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Theobald Wolf - Oberlehrer und Urzeitforscher.

Hermann Maurer

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Theobald Wolf wurde am 26. Juni 1894 geboren und verstarb am 10. Mai 1940. Er war Oberlehrer in Neukirchen bei Horn. Sein Freitod soll durch Depressionen verursacht worden sein. Seine Grabstelle auf dem Horner Friedhof ist in diesem Jahr 2011 heimgefallen.
Hier soll kurz an diesen leider schon fast vergessenen Heimatforscher erinnert werden.
Wolf beschäftigte sich in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts mit Ur- und Frühgeschichte. Er erforschte die nähere Umgebung seines Wohnortes Neukirchen und konnte so zahlreiche Siedlungen, aber auch Plätze mit natürlichen Vorkommen von Kieselsteinen (Hornsteine, Chalzedone) und daraus resultierenden neolithischen Steinschlägerwerkstätten zur Werkzeugherstellung lokalisieren. Die meisten Siedlungen datieren in die Jungsteinzeit, doch sind auch solche der späten Eisenzeit von ihm gefunden worden. Mit Genehmigung der Denkmalbehörde führte er auch Grabungen durch. Die dabei gewonnenen Objekte (Gefäße, Werkzeuge, anthropomorpe und zoomorphe Plastiken) gelangten noch zu seinen Lebzeiten in den Besitz des Höbarthmuseums in Horn und nach einem Zerwürfnis mit Josef Höbarth auch in den Besitz des Krahuletzmuseums in Eggenburg. Nach seinem frühen Tod lagerten noch mehrere Kisten mit Fundmaterialien auf dem Dachboden des Wohnhauses. Diese sollen von der Witwe aus Geldnot verkauft worden sein - laut Mitteilung eines Zeitzeugens angeblich an das Krahuletzmuseum der Stadt Eggenburg. In seinen Berichten an das Bundesdenkmalamt hat er in Wort und Bild ausführliche Dokumentationen seiner Entdeckungen hinterlassen. Veröffentlicht wurden diese im Band II der Zeitschrift Fundberichte aus Österreich - Seiten 20 und 84 (Poigen), Seite 76 (Großburgstall) und Seite 82 (Neubau und Neukirchen). Seine ausführlichen maschinschriftlich verfassten Fundberichte werden heute im Original im Krahuletzmuseum der Stadt Eggenburg verwahrt (Fundberichte 142 und 143). Im Anschluß einige Zeichnungen aus diesen Berichten zur Veranschaulichung. Die Objekte werden nach den Originalzeichnungen gebracht, der Fundstellenplan nach einer Umzeichnung aus dem Jahre 1968.

Literatur zu Theobald Wolf:
Josef Höbarth, Großburgstall, Fundberichte aus Österreich 1, 1930 - 1934, S. 171.
Josef Höbarth, Strögen, Fundberichte aus Österreich 2, 1935 - 1938, S. 30.
Friedrich Berg, Streiflichter zur Forschungsgeschichte. In Friedrich Berg/Hermann Maurer, Idole. Kunst und Kult im Waldviertel vor 7000 Jahren, Horn 1998, S. 14.
Hermann Maurer, Drei neolithische Kultbelege aus dem niederösterreichischen Waldviertel. Fundberichte aus Österreich 32, 1993, Seite 433ff. und Tafel 2.
Hermann Maurer, Poigen, Fundberichte aus Österreich 13, 1974, S. 93.
Hermann Maurer, Poigen, Fundberichte aus Österreich 14, 1975, S. 124.
 

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Wirklich traurig, dass seine Heimatstadt es nicht wert findet, die Begräbnisstätte und damit die Erinnerung an ihn in der Öffentlichkeit zu erhalten.
 
Es war 1998 - wenn ich mich recht erinnere - dass der Grabbenützungszeitraum ausgelaufen war. Damals konnte auf mein Betreiben und mit Unterstützung des Horner Stadtarchivares, Dr. Erich Rabl, die Heimfallung ausgesetzt werden! - Diesmal bestand auch dafür keine Möglichkeit!
Jedenfalls wurde das Grab fotographisch dokumentiert und die Inschriftentafel des Grabsteines in den Museen der Stadt Horn archiviert!
 
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Anbei noch ein Foto des Theobald Wolf und zwei Aufnahmen seines aufgelassenen Grabes von Kustos Wolfgang Andraschek (Horn).
 

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Wäre es nicht sinnvoll, zumindest an der Schule, an der er tätig war, eine Gedenktafel zu errichten oder gar die Schule nach ihm zu benennen?

Nach allem, was ich lese, ist Wolf ein vorbildlicher und sehr sorgfältiger Nebenberufs-Archäologe gewesen, der - im Gegensatz zu den allermeisten anderen Heimatforschern - nicht wild irgendwo herumgebuddelt hat. Leider richten die sogenannten "Schatzsucher" heute meist nur Schaden an.
 
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