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Todesmarsch durch Dipoldsau

Rabenweib

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Da gestern so schön die Sonne schien, zog es mich nach draussen, ich habe meine Fotoausrüstung und das Räucherzeug eingepackt und wir fuhren los Richtung Lunzer See.

Als wir so unterwegs waren zog es mich aber plötzlich nach Weyer, wir sind also über den Saurüssel drüber gefahren und nach Großraming, wo wir eine Weile nicht recht wussten, was wir da sollten. Wir haben uns an einer Tankstelle was zu trinken gekauft und sind dann wieder ein Stück zurück gefahren, da sahen wir Tafeln neben der Strasse.

Wir blieben stehen und da sahen wir, dass es Gedenktafeln eines ehemaligen KZ`s waren.

Durch Dipoldsau bei Großraming wurden die ungarischen Juden von der SS nach Mauthausen getrieben.

Hier führte ein langer Todesmarsch vorbei, viele Menschen sind hier an Hunger gestorben, wurden gequält und getötet, ihre Leichen in Heustadeln gelagert und erst nach dem Krieg in stark verwestem Zustand entfernt.

Nun wusste ich, warum es mich dort hingezogen hatte.
Ich fand neben dem Weg Maiskörner und einen flachen runden Stein. Ich legte den Stein auf den Wegrand, legte die Maiskörner darauf, streute Tabak rundherum und entzündete eine Räucherung.

Mein Sohn brachte getrocknete Kräuter, die er auf die Räucherkohle legte.

Wir standen eine ganze Weile in der Sonne, hörten die Vögel zwitschern, Wanderer gingen an uns vorüber und ich begleitete in Gedanken all die Toten an die Grenze zum Totenreich.
Alle die hier gestorben sind, ermordert und gefoltert wurden und den Weg nicht gefunden haben.
Das war meine gestrige Aufgabe.


Und meine Erfahrung des Tages war: DAS LEBEN GEHT WEITER!
 

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Bitte, gern geschehn.
Ich war verblüfft, dass ich davon noch nie gehört hatte. So in der Nähe... dabei interessiere ich mich eh seit Jahren für dieses Thema...
Dieses Foto von dem Todesmarsch (das Erste der Bilder) ist übrigens eines von zwei Bildern, die es von diesem Marsch gibt. Das Zweite ist identisch und vom selben Dachfenster aus fotografiert worden.

Es hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Da hat jemand wahrscheinlich unter Lebensgefahr fotografiert, von einem Dachfenster aus- und diese zwei Fotos waren die einzigen wirklichen Belege für diesen Todesmarsch!
Wenn die wer weggeschmissen hätte, oder wenn sie nicht jahrelang aufbewahrt worden wären.... wäre das einfach vergessen worden.
Vielleicht hätten die Alten noch eine Weile davon erzählt, dann wären sie gestorben, die Jungen interessiert`s oft nicht...
Da sieht man mal, wie wichtig fotografieren sein kann.

Alles Liebe, Sonja
 
Ja ein mutiger Fotograf, der aus der Dachluke ein enorm wichtiges Zeitzeugnis geschaffen hat. Respekt vor jener Leistung!

Ein ähnliches versteckt aufgenommenes Foto gibt es übrigens auch vom Todesmarsch in Tirol.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Gibt es dazu wo einen Link? Würd ich auch gerne ansehen!


Hier noch ein Gedicht das mir eben eingefallen ist als ich so über den Fotografen nachdachte. Ihm zum Gedenken:


da steh ich versteckt an der dachbodenluke

da seh ich dinge die ich nicht sehen sollte

da spür ich und wein ich tränen, die ich nie weinen wollte

da hör ich sie rufen und schiessen und ihre hunde bellen,

sie laufen und laufen, so viele menschen, in wellen

ich wollt meine ohren wärn taub,

da sind sie gefoltert, erschossen, zerfallen - zu staub

da hab ich ein foto gemacht, zum beweis

und ich hielt es versteckt

viele von ihnen, elendig an hunger verreckt

ich hielt es verschlossen ich hielt es bei mir,

ich wollt es wär nie geschehn

ich hab sie gehört, ich hab sie gespürt

hab tränen geweint, viel zu viel gesehn

hab sie gehört und gespürt, ich hielt es bei mir,

ich wollt, es wär nie geschehn…



Sonja
 
dankeschön.
wahnsinn, was menschen alles tun und was sie alles mit sich tun lassen.
hab oben noch ein gedicht für den fotografen geschrieben.

alles liebe, sonja
 
Die Gedenkstätte in der Dipoldsau bei Weyer soll nicht nur an den Todesmarsch der Juden erinnern, vielmehr stand dort in Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen.

Die Weyrer Pfarrchronik berichtet, dass sich 1941 in Küpfern (am linken Ennsufer) und Dipoldsau (rechtsufrig, an der Bundesstraße), Gefangenenlager befanden, deren Insassen (Kriegsgefangene) beim Floßaufzug aus der Enns, beim Bahnhof- und Straßenbau arbeiten mussten.

Ab Juli 1943 bis 29.August waren es rund 130 KZ – Häftlinge, welche beim Kraftwerksbau in Großraming sowie beim Straßenbau (Der Kraftwerksbau erforderte eine Höherlegung der Eisenstraße entlang der Enns) eingesetzt waren.

Vereinzelt sind noch Mauerreste der Baracken der Häftlinge und der SS-Wachmannschaft zu finden.
Am steil abfallenden Ennsufer findet man Fundamentreste, die zu einer Materialseilbahn über den Ennsfluss gehörten. Am anderen Ennsufer befindet sich ein Steinbruch, indem Steine für den Straßen und Kraftwerksbau gebrochen wurde.

Auch rund 4 km vom Lager entfernt, Richtung Großraming, befand sich ein Steinbruch (Klamm-Mauer, Türkenmauer), wo Marmor gebrochen wurde. Dorthin wurden jeden Tag rund 130 Häftlinge zur Arbeit getrieben und natürlich auch wieder, nach getaner Arbeit, zurück.

Der Marmor von diesen Steinbruch wurde vorzüglich zum Brückenbau (Angelsbachbrücke) und für die zahlreichen Stützmauern verwendet.

Im Bereich der Angelsbachbrücke passierte beim Bau einer Stützmauer ein Unfall, wobei laut Aussage des Bauleiters ein Kipper abgestürzt ist, und dieser mehrere Häftlinge erschlug. Die Getöteten wurden einfach einbetoniert. Heute fahren jeden Tag tausende Autos über dieses makabere „Grab“.
 
danke maex.
boah ist das gruslig mit der brücke....
wenn ich von den mauerresten gewusst hätte, hätt ich danach gesucht. (gut dass ich es nicht wusste. *kicher* mein mann war froh, als wir wieder weg fuhren)

alles liebe, sonja
 
Der Todesmarsch, der vorwiegend ungarischen Juden, die über den Präbichl, Eisenerz, das Ennstal weiter nach Mauthausen getrieben wurden, blieb in der Bevölkerung der betroffenen Orte lange Zeit ein "Tabuthema".
Einzelne Berichte in den Pfarrchroniken belegen die Grausamkeit dieses Todesmarsches ein paar Wochen vor Kriegsende.

Kleinreifling
"In den ersten Tagen dieser Woche (ab 8.4.) gingen drei größere Judentransporte auf der Eisenstraße durch. Kzler, die Kaum noch einem Menschen gleichsahen, wurden von der Untersteiermark her durchgetrieben. Vier Wochen waren sie schon auf der Tour und zu essen bekamen sie buchstäblich nichts. Sie konnten auch kaum mehr weiter und viele blieben tot liegen. Der erste Trieb umfasste 1.800, der zweite 600, der dritte 560 Leute." (Pfarrchronik Kleinreifling)
Weyer
"Der Zug bot ein Bild des Grauens, wie die ausgemergelten Gestalten dahinwankten.....Zwei der Juden, die nicht mehr weiter konnten, wurden über die Brücke in die Enns geworfen. (Pfarrchronik Weyer)
Großraming
Die Pfarrchronik spricht von einem "schauderhaften Ereignis", als am 11. und 12.April 1945 an die 5.000 Juden durchgetrieben wurden. "Viele gingen auf dem Wege zugrunde. Sie verzehrten Schnecken und Gras am Wegesrand, wenn sie irgendwo lagerten" Vor lauter Hunger vertilgten sie ein verendetes Pferd bis auf die Knochen. (Pfarrchronik Großraming) Die Gendarmerie berichtet, dass einige Juden, die krank waren und nicht mehr gehen konnten, erschossen und in die Enns geworfen wurden, wo sie abtrieben.
Reichraming
In Reichraming gab es einige, die gekochte Erdäpfel vor die Türe gestellt haben, wenn sie erfahren haben, dass wieder Juden getrieben wurden. Andererseits gab es Volkssturmleute aus diesem Ort, die mit besonderer Brutalität gegen die Juden vorgingen. Völlig erschöpfte Juden wurden brutal erschossen oder mit dem Gewehrkolben erschlagen. Manche rühmten sich auch noch ihrer schändlichen Taten. Nach dem Krieg wurden einige zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
Losenstein
Der Losensteiner Volkssturmkommandant erteilte seinen Leuten den Befehl: " Männer! Ich lege euch dies ans Herz, dass man zum Niederschlagen nicht die Gewehrkolben verwenden soll, weil um das Gewehr schade ist, sondern legts die Juden gleich um, weil sie ohnehin nicht mehr nach Mauthausen kommen sollen." In Losenstein gab es aber auch Leute, die einen Waschkessel gekochte Erdäpfel an die Häftlinge verteilen konnten obwohl gegen derartige Aktionen immer harte Strafen angedroht wurden. "Wer das gesehen hat, kann es nicht mehr vergessen", sagt ein Zeitzeugin.
Ternberg
In Ternberg wurden von Volkssturmleuten 16 total erschöpfte Juden einfach erschossen. "Ich habe gesehen, wie sie Gras ausgerissen haben vor Hunger, und Rüben. Wenn sie erwischt wurden, wurden sie brutal ausgepeitscht", erzählt eine Zeitzeugin. Ingesamt wurden in Ternberg 30 Juden im Straßengraben verscharrt und nach dem Krieg exhumiert. Dabei wurden schwere Schädelverletzungen durch die Anwendung stumpfer Gewalt festgestellt.
Garsten
"Sie wurden in einem unbeschreiblichen Zustand auf der Straße nach Steyr getrieben; langsam können sie sich nur fortbewegen, voll Hunger und übermüdet; Gras, Schnecken und was ihnen halt unterkommt suchen sie und essen es mit Gier; viele bleiben liegen, werden aber wieder aufgetrieben mit Schlägen und Tritten; wer gar nicht mehr weiterkommt, wird einfach erledigt, mit dem Gewehrkolben oder mit Fußtritten oder Genickschuss und dann in die Enns geworfen. Niemand darf ihnen etwas geben... (Pfarrchronik Garsten)
Steyr
"Rechts und links der Straße sah man die vollkommen abgemagerten Gestalten hinfallen und sterben. (...) Lebende und Tote wurden auf ein Lastauto geworfen und zum Friedhof geführt. Die Totengräberin weigerte sich, Lebende zu begraben, das sei in Steyr nicht üblich" Auch ein Aufseher des KZ Steyr-Münichholz beaufsichtigte diesen Marsch und schlug Juden.
Hargelsberg
Auch hier stellten Leute gekochte Erdäpfel an den Straßenrand. Wenn sich die KZ-Häftlinge aber darum bückten, wurde ihnen in die Hand geschossen. Ein Bauer sammelt auf einem Leiterwagen die Toten. 10 Juden wurden im Gemeindegebiet von Hargelsberg erschossen. Eine Zeitzeugin aus Hargelsberg nannte die Juden dieses Marsches "wandernde Tote".
Kronstorf

Im Friedhof von Kronstorf sind Opfer dieses Marsches bestattet.
Mauthausen
Tausende ungarische Juden hatten kaum Mauthausen erreicht, als dieser Marsch des Todes schon weiterging. Von Mauthausen führte der Weg über Enns, Asten, St. Florian, Ansfelden, Weißkirchen, Schleißheim, Thalheim und Wels nach Gunskirchen.
15.000 kamen dort an, wo sie in Baracken ohne Wasser und Nahrung dahinsiechten und starben. Am 4. Mai 1945 wurde dieses Lager von den Amerikanern befreit. Zwischen 15.000 und 18.000, meist ungarische Juden, lebten zu diesem Zeitpunkt unter unbeschreiblichen Bedingungen im Lager.
1979 wurden die Massengräber aufgelassen und die Überreste der 1.227 getöteten Häftlinge in den Friedhof der Gedenkstätte Mauthausen überführt. Heute steht in Gunskirchen an der Bundesstraße 1 ein Gedenkstein.

Quelle: Mauthausenkommitee
 
Danke @maex für die Darstellung der schecklichen Vorkommnisse im oberösterreichischen Ennstal.

Aber auch entlang der vorgelagerten "steirischen Marschroute" gab es jede Menge Greueltaten! Das größte und grauenvollste Massaker fand am Präbichl bei Eisenerz statt. Dort wurden nahe der Passhöhe mehr als 200 ungarische Juden von Volkssturmangehörigen aus Eisenerz erschossen...

Nachstehend eine Karte mit den Hauptrouten der Todesmärsche aus den Bereich Steiermark nach Oberösterreich und ein paar Bilder der Gedenkstätte am Präbichl-Pass:
 

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wahnsinn.
danke fürs berichten.
ich hab tränen in den augen.
uff.
und man meint, das wäre alles vergangenheit und menschen wären gescheiter geworden, das wäre alles weit weg.
in meiner arbeit mit flüchtlingen - besonders wenn ich mit kindern male- sehe ich immer wieder, dass es nicht vorbei ist.
dass es nur für uns weit weg ist...

liebe grüße, sonja
 
Fotos vom Floßaufzug und Fundamentresten
 

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@maex danke für die Fotos vom ehemaligen Holzaufzug in Küpfern.

@Sonja, leider gibt es viel zu wenig so engagierte Personen wie dich, die mit ihren Aktivitäten mithelfen, trennende Gräben zwischen Einheimischen und und Ausländern/Flüchtlingen usw. zu ebnen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufbauen und vor allem in jeder Situation Hilfe anbieten...

Leider fehlt heute manchen Bevölkerungsgruppen ein geschichtliches Basiswissen über die dunklen Jahre der Kriegszeit und betrachten manche Dinge nur einseitig! Wie @maex schrieb, sind bzw. waren manche Ereignisse einfach ein "Tabuthema"... Bei uns in Niederösterreich wird nur immer von den "bösen Russen" gesprochen bzw. von der älteren Generation erzählt. Sicher sind die diversen Übergriffe der russischen Soldaten zu verurteilen, aber man sollte schon hinterfragen, warum sind die "Russen" (gebräuchlicher Sammelbegriff für die vielen in der Sowjetarmee vertretenen Volksgruppen) eigentlich zu uns gekommen? Wurde nicht vorher die Sowjetunion angegriffen und dort "verbrannte Erde" zurückgelassen? Ähnlich natürlich bei den Besatzern der Westalliierten... nur traten die doch etwas "gesitteter" auf...

lg
josefkarl
 
ich seh das so: heute ist heute und gestern war gestern und morgen ist morgen.
ich hab drei kinder.
und ich bin eine mutter die ein herz hat.
und was gestern war, das interessiert mich, aber nur in hinsicht auf das, was ich aus dem HEUTE machen will um ein gutes MORGEN zu bekommen für meine kinder und enkelkinder und urenkel und die nächsten generationen.

was können die russen von HEUTE dafür, was ihre eltern, großeltern, urgroßeltern getan haben.
was können die heutigen deutschan dafür, was vor vielen jahren in ihrem land passierte.
wir sind nur verantwortlich für das, was wir HEUTE aus unserem jetztigen leben machen.

und das ist es auch, was wir unseren nachfolgenden generationen hinterlassen.

ich persönlich hinterlasse meinen kindern das wissen, dass man nur selber frieden halten kann, dass man selbst für sich verantwortlich ist, dass man sozial sein kann ohne mit dem einverstanden sein zu müssen, was andere machen.

dass man verzeihen kann, auch wenn man meint, das geht nicht. dass menschen sich ändern können, wenn sie bereit dazu sind und dass man ihnen dann auch die chance dazu geben muss.

dass entwicklung nur dann möglich ist, wenn menschen bereit sind, für sich selbst grade zu stehen, sich selbst anzunehmen, andere akzeptieren zu können, frieden halten zu können und so weiter.

wir haben die erfahrungen aus dem gestern, wir haben die kraft des HEUTE und wir haben die aussicht auf morgen.

also sollten wir das beste draus machen.

liebe grüße, sonja
 
@josefkarl
Wie PERVERS Krieg und der damit verbundene Fanatismus der Beteiligten ist, zeigt eine weitere Gegebenheit in Weyer, die sich in den letzten Tagen des WK2 ereignete.

In Weyer wurde am 8.April 1945 zum Volkssturm aufgerufen. Am 9. April (bis 9.Mai 1945) nahm ein SS-Auffangstab unter Oberst von Mayr seine "Tätigkeit" auf. Der Aufgabenbereich dieser SS Einheit bestand darin, durchziehende Soldaten zu überprüfen. Wenn die Marschpapiere nicht in Ordnung waren, wurden sie einem Standgericht zugeführt, was den sicheren Tod für die Betroffenen bedeutete.

Dieses Standgericht war anfangs im Pfarrhof von Weyer untergebracht, später übersiedelte es ins Bezirksgerichtsgebäude.
Die Anzahl der nach kurzen Prozess ermordeten Menschen schwankt nach verschiedenen Quellen zwischen 36 und 42. Die damalige Totengräberin spricht von 70 Beerdigungen in diesem Zeitraum.

Die Richtstätten befanden sich im Schafgraben und im Glaserergraben. Die Erschießungen fanden in der Regel zwischen 4 und 7 Uhr früh statt. Zeitzeugen berichten, dass die im Schafgraben ermordeten Soldaten auf Karren geladen wurden und durch den Ort zum Friedhof geschafft wurden. Dabei zog sich eine Blutspur durch den Marktplatz von Weyer.
Unter den letzten Opfern dieses sinnlosen Krieges befanden sich auch zwei Einheimische. Mit Ende des Blutgerichtes am 8 Mai 1945 flüchtete der SS-Auffangstab.

Heute befinden sich an den Richtstätten zwei idente Gedenksteine, die von der Gemeinde Weyer gestiftet wurde. Die Inschrift lautet:
"Dem Andenken der an dieser Stelle im Auftrag des Führers gemordeten Soldaten"

Es war und ist für mich immerwieder ein bedrückendes Erlebnis, wenn ich eine dieser Richtstätten besuche um dort innezuhalten. Mitten im Ort Weyer und trotzdem abgeschieden und in einer unberührten Natur.
 

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Ja @maex, Krieg ist etwas perverses und irrationales!

Sonja, bin ganz bei dir! Tolle Einstellung, solche "Werte" den Kindern mit auf den Weg zu geben!

Gerade aber dieses Vorbild der Elterngeneration, der Jugend gegenüber, fehlt in manchen Bevölkerungskreisen (-Schichten). Da mangelt es teilweise an dem von mir angesprochenen Basiswissen der jüngeren Geschichte. Dieses bildet die Grundlage für einen gewissen Durchblick/Verständnis in Abläufe/Zustände eines Teiles der momentanen gesellschaftlichen Situation. Total vereinfacht dargestellt, wurde vom damaligen Regime der "breiten Masse" eingetrichtert, Schuld an allem sei das Judentum! Ebenso vereinfacht tönt es heute aus einer bestimmten Ecke, Schuld sind die (kriminellen) Ausländer!

Erschreckend für mich war eine Filmzuspielung bei der Sendung "Bürgerforum" am vergangenen Dienstag, wo sich in- und ausländische Volksschulkinder im Hof eines Wiener Gemeindebaues aufs ärgste über ihre Herkunft beflegelten...

lg
josefkarl
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein gleichartiger Auffangstab wie in Weyer trieb weiter südlich in der Steiermark, ebenfalls im Ennstal, bei Hieflau-Wandau sein Unwesen. Auch hier wird von 70 Toten berichtet. Durch ein Hinweisschild "Soldatenfriedhof" an der Ennstalstraße wurde ich vor einigen Jahren auf die Gedenkstätte aufmerksam:
 

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