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Verschreiherzen

Rudolf_K

Member
Liebe Forumsgemeinde,

mein Name ist Rudolf, 24, ich studiere in Frankfurt Archäologie und betreibe seit einiger Zeit einen kleinen Webshop für archäologische, historische und ethnologische Replikate. Die meisten Produkte probiere ich selbst zu fertigen und möglichst originalgetreu umzusetzen. Ich hätte da in der nächsten Zeit noch einige Fragen und hoffe auch mit meinem Wissen weiterhelfen zu können.

Eines meines nächsten Projekte soll die Rekonsturiktion eines Verschreiherzens sein, so wie es in der Gegend von Salzburg getragen wurde. Ich habe zwar schon einiges darüber gelesen, aber ich wäre an allen Informationen dazu interesiert, vor allem wenn jemand noch Abbildungen solcher Stücke hätte, ich habe da bisher lediglich nur 2 Fotos. Eine Anfrage bei diversen Salzburger Museen blieb bisher erfolglos.
Kann mir jemand da weiterhelfen? Der Brauch soll noch bis Anfang des 20. Jh. lebendig gewesen sein...

viele Grüße

Rudolf Klopfer
 
Hallo Rudolf,

im Bildanhang 2 Zeichnungen von "Verschreiherzen".
Die Abbildungen stammen von Marie Andree-Eysn aus dem Buch: "Volkskundliches aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet", Braunschweig 1910.

Marie Andree-Eysn schreibt zu den Verschreiherzen, S. 141:

"Herzchen aus Sternkoralle, "Verschreiherz". Recht häufig sind Anhängsel bzw. Amulette in Herzform, aus dem versteinerungsreichen Kalk der Gosauformation. Fig. 114 zeigt ein in Silber gefasstes Herzchen aus Steinkoralle (Astraea spc.), welches gegen Verschreien schützt. Ganz übereinstimmend sind die gleichfalls aus Asträenkalk hergestellten pietre stellarie oder pietre stregonie in Italien, welche gegen Hexen und Zauberei dienen und von denen Bellucci (Gius. Bellucci, Il Feticismo in Italia, 1907, S. 100 - 104) über ein Dutzend abbildet.

Fossile Muscheln, besonders eine zierliche Rhynchonella aus den versteinerungsreichen Schichten der Juraformation, sind nicht selten in Silber gefasst und werden als Amulett gegen Verhexen und Verschreien getragen. Auch Birlinger (Aus Schwaben 1, 120, 1874) berichtet, dass in Heidenheim und Umgebung die fossile Terebratula lacunosa als Zaubermittel um den Hals getragen wird. Bellucci (S. 38 und 47) bildet Schalen von Pectunculus und Cardium ab, die in Italien gegen die Hexen und den bösen Blick bewahren."

Ich hoffe, diese Infos helfen Dir weiter ;)

Bei der Gelegenheit eine andere Gegenfrage:

Du schreibst, Du produzierst archäologische Replikate. Wir haben in meinem Büro auch diese Tage darüber gesprochen, ob wir nicht auch archäologische Replikate mit einem 3D-Drucker so nebenbei machen sollten? Das wäre nicht teuer und nicht viel Aufwand und sieht ganz gut aus.
Wie ist Deine Erfahrung mit 3D-Druckern? Welchen 3D-Scanner verwendest Du zum Scannen der Originale?

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Vielen Dank für die Infos, aber leider hatte ich die Sachen schon.

Zu dem Scanner... hmm... also ich mach das ganze noch traditionell mit Werkzeug und Augenmaß... bisher hab ich auch noch nicht sooo viel gemacht, einiges kaufe ich auch bei Experten, da es doch viel Arbeit ist sich in die alten Handwerksmethoden einzuarbeiten.
 
Sehr interessant, ich hör davon zum ersten Mal!
Kann somit leider auch nichts dazu beitragen, aber lese interessiert mit! ;-)
Liebe Grüße, Sonja
 
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