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Wer kennt Ortsneckereien und Ortsnecknamen, selbstverständlich nicht über seinen eigenen Wohnort, sondern natürlich nur über seinen Nachbarort?

Beispiele für Ortsneckereien finden sich auf SAGEN.at etwa aus Bayern.

Die Einwohner von Lambrechten (Bezirk Ried im Innkreis, Oberösterreich) werden auch Wurstesser genannt, weil es keinen Lambrechtener geben soll, der Sonntag nach der "Früahmöß" nicht einkehren und Würste essen würde. Ohne Würste sei die Sonntagsfreude keine vollständige.

Die Einwohner von Mondsee (Oberösterreich) werden auch Krebsentränker gennannt, weil sie einen Krebs, den sie nicht kannten und der den Bürgermeister gebissen hat, zur Strafe im Mondsee ertränkten.

Wer kennt weitere Ortsneckereien und Ortsnecknamen?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Die Bewohner eines Ortes (Name ist dem Verfasser bekannt) im östlichen Niederösterreich werden von den Nachbarn Steckerlbrunzer genannt.
Der Name kommt daher, dass in früheren Tagen die (männlichen) Ortsbewohner angeblich beim Heurigen im Freien ihre volle Blase beim Sitzen entleert und zur Vermeidung des pritschelnden Geräusches den Stock als "Ableitung" benutzt haben sollen.

Achtung: Das Aussprechen dieses Namens in dem betroffenen Ort endet meist im Krankenhaus :nono:
 
Aus Südtirol:

Die Plauser werden von ihren Nachbarn "Die Frösche" genannt, da Plaus früher nur aus Sumpfland (Palus) bestand.

Aus dem Zillertal:

Die Fügener werden von ihren Nachbarn "Ampellecker" genannt.

Berit
 
@ Harry,

der von Dir genannte Ort, wo die "Steckerlbrunzer" leben, scheint tatsächlich bisher alle Überlieferer dieser Bezeichnung ganz ordentlich eingeschüchtert zu haben...

Soweit ich das bisher beurteilen kann, kann der Ort weder durch gedruckte Literatur noch durch Internet identifiziert werden ;)

Ich glaube allerdings, von dieser recht praktischen Methode des Urinierens auch anderswo schon gehört zu haben...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Die Einwohner des Dorfes Weidling, heute eine Katastralgemeinde von Klosterneuburg werden "Krauthahner" genannt.

Krauthahn ist der Name der Smaragdeidechse, die sich in den sonnigen Rieden des Weidlingtales gerne aufhält. Heute wird dieser Nickname fast schon als Ehrentitel empfunden. Ein Weinbaubetrieb lies sich den Namen "Krauthahn" sogar als Schutzmarke eintragen.
 
Innsbruck Umgebung:

Werden nicht die Aldranser "Die Schimmel" genannt?

Zum Patroziniumsfest sollte der heilige Martin wie gewohnt auf einem Schimmel reiten. Da im gesamten Dorf keiner zu finden war, wurde ein Esel mit weißer Farbe übertüncht und durfte den Schimmel spielen. Leider begann es am Festtag zu regnen und der heilige Martin ritt auf einem grauen Esel ein... So ist den Aldransern der "Übername: Die Schimmel" geblieben.

Berit
 
Die Bewohner der Ortschaft Mannswörth (heute eine Katastralgemeinde von Schwechat, NÖ) werden "Kraufeitln" genannt.
Kraufeitl [:krounfeitl:] ist ein noch heute üblicher Dialektausdruck für Krähe. Diese Vögel lebten in großen Mengen in den Donauauen und wurden bejagt. In Mannswörth, so erzählte mir ein Einwohner dieser Gemeinde, soll noch in der ersten Hälfte des 20 Jhdts. in einem Wirtshaus Krähengulasch angeboten worden sein, eine sehr wohlschmeckende Speise, wie mir versichert wurde ;)
 
Wer kennt Ortsneckereien und Ortsnecknamen, selbstverständlich nicht über seinen eigenen Wohnort
Doch doch über den eigenen Wohnort…
Wir, Enwohner von Archangelsk (ich glaube, ich darf schon “wir” sagen, weil ich hier seit 10 Jahren lebe) sind als “Dorschesser” bekannt (russisch: treskojed).

Diesen Necknamen „tragen“ die Menschen hier schon seit vielen Jahren. Es war früher Zeit, wo in Archangelsk sehr viel Dorsch gegessen wurde, denn einmal war Archangelsk ein Hafen, aus dem Dorsch in andere Länder transportiert wurde und es gab natürlich sehr viel Dorsch auf den Märkten und in den Geschäften. Dorsch wurde sehr gerne und in großen Mengen gegessen – gesalzt, gekocht, gebraten, gebacken... :smiley_da

Heute ist die Situation etwas anders, heute haben wir eine große Auswahl von anderen Lebensmitteln in den Geschäften (Fleisch, Wurst etc.), und Dorsch ist heute nicht mehr so billig wie er früher war. Bei vielen Menschen doch bleibt dieser Fisch eine der Lieblingsspeisen. Bei mir eigentlich auch, obwohl wir in meiner Heimatstadt Mirny, wo ich aufgewachsen bin, keinen Dorsch gegessen haben, ich habe diesen Fisch auch erst in Archangelsk „kennen gelernt“ (Genetik?:kopfkratz :))

In den 80-er Jahren waren hier auch Sprüche über Dorsch verbreitet, die wir jetzt zu vergessen beginnen – „Archangelsk – die Stadt des Brettes, der Melancholie und des Dorsches“, „Unter dem Fuß – das Brett, auf dem Tisch – der Dorsch, in den Augen – die Melancholie“ (auf Russisch sind diese Sprüche gereimt: „doska, treska, toska“ (Brett, Dorsch, Melancholie)). Brett – weil es in Archangelsk und Umbegung einige große Holzverarbeitungsunternehmen und Sägewerke gibt, Dorsch – weil viel Dorsch gegessen wird, Melancholie – naja, schwer zu sagen, vielleicht weil Norden? (d.h. wenig Sonne und Wärme, dafür Kälte und wie wir sagen „9 Monate Winter)

Und ich glaube, ich weiß, was ich heute Abend esse...:smi_blume
 
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