Eine Geschichte, die zumindest am Rande mit dem / der Waldschnagg zu tun hat (ich kenne sowohl DEN als auch DIE Waldschnagg - eigentlich logisch, dass es da auch männliche und weibliche geben muss, oder?)
Mein Vater (Jahrgang 1948) hat seine ersten Lebensjahre im Zillertal verbracht, und zwar auf einer Aste am Dristal (Stummerberg), mitten im Wald. Da es da rundherum nicht ungefährlich war - unter anderem gab es auch Felsen, bei denen die Kinder abstürzen hätten können - wurden mein Vater und sein älterer Bruder von meiner Oma nachdrücklich vor dem Waldschnagg gewarnt, der sich die Kinder holt, die allein in den Wald gehen. Dementsprechend groß war der Respekt der beiden Buben vor dem Wald, vor allem bei Einbruch der Dunkelheit.
Mein Opa arbeitete bei der Wildbach- und Lawinenverbauung, ging jeden Tag zu Fuß ins Tal und fuhr von dort zu seiner jeweiligen Baustelle. Am Abend kam er wieder heim. Jetzt ergab es sich eines Tages im Sommer, dass just zu der Zeit als mein Opa auf dem Heimweg sein musste, ein Gewitter aufzog. Meine Oma, die wusste dass er keinen Regenschirm mithatte, schickte also ihre beiden ältesten Buben (damals 4 und 5 Jahre alt) auf den Weg ins Tal, um ihrem "Tati" einen Regenschirm zu bringen.
Als das Gewitter dann kam, muss sie wohl gedacht haben, dass die beiden Kinder auf dem Weg ins Tal doch Angst haben müssen - und ist ihnen nachgegangen. Wie es Anfang der 50er noch üblich war, mit tief ins Gesicht gezogenem Kopftuch und "Wetterfleck". Dreimal könnt ihr raten, was passiert ist...
Richtig. Beide waren überzeugt, vom "Waldschnagg" verfolgt zu werden, und mein Onkel beschloss, seinen kleinen Bruder zu verteidigen und auf den Waldschnagg loszugehen. Erst nach einiger Zeit konnte ihn mein Vater davon überzeugen, dass das kein Waldschnagg sondern die "Mami" war.
Danach gab es in unserer Familie keine Geschichten vom Waldschnagg mehr. (Bis auf diese halt.)
Das mit der Kellerhex' ist eine andere Geschichte...