Hallo Klaus,
im HdA (Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens) finden sich ungefähr 43 Seiten über das "Pferd" und etwas mehr als eine halbe Seite über das Automobil.
Das HdA ist zwischen 1927 und 1942 erschienen, würde es heute erscheinen, wäre das Seiten-Verhältnis Automobil und Pferd vermutlich eher umgekehrt...
"Steller", der Autor des Stichwortes "Pferd" bringt eine umfangreiche Liste mit Beispielen des Pferdes in der Mythologie, als dämonische Gestalt, in der Zauberei, als Symbol, in der Weissagung etc.
Wichtig im diskutierten Zusammenhang erscheint mir der Hinweis, dass Pferde- und Rossbezeichnungen auch aus der Hinsicht der fliegenden Pferdevorstellungen (Pegasus etc), dem Pferd als Wind- und Wolkensymbol, Pferd als Blitzross, Himmelross etc betrachtet werden müssen.
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"Der Huf des Himmelsrosses übt die zersprengende Wirkung des Blitzes, doch auf den Gewitterschlag folgt der Regen: der Huf des Himmelsrosses schafft den lebendigen Quell. Derselbe Vorgang findet auf der Erde statt.
Balders Pferd schlagt einen Quell aus dem Felsboden, Wittekinds Roß stampft Wasser aus dem Boden, wo nun Bergkirchen liegt. Karl der Große hat durch den Tritt seines Rosses die Heilquellen in Aachen hervorgerufen. Als er vor Gudensberg mit durstendem Heer anrückte, schlug sein Schimmel mit dem Huf in den Fels, daß man noch die Trappe sieht; an dem aufsprudelnden Gilsborn labten sich die Krieger (Gudensberg am Odenberg in Hessen hieß 1209 Wotansberg, 1226 Wuodensberg). Der Hengistbach bei Palterzell nächst Wessobrunn und die Roßhufquelle bei Minden sind derselben Entstehung.
Auf Bonifatius wurden diese Sagen in Friesland und Thüringen übertragen. Den Bonifatiusbrunnen zu Dockum in Friesland soll das Pferd des Heiligen mit seinem Hufe geschlagen haben; den Heilborn bei Heilsberg in Thüringen scharrten des Heiligen Pferde heraus, dessen dabei verlorenes Hufeisen an die Kirchtür genagelt wurde.
Auch den Pferden des hl. Oswalt, Willibald und der hl. Walburgis werden die Entstehung von Quellen zugeschrieben. Eine moderne Variante knüpft an Prinz Karl von Preußen.
Mitunter ist der Reiter nicht namhaft gemacht, oder im Mittelpunkt der Sage steht das Roß allein, durch dessen Scharren das Wasser gefunden wird oder dessen Huf die Quelle hervorschlägt.
Auch das Märchen kennt das Motiv, und in neuerer Form heißt es, daß ein blindes Pferd bei der Belagerung eine Wasserleitung ausscharrte.
Die Entstehungssage von Kisslegg erzählt von einem Pferd, das durch Sumpf und Moor eine frische Quelle fand. Dort siedelten sich nach und nach Leute an und Kisslegg entstand.
Bei Einsiedl ist eine heilkräftige Quelle für Pferde; dasselbe gilt vom Ludwigsbrunnen bei Asch.
Griechische und andere Varianten von Roßquellen bei Panzer und Negelein.
Im Barerwald hinter Wälschnoven ist eine Salzquelle, deren Salz geblendetes Gold ist; sie wird von einem kohlschwarzen Roß bewacht.
Zahlreiche Ortsnamen in Deutschland zeigen die Verbindung einer Quellbezeichnung wie „ach", „bach", „bore", „born", „bronn", „brunn", „quell", „see"; z.B. Rossach, Roßlach, Haßlach, Heppach, Pferdsbach, Pfersbach, Perdenbach, Roßbach, Horschbach, Marbach, Marenbach, Hesselbach, Heistenbach, Hottenbach, Hengstbach, Fulenbach, Schimmelbach, Paderborn, Eppelborn, Hasselborn, Eppenbrunn, Roßbrunn u.a."
Quelle: HdA, Band 6, Sp. 1632 - 1633
Wolfgang (
SAGEN.at)