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Steinkreuze in Tirol

SAGEN.at

Administrator
Teammitglied
Auf Anregung von Gropli erachte ich es für sinnvoll, eine Liste von Steinkreuzen in Tirol anzulegen.

Wir suchen dazu Fotos von Steinkreuzen und Grenzsteinen!

Dazu ein Zitat von Franz Jantsch:

"Steinkreuze in Tirol

Man muß unterscheiden zwischen Steinkreuz und Kreuzstein. Ein Kreuzstein ist ein primitiv und grob aus einem Stein gehauenes Kreuz in der Höhe von etwa 60 cm bis mannshoch, vom Boden ab gemessen. Der Kreuzstein ist nicht ganz aus dem Stein herausgehauen, nur die Umrisse. Es ist ein menhirartiger Steinblock, aus dem die Form eines Kreuzes oberflächlich herausgehauen worden ist. Es ist sicher nicht die Arbeit eines Steinmetzes, wie wir sie von anderen Denkmälern kennen. Um gleich auf die Deutung einzugehen: sie ist umstritten. Die einen sehen darin Sühnekreuze, andere Grenzsteine und wieder andere vorchristliche Kultmale. Sühnekreuze deshalb, weil nachträglich manchesmal die Sage damit verbunden ist, daß hier ein Mord geschehen sei und der Mörder es zur Sühne habe aufstellen lassen. Dazu fehlen exakte Beweise.

Als Grenzzeichen können sie sekundär verwendet worden sein, weil sie lange am Platz stehen. Was spricht für die Deutung als Kultmal? Dafür sprechen vor allem die kleinen Schälchen, die oft, aber nicht immer, auf dem Kopf oder an den Seitenarmen angebracht sind. Manchesmal, wie in Marz im Burgenland oder bei der Isis Noreia in Wieting in Kärnten, ist die Hinterseite dieser Steine später nicht bearbeitet worden, und man sieht in der Mitte eine kleine Schale.

Frau Ada Paul hat sich in dankenswerter Weise bemüht, die Steinkreuze von Österreich zu erfassen. Sie hat es musterhaft getan, aber auf Schälchen und andere Zeichen wenig geachtet und sie nicht registriert. Das Unglück bei diesen Steinkreuzen und Kreuzsteinen ist, daß viele von ihnen entfernt worden sind oder nicht mehr am alten Platz stehen. Wenn sie auch nur zur Verbreiterung der Straße weiter weg aufgestellt worden sind, haben sie mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Sie sollen ja einen bestimmten Platz, den Kultplatz, angeben.

Wenn auf den Steinen andere Zeichen als Grübchen und Schälchen vorhanden sind, etwa ein Datum oder Buchstaben, so darf man sich dadurch nicht irreführen lassen, sie sind später angebracht worden. Das trifft z.B. beim Kreuzstein im Halltal in Tirol zu. Er liegt an einer gegen Nordost gerichteten Felswand beim sogenannten Bettelwurfbründl. In den Stein sind fünf Kreuze mit der Jahreszahl 1565 eingemeißelt.

In Kundl ist am Weg zum Schießstand ein schöner Kreuzstein, der die alte Form eines Menhirs hat, auf dem eine Art Malteserkreuz herausgehauen ist, auf dem ein Kreuz mit der Jahreszahl 1667 und der Name Hans Mayr steht. An diesen Hans Mayr wird erinnert, weil er als Jäger im Sterbebuch vermerkt ist und hier ermordet worden ist. Sagen von Unfällen oder Untaten, die mit dem Stein verbunden sind, weisen darauf hin, daß es sich um einen unheimlichen Platz handelt. Man könnte sagen, der Stein steht nicht hier, weil der Hans Mayr hier ermordet worden ist, sondern umgekehrt.

In Pettnau rechts von der alten Straße von Innsbruck nach Zirl zwischen Mitter- und Oberpettnau steht ein Menhir, dem auf der einen Seite eine Art Lebensbaum, auf der hinteren Seite ein Kreuz mit drei Querbalken eingraviert ist. Auf der Vorderseite ist oben wieder ein kleines Kreuz und die Jahreszahl 1750.

In Söll auf der Alm am Eiberg am sogenannten Rechaumoos nordöstlich von Schniedl steht auf einem Erdhügel ein Menhir, auf den nachträglich ein Kreuz eingraviert worden ist. Die Sage vom Pesttoten wurde erst später mit dem Stein verknüpft."

Quelle: Franz Jantsch, Kultplätze im Land, Band V, Tirol, Südtirol, Vorarlberg, Unterweitersdorf 1995, S. 134 - 135.


Wolfgang (SAGEN.at)
 
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