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Ronzevall und Rubisko

Berit (SAGEN.at)

Active member
Hallo,

wer kann mir, ohne lange recherchieren zu müssen, was über diese zwei Sagengestalten erzählen? Ich nehme an, dass sie zu den Dämonen gehören und in Italien (Trentino) beheimatet sind.


Berit
 
Ich nehme an, dass sie in Italien (Trentino) beheimatet sind.

Das ist richtig, aber sie sind auf Umwege dorthin gekommen:
Bei meinen Recherchen über die bergkundigen "Venediger" bin ich auch auf Rübezahl (den ich schon aus Kindertagen kannte) gestoßen - und da tauchen auch Ronzevoll und Rubisko auf. Ich zitiere aus http://home.arcor.de/vp-schulz/riesen/riebezahl.htm
Der rege Austausch der Bergbaugebiete sorgte dafür, daß ihm bis Schweden hinauf der einheitliche Charakter gewahrt wurde. In den Silberbergwerken von Trient - den nachweisbar ältesten - ist seit dem 10. Jahrhundert die deutsche Bergmannssage entstanden und hat sich mit der von den Venedigermännchen – den Geist-Bewohnern des Venedigers in den Alpen, dessen Name der Begriff des Vermummten anhaftet – allmählich, über ganz Deutschland verbreitet. So dachte man ihn denn gern auch als Bergmann verkleidet, mit der Kapuze auf dem Kopfe, die ihn zum „Mönch“ machte, mit Keilhaue, Schurzfell und Grubenlampe versehen. Das machte ihn zugleich zum, schatzbehütenden Gebieter, dessen sich die Wälschen besonders annahmen, um andere von dem Edelsteinsuchen abzuhalten. Sie wandelten seinen Namen verwalschend in Ronzevall und Rubisko. Ein gleiches Interesse hatten an ihm die Wurzelsucher. Name und Gewerbe der Wurzelgräber waren aber deutscher Herkunft. Zuerst nachweisbar sind sie im Salzburgischen. In Krummhübel kommen Familiennamen vor wie: Gemsjäger und Schlingel ...

Auf dieser Website ist auch Folgendes zu lesen:
Eine sehr alte Beschreibung von Rübezahl finden wir in der Tiroler Chronik des Tiroler Vizkanzlers Matthias Burglechner aus dem Jahre 1619, vorhanden im Tiroler Landesarchiv,
Abt. IV b A – 6010 Innsbruck, Michel-Gaismair-Str. 1
Handschrift: Sign. LR HS Nr. 6000/1


Dr. Matthias Burglechner, beschreibt in seiner Tiroler Chronik im Jahre 1619 die Lokalitäten im Harz um den Rammelsberg und im Riesengebirge erstaunlich präzise. Matthias Burglechner, geb. 1573 in Innsbruck, studierte Jura und schloß 1597 sein Rechtsstudium mit der Erlangung des Doktorgrades ab.
1614 erhielt Burglechner die reiche Pflege zu Freundsberg und Schwaz, und im Jahre 1620 wurde er Vizekanzler von Tirol.
Der Bergbau und die Holzwirtschaft haben den Harz, das Riesengebirge und die Gegend um Schwaz in Tirol geprägt. Schwaz gilt als die Wiege des Bergbaues in Europa.
Es ist veblüffend, welche guten lokalen und geschichtlichen Kenntnisse Burglechner über den Harz und das Riesengebirge hatte.


Da http://home.arcor.de/vp-schulz/riesen/ unter 'Rübezahl' sind auch Textstellen der Beschreibung wiedergegeben.

Wenn man nicht immer so von einem ins andere käme.... :)
 
Hi Baru,

vielen Dank für Deine Mühe, aber genau diese Seite hat mich zu meiner Frage geführt - ohne Schmäh - so schließt sich wohl der Kreis....

liebe Grüße

Berit
 
Hallo Berit,

ich habe in meiner Literatur zwei Belege gefunden und zitiere auszugsweise:
Die Sagen vom Rübezahl​
Seit dem Anfange des 16. Jhdts. bis zu dem des 18. hat sich im Riesengebirge ein Gespenst sehen lassen, welches man Johannes Rübezahl genannt hat. Es sind über dasselbe verschiedene Bücher geschrieben, auch seine Thaten, die eigentlich meist auf boshafte Neckereien hinauslaufen, einfach erzählt worden, allein über seine Person oder seinen Ursprung ist man nie recht aufs Reine gekommen. Man hat gesagt, Rübezahl bedeute so viel als Riesenzahl, oder Valle und Roy d.h. Thalkönig, oder es sei das Wort soviel als Riphaeorum Zabulus, oder er sei gleichbedeutend mit dem Riesen Enceladus, oder er komme her von dem Namen eines italienischen Mönches Roncevale, oder von einem adeligen französischen Geschlechte Ronsevale, oder er habe seinen Beinamen von dem Hussitengeistlichen Rokezan, oder Rübezahl heiße eigentlich Rippezagel (Zagel bedeutet im Schlesischen einen Schwanz) und sei einer von den alten Eselsfressern gewesen, der von dem großen ungeheuern Hasen eine Rippe abgeklaubet und den Schwanz gefressen habe. Noch Andere sagen, er sei des Römers Curtius Diener gewesen, der seinem Herrn die Rüben zugezählt habe, die er hernach, auf der Bank sitzend, auf dem Heerde gebraten habe, und was dergleichen Unsinn mehr ist.1 Gewöhnlich kommt man aber darin überein, er sei der Geist eines venetianischen Juden Rubiasco, der lange Zeit im Riesengebirge mit Hilfe des Teufels den Arzt gemacht und nach seinem Tode sich hier als Berggeist habe sehen lassen. ...

[Grässe, Johann Georg Theodor: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2. Glogau: Carl Flemming, 1868/71. Bd. 2, S. 306 ff.)
(zitiert nach http://www.digitale-bibliothek.de/band80.htm) Hervorhebung von mir
und die zweite Stelle:
Woher der Nahme Rübezal entsprungen sey:​

Biß hieher haben wir etwa die vielfachen Nahmen und Titel angehöret: welche von unterschiedlichen Leuten und Scriptoribus dem Rübezahl gegeben werden. Jetzund wollen wir uns sonderlich bekümmern umb den Ursprung / oder terivation des Wortes Rübezahls. Hievon sind nun unterschiedliche / und wiedrige Meynungen: In dem es etliche hernehmen von

1. Riesen.
2. U alle und Roy.
3. Bergen Riphæis, oder Rupe, und Zabulô.
4. Enceladô.
5. Nahmen eines Italienischen Münchens Ron Ce vale.
6. Zahlung der Rüben.
7. Adel Geschlechte Ronsevall.
8. Hussiten Rokezan.
9. Lang Ohrigten Thiers Frasse.

2. Zum andern finden sich Autores, welche den Nahmen Rübezahl herleiten wollen von Valle und Roy. Also daß es so viel soll seyn / als Thalkönig: wie wir vor wenig Blättern allbereit vernommen habe. Doch ist zugedencken / daß dieses vielmehr eine allusion, als rechte derivation seyn mag. Erstlich umb die Ursache; weil auff solche Art der Nahme dem Gespenste von den Ausländern müste gegeben seyn; welches mir nicht glaublich vorkömpt: und viel lieber glauben will / daß solcher Geist von den Einwohnern / aus ihrer eigen Muttersprache genant worden. Zum andern refutieret solche gedachte Etimologi der Rübezahl selber: In dem er mit den Nahmen nicht zufrieden seyn will; sondern sich höchst offendiret befindet / und geschimpfft zu seyn vermeinet / wenn er Rübezahl titulieret wird: ungeachtet / daß er (nach des Schickfusii Meinung / so wir vorher verstanden) sehr wohl damit zufrieden seyn solle; wenn man ihn einen Hüter des Schatzes nennet. Doch wie dem allen: Rübezahl achtet keine philologische quackeley / oder Critische Ausflüchte / da man einen garstigen Nahmen eine gute Etymologiam auffbürden will / und solchen eusserlich etwas betüncken / bemänteln / oder einen eusserlichen guten Schein geben. Es bleibet also wie aus diesen fundamenten ungezwungen folget / daß gedachte und vorgebrachte andere origination vergeblich sey; und vielmehr etwan ein andere müsse gesucht werden.
5. Zum fünfften finden sich etliche / welche den Nahmen Rubezahl hernehmen wollen von einem Nahmē eines Italienischen Münches / Ron ce vale; wie wir hernach unter den Historien hören wollen.
7. Zum siebenden vermeinen etliche / als wenn Rübezahl her komme von Ronsevall, eilten Frantzösischen Adelichen Geschlechte; wie wir oben aus den Schickfusio vorgebracht haben.
8. Zum achten habe ich auch einmal irgendswo gelesen; Als wenn Rübezahl von den fürnehmsten Hussiten Lehrer Rokezan (dessen gedacht wird in der General Schlesische Cronicke D. Curæi, so vermehret worden durch Henricum Räzeln von Sagen. part. 1. pag. 111. Ad Annum Christi 1433.) genant.

[Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Das ist ein ausführlicher Bericht / Von den wunderbarlichen / sehr alten und weit-beschrienen Gespenste, dem Rübezahl [...]. Leipzig, Arnstadt: Ohlers / Freyschmieden, 1662., S. 102 ff.
(Zitiert nach: http://www.digitale-bibliothek.de/band111.htm )]

Wenn Du die kompletten Texte möchtest, schicke ich sie gern. Zum Posten wäre es hier etwas zu lang geworden.

Gruß Pied Piper :)
 
Hallo Pied Piper,

Wow - DANKE für diese Belege!

Ist doch wirklich unglaublich was es für breitgefächerte Herleitungen gibt! Die Texte sollten mir allerdings zugänglich sein, Danke für Dein Angebot!

Viele Grüße

Berit
 
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