Mein Vater beobachtete vor zirka 60 Jahren folgendes:
Ein Fuhrmann, dem die Gegend fremd war, war in eine Gastwirtschaft am Wege eingekehrt, um dort das Nützliche mit dem angenehmen verbindend, sich nach dem Wege zu erkundigen. Der Weg nach X aber führte an einem Friedhofe vorbei. Derselbe lag, von einer Hecke und Bäumen umgeben, auf einer Anhöhe und war, trotzdem er nahe am Wege lag, von diesem aus nicht als Friedhof zu erkennen. Der Fuhrmann erklärte sogleich, daß er diesen Weg unmöglich fahren könne, da sein Pferd niemals an einem Friedhof vorbeiginge. Da man ihn aber verlachte, beschloß er dennoch den Weg zu fahren, zumal das Pferd den Friedhof gar nicht sehen konnte. Bis zum Friedhof ging alles gut. Doch genau unter demselben stand das Pferd still und war weder durch gute Worte noch durch Schelten und Peitschenhiebe von der Stelle zu bringen. Erst als man zwei derbe Ackergäule vorspannte und das sich sträubende Pferd samt Wagen an dem Friedhof vorbeigezogen hatte, gab es den Widerstand auf und trabte nach X zu.
Bernh. Wichelhaus, Hervest-Dorsten
Quelle: Natur und Kultur, November 1928, S. 424
Wolfgang (SAGEN.at)
Ein Fuhrmann, dem die Gegend fremd war, war in eine Gastwirtschaft am Wege eingekehrt, um dort das Nützliche mit dem angenehmen verbindend, sich nach dem Wege zu erkundigen. Der Weg nach X aber führte an einem Friedhofe vorbei. Derselbe lag, von einer Hecke und Bäumen umgeben, auf einer Anhöhe und war, trotzdem er nahe am Wege lag, von diesem aus nicht als Friedhof zu erkennen. Der Fuhrmann erklärte sogleich, daß er diesen Weg unmöglich fahren könne, da sein Pferd niemals an einem Friedhof vorbeiginge. Da man ihn aber verlachte, beschloß er dennoch den Weg zu fahren, zumal das Pferd den Friedhof gar nicht sehen konnte. Bis zum Friedhof ging alles gut. Doch genau unter demselben stand das Pferd still und war weder durch gute Worte noch durch Schelten und Peitschenhiebe von der Stelle zu bringen. Erst als man zwei derbe Ackergäule vorspannte und das sich sträubende Pferd samt Wagen an dem Friedhof vorbeigezogen hatte, gab es den Widerstand auf und trabte nach X zu.
Bernh. Wichelhaus, Hervest-Dorsten
Quelle: Natur und Kultur, November 1928, S. 424
Wolfgang (SAGEN.at)