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Ich bin mir bei Gurk nicht sicher ob es zu den Wehrkirchen gezählt werden kann denn nicht jede Friedhofsmauer macht eine Anlage zur Wehrkirche

Wehrkirchen wurden vom einfachen Landvolk errichtet weil ihnen der Adel in dieser Zeit den Schutz versagt hat und sie nicht in die Burgen gelassen hat

Klöster aber waren dem Adel verbunden
 
Bezüglich Gurk möchte ich noch nachsetzen - Gurk als Klosteranlage war eine Befestigung sowohl gegen die Untertanen als auch gegen manch habgierigen Adeligen .

Um 1473 als die Türken erstmals in Kärnten einfielen litten die Bauern unter der rücksichtslosen Ausbeutung und willkürlichen Gerichtbarkeit der Grundherrn (Adel und Klöster )

Auf Grund dieser Spannungen haben die Grundherren die Untergebenen im Stich gelassen und nichts gegen die Türken unternommen

Wehrkirchen sind (bei uns ) bestehende KIRCHEN die von den Bauern zum Schutz gegen die Türken mit Wehrelementen adaptiert wurden ( was aber häufig unzureichend war )
 
Ich lese gerade das Buch " Kolumbus kam als Letzter " von Hans-Joachim Zillmer.
Ich zitiere daraus das Kapitel über die Wehrkirchen:

Wie in Europa wurden in Nordamerika die Ureinwohner durch eine systematische Landnahme enteignet, das Privateigentum durch die Einwanderer eingeführt und Staatsgründungen mit festgeschriebenen Grenzen vorgenommen. Die Situation in Mitteleuropa zwischen 1000 und 1300 kann mit der Situation in Nordamerika
zwischen 1600 und 1900 verglichen werden. Weder in Europa vor 1000 noch in Nordamerika vor 1600 gab es zentral regierende Herrschaftssysteme. Im Gegenteil, die Situation war auf beiden Kontinenten gleich: Es gab autonome Stämme und Sippen, die untereinander in ständigem Kontakt standen und in großflächig siedelnden Stammesverbänden verblüffend ähnliche Strukturen und Bauwerke beiderseits des Atlantiks schufen. In beiden Fällen handelt es sich um bisher nur unterschwellig erkannte Hochkulturen, die Fernhandel betrieben, hier von Indien bis Europa, dort von Kanada bis nach Mittelamerika oder sogar Südamerika.
In Mitteleuropa und Nordamerika wurden mit der systematischen Besiedlung zuerst befestigte Stützpunkte im Feindesland gegründet: hier Wehrkirchen und Burgen, dort Forts. Nicht die Bevölkerung wurde gegen Angriffe der blutrünstigen Wikinger geschützt, sondern die neuen Feudalherren mussten sich selbst gegen Übergriffe der Bevölkerung schützen. Die Funktion der Wehrklöster, Wehrkirchen und Burgen wurde folglich in der Vergangenheit falsch interpretiert. So wurden in der darauf folgenden Zeit Schritt für Schritt offiziell große Gebiete erschlossen, strukturiert und, im Rahmen einer systematischen Besiedlung, Städte geplant und gegründet sowie zwangsläufig einhergehend erstmals Privateigentum an Grund und Boden begründet.

Das ist eine interessante Variante über die Entstehung der Wehrkirchen.
 
Sorry guter Freund der Herr Zillmer hat leider von den Wehrkirchen in Österreich wenig Ahnung und wenn er noch sosehr mit Jahreszahlen herumwirft

Nach den blutigen Bauernkriegen in Österreich sind die von den Bauern zu Wehrkirchen ausgebauten Kirchen -Anlagen erst auf den Einfall der Türken 1473 zurückzuführen - die haben mit Bugen und Klöstern der Grundherren NICHTS gemeinsam (d.i Grafenbach -nahe Diex Knt )

in dieser Zeit bei uns von einer Hochkultur im Mittelalter zu sprechen find ich etwas vermessen - denn nach der Völkerwanderung hat es fast 1000 Jahre gedauert um einigermaßen wieder eine ähnlich hohe Kulturstufe zu erreichen
 

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Nach meinen Kenntnissen aus der Literatur zu Wehrkirchen (vor allem nach Karl Kafka) und auch im Sinne der Dokumentation von Johann Thome, Hamruden, möchte ich auch mit Sicherheit sagen, dass Wehrkirchen vor allem dem (Selbst-)Schutz der niederen Stände bzw. Bauern dienten.

Bezüglich Mittelalter als "Hochkultur": das wäre eine Diskussion bis zum Streiten :)
Das Mittelalter war aber mit Sicherheit nicht das Gegenteil einer Hochkultur!

Aber was war das Mittelalter in Mitteleuropa dann?

Mein Vorschlag wäre: eine Aufbruchszeit, ein zweiter (also neuerlicher) Versuch.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich habe eine für den oldenburg-ostfriesischen Raum typische Wehrkirche in meiner Galerie stehen - die Kirche von Reepsholt (Landkreis Friesland) mit ihrer markanten Turmruine. Ruinös wurde der Turm während einer Belagerung ihm Rahmen einer Häuptlingsfehde Ende des 15. Jahrhunderts. Dabei versuchten die Belagerer die im Turm sitzenden Verteidiger mit Feuer auszuräuchern, woraufhin der Turm einstürzte:
(Administrator: Bildformat wurde bei Systemwechsel nicht übernommen)

Ja - und dann hätte ich hier noch eine Wehrkirche - ebenfalls eine von der deutschen Nordseeküste:
(Administrator: Bildformat wurde bei Systemwechsel nicht übernommen)

Ich hatte sie wegen ihrer am Glockenturm angebrachten Neidköpfe im dazugehörigen Thread gepostet. Die St. Matthäus in Rodenkirchen (Landkreis Wesermarsch) hatte v.a. im Mittelalter nach dem Einbruch der Nordsee in das Gebiet des heutigen Jadebusens eine wichtige strategische Bedeutung. Die damals schon zu Oldenburg gehörenden Butjenter Friesen sowie die unter dem Schutz des dänischen Königs stehenden Grafen von Oldenburg betrieben in der Region Seeraub auf Hanseschiffe.
 
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