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Was kann man essen?

Möchte hier noch einen Buchtipp geben, wahrscheinlich gibt es dieses Werk
für mittelalterliche Tafelfreuden aber nur noch im Antiquariat (habe es zur
Hochzeit geschenkt bekommen!): Wie man eyn teutsches Mannsbild bey
Kräfften hält, Die Küchengeheimnisse des Mittelalters von Hans.J.Fahrenkamp
wiederentdeckt. Kochbuchverlag Heimeran. Kurze Beschreibung:
Daz buch sagt von guter spise, von der Eehrlichen zimlichen unt erlaupten
Wolust des leibs, von suben gut, von fisch und Fastenspis, von wildpret,
von wilt und zahm Vögel, von gesoten unnd gepraten Fleysch, von salsen,
von künstlich ayrspis, von mancherley Gemüß (Mangold!), von brodt, nudl unnd
knödl, von gebachenes, von allerley specerey (Marzipan!), von trincken (Met!),
von Tisch und Zucht. Gar herrlich anzuschauen und zu lesen! Viele Grüße von
Ulrike
 
Hallo Leute!
Mir knurrt der Magen!
Was ich so weiß über Essen kurz in Telegrammstil:
Krähen und Elstern sind stark ungezieferbehaftet, daher "unappetitlich" - aber durchaus schmackhaft - ebenso wie Amseln oder Tauben; vor alten Exemplaren warne ich jedoch wegen der möglichen Zähigkeit!
Bisamratte, Katze, Hund oder Schlangen werden wohl ausschließlich wegen ihrer - noch dazu komplett unterschiedlichen - "Sympathiewerte" abgelehnt - aber alles ist schmackhaft (mein Vater aß in der Steiermark noch Hund und Katze ...)
Insekten, Engerlinge usw. sind unattraktiv, aber sehr nahrhaft - Naturvölker wissen das und schätzen die Proteine!

Fazit: Praktisch alles in vorigen Diskussionen angeführte Tierische ist eßbar, wenn man nur seine anerzogenen Gefühle in den Griff bekommen kann! Den Tierschutz oder die Tierliebe ins Feld zu führen geht nur solange, als man die Wahl hat etwas eßbares zu verweigern ... !!!

Zu einem Bisam oder Raben "Pfui" zu sagen, aber die allerdings fast keimfreien Tötungsstraßen von Hühnerfabriken gedanklich auszuklammern paßt für mich nicht zusammen!

Gruß aus dem Steyrtal
Norbert
 
@cerambyx:

J. H. Fabre, Ein Blick ins Käferleben (1910) 27ff.:

"Wie uns Plinius (XVII 220) berichtet, verfielen die... Römer seinerzeit darauf... sehr große, in den Eichenbäumen vorkommende Würmer, cossus genannt, zu verspeisen.
Was mögen das für Würmer gewesen sein? ...
So begab ich mich... in den Wald und fing an, in ein paar Stümpfe einzudringen. In den zunderartigen Schichten des Holzes wimmelt es von feisten Larven in der Dicke eines Daumens. sie sind von hübscher Elfenbeinfarbe und haben eine seidenweiche Haut, so daß sie, wenn das Vorurteil nicht wäre, sogar appetitanregend wirken könnten. denn jede dieser Larven sieht aus wie ein von frischer Butter strotzender, durchsichtiger Darm. Bei diesem Anblick kommt mir der Gedanke: das ist der cossus. Warum soll ich nicht das vielgerühmte Mahl versuchen?...
Da uns über die Art, wie die cossi zur Zeit der Caesaren zubereitet wurden, nichts überliefert ist, so wähle ich ein möglichst einfaches Verfahren. Auf kleine Spießchen gereiht, werden sie auf dem Rost einer heftigen Kohlenglut ausgesetzt. Eine Messerspitze Salz ist die einzige Zugabe. Der Braten bräunt sich, schrumpft ein wenig zusammen, und das Mahl ist fertig... Nach einstimmigem Gutachten ist der Braten saftig, weich und würzig...
Zu dem wenigen, was uns Plinius vom cossus erzählt, fügt er noch hinzu: 'Sie werden auch mit Mehl gemästet, um sie schmackhafter zu machen!' Dieses Rezept wollte mir gar nicht einleuchten... Doch zur sicheren Entscheidung machte ich die Probe und setzte ein paar Larven in ein Mehlgefäß. Plinius hatte recht. Die cossi gediehen in dem Mehl und ließen es sich schmecken... Ich erkannte nun in dem ausgekrochenen Käfer den Mulmbock, Ergates faber L."

Wahrscheinlich sind wir uns einig darüber, daß der Verzehr großer Bockkäfer nicht sinnvoll ist... :)

Schönen Nachmittag
D.F.
 
Hallo @D.F.!

Wenn statt Verzehr von Bockkäfern (Cerambycidae) VERNASCHEN gemeint wäre - warum nicht !?!?!?!

Euer CERAMBYX ;-)
 
Hier zum Vergleich die Rechnung für ein Gastmahl in der Gemeinde Axams, Tirol, datiert vom 23.,24., und 25. Juni 1780.
Es handelt sich um die Auslagen anläßlich der Kirchenweihe und der Firmung in Axams zur Verpflegung Sr. Hochfürstlichen Gnaden, 2 Capläne, H. E. Ceremon. 4 Bedienter und angekommener Gäste durch 3 Tage.

fl. kr.
Beim Stadtfischer bezahlt 8.37
Beim Stadtkoch 12.-
Den Sellrainer Fischern bezahlt 6.-
Stockfisch 1.10
Butter 10 Pfund à 13 kr. 2.10
Schmalz 9 Pfund à 15 kr. 2.15
Rahm und Milch (die Maaß=2 kr.) -.46
Zucker 3.-
Kaffee 2.20
Limoni und Pomeranzen 1.45
Eier 1.20
Frösche -.40
Grüne Erbsen -.30
Spargel 1.00
Öl (0.34) -.48
"Meel" -.46
Gewürze -.46
"Brod" 1.52
Federwild 2.24
Gemse 1.30
Kitz 1.24
10 Hühner 5.30
3 Hennen -.36
2 Enten -.44
Tauben -.48
Zungen -.24
Würsteln -.12
Rindfleisch das Pfund 6 kr. 1.14
Kalbfleisch 1.12
Kischen und andere Früchte 1.06
Wein 103 "Maaß" 13.30
Essig 6 Maaß 1.-
Bier 1.25
Kerzen von Wachs 1.12
detto v. Inslet 0.12
Holz 0.40
Träger und Botenlohn 1.18
Diverses -.30

Quelle: Egon Tschernikl, Ein Gastmahl in der alten Zeit, In: Tiroler Heimatblätter, 9. Jahrgang, Heft 10, Oktober 1931, S. 352 - 353.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
ist erstaunlich.. die preise.. man hat zwar keinen vergleich, weil man ja nicht weiss was wer verdiente damals.. aber ich denke das es horrende preise gewesen sein werden.

und: der kaffee ist so ziemlich das teuerste damals gewesen. gut war sicher nicht so verbreitet wie heute.
aber von der menge her,sicher das teuerste
 
Was kann man essen? Wahrscheinlich wirklich die unglaublichsten Dinge... Interessant finde ich dabei immer wieder, wie unterschiedlich verschiedene Kulturen und Zeiten mit bestimmten Nahrungsmitteln umgehen. BLUT- als Lebensmittel ist in Vorpommern (Nordosten von Deutschland) immer noch untergründig vorhanden, auch wenn kaum noch ein junger Mensch darüber nachdenkt. Es gibt beim Fleischer noch heute sogenannte TOLLATSCHE, das sind kleine runde "Kuchen" aus Mehl, Zucker, Rosinen und Blut. Auch wenn es unglaublich klingt, sie schmecken nicht schlecht. Außerdem gehörte noch vor wenigen Jahren eine Blutsuppe zum traditionellen Essen dieses Landstriches. "Schwarzsauer" hieß dieses schmackhafte Gericht, das aus dem Blut frisch geschlachteter Enten oder Gänse gekocht wurde, mit Essig musste das Blut immer schön gerührt werden, damit es nicht verklumpte. Und dazu kamen dann noch Klöße, Trockenobst, bestimmt auch Salz, so dass eine typisch pommersche süß- kräftige Geschmacksrichtung herauskam. Ich aß die Suppe das letzte Mal vor 12 Jahren und kenne im Augenblick niemanden, der sie noch kochen würde, was eigentlich schade ist, denn sie war ungemein lecker. Ekelhaft fand ich allerdings die bei manchen übliche Einlage der "Wickelpoten" (Wickelfüße). Dazu verwendete man die Füße der Gans und wickelte sie in ein paar Gedärme- natürlich alles ganz sauber, das Ganze wurde dann mitgekocht.
Tja, eigentlich nun auch wieder kein allzu großer Unterschied zur Bockwurst im Darm, wenn mans recht bedenkt... :O)
 
hmm.. blutsuppe.. naja.. *gg*.. ist sicher nicht schlecht. viele essen auch keine blutwurst. mir schmeckts hingegen.

aber bevor ich diese gänsefüsse esse..halte ich mich lieber an faschierten braten im speckmantel mit bratkartoffeln und grünen salat.. hatte ich gestern zb in meinem lieblingswirtshaus. :-)

 
"Blutklöße" gibt es auch bei uns: sie werden "Möpkenbrot" genannt!
Ich esse sie nicht - mein Mann dagegen sehr gerne. Von Astrid Lindgren
kann man dazu eine Michel Geschichte nachlesen (wenn ich mich recht
erinnere). Ein altes Gericht ist: Himmel und Erde. Kartoffelbrei, Apfelmus und
dazu gebratene Blutwurstscheiben. Habe ich jahrelang nicht gegessen!
Dabei soll Blutwurst ja die sauberste Wurst sein! Viele Grüße von Ulrike -
 
Hallo Ulrike!
Himmel und Erde? Altes Gericht? Aus Westfalen?
Und da dachte ich immer, das ist eines der Urgerichte aus Pommern und Mecklenburg...Westfalen sind hier vor einigen Jahrhunderten auch zugewandert, haben sie`s vielleicht mitgebracht oder aus dem Norden übernommen? Ich glaube, es wäre interessant, eine Art Landkarte der "Urgerichte" herzustellen. Hm... also Tollatsch, Schwarz- und Weißsauer, Himmel und Erde müssten auf so einer Karte schon drauf sein. Angeblich ist es für Pommern typisch, Süßes mit Herzhaftem zu verbinden, haben sogar die Nachkommen pommerscher Auswanderer in ihren Familienerinnerungen bewahrt. Legt ihr in euren Entenbraten auch Backpflaumen und Äpfel? Ich dachte als junges Mädchen, das macht man überall so...
Grüße aus dem Norden!

Stine
 
Hallo Stine, hier noch eine Geschichte aus meinem Leben zum Thema:
Als Lehrling (Auszubildende) in einer Buchhandlung half ich in meiner
Freizeit (!) einer Kundin die Bücher ihres Mannes zu katalogisieren damit
sie von ihr einem Antiquariat angeboten werden konnten. Mein Chef
hatte sie abgewimmelt - mir tat sie leid. Als Lohn durfte ich bei ihr Mittagessen!
Ich dachte: ich seh nicht richtig. In meinem Teller Erbsensuppe schwammen
einige Schweineschwänzchen. Sie war fast beleidigt . Wie konnte ich dieses
Feinschmeckergericht verachten? Ich überließ ihr die Schwänzchen, die sie
genüßlich abknabberte, und aß nur die Suppe. Ich kannte dieses Gericht
wirklich nicht, bei uns kam meistens Mettwurst hinein. Wahrscheinlich bin ich
schon ein verwöhntes Nachkriegskind! Zum Thema Essen gibt es
wahrscheinlich unendliche Geschichten! Viele Grüße von Ulrike!
 
Hallo Wolfgang,

SAGEN.at schrieb:
solche Landkarten gibt es in der ethnologischen Nahrungsforschung sehr wohl, bei Interesse suche ich Dir einmal ein Beispiel raus.
Wolfgang (SAGEN.at)

Mich interessiert das SEHR!
Das Beispiel und auch weitere Literaturtipps, Links o.ä. zu diesem Thema - also wenn du da weiteres weißt - darüber tät ich mich sehr freuen!

LG,
dolasilla
 
ich glaube in der wiener küche gibts sowas nicht. schade eigentlich.

weil,so denke ich, die wiener küche ein mischmasch aus böhmen,mähren,italien,deutschland,rumänien, ungarn..usw ist.
eben alle länder die in der k.u.k. monarchie vertreten waren.und die befreundeten länder eben

aber es muss ja auch ein davor gegeben haben..
 
SAGEN.at schrieb:
Hallo Pomeranze,


solche Landkarten gibt es in der ethnologischen Nahrungsforschung sehr wohl, bei Interesse suche ich Dir einmal ein Beispiel raus.

Wolfgang (SAGEN.at)
Ja, das würde mich sehr interessieren! Was muss ich dir dann angeben? Ein Land oder ein Gericht?

fragt Stine
 
Zur Frage nach Landkarten in der ethnologischen Nahrungsforschung:

Es gibt hervorragende Kartenwerke aus der Zeit der früheren Volkskunde, u.a. den sogenannten "ADV - Atlas der deutschen Volkskunde". Der ADV war ein ziemlich umfangreiches Forschungsprojekt, das durch schriftliche Fernerkundung in den Jahren 1930 - 1935 angelegt war. Hierbei wurden in fünf Aussendungen 243 Einzelfragen ausgeschickt. Diese waren zum Teil noch mehrfach untergliedert. Als Ansprechpartner versuchte man im ganzen deutschsprachigen Gebiet jeden vierten Schulort zu erreichen und dort war wiederum ein Lehrer (0,4 Prozent Lehrerinnen).

Daraus wurden bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges 120 thematische Karten in 6 Lieferungen produziert, sowie eingehendere fachliche Diskussionen durch Mathias Zender nach dem Krieg.
Der ADV war (und ist noch) Kritik ausgesetzt, u.a. wegen methodischer Fehler aber vor allem wegen der Idiologien seiner Entstehungszeit. Dennoch bleiben bis heute diese Fragebogen ein außerordentlich wertvolles Dokument.

Es gibt dann noch den "Schweizer Atlas für Volkskunde" und den "Österreichischen Volkskundeatlas" u.a.m., das führt aber an dieser Stelle zu sehr in Details.

Zur Beantwortung Deiner Frage auf die Geschichte von Lebensmitteln ist er der ADV vielleicht doch nicht so optimal, sehr wohl aber auf die Verbreitung von Lebensmitteln zur Entstehungszeit des Atlas.

Hierzu sei noch angemerkt, dass die Daten nach wie vor einer modernen GIS-Auswertung oder sonstigen Computerauswertung harren - wer diese also vornimmt, wird sicher noch durch neue Bezugsmodelle sehr wichtige Daten erstellen können...

Eine solche exzellente Auswertung in Bezug auf Nahrungsethnologie hat Günter Wiegelmann in dem Buch "Alltags- und Festspeisen, Wandel und gegenwärtige Stellung", Marburg 1967 veröffentlicht. In dieser Habilitationsschrift wertet er die Fragen zu den Speisen aus und bringt auch exzellente historische Bezüge.

Als Beispiel habe ich Dir die Kartenauswertung zur ADV-Frage 237 "Kartoffelzubereitungen am Werktag" als Attachement angehängt.
Die Verbreitung von Salzkartoffeln, Kartoffelsalat, Kartoffelklöße, Bratkartoffeln, Kartoffelbrei, Pellkartoffeln, Reibekuchen und Kartoffelsuppe. Wichtig zu den reinen Kartendaten ist jedoch auch seine Erklärung der Karte:
Von der Einführung der Kartoffel in Spanien, Italien und Niederlande gelangte sie durch Soldaten und wandernde Arbeiter nach Mitteleuropa. Dort sorgten der volksnahen Schicht der Gebildeten, also Pfarrer, Amtsleute und Richter für deren Verbreitung. Die lokalen Regierungen standen der Kartoffel aus politischen Gründen (Umgehung der Zehentverpflichtungen) feindlich gegenüber. Der Zeitrahmen der Verbreitung liegt zwischen 1730 und 1800.
Wiegelmann vergleicht die hier vorliegende Karte mit Karte 5 (Kartoffeln beim Hochzeitsmahl - Zubereitungen, zu ADV-Frage 136b) und belegt deutlich eine klare Trennung von alltäglicher und hochfestlicher Kartoffelbereitung und hier wiederum, dass in jenen Regionen wo bestimmte Kartoffelspeisen Alltagskost sind, diese nicht Feiertagskost sind.

Wie gesagt, das Datenmaterial des ADV wird leider zu Zeiten des EU-Einheitsessens immer bedeutsamer...

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Sehr geehrter Administrator,

ich muß Dich heftig rüffeln:

... zu Zeiten des EU-Einheitsessens immer bedeutsamer...

Erstens heißt es: "in Zeiten"!

Zweitens und das ist natürlich der Hauptgrund meines Ärgers: Die dumpf-blöden Anti-EU-Vorurteile in Österreich sollten nicht auch noch in ein Forum, das gelegentlich gar Ansprüche auf Ernsthaftigkeit erhebt, eindringen!

Aber natürlich steht es Dir - drittens - frei, Dich jederzeit von EU-fremden Hamburgern und Sushi zu ernähren!
Oder Dich an die so richtig autochthon alpenländischen Kartoffeln zu halten...

Guten Appetit
D.F.
 
Zweifellos sollte das Forum frei von Politik gehalten werden!

Gerade im Zusammenhang mit Ernährung fällt das aber besonders schwer. In der volkskundlichen Literatur rund um den ADV sind tatsächlich gewaltige Varianten regionaler Speisen aufgezählt, die längst verschwunden sind.

Ernst Burgstaller listet etwa in seinem Buch: Brauchtumsgebäcke und Weihnachtsspeisen, Ein volkskundlicher Beitrag zur österreichischen Kulturgeographie, Linz 1957 auf hundert Seiten vor allem oberösterreichische Gebäcksorten auf, die 50 Jahre später vermutlich selbst einem Bäcker dort kein Begriff mehr sind. Die Lebensmittelproduktion erfolgt heute ja großteils in zentralen Fabriken oder, um bei Backwaren zu bleiben, sehr wohl in Miniöfen regional in jeder Filiale, die aber mit fertigem Teig aus zentralen Fabriken beliefert werden.

Die Kritik meinerseits geht auch gegen die schleichende Einführung von Gen-Lebensmitteln unter Umgehung jeglicher Kennzeichnung in der EU. Ich kenne mich da nicht aus, weiß nur, dass ich keine Lust auf genetisch veränderte Lebensmittel habe. Anscheinend ist da aber schon ziemlich viel verändert?

Der dritte Aspekt, den ich anspreche, soll in der Dokumentation "We feed the World" zu sehen sein. Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber in jenem Film seien Interviews mit Industriemanagern, die gerade in den neuen EU-Ländern (Rumänien etc.) deren angestammte Obstkulturen zerstören und EU-Einheitskulturen ansetzen.

Da ich sinnvolle Ernährung für eine persönlich wichtige Sache erachte, kann ich mich hierzu mit EU-Kritik schwer zurückhalten.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Daß sich das Essen wandelt, steht außer Frage. Es hat sich - wie das Beispiel der Kartoffel deutlichst zeigt - immer schon gewandelt.
Daß es sich nicht nur zum Besseren verändert, ist auch unbestritten!

Aber daß die EU für Negativ-Entwicklungen verantwortlich sein soll, ist schon erklärungsbedürftiger!

A propos Brot: Ich glaube kaum, daß die EU irgendeinem oberösterreichischen Bäcker die Produktion bestimmter Sorten untersagt.
Und ich stelle fest, daß die Brotkultur in Nordtirol schon vor dem EU-Beitritt auf einem bedauerlich tiefen Niveau angelangt war. Höchstens überboten - wenn diese widersprüchliche Satzkonstruktion erlaubt ist - vom extrem hohen Preisniveau für alles, was nicht Standard-Maschinen-Semmeln sind.
Zumindest letzteres schaut z. B. im alten EU-Tirol südlich des Brenners deutlich besser aus...

Zu den einheimischen Obst- und Gemüsesorten:
Einerseits schließe ich mich Deinem Bedauern an.
Andererseits erinnere ich mich aber auch noch an die Zeiten, wo es in großen Teilen Österreichs - Tirol war wegen des Accordino besser gestellt - im Hochsommer wochenlang keine guten, hochreifen italienischen Tomaten gab, weil sie nicht importiert werden durften, ehe die Gemüsebauern in Ostösterreich ihre - objektiv betrachtet: minderwertige - Ware nicht an den Mann / die Frau gebracht hatten.
Dieses Problem sind wir z. B. dank EU los.

Und als Esser sage ich: Gott sei Dank!

Damit gute Nacht!
D.F.
 
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