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Grenzsteine

Lisa

Member
Servus mitanand,

gestern war ich in einem Museum, da fand ich etwas sehr Interessantes (für mich) über Grenzsteine. Und zwar wurden wohl früher auch "Zeugen" eingegraben, weil Grenzsteine bestimmt öfter mal ein wenig oder auch ein wenig mehr verschoben wurden.

Da sah ich dann im Museum diverse Tontäfelchen, aber es sollen auch andere Dinge mit vergraben worden sein, als Zeugen. So zum Beispiel Asche oder Kiesel oder Eierschalen. Kennt ihr Sagen oder Märchen, in denen diese Zeugen vorkommen?

Gespannte Grüße von Lisa
 
Hallo Lisa,
hier eine Sage aus meinem Wohnort:
Der Grenzsteinversetzer
In der Schwerter Feldmark setzte vor langen Jahren ein Mann einen falschen
Grenzstein und führte einen langjährigen Prozeß darüber, den er auch gewann,
weil er falsche Zeugen beigebracht hatte. zur Strafe mußte er nun nach seinem
Tode jede Nacht den Grenzstein auf seinen Schultern tragen und damit in der
ganzen Feldmark umhergehen. Viele Leute haben ihn schon so gesehen. Der
Stein glühte und alle Augenblicke fiel er damit nieder. Aber von sich werfen
konnte er ihn nicht, und weil das Feuer des Steines ihn brannte, sprang er wieder auf und eilte weiter, wobei er ächzte und ausrief: Wo soll ich mit dem
Grenzstein hin? Wörtl. aus meinem kl. Büchlein: Schwerter Sagen, gesammelt
von U. Berkenhoff, erschienen 1998. Restlos vergriffen, habe aber Wolfgang
Morscher 1 Ex. geschickt. Es gab hier eine Flubezeichnung: Abergunst, als
dort gebaut wurde mochten die Leute den Namen natürlich nicht und
die Straße heißt: Auf der Gunst, was natürlich das Gegenteil bedeutet.
Viel Spaß weiterhin! Ulrike
 
Danke Dir!! Im Augenblick braut sich eine Grenzsteingeschichte in meinem Kopf zusammen, werd aber bis Montag warten müssen...

Grüße von Lisa
 
Das Thema Grenzsteine und Landvermessung spielt im Volksaberglauben Nordwestdeutschlands eine erhebliche Rolle. Die Landvermesser waren ähnlich abdankten Soldaten eine sehr schlecht angesehene Klientel; sie werden auch mit zahlreichen Spukgeschichten in Verbindung gebracht.

Grenzsteinversetzen war übrigens eine durchaus übliche Straftat, die teilweise schwer nachzuweisen war und die oftmals zu langwierigen Prozessen führte, die teilweise bis vor das Reichsgericht führten. Die Folge war, dass am Ende dieser Nachbarschaftsstreitigkeiten meist das gesamte Vermögen beider Familien durch die Gerichts- und Anwaltskosten aufgebraucht war. Übrigens: teilweise halten sich jahrhundertealte Familienfehden bis zum heutigen Tage. Wer näheres darüber wissen möchte, sollte mal in die sogenannte 'Heimatliteratur' aus der Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts schauen. Interessant ist hierbei vor allem das Werk von August Hinrichs (leider in der für die meisten Nichtnorddeutschen unverständlichen niederdeutschen Sprache). Trotz aller Kritik: Hinrichs ist sehr nah an die Realität des bäuerlichen Lebens in Norddeutschland, wie man es noch bis in die 80er Jahre kennen lernen konnte, herangekommen. Aber ich denke einmal, solche Regionalautoren gibt es auch anderswo. Durch die Sprache waren sie ja von ihrem Bekanntheitsgrad sehr beschränkt - leider.
 
Servus Niccelausi,

danke für die Antwort!! Schad, dass Du aus einer so anderen Region kommst, sonst könnten wir uns schreiblings zusammentun, Deine Interessen gehen offenbar in eine ähnliche Richtung...

Grüße von Lisa
 
Da fällt mir ein: eventuell könntest Du etwas dazu bei Ludwig Thoma finden. Meines Wissens hat er einige Reportagen zu dem Thema geschrieben. Leider ist sein journalistisches Werk heute fast in Vergessenheit geraten. Auf jeden Fall hat bei der Landvermessung im vor der Gaußschen Landesaufnahme Betrug und Bestechung eine erhebliche Rolle bei der Landvermessung gespielt. - Gerade habe ich dazu diesen Link bei Google mit den Suchwörtern Grenzstein und Landvermesser gefunden.

Weitere Probleme gab es bei der Aufteilung der Allmenden im 19. Jahrhundert; als die bisherige Gemeinheit der Dörfer aufgeteilt wurde, kam es immer wieder zu Betrugsversuchen, die mehr oder weniger erfolgreich verliefen, auf jeden Fall aber für reichlich Unfrieden in den Dörfern sorgten.
 
Vielen Dank!!! Vielleicht find ich da ja was beim Thoma, wenn auch die nächste, wirklich gut sortierte Bibliothek ziemlich weit weg ist.

Grüße aus Bayern von
Lisa
 
In der Innerschweiz sind Sagen über Arme Seelen, welche nach dem Tode wandeln müssen, wegen der Versetzung von Grenzsteinen und Marchen, sowie wegen Holzfrevel, weit verbreitet. Interessanterweise ist dies nicht nur ein modernes Phänomen.
Die Genossenschaftsgemeinde von Stans (CH) in Nidwalden vergibt am 4. April 1725 einer verstorbenen Seele auf dem Wissiberg, dass sie Holzfrevel begangen habe. Ähnlich verfuhr man auch mit Marchsteinversetzer.
Erlösen kann man übrigens die Armen Seelen, wenn man auf ihre Frage: "Wo soll der Grenzstein hin", antwortet: "Dort, wo du ihn genommen hast!"
(Quelle: Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, von Franz Niderberger)
 
Gerade habe ich eine Ortssage aus der Wesermarsch gefunden, die L. Strackerjahn im 19. Jahrhundert aufgezeichnet hat:

"In der Nähe von Ovelgönne (westlich von Brake/Unterw., der Verf.) lassen sich am Sieltief sieben feurige Kerle sehen, falsche Landvermesser, die im Grabe keine Ruhe haben"

Quelle: Ludwig STRACKERJAHN (Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg; zweite erweiterte Aufl., herausgegeben v. Karl Willoh 1909, Bd I: S.225).

Nachbarschaftliche Grenzstreitigkeiten spielten in früheren Jahren eine erhebliche Rolle und brachten, wie ich bereits in vorherigen Beiträgen erwähnt habe, gewaltigen Unfrieden in die Dörfer, die oft über Generationen anhielten. Ähnlich schwerwiegend, wie das Bestechen der Landvermesser wog auch das sogenannte 'Abpflügen' von Land. Hierbei handelte es sich um einen sukzessive erfolgenden Landdiebstahl. Auch hierzu finden sich zwei Ortssagen aus dem Oldenburger Land:

"Auf dem Löninger Esch vor Burlagen Fuhrenkamp (Landkreis Cloppenburg, der Verf.) geht des Nachts ein glühender Pflug. Es hat einer dort vor Zeiten fremdes Land abgepflügt und muss nun mit dem Pfluge wiedergehen."

Quelle: Ludwig STRACKERJAHN (Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg; zweite erweiterte Aufl., herausgegeben v. Karl Willoh 1909, Bd I: 225)

Eine dritte Ortssage stammt aus Vielstedt, Gemeinde Hude im Landkreis Oldenburg:

"In Vielstedt, Kirchspiel Hude, sieht man nachts auf dem Feld einen Pflüger. Mann, Pflug und Oferd sind feurig. Der Mann ist ein früherer Bauer, welcher nun so umgehen muss, weil er bei seinen Lebzeiten seinen Nachbarn Land abpflügte."

Quelle: Ludwig STRACKERJAHN (Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg; zweite erweiterte Aufl., herausgegeben v. Karl Willoh 1909, Bd I: S.226 )

Die drei Sagen habe alle eines gemeinsam: jedes Mal wird die Spukerscheinung als 'feurig' - niederdeutsch 'gloinig' bezeichnet. Gloinig oder Feurig sind Attribute, die oft dem Teufel zugeschrieben werden (de gloinig Düvel). Spuk wird im oldenburgischen Volksaberglauben oft mit Verbrechen und schweren Sünden in Verbindung gebracht. Hierzu gehören nicht nur Mord, Betrug, Meineid, und Religionsfrevel, sondern auch explizit nach Strackerjahn (S.214) falsches Messen der Händler, Müller und Landvermesser sowie Grenzverrückungen der Bauern. Wer sich solche Sünden hat zu schulden kommen lassen, geht nach seinem Tode um. Je nach schwere der Sünde können sie entweder von Lebenden erlöst werden - oder nicht. Im letzteren Fall werden sie zu Teufelsgenossen und schließlich zu Dämonen selber: ihnen ist der Weg ins göttliche Paradies für immer versperrt (STRACKERJAHN 1909, Bd. I: 221).

Von der Interpretation her würde ich persönlich diese Sagen als Mahnungen ansehen: Wer sich schwerwiegende Sünden hat zu Schulden kommen lassen, die möglicher weise andere über Generationen hin schädigt, wir nach seinem Tode nicht erlöst, sondern erfährt dafür eine schwere Strafe. Der in Flammen stehende Mensch erfährt ungeheure Schmerzen - bis in alle Ewigkeit und man sagt, dass er diese Strafe zurecht bekommen hat und ihn niemand erlösen kann. Gab es früher eine bessere Abschreckung - denn eine Versetzung des Grenzsteines war vor der staatlichen Landesaufnahme mit ihren trigonometrischen Punkten und ihrem standardisiertem Vermessungsnetz, das auf festen Koordinaten beruhte sehr schwer nachzuweisen - und der über Jahre hin erfolgte systematische Landdiebstahl durch Abflügen fast überhaupt nicht. Da war die Prohezeihung der ewigen Qualen nach dem Tode als Abschreckung doch wohl zuweilen ein wirksames Mittel.


Noch ein kleiner Hinweis: das ehemalige Großherzogtum Oldenburg ist konfessionell seit dem Reichsdeputationshauptschluss konfessionell zweigeteilt. Als Entschädigung für den seit dem 17. Jahrhundert von Bremer Schiffen erhobenen Weserzoll bei Elsfleth erhielt das Land die Flächen des ehemaligen Niederstifts Münster mit den heutigen Landkreisen Cloppenburg und Vechta - einer heute noch erzkatholischen Region. Während Hude und Ovelgönne zum protestantischen Nordoldenburg gehören, liegt Löningen im katholischen Süden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht zu den Sagen, aber zur realen, außer in Bayern kaum noch lebendigen Tradition der Feldgeschworenen, die Grenzsteine setzen und mittels geheimer Zeichen und Markierungen über die Richtigkeit wachen, hier ein interessanter kleiner Ausstellungskatalog:
(Admin: externer Link existiert nicht mehr)
 
zu den Feldgeschworenen bin ich gerade auf diesen Link (Admin: externer Link existiert nicht mehr) gestoßen. Den Begriff des Felgeschworenen definieren die Brüder Grimm in ihrem Deutschen Wörterbuch. Eine andere Bezeichnung ist auch Vierrichter - da lohnt es sich sicherlich auch einmal nach zu googeln.
Ich wette, dass es auch in anderen Regionen eine derartige Institution gegeben haben muss.

Zum Thema Landvermesser: eine andere, ältere Bezeichnung ist auch - wie ich eben herausgefunden habe 'Feldmesser' (wenn man nachgoogelt sollte man eventuell den Begriff 'Grenzsteine' mit eingeben, denn sonst werden da auch noch Artikel gefunden, die mit der Landvermessung nichts zu tun haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die in Österreich heute noch übliche Bezeichnung für Landvermesser ist "Markscheider" (ein - mir nicht bekanntes - Vermessungsbüro firmiert sogar im Internet unter "markscheider.at") ...
 
Kenne da eine Sage aus der Steiermark, muß ich aber noch genau nachschauen. Ich weiß nur, sie spielt in Tragöß in der Nähe des grünen Sees. Werde forschen und kundtun.

EH
 
Auf SAGEN.at habe ich zu "Grenzstein" 39 Ergebnisse bekommen und zu "Markscheider" immerhin 2 !!! :smi_klats
 
Langsam arbeitet es wieder, das Thema (iss ja schon ne Weile her, seit ich es hier eingebracht hab). Grad in Zusammenhang mit der armenischen Geschichte, mit dem Finger abhacken (auch den Kopf eines Kindes in das Loch zu stecken, damit es sich den Ort merkt, klingt ja barbarisch, aus heutiger Sicht)...

Es ist eigentlich merkwürdig. Unser Haus wurde 1904 gebaut, die Welt war schon damals nicht mehr so groß, trotzdem befindet sich der "More", der Grenzstein, außerhalb unserer Grundstückeinfassung. Land war damals längst nicht so teuer wie heute.

Geht es bei Grenzsagen, -mythen, -märchen vielleicht um noch viel tieferliegende Dinge? Die meisten dieser Sagen spielen auf dem Land, wo es auf ein, zwei, drei Quadratmeter nicht unbedingt ankam.

Muss ich weiter nachspüren, da ist was... ich weiß es, wenn auch nicht bewusst

Liebe Grüße von Lisa
 
Darf ich zu zwei Punkten in aller Friedlichkeit Widerspruch anmelden?

1. Zum Markscheider:
Nach meinem Wortverständnis - vorsichtshalber abgesichert durch diverse Wörterbücher - beschäftigt sich der Markscheider mit dem Vermessungswesen nur, soweit es den Bergbau betrifft, legt also über Tage höchstens Grubenfeldgrenzen fest, und ist mitnichten dasselbe wie ein Feldmesser oder gar ein Feldgeschworener.

2. Zur Wichtigkeit von Grenzen:
Die Vorstellung, auf "ein paar Quadratmeter" komme es nicht an und hinter den zahlreichen Grenzsagen könne/müsse sich daher Tieferes verbergen, widerspricht meines Erachtens den ländlich-bäuerlichen Vorstellungen ganz und gar.
Hier das Offensichtliche anzuzweifeln, um ein Verborgenes zu finden, dürfte kaum weit führen.
 
Ja D.F., natürlich gehts bei Grenzen auch ums Offensichtliche, vor allem in der heutigen Zeit, wo jeder qm sehr sehr viel wert ist. Der Altbauer hat erzählt, früher seien die Grundstücke vor allem durch Bäche etc. markiert gewesen, klar, irgendwann, mit zunehmender Bevölkerungsdichte grad bei uns im Alpenraum, war das zu unsicher. Diese unbeständigen Wasserläufe mit ihrer Willkür, lächel.

Doch denk ich eigentlich noch viel weiter zurück. Erst gabs umfriedete, gehegte, mit Hecken umgebene Plätze, die Schutz boten. Im Laufe der Zeit wurde die Welt außerhalb der Hecken immer fremder, unheimlicher. Zwielichtige Gestalten, Geister, hielten sich in den Hecken auf. Der Mensch - grenzte sich ab. Es gab dann zwar noch die Hexen, die sich auch auf der anderen Seite herumtrieben - aber - schleichend, vielleicht so richtig erst im Zuge der Christianisierung, dem Verteufeln der Natur - vom Hauch des Unheimlichen umgeben (ist ja kein Heim mehr, die Wildnis).

Generell ist das Thema Abgrenzung ein sehr vielschichtiges, warum sollte es nicht auch bei "offensichtichen" Dingen dennoch vielschichtig sein?

Sind nur so Assoziationen, aber nur mit dem Offensichtlichen kommt man in der Welt der Sagen und Märchen nicht recht weit

Grüße von Lisa
 
Ich glaube, das Phänomen der Grenzsteine müsste man eigentlich noch etwas erweitern - letztendlich sind mittelalterliche Grenzburgen auch eine Art von Grenzsteinen gewesen. Ein schönes Beispiel hierzu kann man im Oldenburger Land finden: dort gab es im Mittelalter eine ganze Reihe von Grenzburgen entlang der Grenze nach Ostfriesland. In Ostfriesland konnte sich die feudale Adelsherrschaft nie richtig durchsetzen - es gab dort eine z.T. demokratieähnlich verfasste Häuptlingsherrschaft. Versuche der Oldenburger Grafen, ihren Herrschaftsbereich auszudehnen, waren nach Norden entlang der Weser im 13. und 14. Jahrhundert erfolgreich, weil man dort mit den Hansestädten einen mächtigen Verbündeten hatte, die ein existenzielles Interesse daran hatten, den von den Küstenbewohnern betriebenen sehr ertragreichen Seeraub auf Hanseschiffe einzudämmen.

Nach Westen scheiterten sie regelmäßig und führten zu häufigen Grenzfehden mit den ostfriesischen Nachbarn. Beispiele hierzu finden sich zum Beispiel in Dreibergen am Zwischenahner Meer: unmittelbar an der Anlegestelle des Fahrgastschiffes befinden sich die Reste der Burganlage Elmendorf, einer sogenannten 'Motte'. Hierbei handelte es sich um eine sogenannte 'Turmhügelburg', die auf drei Hügeln errichtet worden war und vermutlich mit einem Palisadenzaun umgeben war.

Eine weitere ehemalige Burganlage befindet sich an der Strasse von Oldenburg nach Wiefielstede im Ammerland bei der Ortschaft Dringenburg. Auch von dieser ehemaligen Grenzfeste ist nur ein Hügel erhalten, der sich unmittelbar vor dem Ortseingang befindet. Der Ortssage nach soll er einen Schatz enthalten, der nur unter völligem Schweigen gehoben werden kann und vom Teufel bewacht wird.

Südlich von Westerstede befinden sich bei der Ortschaft Ocholt die Reste der Motte Mansingen. Auch zu dieser, im 13. Jahrhundert den Rittern von Mansingen gehörenden Burganlage gibt es eine Schatzsage.

Diese Schatzsagen deute ich als Indiz dafür, dass Grenzüberschreitungen vielfach eben nicht nur aus friedlichen, sondern vor allem auch aus räuberischen Gründen durchgeführt wurden. Vielfach trieb die Menschen aber wohl weniger Habgier dazu, sondern die pure Not - insbesondere Missernten als Folge von Naturkatastrophen. Interessant scheint in diesem Zusammenhang das Phänomen zu sein, dass das Zeitalter der Fehden im 13. und 14. Jahrhundert mit den katastrophalen Flutkatastrophen an der Nordseeküste zusammenfällt. Vermutlich haben sich die Auswrikungen beider Erscheinungen gegenseitig potenziert.
 
In dem hier schon häufiger gen. Wörterbuch d. Dt. Volkskde. steht unter
"Grenze" ein interessanter Beitrag m. Literaturhinweisen. Da fällt mir noch
ein, bei uns gibt es den Brauch des Schnadegangs, gewissermaßen eine
Umwanderung bestimmter Grenzwege innerhalb eines Ortes. Zum Schluß
wird natürlich Einkehr gehalten. Früher waren hier viele Grundstücke mit
Weißdornhecken umgeben, wurden fast alle durch sogen. Jägerzäune ersetzt.
Auch die Feldraine sind vielfach verschwunden. Dort hielten sich ja viele
Pflanzen und Tiere ! Die Nutzgärten wurden zu Rasenflächen mit immergrünen
Baumgruppen und Ziersträuchern, große Obstbäume verschwanden nach und
nach. Grenzstreitigkeiten gibt es immer noch , man kann aber zur
Bereinigung auch zunächst eine / n Schiedsmann/Schiedsfrau aufsuchen.
Ich wohne ja in der ehem. Grafschaft Mark, dort gab es schon im MA
Grenzstreitigkeiten z.B. m.d. Erzbistum Köln u. d. Reichsstadt Dortmund.
Ich glaube es gibt überall Sagen vom Grenzsteinversetzer! Es hört (liest)
gerne mehr zum Thema an dieser Stelle Eure Ulrike
 
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