• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Bunte historische Nachrichtenrundschau

Das fahrende Wien

Einer officiellen Zusammenstellung der Frequenz der Wiener Pferdeeisenbahn ist zu entnehmen, daß dieses Verkehrsmittel im Jahre 1887 von 39,700.000 Personen auf den Linien innerhalb des Weichbildes der Stadt und von mehr als 8 Millionen Personen auf den Linien außerhalb der Stadt benützt wurde. Außerdem beförderte die Dampftramway auf weitere Strecken nahezu zwei Millionen Passagiere.

Quelle: Innsbrucker Nachrichten, 6. Juni 1888, S. 8

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hohes Alter

Letzthin starb in Bieltsch in Mähren der Bauer Karl Peter in einem Alter von 142 Jahren. Der Verstorbene hinterließ einen 115 Jahre alten Sohn, einen 85jährigen Enkel, einen 30 Jahre alten Urenkel, un überdies eine Menge Töchter, Enkelinen und Urenkelinnen. Bemerkenswerth ist, daß der Greis bis zu seinem Tode ganz rüstig war.

Quelle: Innsbrucker Nachrichten, 6. Juni 1888, S. 8

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Aufgeweckte Studenten

Aus Pisa schreibt man: Der Rektor der hiesigen Universität hat folgenden, von 200 Personen unterzeichneten Klagebrief erhalten:

"Erbarmen sich Eure Magnifizenz in gütiger einsicht und Gerechtigkeit der armen Bewohner und geplagten Bewohnerinnen der Straße Santa Maria. In dieser sonst so ruhigen Straße hört man jeden Morgen, sobald die Sonne am Horizont erscheint, furchtbare, langgezogene Trompetentöne, ähnlich denen, welche die Mauern Jerichos zu Fall brachten. Der dieses barbarische Instrument spielt, ist ein Student und er weckt mit diesen Schreckenstönen seine Collegen auf, welche in der Gasse wohnen und gemeinschaftlich eine amerikanische Weckeruhr für ersteren angekauft haben. Es kommen jetzt nämlich bald die furchtbaren Tage der Prüfungen und die Studenten müssen die verlorene Zeit wieder hereinzubringen. Der gottlose Störenfried bläst nun so lange, bis alle siebzehn Aufzuweckenden mit kleinen Handtrompeten ihr Aufstehen gemeldet haben. Steuern Eure Magnificenz diesem furchtbaren Unfug, der uns unsere Ruhe raubt, und seien Sie unserer ewigen Dankbareit versichert."

Dies Studentenstückchen gibt nicht wenig Stoff zum Lachen, welcher Heiterkeit sich die Bewohner von Santa Maria allerdings nicht anschließen.

Quelle: Innsbrucker Nachrichten, 8. Juni 1888, S. 7

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hinrichtung mittels Elektrizität

Im Staate New-York werden vom 1. Jänner nächsten Jahres an die zum Tode Verurtheilten nicht mehr durch den Strang, sondern mittels Elektrizität hingerichtet werden. Das diesbezügliche Gesetz ist vor einigen Tagen vom Gouverneur unterzeichnet worden.

Quelle: Innsbrucker Nachrichten, 9. Juni 1888, S. 7

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Aus Monaco

In der Villa Nuita spielte sich dieser Tage ein blutiges Drama ab. Der dort weilende reiche brasilianische Pflanzer Paul Herques speiste mit seiner Frau und seinem Bruder, als ein Wortwechsel ausbrach, in dessen Verlaufe Herques einen Revolver hervorzog und Frau und Bruder niederschoß, worauf er sich durch zwei Revolverschüsse entleibte. Dei dem Selbstmörder fand man 200.000 Franks. In der letzten Woche haben sich in Monaco abermals vier Personen wegen Spielverlust entleibt.

Quelle: Innsbrucker Nachrichten, 12. Juni 1888, S. 5

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Bunte historische Nachrichtenrundschau - Die Gmundner Straßenbahn

Die Gmundner Straßenbahn



Durch die am 23. Oktober 1877 eröffnete "Kronprinz-Rudolf-Bahn" wird Gmunden in das europäische Eisenbahnnetz eingebunden. Dr. Ferdinand Krackowizer schreibt darüber in der „Geschichte der Stadt Gmunden": „Die neu eröffnete Station Gmunden der Kronprinz-Rudolf-Bahn lag zur Zeit ihrer Errichtung im Gemeindegebiet von Altmünster, in einer Meereshöhe von 481,55 m und somit um 60 m höher als der Rathausplatz. Sowohl dieser Umstand, als auch die nicht unbedeutende Entfernung von der Stadt (nahezu eine halbe Stunde), sorgen für Ärger...". Damit für die anreisenden Gäste, aber auch für die Einheimischen, eine bequeme und rasche Verbindung vom Rudolfsbahnhof in die Stadt geschaffen werde, wandte sich Bürgermeister Alois Kaltenbruner 1893 an die Firma Stern & Hafferl, und diese erklärte sich bereit, den Bau einer Lokalbahn zwischen Rudolfsbahnhof und Stadtmitte zu planen. Es zeigt von beachtlichem Weitblick, daß die Bahn-Unternehmung Stern & Hafferl unter der Leitung von Ing. Josef Stern und Ing. Franz Hafferl das leidige Verkehrsproblem durch den Bau einer elektrischen Bahn lösen wollte. Welches unternehmerische Wagnis sich die junge Firma (sie wurde 1883 gegründet) damit aussetzte, geht schon allein aus den Tatsache hervor, daß die Gmundner Straßenbahn eine der allerersten elektrischen Bahnen in der österreichisch-ungarischen Monarchie überhaupt war. Die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien bekam ihre erste elektrische Straßenbahnlinie erst 1897.

1893: Die Firma Stern & Hafferl sucht bei den Behörden um eine Vorkonzession zur Errichtung einer elektrischne Bahn zwischen Bahnhof und Stadtmitte an und erhält diese noch vor Ende des Jahres erteilt.

1894: Am 25. Februar erfolgt die amtliche Trassenrevision und ab diesem Zeitpunkt wird mit Feuereifer an der Strecke, der Fahrleitung und der „Central-station" gebaut. Letztere bestand aus dem Maschinenhaus für die Stromerzeugung, der Wagenremise und den Werkstättenanlagen sowie zwei Personalhäusern.


Am 13. Juni, also lange nach Baubeginn, wurde der Firma Stern & Hafferl die Konzession zum „Bau und Betrieb einer Lokalbahn mit elektrischer Kraft von der Station Gmunden der Salzkammergutbahn in die Stadt Gmunden" für die Dauer von 90 Jahren erteilt. Die Bahn wurde eingleisig und mit einer Spurweite von 1000 mm ausgeführt. Der große Höhenunterschied zwischen Bahnhof und See von 61,53 m verlangte eine Trassierung mit der außergewöhnlichen Neigung von 94%, 68% laut genehmigten Bauplänen. Tatsache ist jedenfalls, daß in Österreich nur die Linzer Pöstlingbergbahn mit 105% noch größere Neigungen aufweist. Der Bahnbau ging rasch voran. Anfang Juli 1894 war man schon soweit, Probezüge Richtung Stadtpark und zum Bahnhof zu führen. Der erste festlich bekränzte Probezug, besetzt mit einer amtlichen Kommission, verließ am 3. Juli in der Früh um 5.50 Uhr die Remise. Nachdem sich die gesamte Anlage als durchaus betriebssicher erwiesen hatte, stand der Eröffnung der Gmundner Straßenbahn nichts mehr im Wege. Sie erfolgte am 13. August 1894 und die Linzer Tagespost berichtet über diese Ereignis: "Eröffnung der elektrischen Lokalbahn in Gmunden:

... Die Waggons, von welchen bereits zwei technisch geprüft sind, sind besonders elegant, dieselben haben eine Länge von 7,6 m, eine Höhe von 3 m, leer ein Gewicht von 6500 kg und beladen ein solches von 9500 kg. Die Wagen enthalten 24 Sitzplätze und sind durch finf passend angebracht Glühlampen elektrisch taghell erleuchtet, was zur Nachtzeit einen hübschen Anblick gewährt. Der Bau dieser Bahn ist äußerst solid, die vier bereits stattgefiindenen technischen Vorrevisionen, welche in der rigorosesten Weise durchgeßhrt worden sind, gewähren hinreichende Bürgschaftßr die Sicherheit derselben. Die elektrische Installation wurde von der bewährten Firma Egger & Comp. in Wien durchgeßhrt. Die Motorwagen sind von der Union in Berlin angefertigt worden, und zwar nach dem bestbewährten Systeme Thomson und Huston, die Wagenübergestelle kamen aus der Hofwagenfabrik Rohrbacher in Wien ...".

Das Linzer Volksblatt berichtet seinen Lesern: „Die Fahrt selbst ist eine sehr ruhige, ohne alles stoßen und schaukelen...". Im „Gmundner Wochenblatt" findet sich der Vermerk, daß bei der Eröffnung der Lokalbahn eine Musikkapelle den, von Ferdinand Lang aus diesem Anlaß eigens komponierten „Dynamo-Galopp" spielte. Innerhalb von vierzehn Tagen wurden 10.000 Reisende befördert. Entgegen allen düsteren Voraussagen war schon das erste Betriebsjahr ein großer Erfolg und auch heute erfreut sich die Gmundner Straßenbahn, die mit ihren 2,3 km Streckenlänge die kleinste Straßenbahn Europas ist, großer Beliebtheit bei den Einheimischen und den Gästen. Diese kommen oft von weit her, um eine Fahrt mit der Gmundner Straßenbahn, der ältesten noch in Betrieb befindlichen elektrischen Bahn Österreichs, zu erleben.

Quelle: Ingrid Spitzbart, Gmunden im Salzkammergut. Historische Spaziergänge durch die malerische Kurstadt am Traunsee. Innsbruck 1997. S. 83 - 84.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zurück
Oben