Die Sagen vom Rübezahl
Seit dem Anfange des 16. Jhdts. bis zu dem des 18. hat sich im Riesengebirge ein Gespenst sehen lassen, welches man Johannes Rübezahl genannt hat. Es sind über dasselbe verschiedene Bücher geschrieben, auch seine Thaten, die eigentlich meist auf boshafte Neckereien hinauslaufen, einfach erzählt worden, allein über seine Person oder seinen Ursprung ist man nie recht aufs Reine gekommen. Man hat gesagt, Rübezahl bedeute so viel als Riesenzahl, oder
Valle und Roy d.h. Thalkönig, oder es sei das Wort soviel als Riphaeorum Zabulus, oder er sei gleichbedeutend mit dem Riesen Enceladus, oder er komme her von dem Namen eines italienischen Mönches
Roncevale, oder von einem adeligen französischen Geschlechte
Ronsevale, oder er habe seinen Beinamen von dem Hussitengeistlichen
Rokezan, oder Rübezahl heiße eigentlich Rippezagel (Zagel bedeutet im Schlesischen einen Schwanz) und sei einer von den alten Eselsfressern gewesen, der von dem großen ungeheuern Hasen eine Rippe abgeklaubet und den Schwanz gefressen habe. Noch Andere sagen, er sei des Römers Curtius Diener gewesen, der seinem Herrn die Rüben zugezählt habe, die er hernach, auf der Bank sitzend, auf dem Heerde gebraten habe, und was dergleichen Unsinn mehr ist.1 Gewöhnlich kommt man aber darin überein, er sei der Geist eines venetianischen Juden
Rubiasco, der lange Zeit im Riesengebirge mit Hilfe des Teufels den Arzt gemacht und nach seinem Tode sich hier als Berggeist habe sehen lassen. ...
[Grässe, Johann Georg Theodor: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2. Glogau: Carl Flemming, 1868/71. Bd. 2, S. 306 ff.)
(zitiert nach http://www.digitale-bibliothek.de/band80.htm) Hervorhebung von mir