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Totentanz

adig

Member
Bei der Renovierung der Pfarrkirche in St. Georgen/Pinzgau (1997) wurde durch den Restaurator Ch. Tinzel eine einmalige Malerei freigelegt: Ein Totentanz

Rheinische oder französische Druckgrafiken waren vermutlich die Vorlagen, welche der Künstler um 1510 hat.
Eindrucksvoll zeigt dieses Gemälde (fragmentarisch), dass der Tod - dargestellt in Form von eines mumifizierten Menschen - uns Alle einmal holt.
Ob - Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann - keiner bleibt davon verschont. Da in dieser Darstellung der Tod, dem Bischof und Kaiser die Hand reicht, musste nach einer bischöflichen Visitation dieses Gemälde 1514 übertüncht werden.
Warum sich diese, im österreichischen Raum einzigartige Darstellung in einer kleinen Dorfkirche befindet, wird wohl immer ein Rätsel bleiben !
 

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Hallo Adig,

vielen Dank für diese schöne Anregung zum Thema Totentanz, zu dem ich schon seit so einigen Jahren eine eigene Seite anlegen wollte... Nunja :Fluester:

Ich besuche übrigens besonders gern kleine, abgelegene Dorfkirchen und Kapellen, da man hier doch immer was entdecken kann. In den großen Kirchen wurde meist in der Zeit des Barock modernisiert und damit vieles Unmodernes entfernt.

Berit
 
Hallo adig,

ein hervoragender Beitrag mit exzellentem Foto!

Merkwürdig jedoch: in meinem Dehio-Salzburg aus dem Jahr 1986 lautet es: "Im 3. Joch der Langhaus-Nord-Wand Wandmalerei Epitaph der Katharina Fuchs, bezeichnet 1510, im Süden Totentanz".

Könnte es sein, dass der Totentanz in St. Georgen, Bruck an der Großglocknerstrasse, zwar bekannt war, aber vom Restaurator erst sauber freigelegt wurde?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Grüß dich, Berit!

Thema Totentanz, zu dem ich schon seit so einigen Jahren eine eigene Seite anlegen wollte
Jaaa- tu das!
Dann lade ich diese Bilder https://www.sagen.info/forum/media/albums/totentanz.871/ und noch viele von meiner Festplatte auf die Totentanz-Seite.
Im Trentino sind im Rendenatal und in den Judikarien noch in und auch außen an relativ vielen Kirchen und Kapellen Totentänze zu sehen, speziell die der Malerfamilie Baschenis (ca. 1470 - 1540)
 
Liebe Baru,

nach einem kurzen Blick ins weite Internet ist mir wieder eingefallen, warum ich bis jetzt keine Seite zum Totentanz eingerichtet habe: es gibt schon sehr viele und darunter sehr, sehr gute wie z.B. diese hier: https://www.totentanz-online.de/totentanz.php

Da das Motiv des Totentanzes aber auf einem verbreiteten Volksglauben basiert und zu dem in vielen Sagen vorkommt und nicht zu letzt weil ich deine Fotos sehr schätze, habe ich den ersten Anfang getan

:musik: https://www.sagen.at/doku/totentanz/totentanz_sinnbild.html

Wer nun weitere Ideen und Anregungen hat, kann sie hier gerne posten, Bild- und Textzusendungen bitten direkt an mich

Freu mich auf rege Beteiligung :die_Welle:

lg Berit
 
Hallo adig,

ein hervoragender Beitrag mit exzellentem Foto!

Merkwürdig jedoch: in meinem Dehio-Salzburg aus dem Jahr 1986 lautet es: "Im 3. Joch der Langhaus-Nord-Wand Wandmalerei Epitaph der Katharina Fuchs, bezeichnet 1510, im Süden Totentanz".

Könnte es sein, dass der Totentanz in St. Georgen, Bruck an der Großglocknerstrasse, zwar bekannt war, aber vom Restaurator erst sauber freigelegt wurde?

Wolfgang (SAGEN.at)

Auszug aus dem "Brucker Heimatbuch" von Max Effenberger:
Bei der Renovierung 1966 wurde auch mit der Freilegung der Fresken begonnen, sie konnte allerdings noch nicht abgeschlossen werden. Dabei kamen Wandmalereien aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts zum vorschein. Die Chornordwand zeigt Szenen aus dem Leben Christi, im zweiten Joch ein "Ecce homo Bild", im dritten Joch in die Kreuzigung. An der Südwand des Chores kamen Fragmente von Marterszenen der hl. Achatius und (warscheinlich) Erasmus zum Vorschein sowie Szenen der Geburt Christi und der Anbetung der Drei Könige. In der Triumphbogenwand ist im Nordteil eine stehende Muttergottes mit Kind und im Südteil eine weibliche Heilige zu sehen. Im dritten Joch der Langhausnordwand ist ein Epitaph (Denkmal, aber nicht Grabstein, zum Gedächtnis an einen Toten) der Katharina Fux, im Südteil ein Stück des Totentanzes zu sehen.
 
Ein herrliches Foto von Harry: Der Totentanz von Metnitz

 
Ja, irgendwann - wenn ich den Kampf gegen die Tabelle gewonnen habe - ja dann, wird es noch mehr Fotos vom Harry vom Metnitzer Totentanz geben... :Holzhacker:

Berit
 
Dresdner Totentanz

Eine der bedeutendsten und größten deutschen Darstellungen des Totentanzes befindet sich in der Dreikönigskirche in der Dresdner Neustadt.
Das Relief ist gegenüber dem Altar, unter der Orgelempore angebracht.
Der Kirchenraum ist öffentlich zugänglich.
Derevo.org schreibt dazu:
Zugleich ist das 1534 für das Dresdner Schloss entstandene über 12 m lange Sandsteinrelief eine der wenigen Darstellungen dieses Themas in der Plastik. Kaiser Karl V. ist als Totentänzer darauf zu sehen, der sächsische Herzog Georg als Auftraggeber des Reliefs, eine Äbtissin, ein Kind und natürlich der Tod. Dreimal tanzt er, ausgerüstet mit Schalmei, Trommel und Sense, den Menschen voraus.
Der Auftraggeber, Herzog Georg der Bärtige, stand in regem brieflichen Kontakt zu Erasmus von Rotterdam, und es ist zu vermuten, dass Erasmus auf das Bildprogramm und insbesondere auf das Totentanzmotiv einen entscheidenden Einfluss ausübte.
Das Besondere neben der plastischen Darstellung ist die seltene Darstellung als Gruppentotentanz, bei dem nicht die Toten mit den Sterbenden im paarweisen Dialog auftreten, sondern die Standesvertreter im langen Reigen dem voranschreitenden Tod folgen. Neuere Forschungen zeigen, dass die Art der Darstellung eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema, insbesondere die Kenntnis eines sehr frühen lateinischen Totentanzmonolog-Tetxtes voraussetzt. ...
In Basel, wo Erasmus lebte, war durch die Existenz von zwei großen Totentanzgemälden die Gedankenwelt des Totentanzes so populär wie kaum in einer anderen Stadt. Aus Basel stammt auch ein sogenanntes Blockbuch mit Sprüchen und Holzschnitten eines Totentanzes. Hier entstanden 1525 auch die berühmten Totentanzblätter von Hans Holbein d. J., der im übrigen intensive persönliche Beziehungen zu Erasmus pflegte. Es liegt auf der Hand, dass sich Erasmus mit dem Totentanzthema auseinandergesetzt hat und in seiner bekannten Gründlichkeit geisteswissenschaftlicher Studien auch auf frühe lateinische Totentanztexte gestoßen ist.
So könnte die intensive Beziehung von Herzog Georg und Erasmus von Rotterdam bei der Entstehung des Dresdner Totentanzes mutmaßlich eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Eigenartigerweise ist dieser großartige Totentanz im Bewusstsein der Bürger und Besucher Dresdens trotz seines kunstgeschichtlichen Ranges nicht mehr bzw. wenig präsent und fristet ein Schattendasein.
Es ist paradox: in Basel existiert keiner der monumentalen Totentänze mehr - ist aber in der Stadt geistig verankert - in Dresden dagegen gibt es noch einen hochbedeutenden Totentanz, aber fast kein Mensch kennt ihn...

Dresden-Totentanz.jpg

Reproduktion: wikimedia

Dresdner
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Berit!
Prima Beitrag über Metnitz!
In der Schweiz ist in den letzten Tagen ein spannender Fund gemacht worden: (Admin: externer Link existiert nicht mehr).
Kopien eines verschollenen Totentanzes sind wieder aufgetaucht.
Und dann gibt es noch eine Seite über österreichische Totentänze, im Aufbau begriffen...: (Admin: externer Link existiert nicht mehr).
 
Mich wunderts immer wieder, wie diese alten Wandgemälde die Zeiten überstehn konnten. Das faszinierende dabei ist nur das man wenn man wollte nur durch aufwändige Tehnik machbar, und die damals haben das Gemälde einfach an die Wand geklatscht und durch Zufall sind sie heute noch erhalten.
 
Eine sehr schöne dänische Seite zum Thema Totentanz ist diese hier

aber unsere wächst ja auch bestätig weiter und das Dank eurer Mithilfe! Viele Fotos wurden uns bereits zur Verfügung gestellt und dann gab's auch viele Hinweise und aufmunternde, lobende Worte... :smi_blume

DANKE! :die_Welle:


Berit
 
Hallo Berit!
28.-30. August tagt in Grafendorf / Steiermark die österr. Totentanzvereinigung. Im Mittelpunkt stehen die Fresken von C. Hackhofer nach Abraham a St. Clara. Besonders spannend: Das Refektorium des Klosters Vorau ist zu sehen mit den makaberen Bildern!!!
Nähere Infos unter: (Admin: externer Link existiert nicht mehr)
Herzliche Grüße,
Winfried
 
Hallo Winfried,

na, wenn das kein Grund ist um mal einen Ausflug in die Steiermark zu unternehmen, die ich eh viel zu wenig kenne...

Vielen Dank für den Hinweis zur Veranstaltung!

Herzliche Grüße

Berit
 
Die Doku Totentanz-Trient habe ich (nun endlich...) in meinem Album durch Bilder vom Totentanz an der südlichen Außenwand der Kirche S. Stefano in Carisolo (Trentino) ergänzt.
 
Seit wenigen Wochen gibt es einen Österreichischen Totentanzführer unter dem Titel "Totentanz-Darstellungen im sakralen Raum in Österreich" - "Auch Geld und Guth bei mir nichts helfen tuth" - auf dem Markt. Er ist im Salzburger Verlag St. Peter erschienen und wurde von der Kunsthistorikerin Elisabeth Arlt geschrieben und in Zusammenarbeit mit der Europäischen Totentanzvereinigung herausgegeben.

Elisabeth_Arlt_Totentanz.jpg

Elisabeth Arlt,
Totentanz-Darstellungen
im sakralen Raum
in Österreich.
Verlag St. Peter, Salzburg, 2010
ISBN 978-3-900173-73-9​


Ich kann diesen handlichen Führer nur empfehlen, es ist wirklich ein schönes und bis ins kleinste Detail durchdachtes Werk. Format, Schriftgröße, Bildauswahl und -qualität überzeugen mich schon aus ästhetischen Gründen und die Lektüre ist sowohl sehr angenehm und verständlich, als auch inhaltlich profund. Auch die Druckqualität der 51 Seiten ist wirklich exzellent.

Ich denke, dass mit diesem Werk auch für den interessierten Laien ein perfekter Einstieg in die Materie des Totentanzes geschaffen wird und dazu anregt sich eingehender mit der Thematik zu beschäftigen.

Die Broschüre kann weltweit im Buchhandel oder direkt über den Verlag bestellt werden:
ISBN 978-3-900173-73-9

Berit
 
Ich finde die Darstellungen des Totentanzes auch faszinierend. In England habe ich mal in einer kleinen Dorfkirche eine sehr schöne Malerei aus dem späten Mittelalter dazu gesehen. Auch die Literatur ist interessant. Mit diesem mittelalterlichen Thema sollte man sich viel mehr beschäftigen - wenn es denn die Zeit zulassen würde.
 
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