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"Saxndi" — etymologische Frage

Im Isartal/ Tölzer Raum gibts die Dialektworte 'Saxndí' und 'Gramsáxn' als Ausdruck des Ärgers, der Ungeduld, ein kleiner Fluch eben und zumindest in der letzten Generation noch fleissig in Gebrauch.

Natürlich denkt man dabei an die Hiebwaffe Sachs oder Sax (siehe wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Sax_(Waffe)

Was mich aber interessieren würde, ist die Endung -di. Steht die evtl. für Dis(pater), den römischen Gott? Oder etwas anderes?

Jeder Brainstorm ist willkommen!
 
'Saxendi' das ist ein Fluch, ein Schimpfwort aus Mittelfranken, das man ausruft, wenn man sich ärgert, wenn einem etwas nicht gelingt. Dieser Fluch ist nicht nur in Mittelfranken, sondern auch in ganz Altbayern üblich und stammt aus dem Französischen. 'Sacre dieu' ist eigentlich eine Blasphemie, ein Fluch. 'Sacre dieu' bedeutet nämlich nichts anderes als 'heiliger Gott'. Auf Bayerisch würde man 'Himmelherrgottsakrament' sagen. 'Saxendi' verballhornt aus dem französischen 'sacre dieu'.
Quelle:
 
Als Ergänzung fällt mir noch ein, obwohl das vielleicht weit her geholt ist: könnte mir vorstellen, dass die Silbe "di" sowas wie "heilig, göttlich" bedeutet. In der nordeuropäischen Mythologie gibt es die "Disen", das sind göttliche Frauen. Nach ihnen heißt auch ein Wochentag, "tisdag" auf schwedisch, "Dienstag" auf deutsch = der Tag der Disen.

Das "di" im französischen Wort "dieux" im Sinne von göttlich, ist unübersehbar.
 
Danke! Die Ausführung zur Silbe 'di' ist sehr plausibel, ich erinnere mich dunkel, irgendwo davon gelesen zu haben. Ist ja nicht nur bei den Disen, auch bei Ziu/Tiu (germ. Entsprechung des röm. Mars oder Herrgott), Di-Ana (u.a. Göttin der Jagd) u.a. namensgebend, aber da steht sie halt immer vornweg.

Dem sacre dieu aus dem BR Beitrag hätte ich jetzt eher das 'sakradi!' zugeordnet als Ausruf des (meist positiven) Erstaunens, der Anerkennung, etc. etwa so wie ein 'Du lieber Gott' o.ä. in entsprechenden Situationen.
Das ärgerliche 'Gramsaxn!' kennt der Experte vielleicht gar nicht (drum erwähnte ich das oberbayr. Isartal, ich weiss nicht, ob es weiter verbreitet ist)
 
Le dieu sacré (richtig geschieben)
Sie benützen diese Deutung als Lehnwort. Darum dieser Unterschied ...

Die Krönung :)

Die Krönung ist eine religiöse Zeremonie, die einem Herrscher einen heiligen Charakter verleiht (manchmal sogar göttlich), wodurch er sich von anderen Laien unterscheidet. Diese Sakralisierung unterscheidet sie somit von der Krönung, die der zivile Akt ist, der den politischen Vertrag zwischen dem Fürsten und dem Volk besiegelt. Nur wenige heutige sakrale Monarchien (Großbritannien, Japan) haben diesen Brauch beibehalten.


oder dieu-di (Zeus)

Dionysos ist der einzige Gott, der von einer sterblichen Mutter geboren wurde, er wird als Sohn von Zeus und Semele, Tochter des Königs von Theben Cadmos und Harmonie, dargestellt. Angetrieben von der eifersüchtigen Hera, verkleidet als ihre Amme, bittet Semele, Zeus, mit dem sie schwanger ist, in seiner ganzen Majestät zu betrachten.

Es sind zwei verschiedne Themen.

@
 
Bei Lutz Röhrich's Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten finde ich den Ausdruck nicht, jedoch in Heinz Küpper, Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, 1997:

'Saxen'di ('Saxen'die )
Ausruf des Unwillens, auch der Be- und Verwunderung. "Sachsen, saxen" ist aus "sacker" entstellt, und "-di" fußt auf lat "domini" oder "dei".
'Saxendi'bix
Verwünschung, "-bix" ist aus "Kruzifix" entstellt.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Das ärgerliche 'Gramsaxn!' kennt der Experte vielleicht gar nicht (drum erwähnte ich das oberbayr. Isartal, ich weiss nicht, ob es weiter verbreitet ist)
Zum Wort "Gramsaxn" fragst Du Herrn Rowley am Besten einfach selbst, Kontaktadresse hier: https://www.germanistik.uni-muenchen.de/personal/linguistik/apl_prof/rowley/index.html oder auch hier https://www.sprachwiss.uni-muenchen.de/ueber_uns/personen/doppel/rowley/index.html.

Für alle, die Anthony Rowley bzw seine Arbeit nicht kennen: Er ist Professor für Germanistik an der Münchener Universität und ein renommierter Kenner des Bairischen. Er dokumentiert an der Akademie der Wissenschaften den Wortschatz des bairischen Dialekts. Seit ca 20 Jahren arbeitet er in München am "Bayerischen Wörterbuch" - ein mehr als ambitioniertes Langzeitprojekt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du uns seine Antwort weiterleiten und uns auf diesem Wege hier zukommen lassen könntest.

LG, Dolasilla
 
Dankeschön Dolasilla für die Kontaktadresse!
Ich werde Herrn Rowley fragen, und, falls er antworten mag, stelle ich es natürlich hier ein!
Es kam leider keine Antwort von Hrn. Rowley.
Ich hab noch bissl rumgefragt, "Gramsaxn" kennen die Älteren hier, so als Kraftausdruck oder zur Nachdrücklichkeit einer Forderung, aber nicht einer wusste um die Bedeutung (noch war jemanden die Waffe "Scramasax" bekannt, wonach ich natürlich auch gefragt habe.)

Nachdem die Isartaler, zumindest die hinteren, es geschafft haben, das saftige "Jessas-naa" zu einem "Eggas-na" zu verhärten, also da ist der Jesus wirklich nicht mehr rauszuhören :) kann ich mir ein sakradi zu saxndi, also von hart nach weich, schwer vorstellen. Aber das ist komplett subjektiv und in anderen Gegenden evtl. anders.
 
Es kam leider keine Antwort von Hrn. Rowley.

Da bleibt dann immer noch die Möglichkeit, das Wort an die "Host mi"-Redaktion vom Bayrischen Rundfunk einzuschicken:

Wenn es angenommen wird, wird es im Rahmen der Sendung "Wir in Bayern" präsentiert, dabei können die ZuschauerInnen der Sendung, die das Wort kennen, dort anrufen, um das Wort zu erklären. Was das Wort bedeutet, wird dann von Hrn. Rowley fachkundig erkärt - egal ob es erraten/ gewusst - oder eben auch nicht - wurde.

Einen Versuch ist es wert, denke ich.

LG,
Dolasilla
 
So, Herr Rowley hat doch noch geantwortet 👍

"Kram..." hat ein verschliffenes "Kreuz..." als Ursprung! Sapprament!

in "Kramsaxn" hat Ihre Großmutter einen einst blasphemischen Fluch entschärft. Dahinter steckt wohl "Kreuzsakrament", "saxn" könnte auch aus "saxndi" gekürzt sein, das wäre höfisches französisches sacre dieu 'heiliger Gott'. Die Entschärfung dient dazu, einen Verstoß gegen das Zweite Gebot zu vermeiden ("Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen").

Mit freundlichen Grüßen


Anthony Rowley
 
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