Ja Ulrike, bei euch setzt sich jetzt auch jene Entwicklung durch, die uns 1990 mit einem Schlag getroffen hat.
Mit dem Beitritt der DDR zur BRD (der Einigungsvertrag hätte besser Anschlussvertrag heißen sollen, siehe auch die offz. Seite (Admin: externer Link existiert nicht mehr) verschwand in 2 - 3 Jahren eine komplette Volkswirtschaft - ein riesiges Wachtums- und Konjukturpaket für die westdeutsche Wirtschaft. Schau dir als Beispiele nur VTA in Leipzig, SKET in Magdeburg, das Sachsenwerk in Dresden, die komplette Schiffbauindustrie an der Ostseeküste oder auch die DDR-Fischfang- und Handelsflotte an. Dazu kam ein Konsummarkt von ca. 16 Millionen Menschen.
Hunderttausende wurden plötzlich arbeitslos, ein Selbstbedienungsladen für die Westfirmen tat sich auf wie im Schlaraffenland - hochqualifizierte Arbeiter und Ingenieure gab es auf dem Silbertablett zum Nulltarif ohne einen Pfennig / Cent Ausbildungskosten. Dazu konnte man die Sozialleistungen rigoros zurückschrauben - die Konkurrenz in Form der sozialistischen Länder gab es ja nicht mehr. Die riesigen Geldtransferleistungen landeten zum Großteil auch in den Taschen westdeutscher Industriekonzerne, Leihbeamter etc. . Erinnerst du dich noch an den Begriff "Buschzulage"?
Von einigen Ausnahmen abgesehen (Dresden, Ostteile von Berlin sowie ehemalige "Zonenrandgebiete") ist Großindustrie weitgehend Mangelware und unsere Kinder und Enkelkinder wandern weiterhin ab. Ganze Regionen bleiben deindustrialisiert, allein hier im Umland die Sächs. Schweiz, Erzgebirge, Lausitz.
Neben all den positiven Dingen, wie dem Wegfall der militärischen Konfrontation im Herzen Europas, Reisefreiheit, Konjunkturpaketen für die Innenstädte etc. leider auch ein Fazit zum "20." - in den Reden der Politiker jedoch nicht präsent.
Ach ja: unsere Politiker sind auch nach 20 Jahren noch stolz darauf, dass wir hier 20 - 25% weniger als im Westen verdienen - bei gleichen Lebenshaltungskosten.
Dresdner