxilan und Boxilemehl“, Briefpapier, Buchweizenmehl, Bürsten, Butterpapier
C Christbaumkerzen, Christbaumschmuck
D Dochte, Druckknöpfe,
E Einkochgläser, Eisengabeln, Emaillegeschirr, Erbsen, Erdnüsse, Essig, essigsaure Tonerde
F Farbstifte, Federn, Federstiele, Feigen, Feigenkaffee, Fenchel
G Germ, Gewürznelken, Gips, Glühlampen, Griffelschachteln, Grußkarten
H Haarnadeln, Haarnetze, Haarspangen, Haferflocken, Hanf, Haselnüsse, Hefte, Himbeersirup, Honig, Hüte
K Kakao, Kampfer, Käse, Kekse, Kerzen, Kleie, Klettenwurzelöl, Knopflochseide, Kochgeschirr, Kölnisch Wasser, Koriander, Kümmel
L Lebkuchen, Liköre
M Magenzucker, Maggi, Mais, Maisgrieß, Malerfarbe, Malzkaffee, Mandeln, Marmelade, Maykurtee, Mohn, Mortadella, Musmehl
N Nägel, Nähnadeln, Nähseide, Neugewürz, Nivea Creme, Nudeln, Nußöl, Nylonstrümpfe
O Orangensirup
P Paprika, Parmesankäse, Perlgarn, Persil, Petroleum, Pfannenreiber, Pfeffer, Pfeifen, Pinienkerne, Prozellangeschirr, Pragger, Punsch
R Regenschirm, Reis, Rizinusöl, Roggenmehl, Rosinen, Rum
S Salami, Salz, Samenöl, Sardinen, Schaufel, Schlinggarn, Schnaps, Schnupftabak, Schuhcreme, Schokoladepulver, Schuhfett, Schuhlitzen, Schultaschen, Schurzbänder, Schweinefett, Seidenbarchend, Sensen, Sgombri, Sidol, Spitzen, Steckkämme, Stoffe, Stofffarbe, Strohhüte
T Tabak, Taschenkämme und –Spiegel, Taschenmesser, Tee, Thunfisch, Toilettenseife, Tomatenmark
U Unterwäsche
V Vanillezucker, Varechina, Vaseline-Creme, Vogelfutter
W Wacholderbeeren, Walnüsse, Waschseife, Wassergläser, Weinbeeren, Weingläser, Weizenmehl, Wolle, Wollsocken, Wollstrümpfe, Würfelzucker, Wurst
Z Zahnbürsten, Zahnpasta, Zigaretten, Zigarettenpapier, Zigarren, Zimt, Zitronen, Zucker, Zündhölzer, Zwiebel, Zwirn, Zylinder für Petroleumlampen.

Quelle: Dorfblatt Gemeinde Kiens, 23. Jahrgang, Nr.01/2012, März 2012.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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