Dresdner
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Sonja,
vielen Dank für deinen ausführlichen und emotional geprägten Bericht.
Ich habe mir deine Worte gleich nach Erscheinen angeschaut und wirklich über einen Monat überlegt, ob ich zu zwei kleinen Passagen etwas schreiben soll. Derartige Passagen finden sich auch in Beiträgen anderer Forennutzer.
Du hast geschrieben:
Ich nehme dir derartige Vorstellungen nicht übel, jahrzehntelange Erziehung im Geiste der Totalitarismusdoktrien und der Einteilung der Welt in die "Reiche des Guten und des Bösen" hinterlassen halt ihre Spuren.
Leider sind deine Vorstellungen zu 100% falsch, Estland und die DDR lassen sich ebensowenig vergleichen wie Südtirol und die "uritalienischen" Gebiete. Unsere Kinder hatten, als sie klein waren, wunderschöne Kinderzimmertapeten mit Märchenmotiven und es wurden die Leute in unserem Land weder an den Haaren durch den Dreck gezogen, noch stand an jeder Ecke die Stasi, auf die das Leben in der DDR ja heute in den Medien oft reduziert wird. Was die Autos betrifft, habe ich einen Trabant gefahren - Westautos konnte man nur gegen Devisen über Genex kaufen - ich habe sie aber auch nicht vermisst.
Die Kriminalitätsrate war ungleich niedriger als jetzt - nicht nur offiziell, sondern auch tatsächlich. Rauschgift und Auftragsmorde waren Fremdworte, Alarmanlagen und vergitterte Privatwohnungen kannte man nicht. Es war zum Großteil gang und gebe, den Wohnungschlüssel außen stecken zu lassen, trotzdem wurde nicht eingebrochen.
Um noch einmal auf die baltischen Staaten zurückzukommen - schau dir einmal an, welche Rolle diese Staaten im Großen Vaterländischen Krieg gespielt haben.
Kurz und knapp - ich bitte einfach darum, nicht über Dinge zu urteilen, die man nicht beurteilen kann. Ich bin gern bereit, über das Leben in "Springers Gänsefüßchenland zwischen Harz und Oderstrand" ggf. in einem extra Thema die Diskussion zu führen. Genau so wenig, wie es den Österreicher gibt, gab es auch nicht den DDR-Bürger. Jede Biographie ist individuell und Pauschalisierungen helfen nie weiter.
Dresdner
vielen Dank für deinen ausführlichen und emotional geprägten Bericht.
Ich habe mir deine Worte gleich nach Erscheinen angeschaut und wirklich über einen Monat überlegt, ob ich zu zwei kleinen Passagen etwas schreiben soll. Derartige Passagen finden sich auch in Beiträgen anderer Forennutzer.
Du hast geschrieben:
Ich habe die Ex- DDR nie gesehen, aber so stellte ich sie mir vor: Autos aus dem Jahre Schnee, Modelle von Fiat, die ich bei uns seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen habe, graue Strassen, graue Gebäude, sogar die Stewardessen auf unserem Flug von Helsinki nach Estland sahen aus wie Dominas, und ich traute mich nicht zu fotografieren, weil sie schwarze Lederhandschuhe zu grauen knappen Uniformen trugen, die Haare straff nach hinten gebunden und ich Angst hatte, sie würden die Peitschen rausholen, wenn ich sie ungefragt fotografieren würde. Mein Freund und ich lachten uns schief, als wir darüber phantasierten, was mit uns passieren würde, wenn wir etwas falsches machen würden. Die Stewardessen würden uns an den Haaren durch das Flugzeug schleifen und und schlagen, danach an einen der Sitze fesseln mit einem Schild um den Hals: "DAS!SOLLST"DU!NICHT!TUN!"
Außerdem hatte das Flugzeug innen grün- weiße – ziemlich psychedelische- DDR- Muster- Tapeten. (So stelle ich mir jedenfalls Tapeten aus der Ex- DDR vor)
Ich nehme dir derartige Vorstellungen nicht übel, jahrzehntelange Erziehung im Geiste der Totalitarismusdoktrien und der Einteilung der Welt in die "Reiche des Guten und des Bösen" hinterlassen halt ihre Spuren.
Leider sind deine Vorstellungen zu 100% falsch, Estland und die DDR lassen sich ebensowenig vergleichen wie Südtirol und die "uritalienischen" Gebiete. Unsere Kinder hatten, als sie klein waren, wunderschöne Kinderzimmertapeten mit Märchenmotiven und es wurden die Leute in unserem Land weder an den Haaren durch den Dreck gezogen, noch stand an jeder Ecke die Stasi, auf die das Leben in der DDR ja heute in den Medien oft reduziert wird. Was die Autos betrifft, habe ich einen Trabant gefahren - Westautos konnte man nur gegen Devisen über Genex kaufen - ich habe sie aber auch nicht vermisst.
Die Kriminalitätsrate war ungleich niedriger als jetzt - nicht nur offiziell, sondern auch tatsächlich. Rauschgift und Auftragsmorde waren Fremdworte, Alarmanlagen und vergitterte Privatwohnungen kannte man nicht. Es war zum Großteil gang und gebe, den Wohnungschlüssel außen stecken zu lassen, trotzdem wurde nicht eingebrochen.
Um noch einmal auf die baltischen Staaten zurückzukommen - schau dir einmal an, welche Rolle diese Staaten im Großen Vaterländischen Krieg gespielt haben.
Kurz und knapp - ich bitte einfach darum, nicht über Dinge zu urteilen, die man nicht beurteilen kann. Ich bin gern bereit, über das Leben in "Springers Gänsefüßchenland zwischen Harz und Oderstrand" ggf. in einem extra Thema die Diskussion zu führen. Genau so wenig, wie es den Österreicher gibt, gab es auch nicht den DDR-Bürger. Jede Biographie ist individuell und Pauschalisierungen helfen nie weiter.
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