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Perlmutterdrechslereien

Hermann Maurer

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Perlmutterdrechslereien waren im Niederösterreich des 19. Jahrhunderts und dann noch - langsam aussterbend - im 20. Jahrhundert sehr verbreitet. In Wien und Umgebung gab es etwa 400 Drechslereien dieser Art, heute ist nur mehr die in Felling bei Hardegg in Betrieb (siehe dazu Bildgalerie vom 21. Mai 2010):



Diese Drechsler verwendeten neben der einheimischen Flußperlmuschel hauptsächlich importierte Seeperlmuscheln. Neben profanen Gegenständen des täglichen Lebens, wie mit Perlmutterintarsien verzierte Pfeifen, Zündholzbehälter, Kästen und Tische, wurden seit alter Zeit vor allem religiöse Gegenstände mit Perlmuttermaterial verziert oder ganz daraus hergestellt, wie Kreuze verschiedenster Art. Auch Gegenstände des Aberglaubens (Neidfeigen, Bucklige etc.) wurden gerne aus Perlmutter geschnitzt angeboten. In der Endphase dieses Gewerbes wurden dann aber fast nur mehr Knöpfe gedrechselt. Typische Zeugen dieser Perlmutterdrechslereien sind die Abfallmaterialien, die verstreut um die ehemaligen Industrieorte auch heute noch nachzuweisen sind. Ein solcher konnte 1996 in Grafensulz (Bez. Mistelbach) lokalisiert werden, wo bei Wasserrohrverlegungsarbeiten große Mengen dieser Abfallmaterialien mit ausgebohrten Knopfnegativen angefahren wurden. Ein einziger, inzwischen auch schon verstorbener Ortsbewohner kannte noch die Überlieferung. Um 1900 war hier der sogenannte "Fuxdragsler", also ein Drechsler namens Fuchs tätig. Seine Werkstätte befand sich am nördlichen Ortsende, linkerhand der Straße zum Bahnhof. Rund um den Ort kann man auch heute noch immer wieder vereinzelt auf den Feldern solche Abfallstücke als letzte Zeugen finden.

Literatur zum Thema:
Helene Grünn, Perlmutterkunst in alter und neuer Zeit. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge Nr. 3, Wien 1963, 28 Seiten mit Abbildungen..
Hermann Maurer, Grafensulz. Fundberichte aus Österreich 35, 1996, S. 590.
 
Zuletzt bearbeitet:
...Neben profanen Gegenständen des täglichen Lebens ... wurden seit alter Zeit vor allem religiöse Gegenstände mit Perlmuttermaterial verziert oder ganz daraus hergestellt ...
Religiöse Gegenstände werden in Felling auch heute noch erzeugt und im Verkaufsraum angeboten. Bei meinem Besuch Anfang Mai waren beispielsweise die Rosenkränze ausverkauft, da gerade die Zeit der Firmungen war (Perlmutt-Rosenkränze sind offensichtlich auch heute noch ein beliebtes Firmungsgeschenk für Mädchen).
 
Zur Verdeutlichung erlaube ich mir, Harry's Fotos aus der SAGEN.at-Fotogalerie hier zu verlinken:



Verschiedene Muscheln, aus deren buntem Perlmutt Knöpfe und schöne (!) Schmuckstücke hergestellt werden. Früher wurde die Europäische Flussperlmuschel aus der Thaya verwendet. Heute nimmt man Material aus aller Herren Länder.
Letzte österreichische Perlmuttschleiferei in Felling bei Hardegg, Niederösterreich.
©Harald Hartmann, Mai 2010



Wurden früher die Knöpfe noch mit der Hand hergestellt, erledigt das heute eine computergesteuerte Maschine mit Laserstrahlen.
Letzte österreichische Perlmuttschleiferei in Felling bei Hardegg, Niederösterreich.
©Harald Hartmann, Mai 2010



Für SAGEN.at nahm der Drechsler noch einmal die alte Bohrmaschine in Betrieb und zeigte den Vorgang des Ausbohrens der Perlmuttknöpfe, wie früher.
Heute wird die Arbeit in dieser letzten und einzigen Perlmuttschleiferei in Felling bei Hardegg, Niederösterreich mit modernen Maschinen erledigt.
©Harald Hartmann, Mai 2010



Abfallhalde einer Perlmuttschleiferei in Felling bei Hardegg, Niederösterreich.
©Harald Hartmann, Mai 2010


Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hier zwei Kreuze zum Aufhängen aus dunkelbraun eingelassenem Holz mit Perlmuttereinlagen. Die Kreuze wurden im Jahr 1989 gemeinsam in Wien erstanden. Der Vorbesitzer konnte dazu nichts sagen.
Das größere Kreuz (Maße: ca 30,0 cm X 21.7 cm) dürfte noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, das kleinere Kreuz (Maße: 26,1 cm X 16,1 cm) ist eindeutig eine Arbeit des 20. Jahrhunderts.
Solche Kreuze wurden als Sterbekreuze verwendet und wurden wohl in Niederösterreich bzw. in Wien hergestellt. Es handelt sich dabei jedenfalls kaum um Heiliglandandenken ("Jerusalemkreuze"), weil dafür die typischen Merkmale fehlen.
Originale in Sammlung Prof. Hermann Maurer, Horn.
 

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das hat ja hier gar niemand beantwortet!
dabei war ich mir so sicher, dass ich das mal kommentiert habe? vielleicht war es aber auch beim fotowettbewerb, wo wir darüber geschrieben haben?
auf jeden fall sehr spannend und die kreuze seh ich auch erst jetzt.
danke fürs zeigen, einfach super dokumentiert!

sonja
 
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