Vor 150 Jahren begann die Ära der Zeche Monopol im Krs. Unna (Kamen/Bergkamen), als 1. Schacht wurde Grillo I abgeteuft (sagt man so?)-
leider wurde schon 1973 reduziert u. 1983 die Förderung ganz eingestellt. Ein Fördergerüst steht noch als Industriedenkmal. Eine ganze Region
veränderte ihr "Gesicht". - Vorhin im Fernsehen: die Stadt Bottrop hat es geschafft von der Zechenstadt innerhalb 10 Jahren zur beispielhaft
"grünen" Region zu werden. - Dies alles in meiner Nähe (Ruhr/Westfalen).
Ich hatte das Glück, im Jahre 1998 im Rahmen einer Exkursion zum Bergbau im Ruhrgebiet in das damalige Verbundbergwerk Ost, zu dem damals die Zechen Monopol/Grimberg und Heinrich-Robert gehörten, über Schacht Robert in Hamm einzufahren. Der Besuch war in mehrfacher Hinsicht sehr interessant. In Erinnerung ist mir die Fahrt mit dem Förderkorb geblieben - und da das Gefühl, man führe genau in entgegengesetzter Richtung. Wie man sich täuschen kann... Auf der Sohle angekommen ging es erst einmal viele Kilometer mit der Grubenbahn weiter, danach noch eine ordentliche Strecke zu Fuß. Unvergessen da ein Streckenabschnitt, an dem uns der uns begleitende Steiger bat, möglichst nicht zu sprechen und zügig den Abschnitt zu begehen.
Vor Ort angekommen, galt es dann, die Arbeit des Kohlenhobels und des hydraulisch betriebenen Ausbaus zu beobachten. Das trockene Knacken des Hangenden, wenn also das über der Kohle anstehende Gestein - nachbricht, weil der Ausbau vorgefahren wurde, werde ich nie vergessen. Es war der Klang, wenn mal eben rund 1000 Meter Gestein nachbrechen.
Bemerkenswert auch: den Bergmann, der mit dem Drucklufthammer vor Ort tätig ist und die Kohle herausbricht, den gab es da, Ende der 1990er Jahre schon lange nicht mehr. Vor Ort waren 2, 3 Leute, die die Maschinen bedienten und den Betrieb überwachten, dazu dann Handwerker, v.a. Schlosser, Elektriker und Klempner, die die Maschinen warteten.
Aber: in Bergkamen/Hamm sah man noch Leute unter Tage. In der Anthrazit-Zeche in Ibbenbüren war das komplett anders. Das Bergwerk war schon 1998 vollkommen durchgitalisiert und -automatisiert. Der Steiger saß über Tage und bediente die Maschinen vor Ort vom Computer aus. Unter Tage sah man praktisch niemanden - außer ein paar Handwerkern. Überhaupt war die damals noch von der Preussag - der späteren TUI - betriebene Zeche in Ibbenbühren ein krasser Unterschied zu den Zechen im Ruhrgebiet. In Ibbenbühren gab es keine Grubenbahn untertage. Das Gebirge dort ließ es nicht zu. Die Strecken waren stark gewellt, es ging rauf und runter. Wer zum Abbauort musste, legte sich dort bäuchlings aufs Förderband und fuhr damit. Wenn man wen untertage traf, hieß es auch nicht "Glückauf!", sondern trocken-norddeutsch "Moin". Die in Ibbenbühren geförderte Kohle (hier: Anthrazit) verließ auch nicht das Werksgelände. Nach Aufbereitung und Wäsche landete sie im auf dem Gelände stehenden Kohlekraftwerk.
Meine Heimatstadt liegt zwischen Ruhrgebiet u. dem schönen
Sauerland, wobei ich sagen muß: das Ruhrgebiet (der" Pott") hat auch viele schöne Seiten. Die Stadt Dortmund soll fast 50% grüne Natur haben,
längst ist ihr Image: Kohle, Stahl, Bier - nicht mehr gültig. Demnächst werden Kinder nur noch im Museum 1 Stückchen Kohle anschauen können,
ich kenne aus meiner Kindheit noch einen Kohlenkeller, wir haben später einen" Partykeller" daraus gemacht. Was meine Großeltern wohl dazu sagen würden? - Viele Grüße von Ulrike
Der Kohlebergbau wird aber trotzdem das Ruhrgebiet noch für Jahrzehnte und Jahrhunderte prägen - auch wenn man das irgendwann nicht mehr mit bloßem Auge sehen kann. Ein schönes Beispiel dafür ist die Emscher. Durch den Kohleabbau ist das Gelände abgesunken, so dass die Emscher auf Dämmen durch ihre Niederung geführt werden muss. Immerhin hat man sie inzwischen renaturiert, sie ist nicht mehr die stinkende Köttel-Emscher, über die das ganze Schmutzwasser aus dem Ruhrgebiet zum Klärwerk an der Mündung in den Rhein transportiert wird.
Die Köttelemscher, noch vor ca. 50 Jahren der Inbegriff eines völlig kaputten, zerstörten Flusses, war letztendlich ein Kompromiss: indem man dort das Schmutzwasser sammelte und dann in Richtung Rhein leitete, blieb die Ruhr mit ihrer romantischen Niederung in einem relativ naturnahen Zustand. Das Ruhrtal war für mich schon in den 80ern die Überraschung im Ruhrgebiet selbst. Irgendwie hatte man nie auf dem Schirm, dass es direkt vor den Toren Essens so eine tolle Landschaft gibt. Und zwar auch zu einer Zeit, als noch Georg Kreisler ketzerisch-böse sang:
"Wo wird der Vierjahresplan erfüllt,
Alle vier Jahre sehen wir die Sonne?"