Eine wirklich runde Sache - die Treibscheiben und Umlenkräder der Fördermaschine der Bergschwebebahn Dresden.
Die Besonderheit besteht darin, dass es sich hierbei um die originalen Maschinenteile handelt, die die Firma Kette - Schiffswerft Dresden-Übigau im Jahre 1901 montierte und die nunmehr seit 110 Jahren zuverlässig ihren täglichen Dienst verrichten.
Die Bahn selbst ist als erste Großkabinenbergschwebebahn der Welt eine Sonderkonstruktion, ausgeführt als Schienenschwebebahn. Die Laufwerke laufen somit nicht auf einem Tragseil, sondern auf einer Tragschiene. Auch dieses konstruktive Detail ist, eine Großkabinenbergbahn betreffend, weltweit einmalig. Ebenso die Antriebskonzeption der Anfangsjahre – ein Dampfantrieb. Anlässlich des 110. Geburtstages der Bahn im Mai 2011 wurde Wagen 2 in der ursprünglichen roten Originalfarbe, versehen mit historischen Ornamenten gestaltet – rechts auf dem Foto sichtbar.
Die Collage enthält eine Bilderdopplung. Die obere Bildreihe zeigt die originalen Aufnahmen, darunter in Sepia eine Darstellung, wie man sie von historischen Aufnahmen her kennt.
Nachfolgend ein historischer Zeitungsartikel, den ich euch nicht vorenthalten möchte, beleuchtet er doch ein interessantes Kapitel der Industriegeschichte, entnommen der Internetseite zur ehemaligen Schiffbauanstalt Dresden-Übigau.
Am Sonntag, dem 3. Juli 1904 schrieb der Dresdner Anzeiger:
„
Die Schiffswerft zu Dresden-Übigau
Herr Professor Buhle – für Maschinen-Elemente, Hebe- und Transportmaschinen an unserer Technischen Hochschule – hatte am 28. v. M. in die Reihe seiner Übungen die Besichtigung der Schiffswerft Übigau aufgenommen, an der gegen 100 seiner Hörer, Maschinen-, Bau- und Fabrik-Ingenieure, teilnahmen, sichtlich gefesselt durch dieses industrielle Werk. Übigau, seit kurzem Dresden zugehörig, ist gleichzeitig für Sachsens Industrie und Verkehrsentwicklung eine denkwürdige Stätte. Hier erbaute im Jahre 1837 für die soeben gegründete Sächsische Dampfschiffahrts-Gesellschaft weiland Professor Dr. Andreas Schubert von der damaligen Technischen Bildungsanstalt Dresden als erstes in deutschen Landen das für die Elbe bestimmte Dampfschiff "Königin Maria"; hier entstand im Jahre 1839 die erste sächsische Lokomotive "Saxonia", die gleichfalls Dr. Schubert nach englischem Muster, entwarf. Weder Lokomotive noch Dampfschiff sind mehr vorhanden – wie wirksam wären sie als Grundstock eines Museums für Technik – nur Abbildungen von ihnen vermögen heute eine Anschauung zu wecken! - Mit dem Augenblicke, wo die "Königin Maria" in Übigau vom Stapel ging, schlug die Geburtsstunde des neuzeitlichen Elbverkehrs; sie bezeichnet zugleich einen Wendepunkt für Sachsens Industrie und Transportwesen durch die bahnbrechende Wirksamkeit der "Elb-Dampfschiffahrts-Gesellschaften". Im Jahre 1877 ging die kleine Werft, die nur 40 Arbeiter beschäftigte, in den Besitz der Deutschen Elbschiffahrts-Gesellschaft "Kette" über, die von Österreich bis Hamburg eine umfangreiche Schlepp- und Frachtschiffahrt auf der Elbe unterhielt. Seit 1. Januar 1904 ist die "Kette" mit zwei der größten Gesellschaften, 1) der "Vereinigten Elbe- und Saale-Schiffahrts-Gesellschaft" und 2) der "Österreichischen Nordwest-Dampfschiffahrts-Gesellschaft" Dresden, unter dem Handelsnamen (Firma) "Vereinigte Elbschiffahrts-Gesellschaft" verschmolzen. (Auch diese neue mächtige Angliederung hätte bezeichnend der Name "Kette" gedeckt.) Die Kettenlänge beträgt in der Elbe 548, in der Saale 107 km.
Zur Zeit bildet die Werft mit 60 Beamten, an ihrer Spitze Herr Direktor Masing, 20 Meistern und 700 Arbeitern Rüstzeug und Werkstatt der neuen Gesellschaft. Aus ihr gehen alle in das Gebiet einer Werft einschlagenden Arbeiten hervor: Dampfer verschiedener Gattung, Motorboote und Frachtkähne, Bagger, Prahmen und Pontons; ebenso Schiffsmaschinen und Kessel, Dampfwinden und Kräne, sowie Schiffsteile und Ausrüstungsgegenstände und zwar nicht nur für die deutsche Binnenschiffahrt, sondern auch soweit möglich für die See und alle Weltteile. In gleichem Umfang dient die Werft der vollständigen Einrichtung von Fabriken insbesondere in maschineller Hinsicht, nicht minder maschinellen Einrichtungen für Berg- und Drahtseilbahnen. Die Werkstätten der Werft, die 1893 584qm umfaßten, sind nach den neusten Erfahrungen zum Teil nach Entwürfen von Professor Intze-Aachen erbaut und aufs beste eingerichtet. Bemerkenswert ist eine Dampfzentrale, die zunächst mit drei Dampfkesseln versehen ist. Zur Beschaffung der erforderlichen Kohlen dient ein eigener Kohlenkahn. Ein elektrisch betriebener Uferkran von 50 000 kg Tragkraft dient dem Zusammenbau schwerer Maschinen und anderer Teile (Montage); ein Patent-Schiffswagen-Aufzug (gegen 500 000 kg Tragkraft) dem Auflandnehmen der Schiffe. Die Materialprüfungsanlage enthält eine Zerreißmaschine von gegen 50 000 kg Zugkraft. Besonders lehrreich ist die Versuchsanlage zum Messen der Widerstände von Schiffen in unbegrenzten und begrenzten Wasser (hydrokinetische Versuchsstation), deren elektrischer betrieb von Herrn Geheimen Hofrat Professor Engels (Technische Hochschule) angestellten Versuche wir bereits früher ausführlich berichteten. Die Wasserversorgung geschieht mittels Pulsometers. Der Werftfeuerwehr ist ein Pontonzug angegliedert, der bei Ausbruch des Feuers auf Elbschiffen das Feuer auf dem Wasserweg bekämpft; eine in Sachsen wohl einzig dastehende Einrichtung. Auf der Werft befinden sich in Arbeit: 1 Schraubenboot für die Kaiserliche Marine, 1 Schleppdampfer von 120 PS, 8 Ziegeltransportkähne zu je 360 t Tragkraft (mit sehr bemerkenswerten Massentransport-Einrichtungen) und anderes mehr. Ebenso sind auch in der Maschinenwerkstatt größere Schiffsmaschinen usf. in Auftrag und in der Kesselschmiede unter anderem auch Seetonnen für unsere Marine.
Die Besichtigung der Werft, ihrer Werkstätten und Einrichtungen erfolgte in Gruppen; Beamte und Ingenieure übernahmen die Führung. Die Versuchsanstalt erläuterte wissenschaftlich wie praktisch Herr Diplom-Ingenieur Gebers, den Betrieb Herr Betriebsingenieur Draber, bei dem zugleich die Oberleitung lag, sowie die Herren Napp, Rewitsch und andere mehr. Ihnen allen aufrichtigen Dank. Manchem Teilnehmer aber wird bei dem lehrreichen Einblick in die gewaltig umgestaltende Kraft des Dampfes das drastische Wort eines Chauvinisten in den Sinn gekommen sein: "Si Napoléon n’avait pas méconnu la vapeur, l’Angleterre serait une province francaise". (Hätte Napoleon nicht die Dampfkraft unterschätzt, England wäre Frankreichs Provinz!).“
Dresdner