Eine sehr interessante Übersicht über Tiernamen in der Technik bringt Constantin Redzich im Jahr 1928:
"Als erstes Baugerät, zum Emporwinden schwerer Steine, kann man gewiss die Winde betrachten. Aus ihr entwickelte sich sodann der Flaschenzug, der später an einen Ausleger gehängt wurde, woraus sodann der Kran entstand.
Bezeichnenderweise gab man damals den neuerfundenen Geräten fast lauter Tiernamen, wovon der erste und am meisten gebräuchlichste wahrscheinlich der „Bock“ gewesen sein wird. Tausenderlei verschiedenartige Gestelle, in ihrer Grundform aber demselben Zwecke dienend, werden nach jenem störrischen, an Eigensinn ungemein ausdauernden Tierchen benannt, das da, mit seinen vier kraftvoll ausgespreizten Beinen, sich beharrlich gegen jegliche Gewaltanwendung wehrend, eher erdrücken lässt, als auch nur einen Fußbreit nachzugeben. Kann man nun in ein drei- oder vierbeiniges stabiles Gestell, das sich ähnlich behandeln und verwenden lässt, einen treffenderen Namen legen, als den eines Bockes? - Der Widder rennt in seiner Gereiztheit krachend gegen eine Mauer, würde mit der Zeit ein ganzes Haus umwerfen, ohne sich den Schädel einzuschlagen; ist es daher nicht verständlich, wenn man im Altertum jene eisenbeschlagenen wuchtigen Bäume zur Zertrümmerung von Festungstoren und Burgmauern mit dem Ausdruck „Widder“ oder „Sturmbock“ belegte? Es gibt auch menschliche Böcke, die mit ihrem „harten Schädel“ durch die Wand brechen möchten.
Die „Pferdestärke“ wird der Berechnung von Maschinenleistungen zugrunde gelegt. Warum sagt man nicht „Ochsenstärke“ oder „Büffelkraft“, jene Tiere werden doch gleichfalls zur Arbeitsleistung herangezogen! - Weil sich fast jedermann einen ungefähren Begriff zu machen vermag, wie stark ein mittelkräftiges Pferd sein kann, viele Leute aber einen Ochsen in ihrem Leben höchstens einmal abgebildet sahen. Über den „Eselsrücken“ schiebt man beim Rangieren auf der Eisenbahn einen zu verteilenden Wagenzug und lässt die Gefährte einzeln ablaufen, damit sie bestimmten Gleisen zugeführt werden. Auf größeren Seeschiffen heißen kleinere Hilfsmaschinen „Esel“, die runden Kabinenfenster „Ochsenaugen“ (bulleyes). „Hunde“ sind kleine Bergmannskarren, worin man das gebrochene Gut auf Schienen, dem „Hundelauf“, zu den Förderkörben bewegt, und „Katzen“ dienen in der Hauptsache der Fortbewegung schwerer Lasten auf hochliegenden Tragestellen. Dort oben huscht die eiserne Laufkatze, genau wie ihre fleischerne Kollegin in der Natur, geschmeidig, geduckt, fast lautlos, wie auf dem Mäusefang hin und her, unermüdlich, beutelüstern.
Viele der ursprünglichen Tiernamen wurden mundartlich entstellt, lauten heute anders als ehedem, doch kann man ihre Entstehungsform unter Anwendung einiger Phantasie noch recht gut zurückverfolgen. Auf einem „Möllerhaufen“ (Maul-, Moll-, Möller-) wurden früher die Erze gemischt. Der Maulwurfshaufen gab demnach die Anregung zu dieser Bezeichnung. Der „Wolf“ wird im „Wolfsofen“ als 200 - 300 kg schwerer Eisenklumpen geschmolzen; nach dem „rennenden Wolf“, „lupus“, benannte man Schmiedeherde, Schmiedefeuer als Renn- oder Luppenfeuer. Der „Reißwolf“ zerkleinert in der Textilindustrie die Rohstoffe, in der Landwirtschaft Runkelrüben für Viehfutter.
„Salm“, „Gans“ oder „Sau“ hieß das im Schmiedefeuer gewonnene Metall. Gewaltige Aufregung herrscht aber in jedem Hüttenbetrieb, wenn durch irgendeine Unachtsamkeit die Hochofenfeuerung versagt und nun die „Sau“ als erstarrter Erzklumpen behäbig und massig den tiefer gelegenen Raum ausfüllt, allen Versuchen, das Feuer wieder in Gang zu bringen, beharrlich spottet, so dass das Mauerwerk an einer Stelle aufgebrochen werden muss, um das Hindernis zu beseitigen. Es kommt aber auch vor, dass der „Fuchs“ verstopft ist, jener Abzugskanal für die Feuergase, einem Fuchsbau nicht unähnlich. Der Zimmermann braucht einen „Fuchsschwanz“ zum Zerschneiden von Hölzern an schwer zugänglichen Stellen, gräbt einen „ Frosch“ in die Erde, wenn er mit einer Aufzugswinde seine Balken in die Höhe zieht und benutzt einen eisernen „Bären“, um damit allerlei Pfähle in den Erdboden zu rammen. Ein ähnlicher „Bär“ verhämmert auch größere Schmiedestücke auf dem Amboss (Dampfhammer).
Unsern Altvordern erschien es angebracht, eine beobachtete Gestalt, deren Eigenart und Wesen auch in ihren Arbeitsbetrieb zu übernehmen. Eigentümliche Bewegungen bei der Nahrungssuche, beim Kampf, auf der Flucht, in der Ruhestellung, gab beste Veranlassung zur Namensgebung für ein ähnlich geformtes und wirkendes Werkzeug, das man zu seiner Hilfeleistung ersann. Ein Hebekran ähnelt schlechterdings der Stellung eines Kranichs, der mit langem Hals und gespreizten Beinen sein Futter aus der Tiefe heraushebt; der „Hahn“ wird in den bekannten Gas- und Wasserarmaturen verkörpert, gleichzeitig mit einem „Küken“ im Innern, dem Schraubstift, an dem die Lederscheibe befestigt ist. Durch einen kräftigen Fingerdruck am Halse werden Lebewesen erdrosselt, gleich den Drosseln im Dohnenstieg. Mit metallenen „Drosseln“ und „Drosselklappen“ vermindert man die Strömung in den halsähnlichen Dampfleitungen.
Der „Papageienschnabel“ ist jedem Monteur als Rohrzange bekannt; ein „Schwalbenschwanz“ dient als Verbindungsstück für Holz- und Maschinenteile; ebenso wird ein größeres Scharnier zum Befestigen von Stalltüren „Schwalbenschwanz“ genannt. Der „Storchenschnabel“ ist ein Zeicheninstrument; er dient zur Vergrößerung oder Verkleinerung von Werkzeichnungen. Ein anderer „Storchschnabel“ überträgt gewisse Maschinenbewegungen. Der Schuster benutzt „Ahle“ zum Vorstechen beim Ledernähen, andere Handwerker „Reibahlen“ zum Nach-und Aufbohren von Löchern. „Heringe“ sind kleine Holzpflöcke zum Befestigen der Zeltspannseile, und in England gibt es verstellbare Rohrzangen, die man „Krokodile“ nennt. „Froschklemmen“ werden zum Befestigen von Drähten benutzt; „Frösche“ sind Feuerwerkskörper, Querstücke an Sturzkränen (Kranich mit Frosch im Schnabel), auch trägt eine Art Grubenlampe diesen Namen. „Schlangen“ sind gebogene Rohre in Badeöfen, Heiz- und Kühlanlagen, „Schildkröten“ werden in der Großstadt an belebten Straßenkreuzungen zur Verkehrsregelung aufgestellt.
Genau wie alle Kunst in Wirklichkeit nichts anderes ist, als eine Nachahmung der Natur, der gotische Baustil einer Kirche einem Walddom gleicht mit seinen Verästelungen im Kreuzgewölbe, den Säulen wie Baumstämme, den Türmen als hochragende Baumkronen, genau so bildet auch die Technik nach der Natur und gibt ihren Schöpfungen entsprechende Namen. Aus welchem Grund sonst würde der Kühler des Kraftwagens seine Luft durch „Waben“ schlürfen, wenn sie nicht einem Bienenkorbe nachgebildet wären; wie käme man auf den Namen „Raupe“ bei Tanks und Kraftschleppern. „Wanzen“ heißen Ausscheidungen am Roheisen, spaßeshalber auch Reißnägel und Zentrierstifte. Der „Glaserfloh“ splittert recht oft beim Glasschneiden ab und sticht in die Haut der arbeitenden Hand. Die „Made“, eine Schraube, frisst sich tief ins Fleisch der behandelten Baustoffe, ebenso der,,Wurm“ bei „Schneckengetrieben“. „Schneckenbohrer“ und „Schneckengänge“ sind jedem Handwerker bekannt; eine „Fliege“ sitzt als „Korn“ auf dem Flintenlauf, die „Libelle“ auf der Wasserwaage. „Rattenschwänze“ sind dünne gebogene Feilen.
Es folgen sodann allerlei Geräte, deren Namen nicht der Form, sondern ihrer von ihnen entwickelten Eigenschaften wegen aus dem Tierreich herausgegriffen sind, darunter beispielsweise der „Staubsauger“. Die AEG gab ihrer Erfindung den bezeichnenden Namen „Vampyr“, nach jenem unheimlichen fledermausartigen Gesellen der südamerikanischen Urwälder, der, neben seinen Arbeitsgenossen, dem „fliegenden Hund“, „fliegenden Fuchs“ u. a. m. nächtens schlafende Warmblüter überfällt und ihnen gierig das Blut aussaugt. Ein leichter Verdeckwagen wird aus ähnlichen Ursachen heraus „Phaethon“ genannt, als Sinnbild des leuchtenden Sonnenwagens, den Phaethon, der Sohn des Sonnengottes, lenkte. „Herkules“, „Elefant“, „Mammut“, „Blitz“, „Dachs“, „Wiesel“, „Eber“ u. dgl. nennt man Maschinen und Werkzeuge, womit deren Leistungsfähigkeit, Schnellauf, Haltbarkeit oder Anpassungsfähigkeit gekennzeichnet werden soll, und unsere eisernen „ Röhren“ sind doch offenbar nichts anderes als eine Nachbildung von Röhrenknochen, die bereits der Urmensch zu allen möglichen Zwecken benutzte.
Quelle: Constantin Redzich, Das große Buch der Erfindungen und deren Erfinder, 2. Band, Erfurt und Leipzig 1928, S. 66 – 72.
Wolfgang (SAGEN.at)
"Als erstes Baugerät, zum Emporwinden schwerer Steine, kann man gewiss die Winde betrachten. Aus ihr entwickelte sich sodann der Flaschenzug, der später an einen Ausleger gehängt wurde, woraus sodann der Kran entstand.
Bezeichnenderweise gab man damals den neuerfundenen Geräten fast lauter Tiernamen, wovon der erste und am meisten gebräuchlichste wahrscheinlich der „Bock“ gewesen sein wird. Tausenderlei verschiedenartige Gestelle, in ihrer Grundform aber demselben Zwecke dienend, werden nach jenem störrischen, an Eigensinn ungemein ausdauernden Tierchen benannt, das da, mit seinen vier kraftvoll ausgespreizten Beinen, sich beharrlich gegen jegliche Gewaltanwendung wehrend, eher erdrücken lässt, als auch nur einen Fußbreit nachzugeben. Kann man nun in ein drei- oder vierbeiniges stabiles Gestell, das sich ähnlich behandeln und verwenden lässt, einen treffenderen Namen legen, als den eines Bockes? - Der Widder rennt in seiner Gereiztheit krachend gegen eine Mauer, würde mit der Zeit ein ganzes Haus umwerfen, ohne sich den Schädel einzuschlagen; ist es daher nicht verständlich, wenn man im Altertum jene eisenbeschlagenen wuchtigen Bäume zur Zertrümmerung von Festungstoren und Burgmauern mit dem Ausdruck „Widder“ oder „Sturmbock“ belegte? Es gibt auch menschliche Böcke, die mit ihrem „harten Schädel“ durch die Wand brechen möchten.
Die „Pferdestärke“ wird der Berechnung von Maschinenleistungen zugrunde gelegt. Warum sagt man nicht „Ochsenstärke“ oder „Büffelkraft“, jene Tiere werden doch gleichfalls zur Arbeitsleistung herangezogen! - Weil sich fast jedermann einen ungefähren Begriff zu machen vermag, wie stark ein mittelkräftiges Pferd sein kann, viele Leute aber einen Ochsen in ihrem Leben höchstens einmal abgebildet sahen. Über den „Eselsrücken“ schiebt man beim Rangieren auf der Eisenbahn einen zu verteilenden Wagenzug und lässt die Gefährte einzeln ablaufen, damit sie bestimmten Gleisen zugeführt werden. Auf größeren Seeschiffen heißen kleinere Hilfsmaschinen „Esel“, die runden Kabinenfenster „Ochsenaugen“ (bulleyes). „Hunde“ sind kleine Bergmannskarren, worin man das gebrochene Gut auf Schienen, dem „Hundelauf“, zu den Förderkörben bewegt, und „Katzen“ dienen in der Hauptsache der Fortbewegung schwerer Lasten auf hochliegenden Tragestellen. Dort oben huscht die eiserne Laufkatze, genau wie ihre fleischerne Kollegin in der Natur, geschmeidig, geduckt, fast lautlos, wie auf dem Mäusefang hin und her, unermüdlich, beutelüstern.
Viele der ursprünglichen Tiernamen wurden mundartlich entstellt, lauten heute anders als ehedem, doch kann man ihre Entstehungsform unter Anwendung einiger Phantasie noch recht gut zurückverfolgen. Auf einem „Möllerhaufen“ (Maul-, Moll-, Möller-) wurden früher die Erze gemischt. Der Maulwurfshaufen gab demnach die Anregung zu dieser Bezeichnung. Der „Wolf“ wird im „Wolfsofen“ als 200 - 300 kg schwerer Eisenklumpen geschmolzen; nach dem „rennenden Wolf“, „lupus“, benannte man Schmiedeherde, Schmiedefeuer als Renn- oder Luppenfeuer. Der „Reißwolf“ zerkleinert in der Textilindustrie die Rohstoffe, in der Landwirtschaft Runkelrüben für Viehfutter.
„Salm“, „Gans“ oder „Sau“ hieß das im Schmiedefeuer gewonnene Metall. Gewaltige Aufregung herrscht aber in jedem Hüttenbetrieb, wenn durch irgendeine Unachtsamkeit die Hochofenfeuerung versagt und nun die „Sau“ als erstarrter Erzklumpen behäbig und massig den tiefer gelegenen Raum ausfüllt, allen Versuchen, das Feuer wieder in Gang zu bringen, beharrlich spottet, so dass das Mauerwerk an einer Stelle aufgebrochen werden muss, um das Hindernis zu beseitigen. Es kommt aber auch vor, dass der „Fuchs“ verstopft ist, jener Abzugskanal für die Feuergase, einem Fuchsbau nicht unähnlich. Der Zimmermann braucht einen „Fuchsschwanz“ zum Zerschneiden von Hölzern an schwer zugänglichen Stellen, gräbt einen „ Frosch“ in die Erde, wenn er mit einer Aufzugswinde seine Balken in die Höhe zieht und benutzt einen eisernen „Bären“, um damit allerlei Pfähle in den Erdboden zu rammen. Ein ähnlicher „Bär“ verhämmert auch größere Schmiedestücke auf dem Amboss (Dampfhammer).
Unsern Altvordern erschien es angebracht, eine beobachtete Gestalt, deren Eigenart und Wesen auch in ihren Arbeitsbetrieb zu übernehmen. Eigentümliche Bewegungen bei der Nahrungssuche, beim Kampf, auf der Flucht, in der Ruhestellung, gab beste Veranlassung zur Namensgebung für ein ähnlich geformtes und wirkendes Werkzeug, das man zu seiner Hilfeleistung ersann. Ein Hebekran ähnelt schlechterdings der Stellung eines Kranichs, der mit langem Hals und gespreizten Beinen sein Futter aus der Tiefe heraushebt; der „Hahn“ wird in den bekannten Gas- und Wasserarmaturen verkörpert, gleichzeitig mit einem „Küken“ im Innern, dem Schraubstift, an dem die Lederscheibe befestigt ist. Durch einen kräftigen Fingerdruck am Halse werden Lebewesen erdrosselt, gleich den Drosseln im Dohnenstieg. Mit metallenen „Drosseln“ und „Drosselklappen“ vermindert man die Strömung in den halsähnlichen Dampfleitungen.
Der „Papageienschnabel“ ist jedem Monteur als Rohrzange bekannt; ein „Schwalbenschwanz“ dient als Verbindungsstück für Holz- und Maschinenteile; ebenso wird ein größeres Scharnier zum Befestigen von Stalltüren „Schwalbenschwanz“ genannt. Der „Storchenschnabel“ ist ein Zeicheninstrument; er dient zur Vergrößerung oder Verkleinerung von Werkzeichnungen. Ein anderer „Storchschnabel“ überträgt gewisse Maschinenbewegungen. Der Schuster benutzt „Ahle“ zum Vorstechen beim Ledernähen, andere Handwerker „Reibahlen“ zum Nach-und Aufbohren von Löchern. „Heringe“ sind kleine Holzpflöcke zum Befestigen der Zeltspannseile, und in England gibt es verstellbare Rohrzangen, die man „Krokodile“ nennt. „Froschklemmen“ werden zum Befestigen von Drähten benutzt; „Frösche“ sind Feuerwerkskörper, Querstücke an Sturzkränen (Kranich mit Frosch im Schnabel), auch trägt eine Art Grubenlampe diesen Namen. „Schlangen“ sind gebogene Rohre in Badeöfen, Heiz- und Kühlanlagen, „Schildkröten“ werden in der Großstadt an belebten Straßenkreuzungen zur Verkehrsregelung aufgestellt.
Genau wie alle Kunst in Wirklichkeit nichts anderes ist, als eine Nachahmung der Natur, der gotische Baustil einer Kirche einem Walddom gleicht mit seinen Verästelungen im Kreuzgewölbe, den Säulen wie Baumstämme, den Türmen als hochragende Baumkronen, genau so bildet auch die Technik nach der Natur und gibt ihren Schöpfungen entsprechende Namen. Aus welchem Grund sonst würde der Kühler des Kraftwagens seine Luft durch „Waben“ schlürfen, wenn sie nicht einem Bienenkorbe nachgebildet wären; wie käme man auf den Namen „Raupe“ bei Tanks und Kraftschleppern. „Wanzen“ heißen Ausscheidungen am Roheisen, spaßeshalber auch Reißnägel und Zentrierstifte. Der „Glaserfloh“ splittert recht oft beim Glasschneiden ab und sticht in die Haut der arbeitenden Hand. Die „Made“, eine Schraube, frisst sich tief ins Fleisch der behandelten Baustoffe, ebenso der,,Wurm“ bei „Schneckengetrieben“. „Schneckenbohrer“ und „Schneckengänge“ sind jedem Handwerker bekannt; eine „Fliege“ sitzt als „Korn“ auf dem Flintenlauf, die „Libelle“ auf der Wasserwaage. „Rattenschwänze“ sind dünne gebogene Feilen.
Es folgen sodann allerlei Geräte, deren Namen nicht der Form, sondern ihrer von ihnen entwickelten Eigenschaften wegen aus dem Tierreich herausgegriffen sind, darunter beispielsweise der „Staubsauger“. Die AEG gab ihrer Erfindung den bezeichnenden Namen „Vampyr“, nach jenem unheimlichen fledermausartigen Gesellen der südamerikanischen Urwälder, der, neben seinen Arbeitsgenossen, dem „fliegenden Hund“, „fliegenden Fuchs“ u. a. m. nächtens schlafende Warmblüter überfällt und ihnen gierig das Blut aussaugt. Ein leichter Verdeckwagen wird aus ähnlichen Ursachen heraus „Phaethon“ genannt, als Sinnbild des leuchtenden Sonnenwagens, den Phaethon, der Sohn des Sonnengottes, lenkte. „Herkules“, „Elefant“, „Mammut“, „Blitz“, „Dachs“, „Wiesel“, „Eber“ u. dgl. nennt man Maschinen und Werkzeuge, womit deren Leistungsfähigkeit, Schnellauf, Haltbarkeit oder Anpassungsfähigkeit gekennzeichnet werden soll, und unsere eisernen „ Röhren“ sind doch offenbar nichts anderes als eine Nachbildung von Röhrenknochen, die bereits der Urmensch zu allen möglichen Zwecken benutzte.
Quelle: Constantin Redzich, Das große Buch der Erfindungen und deren Erfinder, 2. Band, Erfurt und Leipzig 1928, S. 66 – 72.
Wolfgang (SAGEN.at)