Ich scheue mich allerdings ein wenig die teilweise doch sehr verwunschenen Plätze einer größeren Öffentlichkeit preiszugeben, da ich fürchte, dass dies den Orten vielleicht schaden könnte.
Meine Meinung ist dazu etwas differenziert:
- Ich glaube, in den letzten Jahren hat sich der Umgang mit "Wissen" ganz grundlegend verändert. Dazu haben einerseits neue(re) Medien beigetragen, aber auch die gesellschaftlichen Strukturen haben dazu den Boden bereitet. Heute wird etwa auch in der Wissenschaft und in anderen Bereichen zunehmend mit halbwegs offenen Materialsammlungen gearbeitet - das sehe ich sehr positiv für die Gesellschaft. Durch die Fülle an angebotenem Material (vgl etwa www etc.) ist der Konsument mehr denn je darauf angewiesen, das auszufiltern bzw zu Lesen, was ihn wirklich interessiert. Ich betrachte es wünschenwert, wenn noch mehr Leser den Wert guter Texte (bzw Medien) der Volkskunde (Europäische Ethnologie) erkennen würden, hier gibt es nach meiner Meinung auch keine Inhalte zu "verheimlichen".
- Wie vielleicht schon mehrfach in diesem Forum angedeutet, beobachte ich (zu hiesigen Themen) insbesonders bei aktuellen Büchern im Buchhandel eigentlich keine inhaltlichen Neuigkeiten, dafür aber erschreckenden Schwachsinn im Sinne von Esoterik und ähnlicher Fabuliererei.
Im Sinne korrekter volkskundlicher Arbeit spricht natürlich nichts gegen exaktes Zitieren älterer Literatur, allerdings spricht alles gegen das freie Niederschreiben von Assoziationen...
- Ich glaube nicht, dass es in Mitteleuropa einen undokumentierten Quadratmeter Erdoberfläche gibt. Die verschiedenen Interessensgruppen haben unglaublich exakte Aufzeichnungen der Erdoberfläche, also Geographen, Geologen, Mineralogen, Energiewirtschaft, Versicherungen, Strassenbaufirmen etc. Ich hatte mehrfach Gelegenheit, einige der Karten zu sehen, die für die verschiedenen Tunnel in Tirol verwendet werden (etwa Brennerbasistunnel, Bahn-Umfahrung Innsbruck, Unterinntaltrasse etc). [Daher muss ich immer so herzlich lachen, wenn wieder ein Kollege sein neuestes GPS-Gerät vom Elektro-Supermarkt bringt. Das verhält sich etwa so, wie wenn man mit Lego-Steinen eine Armbanduhr bauen möchte.] Die Karten der oben angeführten Interessensgruppen sind auf wenige Zentimeter exakt und haben als GIS-Systeme neben jedem Gewässer ab Rinnsaal-Ausmassen natürlich jede denkbare Nebeninformation.
Also eine undokumentierte Wasserquelle zu finden, erachte ich als ausgeschlossen.
Bei den oben angesprochenen Baustellen wurden übrigens eine ganze Reihe natürlicher Heilquellen versiegelt und durch Anschlüsse aus dem normalen Wassernetz ersetzt, nur so nebenbei erwähnt...
- die volkskundliche Bedeutung von Heilquellen sollte in der regionalen volkskundlichen Literatur bis zu einem halbwegs guten Grad nachschlagbar sein. Hier setzt eher die Kunst an, zu wissen wo man nachschauen soll. Das ist keinesfalls trivial, aber im Grunde für jeden engagierten und ausdauernden Menschen machbar.
- ich glaube, dass mittelfristig, also in den nächsten Jahren und Jahrzehnten uns grosse Archive an Volltexten zur Verfügung stehen werden. Vielleicht so ähnlich, wie wir das in einem kleinen Bereich mit SAGEN.at schon seit ein paar Jahren machen? In den Bibliotheken stehen jedenfalls viele Regal-Kilometer zum Teil hervorragender Literatur, die uns nach heutigen "digitalen Vorstellungen" unerreichbar sind. (Etwa an der Uni Innsbruck auch physisch unerreichbar, da in Lagern) Mit den traurigen Mitteln die uns derzeit zur Verfügung stehen (und die wir dennoch euphorisch feiern), stehen uns nicht einmal die Inhaltsverzeichnisse von Zeitschriften oder die Titelliste von Sammelbänden (z. B. Festschriften etc), geschweige denn Inhaltsverzeichnisse zur Verfügung.
- also es gibt genug zu tun...
Wolfgang (
SAGEN.at)