Ich möchte ein ganz besonderes Buch von Georg Jäger vorstellen, das sich mit Erzählungen von Bären und Wölfen in Österreich beschäftigt.
Das Buch ist in limitiertem Eigenverlag erschienen, Bezugsmöglichkeit derzeit Buchhandlung Tyrolia und Tyrolia-Filialen, Buchhandlungen Studia, Liber Wiederin und Wagner'sche und Buchhandlung Steinbauer, Cyta, Völs.
Jäger Georg (2024): Bären und Wölfe in Österreichs Sagenwelt. Unter besonderer Berücksichtigung von Tirol. Innsbruck: Eigenverlag, 476 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-200-10098-5. Preis: 29,70 Euro.
Buch-Titelbild:
„Ein strittiger Fund“ nach einer Original-Zeichnung von Friedrich Specht, um 1890 (Bildarchiv Georg Jäger).
Georg Jäger nimmt uns in seinem Sagenbuch mit auf eine spannende Reise zu den Bären und Wölfen in Alt-Österreich (mit Süd- und Welschtirol). Die großen Beutegreifer haben in Bären- oder Wolfslegenden ihre Spuren hinterlassen. Auch in den Tiroler Mirakelbüchern (Maria Waldrast, Maria Kaltenbrunn und Maria Weißenstein) kommen „bärige“ Geschichten vor, die von wunderbaren Begebenheiten und Vorfällen aus der Vergangenheit erzählen.
Die im „Land im Gebirge“ überlieferten Sagen beziehen sich gerne auf Bärenbäder und Bärenfallen. Der Burgname Berneck steht in Verbindung mit einer Gründungs-sage. Nicht vergessen werden dürfen die Flurnamen „Bärensteig“, „Bären-Fiecht“, „Bären-Rieß“ und „Bärental“. Außerhalb von Tirol gibt es u. a. die Bärenkopf-Sage (Lungau, Salzburg), die Pernegg-Sage (Obersteiermark), die Bären-Wappen-Sage (Leopoldschlag, Oberösterreich) und die Bärenmühle-Sage (Wien). Gerade vom Bären sind viele Erinnerungen in den Köpfen unserer Vorfahren geblieben, die noch Meister Petz gesehen und gejagt haben.
Bei den Wolfssagen stehen neben betrunkenen Musikern, die in der Nacht am Heimweg in eine Wolfsgrube gefallen sind, auch Kinder im Mittelpunkt, welche von Wölfen entführt und angegriffen werden. In entlegenen Dorfsiedlungen machen Kirchgänger, Volksschüler und Wirtshausbesucher unliebsame Bekanntschaft mit den „blutgierigen Bestien“. Als Sagenmotiv darf das von einem Wolfsrudel umzingelte Pferdegespann ebenfalls nicht fehlen.
Leseproben:
Der Bärengraben bei der Seigesalm in Sellrain
Auf Sellrainer Gemeindegebiet liegt südwestlich von St. Quirin der aus fünf Bauernstellen bestehende Weiler Perfall (Perfall = Bärfall; Peruan 1312, Pervall 1332), dessen Name in sagenhaften Erzählungen auf einen Bären zurückgehen soll, der hier vor langer Zeit im Hoch- oder Spätmittelalter den sehr steilen, sonnseitig gelegenen Abhang heruntergefallen sei.
Gegenüber auf der anderen (schattseitigen) Talseite in Sellrain sollen auch Bären gehaust haben. Ein zur Seigesalm gehörender Weideplatz heißt dort noch heute mit dem zutreffenden Flurnamen „Bärengraben“. An dieser Stelle soll einst ein Stier mit einem Bären gekämpft, mit seinen Hörnern diese Rinne ins Gelände gegraben und den Bären hineingeworfen haben.
Das Alpeiner Bärenbad im Stubaier Oberbergtal
Die Entstehung des Bärenbades im Oberbergtal in den nördlichen Stubaier Alpen geht auf eine sagenhafte Erzählung zurück:
„Vor vielen hundert Jahren hausten in den dichten Wäldern Oberbergs zahlreiche wilde Tiere, auch Wölfe und Bären gab es damals noch. Oft kamen hohe Herren von Innsbruck herein und oblagen der Jagd. Da geschah es einmal, dass ein Jäger einen großen Bären an einem Vorderfuß arg verwundete. Obwohl das Tier stark hinkte, konnte es vom Jäger nicht mehr eingeholt werden. Am nächsten Tag sah der Jäger den Bären wieder, er saß bei einer Quelle und badete sich den verletzten Vorderfuß. Der Jäger erlegte das Tier. Zu seiner nicht geringen Verwunderung fand er die alte Wunde fast völlig geheilt. Da ließ er das Wasser untersuchen, und es stellte sich heraus, dass es große Heilwirkung habe. Nun wurde an dieser Quelle ein Bad errichtet, das den Namen Bärenbad erhielt.“
Eine zweite Version über diese in einer schattig-waldreichen Gegend gelegene Heilquelle, die urkundlich erstmals am 13. April 1550 als „das Wasser oder Prunnen daselb im Tal zu Valpein (= Alpein), so von alter das Pernbad genannt ist“ erwähnt wird, lautet nach den Stubaier Sagen und ihrem Einfluss auf die Namengebung so:
„Im Oberbergtal, wo der Seebach mit dem Oberbergbach zusammenfließt, liegt auf der linken Seite das Bärenbad. Vor vielen hundert Jahren, als noch Bären und Wölfe in dieser rauhen Gegend hausten, schoss ein Jäger einen Bären an. Das verwundete Tier schleppte sich mühsam weiter, und der Jäger folgte vorsichtig der Blutspur. Seiner Beute bereits sicher, staunte er nicht wenig, als sich der Bär in einem Tümpel nahe einer Quelle wälzte und plötzlich gesund aus dem Wasser sprang und davontrottete. Der Jäger lief eilig nach Hause und erzählte aufgeregt von dem Erlebnis und dem wundersamen Wasser. Bald suchten auch Menschen diese heilkräftigen Quellen auf und vielen wurde geholfen. Seither heißt dieser Ort Bärenbad.“
Wolfgang (SAGEN.at)
Das Buch ist in limitiertem Eigenverlag erschienen, Bezugsmöglichkeit derzeit Buchhandlung Tyrolia und Tyrolia-Filialen, Buchhandlungen Studia, Liber Wiederin und Wagner'sche und Buchhandlung Steinbauer, Cyta, Völs.
Jäger Georg (2024): Bären und Wölfe in Österreichs Sagenwelt. Unter besonderer Berücksichtigung von Tirol. Innsbruck: Eigenverlag, 476 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-200-10098-5. Preis: 29,70 Euro.
Buch-Titelbild:
„Ein strittiger Fund“ nach einer Original-Zeichnung von Friedrich Specht, um 1890 (Bildarchiv Georg Jäger).
Georg Jäger nimmt uns in seinem Sagenbuch mit auf eine spannende Reise zu den Bären und Wölfen in Alt-Österreich (mit Süd- und Welschtirol). Die großen Beutegreifer haben in Bären- oder Wolfslegenden ihre Spuren hinterlassen. Auch in den Tiroler Mirakelbüchern (Maria Waldrast, Maria Kaltenbrunn und Maria Weißenstein) kommen „bärige“ Geschichten vor, die von wunderbaren Begebenheiten und Vorfällen aus der Vergangenheit erzählen.
Die im „Land im Gebirge“ überlieferten Sagen beziehen sich gerne auf Bärenbäder und Bärenfallen. Der Burgname Berneck steht in Verbindung mit einer Gründungs-sage. Nicht vergessen werden dürfen die Flurnamen „Bärensteig“, „Bären-Fiecht“, „Bären-Rieß“ und „Bärental“. Außerhalb von Tirol gibt es u. a. die Bärenkopf-Sage (Lungau, Salzburg), die Pernegg-Sage (Obersteiermark), die Bären-Wappen-Sage (Leopoldschlag, Oberösterreich) und die Bärenmühle-Sage (Wien). Gerade vom Bären sind viele Erinnerungen in den Köpfen unserer Vorfahren geblieben, die noch Meister Petz gesehen und gejagt haben.
Bei den Wolfssagen stehen neben betrunkenen Musikern, die in der Nacht am Heimweg in eine Wolfsgrube gefallen sind, auch Kinder im Mittelpunkt, welche von Wölfen entführt und angegriffen werden. In entlegenen Dorfsiedlungen machen Kirchgänger, Volksschüler und Wirtshausbesucher unliebsame Bekanntschaft mit den „blutgierigen Bestien“. Als Sagenmotiv darf das von einem Wolfsrudel umzingelte Pferdegespann ebenfalls nicht fehlen.
Leseproben:
Der Bärengraben bei der Seigesalm in Sellrain
Auf Sellrainer Gemeindegebiet liegt südwestlich von St. Quirin der aus fünf Bauernstellen bestehende Weiler Perfall (Perfall = Bärfall; Peruan 1312, Pervall 1332), dessen Name in sagenhaften Erzählungen auf einen Bären zurückgehen soll, der hier vor langer Zeit im Hoch- oder Spätmittelalter den sehr steilen, sonnseitig gelegenen Abhang heruntergefallen sei.
Gegenüber auf der anderen (schattseitigen) Talseite in Sellrain sollen auch Bären gehaust haben. Ein zur Seigesalm gehörender Weideplatz heißt dort noch heute mit dem zutreffenden Flurnamen „Bärengraben“. An dieser Stelle soll einst ein Stier mit einem Bären gekämpft, mit seinen Hörnern diese Rinne ins Gelände gegraben und den Bären hineingeworfen haben.
Das Alpeiner Bärenbad im Stubaier Oberbergtal
Die Entstehung des Bärenbades im Oberbergtal in den nördlichen Stubaier Alpen geht auf eine sagenhafte Erzählung zurück:
„Vor vielen hundert Jahren hausten in den dichten Wäldern Oberbergs zahlreiche wilde Tiere, auch Wölfe und Bären gab es damals noch. Oft kamen hohe Herren von Innsbruck herein und oblagen der Jagd. Da geschah es einmal, dass ein Jäger einen großen Bären an einem Vorderfuß arg verwundete. Obwohl das Tier stark hinkte, konnte es vom Jäger nicht mehr eingeholt werden. Am nächsten Tag sah der Jäger den Bären wieder, er saß bei einer Quelle und badete sich den verletzten Vorderfuß. Der Jäger erlegte das Tier. Zu seiner nicht geringen Verwunderung fand er die alte Wunde fast völlig geheilt. Da ließ er das Wasser untersuchen, und es stellte sich heraus, dass es große Heilwirkung habe. Nun wurde an dieser Quelle ein Bad errichtet, das den Namen Bärenbad erhielt.“
Eine zweite Version über diese in einer schattig-waldreichen Gegend gelegene Heilquelle, die urkundlich erstmals am 13. April 1550 als „das Wasser oder Prunnen daselb im Tal zu Valpein (= Alpein), so von alter das Pernbad genannt ist“ erwähnt wird, lautet nach den Stubaier Sagen und ihrem Einfluss auf die Namengebung so:
„Im Oberbergtal, wo der Seebach mit dem Oberbergbach zusammenfließt, liegt auf der linken Seite das Bärenbad. Vor vielen hundert Jahren, als noch Bären und Wölfe in dieser rauhen Gegend hausten, schoss ein Jäger einen Bären an. Das verwundete Tier schleppte sich mühsam weiter, und der Jäger folgte vorsichtig der Blutspur. Seiner Beute bereits sicher, staunte er nicht wenig, als sich der Bär in einem Tümpel nahe einer Quelle wälzte und plötzlich gesund aus dem Wasser sprang und davontrottete. Der Jäger lief eilig nach Hause und erzählte aufgeregt von dem Erlebnis und dem wundersamen Wasser. Bald suchten auch Menschen diese heilkräftigen Quellen auf und vielen wurde geholfen. Seither heißt dieser Ort Bärenbad.“
Wolfgang (SAGEN.at)