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Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter

Nochmal ausführlicher zu Anton Praetorius, dessen 450. Geburtstag ansteht:
Sein :Gründlicher Bericht über Zauberey und Zauberer - gehört nach dem
Schweizer Juristen H.P. Kneubühler: auf dem Gebiet des Hexenwesens zu den
wenigen Werken, welche dem 17. Jahrhundert zur Ehre gereichen...
Eine Gedenkausstellung in Lippstadt erinnert an Praetorius, dem evangelischen
Pfarrer aus Westfalen. Ich zitiere größtenteils aus "Unsere Kirche", Ev.
Wochenzeitung. Da mir längere Texte mehrfach abgestürzt sind, schreibe ich
in Abschnitten.-
Der Prozeß gegen Anna Dietrich:
Anna hatte 9 Kinder. Mit 3 weiteren Frauen wurde sie wegen Teufelsbuhlschaft
und Pakt mit dem Satan verhaftet. Dies geschah am Sonntag, den 8. Mai 1597.
Übrigens schätzen Forscher, daß ca. 60 000 Menschen im 16./17. Jht. im
Zeitraum von 300 Jahren Opfer der "Hexenjagd" wurden! Praetorius schrieb
1613 ein Buch über das Schicksal der Anna Dietrich. Er wurde 1560 in Lippstadt
(ganz in meiner Nähe) geboren als Sohn von Matthes Schulze. Seine Lehrer-
ausbildung ließ ihn den Namen Praetorius annehmen. 1586 war er Rektor der
Lateinschule in Kamen. Er schloß sich dem ref. Glauben an. Der Graf von
Birstein u. Büdingen war von ihm beeindruckt u. rief ihn auf die Stelle seines
Hofpredigers. Dort wurde er zum Seelsorger der inhaftierten Anna.
 
Seine Gespräche mit ihr überzeugten ihn: welche Mutter von 9 Kindern würde
dem Teufel folgen, das Wetter verzaubern und die Ernte vernichten. Dann
litten doch ihre eigenen Kinder Hungersnot! Er hatte auch großes Leid erlebt
und mußte 3 Ehefrauen begraben, vielleicht daher seine Sensibilität! Es
erschütterte ihn, daß der Henker die Frauen folterte und Geständnisse
erpreßt werden sollten. Die ganze Bibel arbeitete er durch und kam zu dem
Schluß: lange Haft und Folter von Unschuldigen widersprcht dem Geist des
Evangeliums. Er beschimpfte die Richter: Gott wird euch strafen. Ihr werdet
zur Hölle fahren! Offen wetterte er gegen den Prozeß. Es ist dies der einzige
überlieferte Fall, daß ein Geistlicher die Beendigung verlangte und die noch
lebende Gefangene freigelassen wurde. Die "Untersuchungshaft im Turm" war
unmenschlich grausam. Gefesselt an eiserne Stangen mit Ketten an den Armen
peinigten die Bewacher die Frauen! Nach 3 Wochen und Folterkammer war Anna
standhaft geblieben und beteuerte stets ihre Unschuld. Der Graf war jedoch
so erbost über seinen Prediger, daß dieser froh sein konnte lebendig "zum
Teufel" gejagt zu werden. Er fand aber eine reformierte Pfarrstelle in
Laudenbach bei Heidelberg, wo er 53jährig starb.
 
Schrieb er zunächst unter Pseudonym, veröffentlichte er später mit seinem
Namen. Dies war nicht ungefährlich, die 3. Buchauflage widmete er gleichge-
sinnten u. angesehenen westfälischen Menschen (aufgeklärten!), besonders
Richtern, Pfarrern u. Juristen in Unna u. Kamen. Er kann ein Beispiel sein für
Zivilcourage! - Ulrike
 
Der Rat der Stadt Rüthen rehabilitiert verurteilte Hexen u. Zauberer! -
In einem großen Zeitungsartikel wird heuer darüber berichtet (Westfalen-
Rundschau):Schüler des Friedr.-Spee-Gymnasiums befaßten sich mit ihrer
Lehrerin mit dem Thema. (Klasse 8). Hartmut Hegeler, ein pensionierter Lehrer
u. viele Jahre mit dem Thema befaßt, unterstützte die aufklärende Arbeit.
Es gibt in Rüthen noch den sog, Hexenturm mit Folterinstrumenten u.a.
Ergebnis war, daß die Schüler einen Antrag beim Rat stellten, endlich die
Opfer zu rehabilitieren. Dies ist vielerorts auch schon geschehen.
Spee war übrigens auch "abergläubisch", er war aber gegen Folter, um
Geständnisse zu erpressen. Ein Beispiel aus Rüthen: Die reiche Bauernwitwe
Grete Adrian (1655) wurde nach ihrem Geständnis "gnädig" geköpft, bevor
sie brennen mußte! Mit ihr wurden vor Ort noch 169 Frauen, Männer u.
Kinder (!) verurteilt u. hingerichtet. Welche Grausamkeit! - Ulrike
 
ich zitiere aus dem Buch "Hexen, Mörder, Henker" von Anna Ehrlich über die Situation in Österreich:
Die österr. Hexenprozesse sind weder vollzählig, noch vollständig überliefert. Die Zahl von ungefähr 900 Hinrichtungen in der Zeit von 1350 bis 1750 auf dem Gebiet des heutigen Österreich inklusive Südtirols wird wohl nach oben revidiert werden müssen, da immer wieder bisher unbekannte Akten zum Vorschein kommen. In der Steiermark wurden von Mitte des 16. Jahrhunderts bis Mitte des 18. Jahrhunderts 220 Prozesse geführt, wobei insgesamt 820 Menschen vor Gericht standen. Der letzte österr. Zauberprozess fand 1746 auf dem Burgschloss von Oberradkersburg, heute in Slowenien, statt. Anders als im protestantischen Deutschlad waren in Österreich wie in Italien viele Männer unter den Verurteilten, Mindestens ein Drittel, wenn nicht mehr. Ein Großteil der Verfolgten waren Unterprivilegierte, arme Bauern, Taglöhner, Bettler, Landstreicher, Zigeuner. Fälle, in denen Adelige, reiche Bürger, Geistliche und andere gebildete Leute in Hexenprozesse verwickelt wurden, waren selten. Nicht alle zum Tode Verurteilten waren Unschuldslämmer, viele hatten Straftaten begangen: Diebstähle und Kirchenraub, Leichenschändung, Betrügereien aller Art ( zum Beispiel Wettermachen ), manchmal sogar Mord, Kindstötung und Kinderschändung. In Gebieten, wo besonders eifrige Hexenjäger am Werk waren, wurden sicherheitshalber gleich alle Verbrecher zusätzlich der Hexerei beschuldigt, "normale" Strafprozesse gab es dort nur noch selten. Sehr viele Unschuldig gerieten den Hexenjägern ebenfalls ins Netz, was sie missgünstigen Nachbarn oder der Aussage eines Inquisiten unter der Folter zu verdanken hatten. Besonders häufig wurden Bettler oder Familienmitglieder einer "überführten" Hexe verfolgt, selbst kleine Kinder. War man doch der Meinung, dass Hexen ihre Kinder dem Teufel weihten.
" Wie das eye so das kücken, wie das kücken, so der vogel, also legt er eyer"
Erschütternd lesen sich Berichte über Mütter, die trotz unendlicher Qualen darauf bestanden, dem Teufel ihre Kinder verweigert zu haben, um diesen damit das Leben zu retten. Zwar waren weltliche Gerichte für die Hexenprozesse zuständig, doch immer wieder war es die Kirche, die den Anstoß gab, vor allem wenn die Beschuldigten protestantischen Glaubens waren.
 
Wie ist dies gemeint: als Straftat Wettermachen? Hat jemand z.B. Geld
vorab bekommen um Regen herbeizuzaubern und dann hat es nicht geregnet?
-Ulrike
 
Heute in der Tagespresse(dapd): Riad, Frau wegen Hexerei hingerichtet!
Die Frau habe von Kunden 800 Dollar verlangt und diese betrogen, indem sie
ihnen Heilung versprach. Sie wurde wegen Hexerei (!) verurteilt.-Ulrike
 
Ihr könnt mir glauben oder nicht, aber mir wurde letztens eine Freundschaft wegen angeblicher Hexerei gekündigt.
*schmunzel*
Ich bin ganz froh, dass es bei uns keine Scheiterhaufen mehr gibt, ich würd nicht lange überleben....

Alles Liebe, Sonja
 
Vermutlich wird viel Scharlatanerie betrieben und Leichtgläubigen - und was das Schlimmste ist: Verzweifelten - Geld aus der Tasche gezogen. Aber diesen Betrug "Hexerei" zu nennen ist genauso mittelalterlich wie der Glaube der Betrogenen.
@Sonja: viel wird dir nicht verloren gegangen sein, oft weiß man erst hinterher, ob es "Freundschaft" war.
 
@Sonja: Liebe Sonja, ich fürchte, dass neben Dir noch einige andere Frauen aus diesem Forum hier auf dem Scheiterhaufen landen würden. Denn dass weibliche Wesen lesen und schreiben, womöglich auch noch fotografieren und einen Computer bedienen können, kann doch nur Hexerei sein, oder :( ?
 
Nich vergessen das Auto fahren oder gar einen LKW lenken, dass kann ja nur hexerei sein.;)
 
Ja, alles sehr verdächtig - von anderen Handfertigkeiten gar nicht zu reden. Trotzdem würde ich die Holzvergeudung nicht befürchten, so lange es amtierende Exorzisten gibt, kann man das Problem ganz ohne CO2 und Feinstaub lösen :smi_tanzt.
 
Ich bin sehr froh das unsere Sonja von Sagen.at eine ganz liebe und nette Hexe ist und keine Böse. Sie versucht jeden zu Helfen, sammelt für die Armen und ist für alle da. Gibt immer gute Ratschläge und sagt auch was Sie denkt. Was die Sonja von der Natur lernt gibt Sie auch weiter und ist auch sehr Hilfsbereit. Ich bin sicher das ihre Familie Stolz auf Sie ist. Ich jedenfals bin Stolz das wir in Österreich solche Leute haben wie die Sonja.
Ein :herz:liches Danke Sonja
 
*schmunzel*
lieber stanze, du machst mich ja ganz verlegen, vielen lieben dank für deine komplimente! *rotwerd*

und liebe kirsche, deinen eintrag finde ich grad richtig lieb, ich glaube die hexe als solche ist entweder eine selbstbewusste moderne, die sich kein blatt vor den mund nimmt und einfach nur ihre FRAU lebt.
und die andere form ist die, die noch immer gejagt wird, die sich verstecken muss, sich unterdrücken lässt...

hier im forum dürfen sich alle großen unhd kleinen hexen einfach nur wohlfühlen und sein wie sie sind.
 
Ihr könnt mir glauben oder nicht, aber mir wurde letztens eine Freundschaft wegen angeblicher Hexerei gekündigt.
*schmunzel*
Ich bin ganz froh, dass es bei uns keine Scheiterhaufen mehr gibt, ich würd nicht lange überleben....

Alles Liebe, Sonja

ohje. ja das ist schlimm wenn man für etwas angeklagt wird, wofür es sich nicht lohnt.

ich kenne ähnliche vorfälle und bin auch froh, das derartige verurteilungen jetzt nicht mehr gang und gäbe sind. verurteilung, austossung aus der gemeinschaft, verfolgung bis hin zu mord wegen angeblicher hexerei waren bis in das 20. jahrhundert nachweisbar. (vgl. johann kruse der dazu interessantes beigetragen hat)
 
Stadt Lemgo soll hEXEN REHABILITIEREN
Moralische Ehrenrettung für Verfolgungsopfer gefordert
Der Arbeitskreis Hexenprozesse um den ev. Pfr. Hegeler/Unna hat die Stadt
Lemgo aufgefordert, die Opfer der Prozesse vor ca 360 Jahren zu rehabilitieren.
Lemgo habe die hist. Chance ein symbolisches Zeichen zu setzen. Die Stadt
wurde auch im 16./ 17. Jht. "Hexennest" genannt. Das Archiv enthält ca
200 Prozeßakten, die Opfer werden auf 250 Personen geschätzt.
Ein Beispiel: Margarete Siekmann wurde 1653 als Hexe verurteilt und hingerichtet.
Zwei ihrer Nachfahren fordern die sozialethische Rehabilitation, der Ruf der
Opfer müßte öffentl. wiederhergestellt werden, egal wieviel Zeit vergangen ist.
Eine juristische Aufhebung der Urteile ist nicht möglich, wohl aber eine
moralische Ehrenrettung. In verschiedenen Städten geschah dies schon:
2011 z.B. in Düsseldorf, Rüthen Krs. Soest, Menden/Sauerl. - im Februar
verurteilte der Kölner Stadtrat die Hexenprozesse. Weitere Anträge liegen vor
für Freudenberg, Rheda-Wiedenbrück u. Recklinghausen.
(epd in UK)
In der ev. Presse gelesen u. gekürzt wiedergegeben von Ulrike!
 
hallo,
ich habe mir nicht den Spaß gemacht alle vorrangegangenen Antworten zu lesen . Bei einen Fehlkauf in bezug Hexen habe ich volgendes Buch erstanden:
" die vernichtung der WeisenFrauen"( ISBN N 3-453-02987-9 ) , danach soll nach der These von dem Soziologen Gunnar Heinsohn und dem Wirtschaftswissenschaftler Otto Steiger,

der Klerus und der Adel aus " exaktem politischen Kalkühl" eine Jagt nach Kräuterkundigen Personen veranstaltet haben. Um mit den Frauen das alte Volkswissen über Geburtencontrolle auszurotten.

In Folge von Pest , Krieg und was es sonst noch gegeben hat, war die Anzahl der Frohn-, Arbeiter recht gering und die Löhne in den Städten gestiegen. Mit den Rückgang der "Kräuterkundigen" stieg auch zufälligerweise die Bevölkerungszahl.

So sollten halt mehr Untertanen her.
Was haltet Ihr davon?
 
Ein interessanter Aspekt!-
Habe ein ebenso interessantes Buch entdeckt, in dem es um Hexenverfolgung
in Idstein/Hessen-Nassau (17.Jht.) geht. Es ist zwar ein Roman, die
Verfasserin hat aber den schrecklichen Tod von 43 Frauen recherchiert u.
erinnert mit ihrem Werk an diese.
Nicole Steyer, Die Hexe von Nassau, Knaur
Wenn man bedenkt, wie lange niemand sich um diese "Justizirrtümer"
gekümmert hat? Die Menschheit wird nicht toleranter! - Ulrike
 
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