Bei uns in Südtirol wurde in der Dreikönigsnacht Rosenkranz gebetet, mit Vor- und Nachbeter, einer hatte die Aufgabe das Weihwasser zu versprengen, einer hielt den brennenden Weihrauch und einer, meist der Vorbeter, hat den geschriebenen Segen mit Kreide erneuert. Jeder hatte sein "Amt" und das wurde auch nicht gewechselt, erst wenn jemand nicht mehr daran teilnehmen konnte wurde die Funktion an jemand anderen abgegeben. Je nachdem wer daran teilgenommen hat kam es auch zu leisen Diskussionen ob nun die uns heute geläufige Version der Gebete die richtige sei oder eben doch die alte, ein Sohn eines früheren Knechtes hat z.B. mit Vorliebe gebetet "hinabgestiegen in die Hölle".
Kranke und Alte sind in der warmen Küche geblieben und haben ebenfalls den Rosenkranz gebetet, später wurde dann verglichen wer mehr Gesatzlen geschafft hat
Die familiäre Prozession ist dabei den gesamten Hof mit den Wirtschaftgebäuden abgegangen, einer hatte die Aufgabe sämtliche Schlüssel zu verwalten, damit man auch wirklich in jeden Raum kam. Ganz wichtig waren dabei natürlich auch die "Batterien", also die Taschenlampen, denn die Wege waren oft vereist und im Dunkeln nur schwer zugänglich.
Zum Abschluß versammelte man sich wieder in der Küche mit den Alten und/oder Kranken und betete ein Vaterunser zusammen und das Wichtigste war der Abschluß: jeder hat seinen Kopf über den Weihrauch gehalten, sich mit den Händen Rauch zugewachelt und tief eingeschnauft.
Danach gab es Nudelsuppe mit Hauswurst und natürlich Tee mit Weihnachtskeksen.
Natürlich hat jeder an diesem Tag seinen Arbeitsplatz und seine "Kammer" besonders gut aufgeräumt, schließlich kam die ganze Familie und hat darin gebetet und wer nicht so konzentriert dabei war, der hat sich dafür sehr interessiert umgeschaut. Auch der Stall und andere Gebäude wurde inspiziert und wenn die Stallarbeit nicht zur Zufriedenheit des Bauern erledigt war, dann wurde gerügt und war damit auch nicht so schnell vergessen.
Berit