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Suche Sage von der Felsenhöhle bei Buchfahrt, Thüringen

Dieter

New member
Ich Suche nach einer Sage zur Felsenhöhle bei Buchfahrt / Thüringen. Laut Sage überwintert in der Höhle die Fruchtbarkeitsgöttin Ostara. Bin für jeden Hinweis Dankbar !
 
Hallo Dieter,
ich besitze einen Reprint Band Thrüringer Sagen von Fritz Lehmensick,
illustriert von Ernst Liebermann, Leipziger Verlagsgesellschaft 1992.
Darin steht diese Sage leider nicht! Es soll aber von gen. Verf. noch andere
Bände gegeben haben (1912 ?) Vielleicht mal nachforschen? Viel Erfolg!
Grüße von U. Berkenhoff
 
Sage zur Felsenhöhle bei Buchfahrt / Thüringen. Laut Sage überwintert in der Höhle die Fruchtbarkeitsgöttin Ostara.
Soviel steht auf dieser Seite (Admin: externer Link existiert nicht mehr)
in der Schilderung einer Wanderung:
Den Wanderpfad gingen wir nun den Berg hinab und kamen zwischen Gartensparten in der Nähe der schönen Holzbrücke im Dorf heraus. Nun mußten wir nur noch die Ilm entlang gehen und waren an unserem Auto. Ein letzter Blick zu den Felsenhöhlen, deren Steilwand gerade im Feuer des Sonnenunterganges ein letztes Mal aufflammte und wir fuhren wieder nach Hause; betrübt, das dieser schöne Ort doch zu weit von uns entfernt lag, um hier die Feste feiern zu können. Doch von Euch da draußen ist er für manchen sicher nicht zu weit entfernt. Vielleicht sieht ja einer von Euch zum Ostarafest die Frühlingsgöttin, die laut einer thüringischen Sage in diesen Höhlen überwintern soll, auf ihrem weißen Hirsch mit dem goldenen Geweih begleitet von Lichtalben ausreiten, um die winterliche Erde zu segnen und alles zum Grünen und Blühen zu bringen und so für eine gute Ernte sorgt. Doch Vorsicht! Wer sie sieht, verfällt ihrer Schönheit und folgt ihr im Herbst, wenn sich auch die Natur zum Schlafen legt, wieder nach Buchfahrt in die Felsenhöhlen und steigt mit ihr zur Hel, wo sie auf den nächsten Frühling wartet.

Auf dieser Seite ist auch noch ein Button "Sagen aus Sachsen".
Hast du die "Sagen aus Thüringen" auf sagen.at schon durchgesehen?
 
Noch ein Hinweis:

Wilde Mann

In alten, alten Zeiten war ein Räuber aus Thüringen nach dem Oberharze verschlagen und lebte dort in der Öde wild mit einer wilden Frau. Sie wohneten in einer Höhle und bedeckten ihre Scham nur mit Borke und mit Hecke, d.h. mit Tannenzweigen, oder auch mit Hexenkraut, d.i. eine Art Moos. Darum werden noch heutigen Tages zum Schützenhof in Wildemann der wilde Mann und die wilde Frau dargestellt in Hecke oder Hexenkraut. Der Ritter Klaus, der das kleine Klausthal gegründet und den Bergbau auf dem Oberharze angefangen hat, sah einmal auf der Wildemännerklippe, unter der er selber saß, den wilden Mann, so bekleidet, wie eben beschrieben ist. Der trug eine abgerissene Tanne in der Hand und auf dem Rücken einen Bären, den er damit erschlagen hatte, denn er hatte unmenschliche Kraft und hatte schon viele Bären und viele wilde Schweine mit dem Tannenzweige getötet. Ritter Klaus folgete ihm nach und wie er vor der Höhle den Bären abwarf, sah er auch darin die wilde Frau, die er schon früher einmal im Walde gesehen hatte, die aber im Dickicht seinen Augen behende entschlüpft war. Sie schlüpfte auch jetzt sogleich aus der Höhle, als sie den Ritter erblickte, rannte vor Scham in die Dicknis des Waldes und ist nicht wieder daraus zum Vorscheine gekommen. In der Höhle ließ sie ein Kind zurück, das war auch in Hecken und in Hexenkraut eingewickelt und der wilde Mann bekam später mit einer anderen Frau noch fünf Kinder, von denen stammen viele Leute ab in Wildemann und auf dem ganzen Harze. Der Ritter Klaus hielt ihn nämlich zu Waldarbeiten und zum Bergbau an, und aus der Höhle des wilden Mannes entstand die Stadt Wildemann, das Rathaus ist gerade an der Stelle, wo früher die Höhle stand.

Man sagt auch im Scherz: Auf Wildemann sei nur ein Messer, das hänge auf dem Rathause an einer Kette, und wer etwas schneiden wolle, der müsse aufs Rathaus gehen. Damit will man sagen, daß man den Leuten auf Wildemann noch immer ihre Abstammung anmerken könne.

Quelle: Heinrich Pröhle, Harzsagen zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner, 2. Auflage, Leipzig 1886

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Für alle Interessierten: Habe inzwischen eine verlässliche Quelle zur gesuchten Sage gefunden. Die von www.mittgard.de erwähnte Version wurde umgedichtet. Das Original findet sich u.a. in:Tradition und Gegenwart, Weimarer Schriften Heft Nr. 37, Sagen aus dem Mittleren Ilmtal, Stadtmuseum Weimar (Hsg.),Weimar 1990. Es gibt dort mehrere Sagen zu den Buchfahrter Felsenhöhlen.

Dieter
 
SAGEN.at schrieb:
Man sagt auch im Scherz: Auf Wildemann sei nur ein Messer, das hänge auf dem Rathause an einer Kette, und wer etwas schneiden wolle, der müsse aufs Rathaus gehen. Damit will man sagen, daß man den Leuten auf Wildemann noch immer ihre Abstammung anmerken könne.

Dieser Textabschnitt ist für den norddeutschen Raum volkskundlich nicht nur intererssant, sondern auch von nicht geringer Bedeutung. Man muss dabei immer berücksichtigen, dass es sich bei der Harzbevölkerung von alters her nicht um Norddeutsche, sondern um Thüringer und Sachsen handelt. Während der großen spätmittelalterliochen Wüstungsperiode war der Oberharz weitgehend entvölkert, was ab dem 16. Jahrhundert zu einer Ansiedlung von Bergleuten aus dem Sächssicheen sowie aus dem Raum Mansfeld führte. Dies hatte zur Folge, dass im Harz an sich spätestens ab dem 16. Jahrhundert die früher übliche plattdeutsche Sprache - hier wurde, wie auch im Umland eine ostfälische Mundart der niederdeutschen Sprache gesprochen - ausstarb. An ihre Stelle trat das obersächsische Mitteldeutsch.

Nun ist es allerdings im norddeutschen Raum oft so, dass man Fremden gerne mit Misstrauen entgegentritt und sich gerne über solche Leute lustig macht. Dabei stellt man sie gerne als Schildbürger dar. Auf das seltsame Verhältnis zwischen Oldenburgern und Ostfriesen, wo es bis in neuester Zeit ähnliche Schildbürgergeschichten über die Nachbarn gab - hierzu gehören auch die im Oldenburger Land gerne erzählten Ostfriesenwitze - habe ich ja bereits hier an anderer Stelle hingewiesen. Die Tatsache, dass im Umland die Sage umging, in Wildemann müsse man das Messer am Rathaus festketten, damit die Bewohner des Ortes damit keinen Unfug anstellen, ist nach m.E. auf ein ähnliches nachbarschaftliches Verhältnis zurückzuführen. Ich glaube, es wäre sehr interessant, einmal herauszufinden, wo der Autor die Sage von den Leuten in Wildemann aufgeschnappt hat. Mich sollte nicht wundern, wenn sie nicht aus dem norddeutsch geprägten Vorharzland stammt.
 
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