Der Zaun ist als wichtige Grenze wie die Tür und Schwelle ein zauberischer Ort. Die ältesten Zäune sind Flechten mit Ruten, wie die Wände der Pfahlbauhütten mit Lehmbewurf beweisen. Im Alten Testament ist die Abgrenzung und Umzäunung von Baumgärten erwähnt. Im 5. Jahrhundert ist der Zaun belegt, es erwähnt ihn der mit einer oströmischen Gesandtschaft zu Attila reisende Byzantiner Priscus. In der karolingischen Zeit wurden Zäune (in den Urkunden sepes) zur Umgrenzung der Höfe benutzt, um sie vor dem Privatbesitz des Nachbarn und dem Gemeineigentum abzutrennen. Wie der Mönch in St. Gallen bezeugt, kannte man in seiner Zeit schon Zäune, die aus Weidenruten geflochten waren. Sie mußten jedes Jahr ausgebessert oder erneuert werden, und zwar scheint dies eine der ersten Frühlingsarbeiten gewesen zu sein, man fing mit ihr schon im März an.
Die verschiedenen Zaunformen dürften sich seit Jahrhunderten unverändert bis auf den heutigen Tag erhalten haben.
Sobald in den Gebirgstälern der Boden frostfrei geworden ist, beginnt man zu hågen und zäunen, die Zäune auszubessern und die zunächst zur Weide bestimmten Plätze einzuhegen. Bis zu Georgi am 24. April müssen die Zäune errichtet sein, was ein Nachhall der mittelalterlichen Gesetzgebung ist, welche vorschrieb, dass der "Ambtmann" an bestimmten Tagen "die Zain beschaut".
Zum Zaun gehören selbstverständlich auch Durchlässe, Gådern und Gaderl gehören. Bei der Wichtigkeit der Abschließung ist es begreiflich, dass der Bauer großen Wert darauf legt, dass Gådern und Gaderl nie offenstehen bleiben, und nichts ärgert ihn mehr, wenn der Städter, und zumeist trägt dieser die Schuld daran, den Gattern offen läßt, was weniger aus Bosheit als aus Unkenntnis des Schadens, den das Unterlassen hervorruft, sowie aus Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit geschieht.
Man soll auch die Gådern nicht zuwerfen: es täte den armen Seelen weh, oder er würde gar eine erschlagen, heißt es in Oberösterreich. Oft hört man bei Gådern und den Schlußvorrichtungen (z. B. Gewicht eines Steines, "Luck'n" etc.) ein ungemein klagendes schmerzliches "Ach!".
Der Zaun hat auch sonst im Aberglauben seinen Niederschlag hinterlassen: An den Gatternsäulen, die an den Grenzen zweier Bauerngüter sich befinden, sollen die Hexen zusammenkommen. Um den Zaun gegen böse Geister zu schützen, flicht man im Lechrain "Sävling" (Juniperus sabina) in die Zäune, da dessen starker Geruch den Hexen unausstehlich ist.
In Tirol heißt es: Die Stiglgeister, die in Katzengestalt häufig bei Übergängen auf den Zäunen sitzen, soll man nicht anreden, sondern sie kurzweg hinabschlagen; dann sind sie erlöst.
In Steiermark wird von der männlichen Jugend gern das "Zaunprügelzählen" versucht. Zuerst bestimmt man sich eine Zahl, geht dann zu einem Zaun und zählt von einem beliebigen Punkte aus die selbst bestimmte Zahl der aufrecht stehenden Zaunprügel ab. Dieser ist nun das Abbild der Zukünftigen. Ist der Stock frisch und glatt, so bekommt man eine junge, schöne Frau, ist er aber alt, knorrig und rauh, so kann man sich auf eine ähnliche Ehehälfte gefaßt machen.
Quelle: nach Maria Andree-Eysn, Volkskundliches aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910. "Hag und Zaun", S. 219 - 238, gekürzt.
Wer kennt weiteren Aberglauben, Bräuche, Sagen oder handwerkliches zum Thema "Zaun"?
Wolfgang (SAGEN.at)
Die verschiedenen Zaunformen dürften sich seit Jahrhunderten unverändert bis auf den heutigen Tag erhalten haben.
Sobald in den Gebirgstälern der Boden frostfrei geworden ist, beginnt man zu hågen und zäunen, die Zäune auszubessern und die zunächst zur Weide bestimmten Plätze einzuhegen. Bis zu Georgi am 24. April müssen die Zäune errichtet sein, was ein Nachhall der mittelalterlichen Gesetzgebung ist, welche vorschrieb, dass der "Ambtmann" an bestimmten Tagen "die Zain beschaut".
Zum Zaun gehören selbstverständlich auch Durchlässe, Gådern und Gaderl gehören. Bei der Wichtigkeit der Abschließung ist es begreiflich, dass der Bauer großen Wert darauf legt, dass Gådern und Gaderl nie offenstehen bleiben, und nichts ärgert ihn mehr, wenn der Städter, und zumeist trägt dieser die Schuld daran, den Gattern offen läßt, was weniger aus Bosheit als aus Unkenntnis des Schadens, den das Unterlassen hervorruft, sowie aus Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit geschieht.
Man soll auch die Gådern nicht zuwerfen: es täte den armen Seelen weh, oder er würde gar eine erschlagen, heißt es in Oberösterreich. Oft hört man bei Gådern und den Schlußvorrichtungen (z. B. Gewicht eines Steines, "Luck'n" etc.) ein ungemein klagendes schmerzliches "Ach!".
Der Zaun hat auch sonst im Aberglauben seinen Niederschlag hinterlassen: An den Gatternsäulen, die an den Grenzen zweier Bauerngüter sich befinden, sollen die Hexen zusammenkommen. Um den Zaun gegen böse Geister zu schützen, flicht man im Lechrain "Sävling" (Juniperus sabina) in die Zäune, da dessen starker Geruch den Hexen unausstehlich ist.
In Tirol heißt es: Die Stiglgeister, die in Katzengestalt häufig bei Übergängen auf den Zäunen sitzen, soll man nicht anreden, sondern sie kurzweg hinabschlagen; dann sind sie erlöst.
In Steiermark wird von der männlichen Jugend gern das "Zaunprügelzählen" versucht. Zuerst bestimmt man sich eine Zahl, geht dann zu einem Zaun und zählt von einem beliebigen Punkte aus die selbst bestimmte Zahl der aufrecht stehenden Zaunprügel ab. Dieser ist nun das Abbild der Zukünftigen. Ist der Stock frisch und glatt, so bekommt man eine junge, schöne Frau, ist er aber alt, knorrig und rauh, so kann man sich auf eine ähnliche Ehehälfte gefaßt machen.
Quelle: nach Maria Andree-Eysn, Volkskundliches aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910. "Hag und Zaun", S. 219 - 238, gekürzt.
Wer kennt weiteren Aberglauben, Bräuche, Sagen oder handwerkliches zum Thema "Zaun"?
Wolfgang (SAGEN.at)
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