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Was ist das???

Rabenweib

Active member
Hallo zusammen!
Als ich gestern in Altenburg war, hab ich dieses seltsame Mischwesen entdeckt:
(Admin: externer Foto-Link existiert nicht mehr)

Weiß jemand, was es darstellt?
Würde mich sehr interessieren...
Eigentlich sind es zwei, sie sind im Hof des Stiftes zu finden und bewachen ein Holztor.
Zuerst dachte ich, das wären gewundene Hörner seitlich, aber es könnte auch ein Tuch darstellen ...
Die muskelbepackten Arme und Tierpfoten.... haben mich erst auf den zweiten Blick stutzig gemacht, am auffälligsten sind wenn man davor steht eigentlich die Brüste ... Hab mich gewundert, was diese Wesen in einem Stift machen?


Alles Liebe, Sonja
 
Hier noch drei weitere Ansichten:
 

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Das sind Sphingen.
Die Sphinx ist ein ägyptisches Fabelwesen. Sie besaß Kopf und Brust einer Frau und den Unterkörper eines Löwen. Im Barock waren aus Stein gehauene, auf Postamente gestellte Sphingen eine beliebte Dekoration.
 
dankeschön für die aufklärung! werd gleich mal bei googel nachschauen was es darüber zu lesen gibt.
alles liebe, sonja
 
Hallo Sonja,

werd gleich mal bei googel nachschauen was es darüber zu lesen gibt
bei "Googel", aber auch bei allen anderen Suchmaschinen bzw generell im Internet findest Du zum derzeitigen Stand (Mitte 2009) vielleicht 0,0000000000000001 Prozent des verschriftlichten geisteswissenschaftlichen Wissens...
Nur zur Info ;)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ds natürliche Geschlecht der Sphingen ist übrigens männlich, sie besaßen einen männlichen Tierkörper und einen männlichen Kopf. Zu Dekozwecken wurden aber auch weibliche Exemplare erstellt - wie auf den Bildern von Sonja zu sehen.
Dresdner
 
Die ägyptische Sphinx wird, nach einem schnellen Blick ins Internet, mit männlichen Oberkörper dargestellt,

die griechische, ebenfalls nach einem schnellen Blick ins Internet, mit einem weiblichen Oberkörper.

Und ob die griechische Kultur von der ägyptischen beeinflußt wurde, vermag ich nicht zu werten, ich gehe eher von zwei eigenständigen Kulturen aus, die mit wachem Blick Neuerungen anderer Völker wahrgenommen haben.

Berit
 
hm.
ich finde den umstand klasse, daß überhaupt fabelwesen entstanden sind.
wie kommt man denn auf sowas!
die griechischen sphingen auf bildern bei wikipedia sind um 440-570 vor christus datiert...

Bedeutung :
Die Sphinx galt als Dämon der Zerstörung und des Unheils. Sie hielt sich auf einem Berg außerhalb von Theben auf und gab den vorbeikommenden Reisenden ein Rätsel auf. Diejenigen, die das Rätsel der Sphinx nicht lösen konnten, wurden von ihr erwürgt und gefressen. Das Rätsel lautete: „Was geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien?“ (τί ἐστιν ὃ μίαν ἔχον φωνὴν τετράπουν καὶ δίπουν καὶ τρίπουν γίνεται) Ödipus löste das Rätsel, dessen Antwort „der Mensch“ ist: Als Kind krabbelt er auf allen vieren, als Erwachsener geht er auf zwei Beinen und im Alter braucht er einen Stock als drittes Bein. Als Ödipus das Rätsel löste, stürzte sich die Sphinx von ihrem Felsen und starb. Theben war befreit, aber das tragische Schicksal des Ödipus nahm seinen Lauf.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sphinx_(griechisch))


Was mir jetzt aber auffällt ist, daß die Altenburger Sphingen keine Flügel hatten!
Und was hat Altenburg mit griechischen Sphingen zu tun?
Ich werd da hinschreiben wenn ich eine e-Mail-Adresse finde.
Mich macht das neugierig...

Liebe Grüße, Sonja
 
Wertes Kaserweibl,

wiki hat einen ausführlichen artikel

Du meinst doch wohl nicht im Ernst, dass diese minimale Definition eines so komplexen Themas ein "ausführlicher Artikel" ist???

Es ist leider eine sehr bedauerliche Entwicklung unserer Gesellschaft, dass bei jeglicher Frage als erster Lösungsansatz nur noch online-Hinweise gegeben werden.

Dazu wiedereinmal folgende Feststellungen:

- eine Internet-Suchmaschine zu bedienen und die Ergebnislinks zu posten betrachte ich als keine besondere Leistung. Das wird heute leider ja auch schon in Volks- bzw Grundschulen unterrichtet.

- die Reduzierung von Fragestellungen auf das Antwortniveau von diversen Wikis ist nach meiner Einschätzung in vielen Fällen eine Beleidigung für den Fragenden und vor allem eine Geringschätzung von Wissenschaft.

- Wenn jede Frage in Foren generell mit einem Link beantwortet wird, dann braucht es keine Foren mehr, sondern dann erklären wir die Wikis zur allwissenden Gottheit und schweigen in Zukunft.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
... die quellenangaben führen können so manches mal den anfang einer recherche sein - wenn man so gar nix weiss...

je nach contributor gibt's doch schon mal nützliches
 
Hallo Kaserweibl,

durchaus findet sich dort oft ein guter Anfang.

Für Foren ist es aber auch lustig und interessant, wenn eigene Erinnerungen, Ideen usw. eingebracht werden.

Bezüglich Sphingen habe ich mir allerdings auch den Kopf zerbrochen, bei mir in den Alpen finde ich einfach keine. Bei mir gibt es Einhörner, Bergwerksdämonen, Haselwürmer, Blutschink, Kasermandl, Wolpertinger, jede Menge Wilde Leute und natürlich viel mehr gefährliche Kreaturen, aber einfach keine Sphinx... :smi_heult

Die nächste Sphinx in meinem Umkreis steht in Triest (Bild folgt bald), dafür ist das eine Original-Ägyptische Sphinx.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
...wahrscheinlich eine viel zu walsche sache... der julius cäsar in seim gwandl in ägypten und so.... sphinx kann ich mich nur ans ferdinandeum erinnern
 
Jetzt haben wir sie doch noch gefunden (in unserem Bildarchiv) - die Tiroler Sphinx vor dem Ferdinandeum in Innsbruck:

sphinx_Ferdinandeum.jpg

© Berit Mrugalska, März 2004


Wolfgang (SAGEN.at)

 
Hallo Wolfgang,
vielleicht liegt es einfach daran, dass es in den Alpen so wenig Löwen gibt, ich glaube, dass die magischen und mythischen Wesen ihren Ursprung in der jeweiligen Region haben und Wesen aus dem Tierreich verwendet werden, denen man besondere Fähigkeiten zuschreibt, wie Mut, Kraft und so. Nicht nur dass die Älpler nicht wussten, wie das in Ägypten ist ( und umgekehrt), es war auch wurscht. Man brauchte den Schutzgeist vor der Haustür. Diese Mythen sind uralt, zur Zierde sind sie erst verkommen, als die europäischen "Eroberer" alles überrannt haben. Was ihnen gefallen hat, haben sie mitgenommen (und missbräuchlich verwendet), was ihnen nicht behagt hat, haben sie umgebracht. Verstanden haben sie beides nicht. Sag ich mal ganz flappsig - ich hasse Verallgemeinerungen!!!:finger:
 
hallo!

ich habe heute eine mail an das stift altenburg geschickt und nachgefragt. warte gespannt auf antwort...

alles liebe, sonja
 
Sehr geehrte Frau Raab,


die Sphingen haben mehrere emblematische Bedeutungsebenen in der Barockzeit: die schöne Frau verbunden mit dem gefährlichen Aspekt des Löwen wurde - in Analogiedeutung, da Sphingen vor den Tempeln der Ägyptier gesetzt wären - als Verhalten gegen Gott gedeutet, der zu lieben und zu fürchten sei: "Amandus et timendus".

Auch postierte man sie als Wächterfiguren gerne an Eingängen - denken Sie ans Belvedere, Greillenstein ecc. - weil sie in ihrerer Zwitternatur Liebliches und Strafendes verbanden: dem Gast freundlich, dem Eindringling schädlich.

Wichtigster Aspekt - und so in der Bibliothek zu finden - ist der des Intellekts: die mythologische Sphinx, deren Rätsel erst Oedipus zu lösen vermag, hütet den Schatz ihrer Weisheit; wer Sphingen aufstellt, hat demnach einiges intellektuell aufzuwarten....

Als Groteske schließlich, wie sie in Altenburg in den Chinesischen Zimmern zu finden wäre, wird die Spinx schließlich degradiert zum pittoreksen Monstrum, das neben anderen abenteuerlichen Kreaturen zur Unterhaltung dient - bar jeglichen sinnhaften Ernstes.


Mit besten Grüßen aus dem wohlbewachten, gleichwohl offenen Altenburg
Ihr Andreas Gamerith
 
... die Sphingen haben mehrere emblematische Bedeutungsebenen in der Barockzeit: die schöne Frau verbunden mit dem gefährlichen Aspekt des Löwen wurde - in Analogiedeutung ...

Eine gute Nacht wünsch' ich Euch!

Zu nächtlicher Stund' bin ich auf diese Diskussion gestoßen - und auch mich haben seinerzeit die Sphingen zu Altenburg zu ebendieser Fragestellung "Was bedeutet das?" gebracht. Und in irgendeinem Infoblatt las ich von der verkörperlichten Darstellung von "Dualität", also gut/böse, in diesem Fall als weiblich/männlich in einem Körper ...
Aber irgendwie ... ich weiß nicht recht. In Assisi erklärte mir ein Pater wie Kirchenbilder zu lesen seien ... dass hierdurch mittels Bildergeschichten dem des Lesens unkundigen Volk das Leben Jesu und/oder seiner Jünger oder Heiligen vermittelt werden sollte. Immer mit Unterstützung durch kenntnisreiche Personen, aber durch Wiederholung merkbar für den einfachen Menschen.

Und hier Figuren und Plastiken im Freien ... sollten die nicht noch viel "selbsterklärender" sein müssen? Denn hier ist kein "Interpret", kein "Übersetzer", der dem ankommenden Gast oder nur vorübergehenden Reisenden Erklärungen abgibt. Was soll der kleine Dämon oder Kobold wirklich aussagen mit seinem übergroßen Kopf und "molligem" Körper, seltsamerweise nur mit einer Halskette oder Halskrause und einem leichtten Beinkleid bekleidet und einer Schüssel auf dem Kopf? Oder gar der zweite, mit einem Gürtel und nur einer (!) Gamasche am linken Bein, dafür mit einer Riementasche (mit Obst?) am rechten Oberarm hängend? (Harry hat ja bereits früher Bilder reingestellt, ich werde sie mit meinen ergänzen ...)

Ich hab dann Burg Greillenstein besucht ... (auch hier gibts schon tolle Bildserien von Harry - und auch hier werd ich zu komplettieren versuchen) und wieder derselbe Fragenkomplex: Sphingen und Kobolde, sogar in gemeinsamen Gruppen, wobei hier die Sexualität bzw. Fruchtbarkeit nicht zu kurz kommt - geradezu aufdringlich beklettert der mit einem gigantisch überzeichneten Phallus ausgestattete Kobold die Sphinx, die bloß in den Himmel guckt ...

Erschrickt man da wirklich? Ist das "Weibliche" beruhigende Schönheit? Verführt es nicht eher zum verstohlenen Betrachten, kichernden Hinweisen von vertrauten Begleitern/Begleiterinnen? ... Wie denken und reagieren wir Jetztzeitmenschen? Wie reagierte man im Barock? Sind diese angeblich so extrem verschlüsselten Botschaften, die man behauptet, überhaupt wahrnehmbar (gewesen)?

Zitat: "...die Sphingen haben mehrere emblematische Bedeutungsebenen in der Barockzeit: die schöne Frau verbunden mit dem gefährlichen Aspekt des Löwen wurde - in Analogiedeutung ..." .... und die Bedeutung in Verpaarung mit dem Kobold mit dem Über-Phallus statt dem Löwen?

Schaut mal die Kobolde auf Greillenstein an ... einer (fast) immer mit Zotteln (der Böse?) und einer mit glatter Haut (der Gute?) ... und fast immer prügelt der Glatthäutige den (Teil)Zotteligen. Der Sieg des Guten? ... hm ... da wird mit der Faust geschlagen, an Haaren gezerrt, eine Kettenpeitsche geschwungen und lächelnd gewürgt ... !!!
Es gibt da zwei Löwen, einer knurrig (zähnefletschend) der andere eher brummig-gutmütig, die das Tor flankieren. Gut, wieder Dualität ... aber ich weiß nicht ...
Am Ende der Balustrade findet sich noch ein Krug mit herrlichen Schlangenhenkeln ... Abwehrzauber? Aber ich find die Viecher doch toll ... da geht die Botschaft ja glatt daneben! Also glaub ich nicht dass DAS die Botschaft sein soll ...

Auch bei uns in Steyr (auf Schloß Lamberg) gibts so eine geheimnisvolle etwas mißwüchsige Zwergenparade, die keiner deuten kann ... mal schauen, ob ich da was hab' für Euch!

So, da hab ich mich - glaub ich - mit ausreichend Diskussionsstoff zurückgemeldet ;-) Mal schau'n ob mir wer weiterhelfen kann *ggg*

Liebe Grüße aus'm immer noch vorhandenen Steyrtal
Norbert
 
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