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Pfingstbräuche

far.a

Active member
Ich weiß nicht, ob es woanders auch den Brauch Pfingstluk'n gibt.
Die fleißigen Frühaufsteher werden mit Margeriten bekränzt, Langschläfern werden noch im Bett mit Kränzen aus Brennnesseln - Pfingstluk'n - beehrt.
So hörte ich es in meiner Kindheit, hin und wieder spielten wir als Kinder das durch.
far.a
 
Hallo far.a,

aus Südtirol berichtet Hans Fink ähnliche Pfingst-Bräuche:

Der „Pfingstdreck"

Von den vielen Bräuchen, die auf die Pfingstzeit fallen, wird der Großteil als ehemalige Maibräuche angesehen. Auf den Mai als Frühlings- und Wachsmonat konzentrieren sich viele animalische und vegetative Fruchtbarkeitsansichten, aber auch andere alte Gewohnheiten. Zu diesen gehört auch der Glaube, es würde nur aus jenem Jungen ein brauchbarer Mensch, der an Maitagen frühzeitig aus den Bettfedern findet.

Nach Sartori verlagerten sich viele Gepflogenheiten auf den Pfingstsonntag selbst. Wer da mit gewissen Arbeiten im Rückstand war bzw. mit dem Weidevieh als letzter auf die Wiese kam, hatte aller möglichen Übernamen, Drohungen und Neckereien gewärtig zu sein. Die meisten davon sind in der Verkennung des alten Brauches zu nicht termingebundenen Schimpfworten herabgesunken; so der Schmähtitel „Pfingstdreck", der sich um Meran feststellen lässt, und der Übername „Pfingstesel", der mir aus Mauls berichtet wurde.

In Tscherms war es bis 1925 üblich, am Pfingstsonntag die zwölf schönsten Weidetiere mit Blumen geziert auf den Kirchplatz zu treiben, wo die Hirten Wein bekamen. In Schnals, das klimatisch weit ungünstiger liegt, fiel eine ähnliche Sitte auf den Vorabend von St. Johann (23. Juni). Mancherorts rät man gar, mit einer erstjungen Kälberkuh am Pfingstsonntag ins Freie zu fahren, wodurch sie gut gedeihe und ein brauchbares Tier bleibe.

Wo man um Pfingsten gut kocht, gibt es ein fruchtbares Jahr (Fruchtbarkeitszauber!) und, wo die Hirten besonders gut abkommen, wird auch das Vieh fett und schön (Analogiezauber!). Diese Meinung ist nicht zuletzt im Sarntal fest verankert und kommt mit dem in diese Zeit fallenden Festessen „Pfingstgrunegl'n“ deutlich zum Ausdruck, bei dem sich nicht nur jede patriarchalisch überlieferte Eßordnung auflöst, sondern auch jeder dreinhauen kann, wie er will und solang es ihn freut.

Quelle: Hans Fink, Heimische Droh- und Hänselbräuche, in: Der Schlern, Illustrierte Monatshefte für Heimat- und Volkskunde, 44. Jahrgang 1970, S. 70 - 75, hier S. 72.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich kenne nur den Spruch: Herausgeputzt wie ein Pfingstochse - wenn sich
jemand besonders "fein" zurechtgemacht hat. Dieses Sprichwort muß ja einen
Ursprung haben! Einen entsprechenden Brauch kenne ich aber nicht mehr.
Viele Grüße von Ulrike
 
Hallo Ulrike,

der "Pfingstochse" hat mehrere Bedeutungen:

- in Südtirol wird derjenige, der am Pfingssonntag als letzter aufsteht, der "Pfingstochse" genannt. (Quelle: mündliche Erzählung aus dem Vinschgau).

- Lutz Röhrich schreibt in seinem "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten":

"Aufgeputzt (geschmückt) wie ein Pfingstochse: übertrieben (und zugleich geschmacklos) gekleidet, ‚Aufgedonnert‘. Der weitverbreitete redensartliche Vergleich hängt mit einem Brauch der Vieh- und Weidewirtschaft zusammen: Zu Pfingsten wird in vielen Landschaften das Vieh zum ersten mal auf die Weide getrieben, oder der erste Austrieb wird mit festlichem Brauch wiederholt. Bis Pfingsten wird zuweilen ein besonderes Wiesenstück unbenützt gelassen (‚Pfingsthege‘, ‚Pfingstweide‘). Unter lautem Jubel, mit Grün bekränzt und geschmückt zieht das Vieh auf die Weide. Das erste (oder letzte) Tier heißt ‚Pfingstochse‘ (oder ‚Pfingstkuh‘)."

- Sartori schreibt im HDA:
"Pfingstochse - An vielen Orten wurde gegen Pfingsten ein Ochse durch die Straßen geführt, namentlich an den Häusern der Kunden des Schlächtermeisters, dem er gehörte, vorbei, um dann zum Feste geschlachtet zu werden. Er war reich mit Bändern und Kränzen geschmückt und erhielt aus den Häusern bunte Taschentücher, die ihm am Horne befestigt wurden. Daher die Redensart 'geputzt wie ein Pfingstochse'. Seine Begleiter sammelten Trinkgelder ein."

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Danke für die Erklärung! Ich wohne ja in einer Gegend, die früher ländlicher war!
In dem Sprichwort steckt also sicherlich die Erinnerung an von Wolfgang
geschilderte Bräuche.Frohe Pfingsten übrigens allen hier!- Ulrike
 
In meiner Tageszeitung (Westf. Rundschau) stand der Brauch : Pfingstmilch -
an diesem Tag gemolkene Milch wurde zu einer besonderen Milchsuppe benutzt.
Pfingstochse wurde hier ja schon erklärt. Der Langschläfer hat bei uns als
Thomasesel seinen Tag. Pfingstbäume - wir kennen Maibäume. Pfingstmaien
sollen Birkenzweige sein, vor die Haustür gestellt vertreiben sie böse Geister.
An vielen Orten findet eine Pfingstkirmes statt, z.B. in meiner Nähe Dortmund-
Syburg. Eine wunderschöne Blume trägt den Namen Pfingstrose!-Christlich ist
die Taube das Symbol für den Heiligen Geist. Am jüd. Feiertag Schawuot
(Offenbarung der Tora) in Jerusalem geschah das Pfingstwunder. Der Hl. Geist
kam als Feuerzungen auf die Apostel herab. Der Pfingstfeiertag als
hohes Kirchenfest wird seit dem Jahr 130 n.Chr. erwähnt.-Dies mal einige
Bemerkungen zu unseren Feiertagen, denn wir haben ja noch den Pfingstmontag,
diesen 2. freien Arbeitstag gibt es nicht überall ! - Frohe Pfingsten wünscht
Ulrike
 
ich kann far.a echt nur zustimmen! Die Beiträge sind verdammt informativ. Mit bleibt nichts anderes als zu sagen: Danke! :-)
 
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