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Nikolaus-Ikonen-Ausstellung

Ulrike Berkenhoff

Well-known member
Aktuell in Recklinghausen: Ein Heiliger für alle Fälle, im Ikonenmuseum
Recklinghausen. internet; https://kunst-re.de/ -
Das 1956 gegr. Museum besitzt die größte u. bedeutendste Sammlung
ostkirchlicher Kunst außerhalb der orthodoxen Länder. Nun wird aktuell
eine Nikolaus-Ikonen-Ausstellung mit Schwerpunkt Russland gezeigt.
Nikolaus ist einer der bekanntesten Heiligen weltweit und Schutzpatron
neuerdings auch der Autofahrer (?), haben wir dafür nicht den Hl.
Christopherus? Vielleicht kann Oksana etwas berichten über die besonders
intensive Verehrung des Heiligen Nikolaus in Russland? Ist er das Vorbild
für unseren Weihnachtsmann? - Dies stelle ich hier ein weil Morgen der Nikolaus
kommt. Hoffentlich sind alle brav gewesen? - Wünsche allen hier etwas Süßes
und keine Rute! Ulrike
 
Ist er das Vorbild für unseren Weihnachtsmann?


Hallo Ulrike,
also was ich über den Nikolaus weiß, ist, dass da eine Vermischung zweier historischer Persönlichkeiten gegeben hat. Es gab im 4.Jhdt. den Bischof Nikolaus von Myra = heute Demre in der Region Antalya und dann im 6.Jhdt. den Abt von Sion der dann ebenfalls in Myra gestorben ist.
Es gibt unzählige Legenden zum Hl. Nikolaus - drei Jungfrauen, Stratelatenlegende, drei gerettete Schüler, Schifffahrer usw.
Er ist auf jeden Fall neben dem Hl. Martin einer der ersten Heiligen, der nicht wegen seines Martyriums heilig gesprochen wurde, sondern wegen seines Lebens, das er Gott gewidmet hatte.

Und zu Deiner Frage - so viel ich weiß, war der Schenkebrauch im Mittelalter am 6.12. üblich. Weihnachten wurde als religiöses Fest in der Kirche gefeiert - kein Schenken. Dann kam Martin Luther und damit das aus des Hl. Nikolaus. Das Schenken wollte man aber nicht bleiben lassen - also daher kam dann der "Heilige Christ" der am 25.12. die Geschenke brachte - also wir sind im 16.Jhdt. Jetzt gab es eine "Mischung" zwischen Hl. Nikolaus, der schenkt und dem Hl. Christ, der immer mehr zu einer engelshaften Gestalt mutierte und auch schenkt.
Die Niederländer allerdings hielten an ihrem Nikolaus fest - dieser wurde dann auch durch die Schifffahrer, deren Patron er ja auch ist, nach Neu Amsterdam = New York gebracht = Santa Claus ... (übrigens ist Nikolaus immer noch der Stadtpatron von New York!) und jetzt verselbständigt sich das alles. Der Nikolaus verliert als Santa Claus seine Bischofsausrüstung - bekommt einen roten Mantel mit Fell (rot immerhin noch Bischofsfarbe) und eine Pümmelmütze, die an die phyrgische Mütze = Kopfbedeckung Kleinasiens = Bezug zur Herkunft des historischen Nikolaus, erinnert. Ist übrigens auch die Mütze der Schlümpfe - allerdings in blau ...
In den 1930er wurde eine reale Person - war Fahrer bei Coca Cola - zu dem Vorbild des heute bekannten Aussehens des Weihnachtsmanns.
Naja und der wurde wieder in Europa reimportiert.

Ziemlich komplex das Thema - was für mich Fazit ist, dass die Tradition des Schenkens und des Festmachens an einen Gabenbringer seit ca. 1500 Jahren Wandlungen durchgemacht hat, die in einem religionsgeschichtlichen Zusammenhang geschehen sind, sich aber beginnend im 18.Jhdt. ziemlich von der Religion verselbständigt und losgelöst haben.

Wie auch immer, auch ich habe mich heute nicht zurückhalten können, den pädagogischen Zeigefinger des Nikolaus meinem Enkel gegenüber anzuwenden. "Wenn Du Dich weiter so aufführst, dann glaub ich nicht, dass der Nikolaus das morgen nicht zur Sprache bringen wird." :smi_predi

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein frohes Nikolausfest.

liebe Grüße
Gabriela
 
Liebe Gabriela, danke für deine ausführliche Antwort! Am lustigsten finde ich
den Ausdruck "Pümmelmütze", habe ich noch nie gehört! Der Nikolaus als
Kinderschreck (in meiner Kindheit) , der seinem Begleiter: Knecht Ruprecht,
befahl die bösen, unartigen Kinder in den Sack zu stecken oder mit der Rute
zu verprügeln - ist zum Glück Vergangenheit. - Unsere Enkelin hat nun auch
den Glauben an den Heiligen verloren und bemerkte: das Nikolaustütchen ist
bestimmt von Dir, Oma! Die Kinder lassen sich heuer nicht mehr so leicht
beeindrucken, wir waren noch anders. - Nochmal zur Ikonenausstellung, diese
muß sehr beeindruckend sein, in 2 Zeitungen las ich schon ganzseitige Berichte
darüber. - Viele Grüße aus Westfalen von Ulrike
 
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