Bongo ist eine vielfältige Bezeichnung. Sie steht für die kubanische Trommel, Personennamen, Antilopenart, Landschaften, afrikanisches Volk und Vieles mehr. Bongo ist offentsichtlich afrikanischer Herkunft.
Als Schimpfwort scheint es eine Verballhornung zu sein mit Wurzeln aus der afrikanischen Kolonialgeschichte.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die einstige "Schundliteratur" in Form von
Comics in Kleinformat, die meine Brüder besessen bzw. ertauscht hatten - und die ich als kleinster Bruder heimlich lesen konnte. Bei Tarzan kamen die "Bongo" natürlich immer als niederwertiges, durch Tarzan zu beschützendes Volk vor. ich könnte mir denken, dass solche Informationen über Schüler weiterverbreitet wurden: "Du bist a richtiger Bongo" war auch bei uns üblich und ich hab' mich nie gewundert, denn ich wußte ja was gemeint war! Das Wort "Rassendiskriminierung" hat's zwar vielleicht schon gegeben, wäre uns aber herrlich wurscht gewesen! Man wollte den anderen necken, nicht wirklich beleidigen - und "den Fremden in Afrika" schon gar nicht, der war praktisch am anderen Stern zuhause!
So eine Sinnveränderung wäre eventuell auch beim Wort "Wichsen" zu untersuchen:
Die Stiefel wichsen war noch im 2. Weltkrieg gängige Aussage: Die Stiefel mit der Wichse (Fett, Lederfett, Riemenfett, eigene Stiefelwichse) bearbeiten, dass sie wasserfest und glänzend (!) wurden! Dies war einerseits eine "streichende", sich wiederholende Bewegung. Nun gab's ja auch den "Streich", den Schlag ... so konnte einerseits das "I wix Dir ane" - ich schlage Dich, oder "den hat's wo eineg'wixt" also den hat's hineingeschmettert entstehen als auch das hinreichend bekannte "Wixen" als streiche(l)nde Bewegung ... der Volksmund hat außerdem ja öfter einen Hang, hinterhältig ähnlich klingende Namen oder Benennungen oder Ähnlichkeiten im Aussehen (Feige) bewußt zweideutig einzusetzen und anzuwenden ...
Außerdem möcht ich noch anmerken, dass auch "niedrige" Berufsbezeichnungen zu Beschimfungen mutieren können:
"So a Rasslbinder" habe ich in den 60er-Jahren noch öfter gehört ... gemeint waren die Rastelbinder, die feine Metall- oder Drahtgestelle (Rasteln) als Dreibeinige Untersetzer, Aufhänger, Wandbehang mit Haken etc. fertigte. Die gleichzeitig oft auch "Kesselflicker" waren, also löchrig gewordenes Kochgeschirr löteten.
Womit sich der Kreis zu Roma und Sinti schließt: Es waren oft Roma, die dieses Handwerk übrigens sehr geschickt betrieben. Unsere Eltern erlaubten deshalb nicht, dass wir Kinder unbeaufsichtigt zuschauten ... damit wir nicht geklaut werden konnten! Dies war damals (und oft auch noch heute) ja allgemeines Gedankengut.
Mein Vater wartete hierfür immer auf einen bestimmten "Zigeina", der einmal im Jahr vorbeikam - er war laut meinem Vater der Geschickteste von allen - und sie rauchten gemeinsam meines Vaters Zigaretten, weil der als Dreher und Gießer im Beruf "artverwandt" war!
So viel zu äußerst positiven wenn auch kindlichen Erinnerungen an das fahrende Volk ...
Liebe Grüße
Norbert
P.S. wäre super, wenn Sinti oder Roma sich hier im Forum äußern würden. Gibt's welche hier? Und gibt's noch andere Stämme oder wie man diese Gruppen nennt? Und gibt's statt "Zigeuner" einen nicht-beleidigenden Sammelbegriff? Fragen über Fragen ....