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Die drei Bethen

Frage zu: Die drei Bethen

Hallo,
anscheinend hat sich hier schon länger nichts mehr getan, wie der letzte Eintrag zeigt. Weiß auch nicht, ob ich dieser Rubrik richtig bin - aber ich versuch´s mal:
Betrifft die 3 Bethen:

Georg Rohrecker schreibt, dass Ambeth für die Wiedergeburt steht, dass Wilbeth die Morgenseite, das Licht repräsentiert und Borbeth die Abendseite, den Turm.

Hans Christoph Schöll beschreibt 1936 in „Die drei Ewigen“ folgende Eigenschaften:

Ambeth – mütterliche Erdgöttin
Borbeth – Sonnengottheit
Wilbeth – Mondfrau

Welche Variante stimmt nun:
Wird der Turm (Borbeth) nun mit Licht assoziiert oder mit der Anderswelt (Berg)?
Wird das Rad (Wilbeth) mit dem Mond assoziiert oder mit der Sonne?

Danke euch für Hinweise, Literaturtipps etc.
Habe auch Rohrecker schon geschrieben, bis jetzt aber leider noch keine Antwort bekommen...
 
Hier noch weitere Literaturtipps:

Franz, Leonhard: Die drei heiligen Jungfrauen von Meransen. Der Schlern, 27. Jahrgang, 1953, S. 532 - 534.

Hofer, Karl: Die Heiligen Drei Jungfrauen auf dem Meransnerberge. Der Schlern, 10. Jahrgang, 1929, S. 408 - 415.

Den Artikel von Hofer könnte ich bei Gelegenheit und bei Bedarf auf SAGEN.at veröffentlichen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Den Artikel von Hofer könnte ich bei Gelegenheit und bei Bedarf auf SAGEN.at veröffentlichen.

Danke für die prompte Antwort. Dieser Artikel interessiert mich...
Und was meinst du? welche Variante stimmt nun was die Entsprechungen betrifft?
Ausserdem hätte ich gerne gewusst, ob die 3 Bethen nicht schon vor der keltischen Periode in unseren Breiten verehrt wurden. Denn es gibt keinerlei Verbindungen zu anderen keltischen Kulturen außerhalb Ö, Süd-D und viell. noch Italien.
 
Hallo Waldmeister,

man sollte sich auf die in der Literatur dargestellten Fakten beschränken.

Fabulieren bringt nichts, das ist zudem eine Buchstaben- und Zeitverschwendung.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Danke für eure Literaturtipps - werde die Werke mal durchstöbern.
@ Wolfgang:
ich tu hier nicht fabulieren oder theoretisieren - ich habe lediglich bemerkt, dass es gravierende Unterschiede in der Literatur gibt, was die Eigenschaftenzuordnung betrifft. Und wenn man sich wissenschaftl. damit auseinandersetzen will, sind Hinweise aller Art hilfreich, denn entweder gibt es Fehlinterpretationen oder es gibt eine jeweilige vorherrschende Meinung zu einer Sache.
LG
 
@ Waldmeister

ich will die Arbeit von Georg Rohrecker nicht mindern, mir sind seine Texte aber zu wenig wissenschaftlich und zu sehr esoterisch!

@ Baru

als Tirolerin blicke ich auch mit Respekt auf das Werk von Hans Haid, dennoch sind seine Texte sehr stark von seiner "Grundhaltung" und seiner "reichen Vorstellungskraft" geprägt, sodass sie einen hohen dokumentarischen Wert, aber nur einen kleinen wissenschaftlichen Wert haben.

Und nun bin ich gespannt ob das Forum endlich das Rätsel der drei Bethen lösen kann...

Die Laus-Maus
 
... sorry, wenn ich Leute vor den Kopf gestoßen hab, war wohl etwas voreilig. Habe nämlich jetzt erst gesehen, dass Georg Rohrecker bewusst auf eine andere Deutung seinerseits hinweist. So schreibt er zu "Borbeth": " ... vom keltischen borm abgeleitet, was soviel wie warm, wärmen bedeutet, und auf den wärmenden Schoß der Erdmutter zurückgeht ... Entgegen verschiedenen - gut gemeinten - Interpretationen ist Borbeth in keltischer Zeit wahrscheinlich nicht mit der Sonne verbunden worden, sondern viel eher mit dem Mond ..." [vgl. Rohrecker, Georg: Kelten, Götter, Heilige. S. 50 f., Pichler Verlag, Wien 2007]

Rohrecker hat also in vielen Werken recherchiert (und auch Schölls "Die Drei Ewigen" durchforstet), aber bewusst eine andere Auslegung präsentiert!
Ich persönlich finde nicht, dass er zu esoterisch ist, zumal er sich selbst direkt von esoterischen Auslegungen distanziert und auf natürliche Prozesse Bezug nimmt. Vielmehr ist es wahrscheinlich seine eigenwillige Art zu schreiben und Schlüsse zu ziehen, die nicht für jeden nachvollziehbar scheinen mag.

Fazit: welche Auslegung nun "richtig" sein mag, muss wohl der/die Forscher/in entscheiden und bestenfalls noch weitere, unbekannte Quellen heranziehen...
LG
 
zur bereits umfangreichen bethen-literatur möchte ich noch einen tipp beitragen:
die matriachatsforscherin heide göttner-abendroth hat 2005 ein buch geschrieben:
frau holle - das feenvolk der dolomiten.
sie erzählt dabei die mythen um frau holle im lichte der matriachatsforschung nach.
die drei bethen werden von ihr sehr klar und gut belegt als priesterinnen der frau holle dargestellt bzw. der frau percht, frau berg ,der erdmutter, der urmutter, der göttin. sie schafft es in ihren neuerzählungen eine historische struktur in die göttinenverehrung vom matriachat bis zum patriachat herzustellen. viele immer wieder auftauchenden ortsnamen bekommen eine klare bedeutung, von kyffhäuser bis zum untersberg.
kutter, resch, haid und rohrecker haben ein tolles grundlagenwissen zu den bethen erarbeitet. göttner-abendroth liefert den rahmen!

gruß

geomant
 
ich habe die drei frauen am fusse yggdrassils, der welten-eiche per schamanischer reise besucht.
(die schamanische welt besteht aus drei ebenen die mit dem weltenbaum verbunden sind, unten die wurzeln - untere welt- (geistwelt), in der mitte der stamm -die hier-welt- und oben die krone, die obere welt...
dieser weltenbaum kommt nicht nur in unserem kulturkreis vor, sondern auch z.b. in indien...

die drei "nornen" sitzen an den wurzeln des baumes.
und ich habe damals ein sprichwort von ihnen bekommen:

wir weben
wir weben
wir spinnen
das leben
vertrau auf
das leben
dann können
wir geben

eine der drei ist eine uralte frau, (die hintere- hindernde)
die zweie ist die "mittlere" (mittelnde- ver-mittelnde),
die dritte ist die junge (vordere -fordernde)

sie weben am lebensfaden und spinnen dein leben.

liebe grüße, sonja
 
Rabenweib:am fusse yggdrassils, der welten-eiche

Mir ist Yggdrasil nur als Welt-Esche bekannt....
Manche Forscher gehen davon aus, dass es sich um eine Eibe gehandelt habe, Yggdrasil = Eibensäule

Wie auch immer: Die Mythologie hat jedenfalls einen Baum ins Zentrum gestellt :)
 
die drei "nornen" sitzen an den wurzeln des baumes.
eine der drei ist eine uralte frau, (die hintere- hindernde)
die zweie ist die "mittlere" (mittelnde- ver-mittelnde),
die dritte ist die junge (vordere -fordernde)
Liebes Rabenweib, gestatte mir eine Ergänzung:
Aus (Admin: externer Link existiert nicht mehr)
Urd: Norne der Vergangenheit. Ihr Name bedeutet soviel wie "Schicksal" bzw. "Gewordene". Sie ist eine alte Frau, die ständig über ihre Schulter in die längst vergangene Zeit zurückblickt.

Verdandi: Norne der Gegenwart. Ihr Name bedeutet soviel wie "Gegenwart" bzw. "Seiende". Sie hat die Gestalt einer jugendlichen Frau, deren Blick immer nach vorne gerichtet ist.

Skuld: Norne der Zukunft. Ihr Name bedeutet soviel wie "Zunkunft" bzw. "Werdende". Sie ist, im Gegensatz zu "Urd" und "Verdandi", als unberechenbare Macht, die keine Liebe zu den Menschen und Göttern hegte, angesehn und hat ein sehr hitziges Temperament. Sie trägt einen Schleier und in jeder Hand ein ungeöffnetes Buch oder eine zusammengerollte Schriftrolle. Ihr Blick ist stets in die entgegengesetzte Richtung von "Urds" Blick gerichtet.

Ich möchte noch feststellen, dass ich mich mit derlei Sachen ausschließlich als "Sageninteressierte" befasse ;)
 
Liebe Rabenfrau, Schlußsatz von Baru gilt auch für mich.

Hier aus meiner alten "Edda" die betreffenden Verse:

... drei Asen aus dieser Schar, stark und gnädig, zum Strand kamen
sie fanden am Land, ledig der Kraft, Ask und Embla, ohne Schicksal.
(Ask-Esche: der erste Mann, Embla-Ulme:die erste Frau)

Nicht hatten sie Seele, nicht hatten sie Sinn,
nicht Lebenswärme noch lichte Farbe,
Seele gab Odin, Sinn gab Hönir, Leben gab Lodur und lichte Farbe.

Eine Esche weiß ich, sie heißt Yggdrasil, die hohe, umhüllt von hellem Nebel,
von dort kommt der Tau, der in Täler fällt, immergrün steht sie am Urdbrunnen.

Von dort kommen Frauen - vielkundige, drei, aus dem Born, der beim
Baume liegt.
Urd heißt man eine (Norne), die andere Werdandi, Skuld die dritte ...

Mit vielen Grüßen von Ulrike!
 
esche. entschuldigt.
ich dachte esche und schrieb eiche.
war ein versehen.

ich habe in meinem leben keine österreichische sage gelesen.
sollten kommentare zu diesen themen aus schamanischer sicht unerwünscht sein, behalt ich meine erfahrungen für mich, versteh ich natürlich.
hat ja auch nix mit wissenschaft zu tun.

alles liebe, sonja
 
Liebe Sonja, berichte ruhig weiter, denn es ist interessant.
Zum Glück sind persönliche Erfahrungen keinerlei Zensur
unterworfen. Nur weil ich etwas nicht kenne, muß es nicht verkehrt sein.
Hauptsache ist Toleranz unter uns! Liebe Grüße von Ulrike

P.S. Möchte hier mal ein besonderes Buch nennen aus der "Sierra" Reihe von
Frederking u. Thaler: Last Standing Woman. Winona LaDuke erzählt die
Geschichte der weißen Erde von 1862-2018. Eine indianische Saga.
Könnte Dir gefallen?!
 
hallo ulrike! dieses buch kenne ich zwar nicht, aber ich habe gerade eine ballast-abwerf-phase und habe erst letzten monat meine sammlung indianischer bücher (etwa 80 bücher) verkauft, sowie 40 bücher über schamanismus.
ich will im moment keine neuen mehr kaufen.
sollte ich aber wieder mal so weit sein, werd ich dran denken.
alles liebe , sonja
 
hallo geomant, da hast du zweifelsohne recht.
ich werde mir bücher besorgen und nachholen was es nachzuholen gibt. auch mit den kindern habe ich die möglichkeit, mit zu lernen, sie machen die sagen ja in der schule auch durch.

seltsamerweise hab ich mich für kanada und die inuits immer mehr interessiert als für das eigene land. das kommt jetzt erst, wo ich die wilden zeiten hinter mir habe, daß´ich ein wenig "geerdeter" werde und mich für die heimat und alles was damit zusammenhängt interessiere.

aber es ist eine schöne neue beschäftigung, die mit den ahnen verbindet, wurzeln wachsen lässt und mich auch ruhiger macht.
alles liebe, sonja
 
die sagen sind schlüssel zu unserer heimat und unserer geschichte !

gruß
geomant
Grüezi

Da bin ich mir nicht so sicher. Die meisten Sagen wurden im späten 19. Jahrhundert von Lokalhistorikern erstmals aufgeschrieben. Und viele der Sagen sind wohl auch nicht wesentlich älter. Manche Sagen wurden damals extra für die Sagensammlungen erfunden und/oder angepasst.
So gesehen sind die Sagen ein Abbild der historisch verklärten Welt der Kleinbürger vor 150 Jahren. Mehr nicht.


Gruss Gropli


.
 
Viele Sagen sind eindeutig älter! Natürlich wurden sie verändert und
"angepaßt" (mündlich und schriftlich). Der Zeitgeist spielt immer eine
Rolle (Wortschatz), die Sprache verändert sich ständig (heuer wohl
ganz brisant). Ich beschäftige mich auch nur laienhaft mit dem Thema,
lerne gerne jeden Tag dazu und freue mich über weitere Informationen
(heuer nur noch Infos genannt). Interessant finde ich den historischen
Hintergrund einer Sage (Ortssage besonders), der oft ganz "verschüttet"
wurde. Auf jeden Fall ist das sagen.at Forum ein wunderbares "Hilfsmittel"
für Recherchen zum Thema Sagen (u.a.). Viele Grüße an alle hier und
tanzt schön in den ersten Mai! -Ulrike (aus dem sagenreichen Westfalenland)
 
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