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Schimpfworte und Beschimpfungen - selbst erlebt

@ Erich:

habe heute auf der Uni zufällig mit einem Zoologen zu tun gehabt und mich bei der Gelegenheit auch gleich nach der "Brillenschlange" erkundigt. Seine Auskunft:

Die Brillenschlange gibt es wirklich, sie heißt "Naja Naja", lebt in Indien und ist ziemlich giftig. Sie trägt die Brille auf ihrem Rücken.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
hallo!

bei uns im mostviertel gibt es ja schon eigene mundart-wörterbücher in denen man alles mögliche nachlesen kann, darunter auch eine ganze liste mit schimpfwörtern, die typisch für unsere gegend sind.
die will ich aber jetzt nicht abschreiben.

ich kenne (über`s internet) einen netten herrn in amstetten, der sich damit beschäftigt, wörter aufzuschreiben, die er hauptsächlich von alten menschen in altersheimen bekommt, diese nimmt er sogar auf tonband auf und man kann sich dann im internet hörproben anhören, und sehen, wie es ausgesprochen wird, und die beschreibung dazu lesen:

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)

dazu kann man auch patenschaften für vom aussterben bedrohte dialektworte übernehmen.

ich bin zum beispiel patin des schimpfwortes: "BISGUAD`N"- und verpflichte mich dazu, dieses wort so oft wie möglich zu benutzen, damit es nicht ausstirbt.
eine "Bisguad`n" ist ein böses Weib (bissiges Weib).

Aber es gibt natürlich noch viele andere Schimpfwörter im Mostviertel, zum Beispiel:

"Ditsch" (bezeichnet einen Tollpatsch)

oder "Dorfmoped" (Eine Frau die mit jedem Mann im Dorf geschlafen hat)

"Suderer" (einer der immer Jammert)

"Woschlopp`n" (Waschlappen, einer, der keinen Mut hat)

usw...

Alles Liebe, Sonja
 
Lulatsch, Langer und Bohnenstange, waren früher nur
ein paar Synonyme für meine Körperlänge (196 cm).

Auch: "Hirn wie a Almhüttn, hoch drobm und nix drin" war beliebt.
Seit ich aber enmal auf die Frage: "Wie ist denn die Luft dort oben?"
mit: "Es stinkt arg nach Zwerg!" geantwortet habe, ist Ruhe. :floet:
 
Meine Große und meine Kleine - oder: der Lange und der Kurze, bezw. die Kurze
- so sagt "man" bei uns für die jüngeren und älteren Geschwister, egal wie
deren Körpergröße ist. Mein Mann ist der "Lange", obwohl nicht so groß und
sein jüngerer Bruder größer. Auch meine jüngere Schwester ist einiges
größer, sie bleibt aber immer die "Kleine". - Da fällt mir das Märchen
ein: Vom großen und vom kleinen Klaus! - Kleine Menschen haben es (glaube
ich) schwerer , die hervorragend " Langen" können sich besser Respekt
verschaffen (siehe die Äußerung). Wie wehren sich kleine Menschen? -Ulrike
 
Dem allgemeinen "Volksglauben" nach, wehren sich kleine Menschen durch Redegewandtheit, Schlagfertigkeit, Pfiffigkeit, Schnelligkeit, Wendigkeit....

ich möchte zu Bedenken geben, dass besonders an große Kinder unberechtigt hohe Anforderungen gestellt werden, da sie allein durch ihre Körpergröße als älter, stärker eingeschätzt werden. Besonders große Kinder haben es meines Erachtens vielleicht noch "schwerer" als auffallend kleine Kinder.

Berit
 
Interessant ist es auch immer, wenn die betroffene Gruppe "zurückschlägt".
Urheber waren ja wir Erwachsenen mit der Bezeichnung "Ferkelrennen" für U18-Discos. Reaktion der Teenis: alle Ü30-Partys sind ab sofort "Gammelfleischparties".
Dresdner
 
Hallo Erich,

könnte der Bongo aus dem Kongo stammen?

Wolfgang (SAGEN.at)

Bongo ist eine vielfältige Bezeichnung. Sie steht für die kubanische Trommel, Personennamen, Antilopenart, Landschaften, afrikanisches Volk und Vieles mehr. Bongo ist offentsichtlich afrikanischer Herkunft.
Als Schimpfwort scheint es eine Verballhornung zu sein mit Wurzeln aus der afrikanischen Kolonialgeschichte.
 
Mein Mann und ich, wir haben heute nachgedacht, warum einige Wörter, die früher ganz üblich waren bei älteren Leuten, heute schlimmste Schimpfwörter geworden sind.
Mein Nachbar, in meiner Kindheit ein älterer Herr, mittlerweile verstorben, erzählte uns Kindern einmal, daß der Blitz eingeschlagen hätte und er formulierte es damals so:

"Do hot da Blitz einigwixt!"
(Da hat der Blitz eingeschlagen)

(Wir haben uns damals nichts dabei gedacht, wenn ich heute daran denke muss ich lachen, sowas sagt heutzutage keiner mehr!)

Oder meine Oma, wenn sie ein Baby mit einem recht lieben Gesichtchen sah, dann sagte sie:

"De hot a liabe Fotz`n!"
(Die hat ein liebes Gesicht, wobei "Fotz`n" eher die Mundpartie ausdrückt.)

Auch dieser Ausruck wird heute anderweitig benutzt. *lach*


Wenn wir Kinder schlimm waren, dann haben die Großeltern auch anders geschimpft als die Eltern.
Meine Oma hat immer gerufen:

"Es Rob`nboana!"
(Ihr Rabengebeine)

Die Oma meines Mannes hat gerufen:

"Es Rob`ngfrasta!"
(Ihr Raben"biester")

ein "G`frast" ist ein schlimmes Kind.
 
Guten Morgen, liebe Sonja,
ein gutes Thema, wie ihr da wohl drauf gekommen seid? Es erinnert mich nämlich wieder mal - ein Kennzeichen der Alten :ratschlag:- an lang nicht mehr Gehörtes: "i wix da ane" war früher üblich für "Oasch aushaun" ( übersetzt "Popoklesch"). Also als es noch legal war, nicht dass da jemand... :p "A Fotz´n einehaun" war ins Gesicht schlagen und bei uns im nördlichen Mostviertel gab´s die Robnviecha. Auch die Robnbratln waren kein Sonntagsessen.
Ich glaube die Frage ist eher, warum wir die heutige Bedeutung (?) als Schimpfwort sehen/verwenden? Warum verwenden wir Tiernamen? Und: warum beschimpfen wir einander überhaupt :smi_nein: ? Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Vieles kommt aus Dialekten, Verballhornungen, wenn man Unübliches für was Bestimmtes - und gerade für das - hört, verwendet man es halt gerne für Verunglimpfungen. Warum? Wer weiß das. Jeder sagt es nach, findet es vielleicht lustig, manches ordinär - das passt dann für ein Schimpfwort.
Jedenfalls die Fotz´n dürfte herkunftsmäßig gesichert sein: soll von Feige (botanisch: Fica) kommen und war wegen ihrer Gestalt im reifen Zustand, wenn sie aufgeplatzt ist, die "Namensgeberin". Absolut positiv: rot, saftig, duftend, süß - so steht es beschrieben. Die Feige ist ein uraltes Symbol für Fruchtbarkeit und der Baum hat hat die Menschen auch durch seine Produkte mit Nahrung, Kleidung und Baustoff versorgt. Der Bodhi-Baum (Buddha) soll eine Feige gewesen sein. Also er ist eine Legende. Dann ist nur das Blatt übrig geblieben.
Die Verunglimpfumg des ganzen Themas ist bei uns ein ganz anderes Erbe und langsam sollte es sich vielleicht durchsetzen, dass die Verwendung für Geschimpfe genau so blöd ist wie die von Tiernamen :abgelehnt:.
 
Schimpfen verwendet man auch oft zum Stress abbauen. Bei einer Arbeit zum Beispiel, wenn es richtig huntzt (nix weiter geht) wird einmal richtig geflucht und plötzlich geht`s. Mache ich selber auch manchmal. Das ist aber zu niemanden böse gemeint, es ist einfach wie Luft holen. Funktioniert aber Super.
Liebe Grüße
 
Bongo ist eine vielfältige Bezeichnung. Sie steht für die kubanische Trommel, Personennamen, Antilopenart, Landschaften, afrikanisches Volk und Vieles mehr. Bongo ist offentsichtlich afrikanischer Herkunft.
Als Schimpfwort scheint es eine Verballhornung zu sein mit Wurzeln aus der afrikanischen Kolonialgeschichte.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die einstige "Schundliteratur" in Form von Comics in Kleinformat, die meine Brüder besessen bzw. ertauscht hatten - und die ich als kleinster Bruder heimlich lesen konnte. Bei Tarzan kamen die "Bongo" natürlich immer als niederwertiges, durch Tarzan zu beschützendes Volk vor. ich könnte mir denken, dass solche Informationen über Schüler weiterverbreitet wurden: "Du bist a richtiger Bongo" war auch bei uns üblich und ich hab' mich nie gewundert, denn ich wußte ja was gemeint war! Das Wort "Rassendiskriminierung" hat's zwar vielleicht schon gegeben, wäre uns aber herrlich wurscht gewesen! Man wollte den anderen necken, nicht wirklich beleidigen - und "den Fremden in Afrika" schon gar nicht, der war praktisch am anderen Stern zuhause!

So eine Sinnveränderung wäre eventuell auch beim Wort "Wichsen" zu untersuchen:
Die Stiefel wichsen war noch im 2. Weltkrieg gängige Aussage: Die Stiefel mit der Wichse (Fett, Lederfett, Riemenfett, eigene Stiefelwichse) bearbeiten, dass sie wasserfest und glänzend (!) wurden! Dies war einerseits eine "streichende", sich wiederholende Bewegung. Nun gab's ja auch den "Streich", den Schlag ... so konnte einerseits das "I wix Dir ane" - ich schlage Dich, oder "den hat's wo eineg'wixt" also den hat's hineingeschmettert entstehen als auch das hinreichend bekannte "Wixen" als streiche(l)nde Bewegung ... der Volksmund hat außerdem ja öfter einen Hang, hinterhältig ähnlich klingende Namen oder Benennungen oder Ähnlichkeiten im Aussehen (Feige) bewußt zweideutig einzusetzen und anzuwenden ...

Außerdem möcht ich noch anmerken, dass auch "niedrige" Berufsbezeichnungen zu Beschimfungen mutieren können:
"So a Rasslbinder" habe ich in den 60er-Jahren noch öfter gehört ... gemeint waren die Rastelbinder, die feine Metall- oder Drahtgestelle (Rasteln) als Dreibeinige Untersetzer, Aufhänger, Wandbehang mit Haken etc. fertigte. Die gleichzeitig oft auch "Kesselflicker" waren, also löchrig gewordenes Kochgeschirr löteten.
Womit sich der Kreis zu Roma und Sinti schließt: Es waren oft Roma, die dieses Handwerk übrigens sehr geschickt betrieben. Unsere Eltern erlaubten deshalb nicht, dass wir Kinder unbeaufsichtigt zuschauten ... damit wir nicht geklaut werden konnten! Dies war damals (und oft auch noch heute) ja allgemeines Gedankengut.
Mein Vater wartete hierfür immer auf einen bestimmten "Zigeina", der einmal im Jahr vorbeikam - er war laut meinem Vater der Geschickteste von allen - und sie rauchten gemeinsam meines Vaters Zigaretten, weil der als Dreher und Gießer im Beruf "artverwandt" war!

So viel zu äußerst positiven wenn auch kindlichen Erinnerungen an das fahrende Volk ...

Liebe Grüße
Norbert

P.S. wäre super, wenn Sinti oder Roma sich hier im Forum äußern würden. Gibt's welche hier? Und gibt's noch andere Stämme oder wie man diese Gruppen nennt? Und gibt's statt "Zigeuner" einen nicht-beleidigenden Sammelbegriff? Fragen über Fragen ....
 
P.S. wäre super, wenn Sinti oder Roma sich hier im Forum äußern würden. Gibt's welche hier? Und gibt's noch andere Stämme oder wie man diese Gruppen nennt? Und gibt's statt "Zigeuner" einen nicht-beleidigenden Sammelbegriff? Fragen über Fragen ....

Hallo Norbert,

vielleicht ein bisschen Off-Topic meine Antwort. Ich wollte nur sagen, es gibt andere Gruppierungen, z. B. die Tinker, vorzugsweise in englisch-schottisch-irischen Gefilden. Und laut meiner leider schon längst verstorbenen Großmutter sollen "Zigeuner" im Weinviertel interessanterweise als "Inder" bezeichnet worden sein.

lg
erich
 
Hallo cerambyx, das mit dem Wort "Wichse" fiel mir auch wieder ein.
Auch bei uns in Westfalen konnte man Wichse bekommen, einmal fürs
eigene Hinterteil, zum andern nennen wir noch heuer Schuhcreme so!
Man sagt ja auch. Ich polier Dir die F..... - In Mundart hört sich dies nie
so schlimm an wie auf Hochdeutsch! Also: auch Po und Schuhe können
"poliert" werden. - Viele Grüße von Ulrike
P.S. Auch: Du kriegst dein Fett - hat wohl den Bezug. Schuhe einfetten oder
einem Menschen eins auswischen!?
 
Die Italienischen Gastarbeiter schimpften sie früher "Katzelmacher".
Ich glaube das heisst Kesselflicker oder so.
" Du bist alei so a deppata Katzlmocha."
(Du bist eh nur ein blöder Katzelmacher) hörte wir früher sehr oft.
Oder:" Da blede Bua is von an Katzlmocher."
Liebe Grüße
 
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