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Suche Links und Texte über "Helwege"

althea

Member
Vor längerer Zeit beschäftigten mich einmal die "Helwege", besondere Pfade und Hohlwege die sich durch die Landschaft zogen, teilweise noch sichtbar.

Es ist umstritten, ob sie rituelle Wege waren, geomantische Bedeutung haben - egal.

Ich würde mich freuen Quellen dazu zu lesen.

Danke sagt
althea
 
Liebe Althea,
im Kreis Unna heißt die Tageszeitung noch: Hellweger Anzeiger (für
die Orte Bergkamen, Kamen, Fröndenberg, Menden u. natürlich Unna).
In all diesen Orten Heimatvereine, Archive usw., die Material über das
Thema haben.
Die Hauptverkehrsstraße in Dortmund: Westenhellweg u. Ostenhellweg, quert
die ganze Innenstadt (heuer Fußgängerzone), dort auch die Hauptkirche;
Sankt Reinold gewidmet, heuer Ev. Reinoldikirche.
In meiner Heimatstadt (südl. von Dortmund) liegt der Hellweg nördlich der
alten Stadtumgrenzung und wird Ost- bezw. Westhellweg genannt.
In der Stadt gab es ein Gebäude: Die Helle
In Dortmund gab es den Höllenturm (allerdings nicht am Hellweg gelegen)
In vielen Städten gibt es Gebäude namens: Hölle
Hat dies nun auch mit Hel, Hölle, Frau Holle usw. zu tun - ich bin da keine
"Fachfrau".
In der Zeitschrift des Westfälischen Heimatbundes gab es einen Aufsatz
über Hohlwege (findet sich auch im internet oder in Münster anfragen).
Auch ich wohne in/an einem alten Hohlweg: Klusenweg - soll von Klause
kommen - auch häufig anderswo.
Viele Hohlwege wurden verfüllt, d.h. ausgebaut u. sind kaum noch sichtbar,
auch die kleinen (begleitenden) Bäche wurden verrohrt und verschwanden
gewissermaßen im Kanalnetz. -
Nun erstmal einen schönen Sonntag! Ulrike
 
Im Bereich westlich von Minden gab es verschiedene Hellwege - zum einen den Westfälischen Hellweg, der aus dem Raum Aachen/Duisburg/Essen/Dortmund kam und den aus den Niederlanden kommenden Hellweg. Ab Minden entspricht der alte Hellweg in seiner Hauptlinie der heutigen Bundesstraße 65, die von hier aus genau entlang der Mittelgebirgsschwelle nach Hannover und weiter nach Peine führt. Die Strecke zwischen Bückeburg und Bad Nenndorf ist teilweise sehr beeindruckend, weil man von der Straße aus bei klarer Sicht einen weiten Blick auf die norddeutsche Tiefebene hat.
An der Straße befinden sich zahlreiche mittelalterliche Burgplätze - u.a. Bückeburg, Stadthagen, das Heisterschlösschen bei Beckedorf und die Heisterburg bei Bad Nenndorf. Östlich von Bad Nenndorf verläuft der Hellweg durch das sogenannt "Calenberger Land", wo es einmal die direkte Route nach Hannover via Großgoltern und Benthe gab, zum anderen die entlang der Ostflanke des Deisters über Barsinghausen-Wennigsen und Ronnenberg.
Dass Geomantie eine gewisse Rolle bei den Strecken gespielt haben kann, ist nicht von der Hand zu weisen. Viele Straßen führen entlang geologischer Störungen, weil dort die Steigungen beim Überwinden von Höhenrücken geringer sind.
 
Eine "Hellwegsage":
Der Teufel brauste einmal aus dem Lennetal ins Westfälische. Unter dem Arm trug er einen großen Sack, gefüllt mit Rittern und Herren. Aus dem Sack, der
die Menge kaum fassen konnte, fielen über der (Grafschaft) Mark und dem
Hellweg (heuer Kreis Unna) einige heraus. Als der Teufel über die Lippe geflogen
war und das Münsterland erreichte, platzte der Sack vollends und alle fielen
heraus. Jeder trug einen Namen, wie die Bauern ihre Herren oft nannten:
von Schüngel, von Schade, de Gryper, de Byter, dat Strick, de Pepersack, Waschpenning, Springinsleben, Ziegenbart, Supetut, de Onbescheydene,
Springerus Rodenster, Schnalümme, Schudüvel, de Duivel, Jagetho, Packstroh.-Den Sinn dieser plattdeutschen Spitznamen für die oberen Herren
mag sich jedem erschließen!
Diese und noch mehr Geschichten in: Sagen vom Hellweg ISBN 3-925260-08-0
Viel Spaß wünscht Ulrike
 
Der Name Hellweg wird von Jakob Grimm als Weg gedeutet, der zur
Totengöttin Hel führt. In alter Zeit lagen viele Friedhöfe an diesen Wegen.
In Dortmund vermutete er gar den Tempel der Tanfana, Heiligtum der
germ. Göttin. Einen Beweis gibt es nicht. Noch heute ist der Hellweg die
Hauptstraße durch den Dormunder Stadtkern, allerdings Fußgängerzone.
Es gibt noch weitere Erklärungen (auf Dortmund bezogen):
Hilleweg - nach der Merowingerkönigin Hilde (auch Brunhilde oder Helena) -
eine alte Reichtsstrasse
Hiliger Weg oder Heilsweg, Wege der Missionare
Halweg - Salzstrasse
Hellen- oder Haldenweg, da einem Damm ähnlich, d.h. aufgeschüttet
(widerspricht also dem Hohlweg)
Heller Weg - ein lichter Weg, Schneise durch Wald
hele Weg (heil,ganz, whole auf Englisch) ein "ganzer" Weg durchs Land,
im Gegensatz zu schlechteren Feldwegen
die Milchstrasse heißt auf westfälisch hielweg - helle Himmelsstrasse
so einige Deutungen aus: v. Winterfeld,Geschichte d, Stadt Dortmund
-Ulrike
 
Wieder mal etwas zum Thema:
Hellweg bedeutet lichter Weg
Die Hellweg-Region erstreckt sich östlich des Ruhrgebietes von Lünen
und Schwerte (meine Heimatstadt) im Westen bis Lippstadt im Osten u. hat ihren Namen von d. Handelstrasse, die sich bis zum Beginn des 19. Jhts. zu
einer d. wichtigsten Ost-West-Verbindungen in Mitteleuropa entwickelte.
"Helwech" (mittelniederdt.) bezieht sich seit dem Hochmittelalter auf die
Königs- und Handelsstrassen, die in der Breite einer Speerlanze (ca 3 m)
von Bewuchs freigehalten werden m ußten.
Aus: Zeitreise Hellweg - Spuren einer Strasse durch die Jahrtausende
Hrsg. von Reinh. Stephan-Maaser i.A. d. Stadt Unna, Essen 2000
Dieser Hinweis in: Jahrbuch des Kreises Unna, 2014
Mit vielen Grüßen von Ulrike (falls noch aktuelle Nachfrage besteht)
 
Nach langer Zeit nochmal etwas zum Hellweg: ... der Hellweg stand und steht für Bewegung, für neue, fremde, fortschrittliche Ideen und Gedanken, für Gütertransport und Austausch, für Verbindungen über Grenzen hinweg. (Heimat Westfalen 3/2022)
Nach der Unterwerfung der Sachsen durch die Franken unter Führung von Karl dem Großen wurde um 800 an der Kreuzung des Hellwegs mit einer Fernstraße von Köln über Dortmund nach Norden zunächst eine königliche Burg mit Siedlung errichtet, Dieser Ort wurde unter den ottonischen Königen im 10. Jahrhundert zu einem wichtigen Verbindungsglied zwischen der Hausmacht der Königsdynastie im Harzraum und dem Reichszentrum im Westen, Dortmund wurde zu einer wichtigen Königspfakz ausgebaut ... (Führer durch die Reinoldikirche, ISBN 978-3-422-02299-7)
Viele Grüße von Ulrike
 
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