Hallo Hexchen,
das von Dir angesprochene Bild ist aus der Sicht der Kunstgeschichte ein Leinwandbild der Hll. Jungfrauen Anbett, Gwerbett und Wilbett, um 1700 entstanden (Dehio-Tirol).
Aus der Sicht der Europäischen Ethnologie (Volkskunde) sieht die Sache etwas komplexer aus. Ich beziehe mich in den folgenden Ausführungen maßgeblich auf das Buch des Volkskundlers Hans Haid, Mythos und Kult in den Alpen, 1992:
Südlich von Schönwies im Weiler Obsaurs (Bezirk Imst / Tirol) steht das alte Heiligtum, wo die drei Heiligen Frauen Ambett, Gwerbett und Wilbett verehrt werden, ähnlich wie in Meransen / Südtirol. In unmittelbarer Nähe der Kirche wird auf dem markanten Platz, "Burschl" genannt, ein alter Kultplatz vermutet.
Dort soll ein Schatz begraben liegen, in einer eisenbeschlagenen Truhe verwahrt. Den Schlüssel dazu hat ein schwarzer Hund im Maul. Soweit die Sage.
In den Gebieten des heutigen Kantons Graubünden, im heutigen Tirol, Vorarlberg, im Veltlin, dem Tal Camonica, dem Großteil Südtirols, Teilen von Oberbayern dürfte Rehtia (auch Rätia geschrieben) von den Rätern verehrt worden sein.
Die Räter waren kein Volksstamm, sondern die Anhänger eines Kultes, die Diener und Verehrer einer weiblichen Gottheit.
Rehtia tritt uns - zuerst noch zaghaft - in der Hallstatt-Zeit entgegen. In der nachfolgenden La-Téne-Zeit ist sie DIE Muttergottheit im venetisch-alpinen Raum. Vor allem in der Römerzeit (Isis Noreia) wird sie in Verbindung mit dem Wasser- und Quellenkult immer wieder genannt und verehrt. Vielleicht ist sie auch eine Patronin der Bergschätze (Salzbergwerke). Sicher hat sie Kraft zu Quellen und damit zum Wasser.
Drei Parzen oder die "drei Heiligen Madln" Katharina, Barbara und Margaretha und Aubet, Cubet und Quere auch Ainbet, Gwerbet und Wilbet. In Worms am Rhein - dem zweiten Zentrum der Drei-Frauen-Verehrung - hießen sie vom 13. bis zum 15. Jahrhundert Embede, Warbede und Willebede.
- Ambet soll die junge Frau und Göttermutter sein
- Borbet soll die vorgeschichtliche Sonnenfrau sein
- Wilbet wird mit dem Mond identifiziert und wäre somit die kultisch-mythologische Mondfrau.
In Meransen haben laut Visitationsprotokoll im Jahre 1650 übereifrige Geistliche die kultischen Gestalten in die drei göttlichen Tugenden Spes, Fides und Caritas umgewandelt.
Die Beten sind eng verbunden mit Steinen und Höhlen, mit Bergen und Quellen. Im Raum Imst finden sich die drei - neben der Dreiheit in Obsaurs - auch getrennt: in Dormitz mit dem Heiligtum der Ambet, in Barwies mit dem der Borbet und in Wildermieming mit dem der Wilbet.
In der Volkssage leben die drei Frauen vermutlich unter der Bezeichnung "Salige Frauen" oder "Salige Fräulein" weiter, besonders deutlich wird das in der Sage
"Die drei wilden Fräulein am Ferner".
Du findest auf
SAGEN.at noch eine ganze Menge von Belegen im Abschnitt Traditionelle Sagen...
Noch zu den Quellen: Wir haben in unserem Kapitel
"Heilquellen und Brunnen" noch einige Plätze in Vorbereitung, es mangelt uns leider etwas an Fotos. Also bitten wir immer um Fotos.
In Vorbereitung bezüglich obigem Thema ist ein weiteres Quellheiligtum, das nachgewiesenermaßen als Stätte der Rätia-Verehrung diente, nämlich die heilige Quelle der Rätia im Stubaital.
Wolfgang (
SAGEN.at)