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Türckische Cammer

Dresdner

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Am 7. März 2010 öffnet die Türckische Cammer im Dresdner Residenzschloss ihre Pforten.

Erstmals seit über 70 Jahren sind die Exponate wieder im wettinischen Schloss vereint; ein Teil der Ausstellung war bisher in der Rüstkammer in der Sempergalerie zu sehen.

Zur Ausstellung schreibt trt-online:

Die "Türckische Cammer"
Mit einem Festakt eröffnen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden an diesem Wochenende die Türkische Cammer im Residenzschloss.

Dresden (dpa) - Prunkreitzeuge auf geschnitzten Edelrössern, mit Edelsteinen besetzte Säbel, kunstvoll bestickte Zelte und kostbare Seidengewänder: Mit der «Türckischen Cammer» in Dresden wird eine der prächtigsten und bedeutendsten Sammlungen orientalischer Kunst erstmals seit 70 Jahren wieder in ihrer Fülle gezeigt - Eröffnung ist an diesem Sonntag. «Es ist unsere osmanische Schatzkammer», sagt Direktor Dirk Syndram. In drei Räumen, auf 750 Quadratmetern im Residenzschloss wurden etwa 600 Stücke der einzigartigen Kollektion inszeniert, die Sachsens Kurfürsten und Könige über fast fünf Jahrhunderte zusammentrugen. «Es ist kein eigenständiges Museum, sondern die Neuinszenierung eines bisher nicht angemessen präsentierten Teils einer historischen Sammlung.»

Zu sehen sind Kunstwerke aus Istanbuler Hofwerkstätten, die einst Großwesiren und Aghas gehörten, von der osmanischen Kunst inspirierte sowie von siebenbürgischen Meistern hergestellte Stücke. «Sie sind von höchster Qualität und haben dank der erhaltenen historischen Inventare auch eine Identität», so Syndram. Das älteste Verzeichnis stamme von 1606. «Wir wissen genau, welcher Kaiser was geschenkt hat, wo es gekauft oder erbeutet wurde», sagt Syndram. Die Geschichte der einstigen Türkenkammer und der Kunstwerke hat der Oberkonservator der Rüstkammer, Holger Schuckelt, in den vergangenen 15 Jahren erforscht.

Dunkelblauer Putz, schwarzer Schiefer am Boden und verhängte Fenster tauchen die empfindlichen Textilien wie Fahnen, Zelte, Kostüme, Schabracken und Sättel in eine gewollte Dunkelheit. «Eine Atmosphäre wie in einer orientalischen Nacht», sagt Syndram. Licht gibt es nur in den doppeltentspiegelten Vitrinen, die jedes Exponat zum Greifen nah erscheinen lassen. Für die Waffen, Harnische und einzelnen Pferde-Kopfschmuck entwickelten Techniker ein spezielles Haltesystem, die Beleuchtung wurde per Computersystem eingerichtet, um auch kleinste Gold- und Silberfäden an Reitzeugen sichtbar zu machen.

Fünf große, mit Prunkreitzeugen geschmückte Araberhengsten prägen das Entree. «Diese Porträts lebender Pferde waren seit dem 16. Jahrhundert als Geschenke üblich», sagt Schuckelt. Die rund 150 Kilogramm schweren Edelrösser wurden nach Inventar-Beschreibungen von dem Bildhauer Walter Hilpert geschaffen. Die in Wandvitrinen versammelten, 1714 in der Türkei angekauften und geschenkten Stücke gehören zu den bedeutendsten Zeugnissen osmanischer Kunst weltweit. Von dort führt der Weg in einen Raum mit umlaufenden Vitrinen, gefüllt mit osmanischen Schätzen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Auf mit roter Naturseide bespannten Wänden sind eine Reihe weiterer Raritäten zu sehen: drei in ihrer Qualität seltene Elfenbein- Dolchgriffe, die vier weltweit einzigen erhaltenen Nomaden-Faltbecher aus Leder und der einmalige Bogen mit Originalbespannung von 1586.

Das funkelndste Exponat trägt ein mit roten und schwarzen Federn am Kopf geschmücktes weißes Holzpferd: das mit Edelsteinen besetzte Prunkreitzeug der Johann Michaels Garnitur. Das Ensemble in orientalisierendem Stil, zu dem auch in Vitrinen arrangierte Waffen gehören, wurde zwischen 1610 und 1612 in Prag angefertigt. «Es ist das prunkvollste Werk der Türkenmode», sagt Schuckelt. Kurfürst Christian II. hatte Schwert und Säbel 1610 als Geschenk des Kaisers bekommen und dann die Garnitur dazu bestellt. Textilrestauratorin Ramona Münzer-Scadock hat die etwa 340 Teile auf der mit vergoldetem Silbergespinst bestickten Seidenschabracke original verschraubt und verdrahtet - vom winzigen vergoldeten Silbermond über Beschläge bis zu Buchstaben aus böhmischem Granat.

Im Raum nebenan können Besucher direkt der Exotik des Orients nachspüren und durch das größte Objekt schreiten: das 20 Meter lange, acht Meter breite und sechs Meter hohe Staatszelt aus dem 17. Jahrhundert. Es war für 3,6 Millionen Euro von Spezialisten restauriert worden. Unter der Außenhaut aus grüner Baumwolle schimmern auf rotem Grund mit roten, blauen, grünen, gelben, weißen und schwarzen Applikationen aus Atlas, Baumwolle und vergoldetem Leder. «Die reiche Verzierung ist typisch für hohe osmanische Würdenträger und Sinnbild für das Paradies», erklärt Schuckelt. Es habe als Tafelzelt für hochrangige Gäste gedient.

«Solche Zelte wurden oft erbeutet, im Inventar von 1730 sind 200 osmanischen Ursprungs aufgelistet», so Schuckelt. Davor stehen zwei Vitrinen mit Originalkaftanen von Kurfürst August dem Starken (1670- 1733). «Er hatte eine besondere Affinität zum Osmanischen Reich», sagt Schuckelt. Zwar stellten sich schon seine Vorgänger gern mit Sultanen auf eine Stufe, aber erst unter dem Barockfürsten war die Türkenmode besonders ausgeprägt: Er verkleidete sich als Sultan, hielt sich osmanische Krieger, schenkte der Schwiegertochter ein türkisches Palais und ließ sich im Zwinger ein Wachsfigurenkabinett in Form eines Harems einrichten. «Er hatte sogar Kammertürken als Diener, einer hieß Süleyman», sagt Schuckelt. dpa

Die Aufbereitung der Exponate dauerte 20 Jahre, allein am Prunkzelt dauerte die Rastauration 14 Jahre, durchgeführt in einer Werkstatt bei Hildesheim.

Die Einrichtung der Türckischen Cammer kostete 5,7 Millionen Euro, davon allein 2,5 Millionen für Klimatisierung und Vitrinen. Doppelt enspiegelte Vitrinen geben dem Besucher das Gefühl, die Exponate direkt vor sich zu haben - in ihrer kosequenten Umsetzung bisher in der Museumswelt einmalig.

Wie bei allen Ausstellungen des Residenzschlosses ist es Besuchern nicht gestattet, Fotos zu machen. Dafür sind vom Chefkonservator der Rüstkammer bereits zwei Bücher zur Cammer erschienen:
* Die Türckische Cammer - Sammlung orientalischer Kunst in der kurfürstlich-sächsischen Rüstkammer Dresden/ Sandstein Verlag, 39,90 Euro
* Türckische Cammer - Meisterwerke orientalischer Kunst, Deutscher Kunstverlag, 24,90 Euro.

Das nächste Highlight der Dresdner Museumslandschaft folgt schon im Juni: die Neueröffnung des Albertinums.

Welt.de schreibt dazu:

Man sagt es nicht gern, aber manchmal haben Katastrophen auch ihre guten Seiten. Zum Beispiel das Hochwasser in Dresden. Es bescherte den Staatlichen Kunstsammlungen ein neues, ein hochwassersicheres Depot, das so über dem Hof des Albertinums hängt, dass oben viel Lagerraum entstanden ist und unten ein überdachter Innenhof, den der Besucher nun sogar durch zwei Eingänge betreten kann: wie immer von der Brühlschen Terrasse und neuerdings auch vom Georg-Treu-Platz nahe der Frauenkirche. So rückt das Museum, das nun ein Museum der Moderne und der Zeitgenossen ist, noch ein wenig näher ans barocke Dresden heran.

Das Zeitgenössische hat in diesem Museum durchaus Tradition. Zwar wurde das ursprüngliche Gebäude 1559–1563 als Zeughaus gebaut, doch nach zahllosen Umbauten zogen die Waffen 1877 aus und das Haus wurde zum Museum. Georg Treu, der Archäologe und legendäre Direktor der Dresdner Skulpturensammlung, zog mit den Antiken, der Abgusssammlung und den zeitgenössischen Skulpturen ein. Sein Museum galt weltweit als bedeutendes Museum zur Geschichte der Plastik und wurde Vorbild für das heutige Puschkinmuseum in Moskau, bei dessen Bau und Einrichtung Treu als Berater mitarbeitete. Seit 1889 heißt das Museum zu Ehren König Alberts (reg. 1873–1902) Albertinum.

Verbrannt oder verschollen

Seinen Namen hat es nie verloren, seinen Status als reines Skulpturenmuseum schon. Nach 1945 wurde es zum Sammelpunkt für alle Dresdner Sammlungen, denn allein das Albertinum war nicht völlig zerstört. So kamen nach den Rückgaben der 1945 nach Russland abtransportierten Kunstwerke die Preziosen des Grünen Gewölbes, die Skulpturen, das Porzellan, die Schätze des Kupferstichkabinetts, des Münzkabinetts und der heutigen Rüstkammer in das beschädigte Gebäude, um dort gemeinsam ihre schönsten Stücke zu präsentieren. Porzellansammlung und Rüstkammer zogen zwar bald wieder aus, doch die anderen blieben und bekamen nach der Rekonstruktion des Obergeschosses (1961–65) noch die Bilder aus der Galerie Neue Meister als Nachbarn. Die waren allerdings – im Gegensatz zu den Skulpturen – deutlich dezimiert. Ein bedeutender Teil musste das Museum während der Aktion „Entartete Kunst“ verlassen, ein anderer verbrannte 1945 wohl in einem Lkw, etwa 50 weitere gelten bis heute als verschollen, manche von ihnen werden in Russland vermutet.

Bis das Schloss – 60 Jahre nach seiner Zerstörung – wieder aufgebaut war und die Folgen der Flut die alten Konzepte noch einmal tüchtig durcheinandergebracht hatten, blieb das Albertinum ein Museum für vier Sammlungen. 2004 zogen Münzsammlung, Generaldirektion und Grünes Gewölbe ins Schloss. Die beiden Museen erzählen nun noch viel eindrucksvoller als in 40 Jahren Albertinum von Pracht und Macht, Kunstverstand und Reichtum Sachsens. Das Albertinum ist vom alten, barocken Dresden befreit und kann sich nach seiner Eröffnung im Juni nun ganz der Zeit seit der Romantik widmen.
Weiterführende Links

Beim Eintritt durch den neuen Eingang wird sich der Besucher allerdings erst einmal alten Skulpturen gegenübersehen. Denn Skulpturensammlungsdirektor Moritz Woelk hat gleich am Eingang ein Schaudepot eingerichtet, wie überhaupt der eingehängte Depotbau immer wieder Einblicke in die – nicht ausgestellten – Sammlungen geben wird. Nach dem Blick durchs Depot-Fenster betritt man die große Skulpturenhalle mit den Werken von Rodin bis heute. „Für die Skulpturensammlung bedeutet die Neueinrichtung des Albertinums die größte Veränderung“, sagt Moritz Woelk, „denn wir zeigen die Antiken, für die Dresden berühmt ist, zunächst nur im Rahmen der Schaudepots.“

Die Antiken werden in zwei oder drei Jahren in Gottfried Sempers wunderbarem Skulpturensaal gegenüber der Gemäldegalerie Alte Meister ihre neue Heimat finden. Für die einzigartige, geschichtsträchtige Gipsabguss-Sammlung gibt es momentan in Dresden allerdings keinen Platz. Dass sie ins Depot muss, ist ein großer Verlust, denn sie gehört seit ihrer Rettung aus dem hochwassergefährdeten Keller und ihrer wilden Aufstellung in der großen Skulpturenhalle zu den bekanntesten Sammlungen. Das enge Wirrwarr der Originale und der zahlreichen Gipsköpfe, Füße, Hände, Torsi wurde neben den aneinandergelehnten Meisterwerken in der Gemäldegalerie zum Sinnbild für die Rettung vor dem Wasser. Für den Frühromantiker Jean Paul, der die Gipse einst im Fackelschein besichtigte, tat sich sogar eine neue Welt auf.

Immerhin hat nun die Kunst seit Rodin und Caspar David Friedrich in Dresden ausreichend Platz. Moritz Woelk wird doppelt so viele Skulpturen wie bisher zeigen können, Ulrich Bischoff, der Direktor der Galerie Neue Meister, dreimal so viele Bilder aus der Zeit nach 1960. Wer die neue Hängung von Caspar David Friedrich bis Gerhard Richter von 2004 im zweiten Obergeschoss kennt, wird überrascht sein, wie ähnlich und verschieden zugleich dieses viel gelobte Konzept der Galerie Neue Meister geworden ist. Denn Ulrich Bischoff hat am besucherfreundlichen, chronologischen Rundgang festgehalten und nur die Stärken der Sammlung verdeutlicht. So gibt es Räume für Caspar David Friedrich und Ludwig Richter, für Max Slevogt, die Künstlergruppe „Brücke“ und für Otto Dix. A.R. Penck und Georg Baselitz haben nun erstmals eigene Säle, ebenso wie seit 2004 schon Gerhard Richter.

„Wir haben gekauft, was für Dresden relevant war und was jetzt international bedeutsam ist“, sagt Bischoff über die Sammlung, die vor allem im ersten Obergeschoss eng mit der Skulpturensammlung zusammenrücken wird. Denn im großen Ausstellungssaal direkt über der Skulpturenhalle, der nach den ursprünglichen Planungen vom Depot und den Werkstätten genutzt werden sollte, ist eine wunderbar große, variable Ausstellungshalle entstanden. Die erste Ausstellung dort wird den Künstlern gewidmet sein, die spontan für die flutgeschädigten Dresdner Museen Werke spendeten, die in der Sotheby’s-Auktion im Dezember 2002 in der Neuen Nationalgalerie in Berlin versteigert wurden.

Welle der Begeisterung

Die Welle der Begeisterung für die Dresdner Sammlungen ist seitdem nicht abgerissen. Ulrich Rückriem, der längst aufgehört hat, als Bildhauer zu arbeiten, war so beeindruckt, dass er noch einmal eine Skulptur schuf – extra für Dresden. Der Freundeskreis der Skulpturensammlung „Paragone“ bemüht sich jetzt zusammen mit dem Freundeskreis der Kunstsammlungen um einen Ankauf der „Ägypter“ genannten Rückriem-Skulptur. Auch Thomas Scheibitz, dessen Arbeiten 2005 im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig zu sehen waren, wird zwei neue Werke in der Skulpturensammlung zeigen. Aus der ehemaligen Sammlung der Dresdner Bank kommt Per Kirkebys „Tor I“ als Dauerleihgabe nach Dresden.

Neben dem großen, neuen Ausstellungssaal im ersten Obergeschoss sollen sich Malerei und Skulptur auch in den historischen Sälen begegnen. Im Mosaiksaal wird die Kunst der „protestantischmoralisch-klassizistischen“ Zeit ausgestellt, der Klingersaal zeigt dagegen die „sinnlich-sündige“ Kunst von Richard Wagner bis Sigmund Freud, wie Moritz Woelk sagt. Und auch hier gibt es Neues zu entdecken. Vor allem der Klassizist Ernst Rietschel (1804–1861) ist noch immer ein Geheimtipp. Als Professor für Bildhauerei in Dresden arbeitete er eng mit Gottfried Semper zusammen, schuf das berühmte „Goethe-Schiller-Denkmal“ in Weimar, das Lessingdenkmal in Braunschweig. Sein Fries für die Uni in Leipzig und das Giebelfeld „Die Musik“ an Sempers Hoftheater sind zerstört. Erhalten haben sich nur die Originalmodelle, die sich seit 1889 als Teil des bildhauerischen Nachlasses in den Dresdner Sammlungen befinden. Doch das wussten bisher nur die Fachleute, die Rietschel 2004, anlässlich seines 200. Geburtstages, in einer Ausstellung buchstäblich dem Vergessensein entrissen. Er wird nun erstmals in Dresden dauerhaft ausgestellt.

Voraussichtlich im Jahre 2011 öffnet in der Dresdner Albertstadt das wohl teuerste Museumsprojekt: das komplett umgebaute Zentrale Militärhistorische Museum der Bundeswehr, mit über 1,2 Millionen Exponaten eine der größten militärgeschichtlichen Sammlungen weltweit. 48 Millionen Euro kostete dieses Projekt einschliesslich der dazugehörigen und bereits feriggestellten Spezialdepots.

Dresdner
 
Danke an Ulrike für die Rückantwort.

Wieder ein Grund mehr, im Juni 2011 einige Tage länger in Dresden zu bleiben, wo wir doch extra unter (Admin: externer Link existiert nicht mehr) ein so schönes Einladungsvideo ins Netz gestellt haben.

Hier zwei erste Videos zur Türckischen Cammer sowie ein Video zum großen Prunkzelt.







Dresdner
 
Die SKD haben ein weiteres Video in HD-Qualität zur Türckischen Kammer auf youtube eingestellt:



Anschließend an die Kammer der neue Riesensaal mit den Exponaten zu Prunkwaffen und Turnierwesen, zugänglich seit Frühjahr 2013 - HD-Video ebenfalls von den SKD.

 
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