Bücher nach Farben zu ordnen kommt meiner Ansicht nach nur für jene Leute in Frage, die vielleicht grade mal 50 Bücher in ihrem - vermutlich einzigen - Bücherregal haben und die Bücher nicht als wichtige Quelle von Informationen betrachten, sondern lediglich als schickes Deko-Element in ihrer Wohnung. Anders kann ich mir so einen Quatsch nicht erklären.
Der Gedanke, Bücher nur nach der Farbe des Umschlags zu kaufen, um diese nach Farben zu sortieren und im heimischen Wohnzimmer entsprechend stolz zu präsentieren, ist nicht neu. Ich hatte schon vor dreißig Jahren als Buchhändlerin immer wieder Kundschaft, die sich nicht mit der schnöden Taschenbuchausgabe eines gängigen Werks (wie z.B. Hermann Hesse "Unterm Rad") zufriedengeben wollten: Diese bestellten daher gern eine "schöne" Ausgabe, um mit dieser offensichtlich teuren Anschaffung vor etwaigen Gästen in ihrer Wohnung zu protzen. O-Ton: "Ich kaufe diese Ausgabe aber nur, wenn das Buch auch wirklich blau/rot/gelb/grün ist, weil sonst passt es farblich nicht zum Rest meiner Wohnung!".
Der Inhalt des Buches war völlig egal - Hauptsache, die Farbe stimmte...
Was mich als Buchhändlerin vor enorme Schwierigkeiten stellte, denn im VLB (=Verzeichnis lieferbarer Bücher) stand zu den jeweiligen Ausgaben zwar praktisch alles drin, wie z.B. das Erscheinungsdatum dieser speziellen Ausgabe, die Ausstattung (Taschenbuch oder gebunden, mit Fadenheftung oder nur geleimt, Leinenumschlag, usw usf...); auch das Gewicht der jeweiligen Ausgabe war vermerkt. Das einzige, was im Eintrag im VLB nicht angegeben war, war die Farbe. Ein Anruf bei der Verlags-Auslieferung oder beim Verlag direkt konnte meist auch nicht weiterhelfen, so musste ich häufig mehrere, verschiedene Ausgaben des gewünschten Titels bestellen, mit der Hoffnung, dass eins davon die für die Kundschaft passende Farbe hatte. Und die anderen, farblich nicht passenden Bücher, wieder an den Verlag oder die Auslieferung zurückschicken. Was wiederum vorab mit dem Verlag bzw der Auslieferung auf Kulanzbasis extra vereinbart werden musste, sonst bleibst als Buchhandlung nämlich drauf sitzen - weil kein Mensch weiß, wieviele Jahre es dauert, bis vielleicht wieder mal jemand "Unterm Rad" in der Farbe "rot" haben will. Was für ein enormer Aufwand; nicht nur von der Zeit her, auch die gesamte Logistik wie oben beschrieben, usw usf. Das ist alles andere als wirtschaftlich, denn das alles zusammen konnte mitunter mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Die Buchhandlung selbst konnte sich dann über einen satten "Gewinn" von ein paar lumpigen Schilling (wenn überhaupt) freuen.
Das nennt sich halt Kundenservice....