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Militär und Uniformen

Rudolf_K

Member
Ich habe mir grade die Fotos des Landesfestumzuges 2009 von Lody angesehen. Dabei fiel mir auf, dass ich eine solche Präsens von Militär nicht kenne. Mir scheint es, dass das Militär in Deutschland keine besonders große Rolle mehr in der Gesellschaft spielt, ich kenne Soldaten nur vom Zugfahren und aus Imbisbuden, wenn am Mittwoch bei uns in der Kaserne Eintopftag ist. Aber die Leute nimmt man als soziale Gruppe war: junge Männer und Frauen, die nun mal Uniformen anhaben. Außer von öffentlichen Gelöbnissen, die man, finde ich, eher am Rande mitkriegt, wüsste ich nicht, dass die Bundeswehr sich in Deutschland groß ins öffentliche Leben einbringt, abgesehen von Infoständen, wo aber mit den "guten" Ausbildungschancen geworben wird.

Von den wenigen Malen, in denen ich in Frankreich war, hab ich relativ viel von Militär mitbekommen: Vereidigungen... aber auch das Selbstverständniss mit dem die Soldaten auftraten, war ein ganz anderes.
In Russland schienen mir Soldaten auch mehr "Anerkennungen" zuzukommen: bei festlichen Anlässen liefen Leute, ohne im Dienst zu sein, in ihrer Uniform herum. Frauen ließen sich von sowas stärker beeindrucken als bei uns.
Auch in Österreich kam es mir vor, dass das Militär doch etwas stärker im öffentlichen Bewusstsein steht, als es in Deutschland der Fall ist.

Wie seht ihr das? Liege ich da mit meinen Eindrücken falsch?
 
bei katastropheneinsätzen sieht man sie öfter mal- muren, erdrutsche, hochwassereinsätze, usw... wir leben ja in einem gebiet wo sich da einiges tut, drum kriegen wir die leute vom bundesheer öfter zu sehen.
ansonsten bin ich froh wenn ich sie nicht sehe. ;-)
(weil es ja immer bedeutet, dass etwas passiert ist, wenn man sie sieht)

alles liebe, sonja
 
Im Laufe der Jahrzehnte habe ich da auch eine Wandlung beobachtet, vor allem
im öffentlichen Nahverkehr. Selten sieht man Uniformierte, vielleicht fahren
diese aber auch mit eigenen Autos zum Dienst. Wer hatte das früher schon?
Sie (Bundeswehr) werden auch nicht mehr geachtet, eher nicht beachtet oder
mitleidig belächelt. Nun ist ja aus unserer reinen Friedensarmee nach dem Krieg
"etwas anderes" geworden ( nicht nur ein guter Job, gute Bezahlung im
öffentl. Dienst). Das Risiko ist größer geworden, aber das hat ein Polizist auch.
Frauen an Bord (Marine) finde ich die größte "Neuerung"! - Es gibt hier sehr
viele Schützenvereine, die alte militärische Ordnungen pflegen. Wenngleich
sie sich mehr als Brauchtumspfleger u. Heimatvereine darstellen. Der Nachwuchs
fehlt wohl auch hier (wie allerdings in vielen Vereinen). Die Jugend lehnt vor
allem das uniformierte ab. Sie /die Jugend-ist nicht mehr so autoritätsgläubig
wie die Älteren. - Dies mal meine Gedanken zum Thema! Viele Grüße von
Ulrike
 
Rudolf_K schrieb:
Mir scheint es, dass das Militär in Deutschland keine besonders große Rolle mehr in der Gesellschaft spielt...

Diese These kann ich, was die öffentliche Wahrnehmung betrifft, nur bestätigen.

Gerade als ehemaliger und gelernter DDR-Bürger ist diese Entwickung sehr augenfällig.

Im ehemaligen DDR-Bezirk Dresden gab es neben mehreren Truppenstandorten eine Vielzahl militärischer Bildungseinrichtungen. Dies waren - allein bezogen auf die Offiziersausbildung - die
* MIlitärakademie "Friedrich Engels" Dresden
* Offiziershochschule (OHS) "Artur Becker" – Bereitschaften des MDI Dresden
* OHS der LaSK „Ernst Thälmann“ in Löbau und Zittau (Landstreitkräfte)
* OHS der LSK/LV „Franz Mehring“, Kamenz und bis 1986 Bautzen (Luftstreitkräfte/Luftverteidigung)
* OHS der LSK/LV für Militärflieger „Otto Lilienthal“ in Bautzen (Ausbildung von Luftfahrzeugführern aller Teilstreitkräfte; 1986–1990)
* Sektion Militärtransportwesen der Hochschule für Verkehrswesen Dresden.
Militär in Uniform war allgegenwärtig und akzeptierter Teil der Gesellschaft - es "gehörte einfach dazu". Paraden gab es zum DDR-Republikgeburtstag in Berlin - hier ein Ausschnitt aus der Parade des Jahres 1987:

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)

Legendär die Wachablösungen am Mahnmal für die Opfer des Faschismus unter den Linden in Berlin.

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)

Das historische Miltärkonzert zum 750. Berlinjubiläum gehört zum Besten, was MIlitärmusik hervorgebracht hat - siehe auch: https://www.weltbild.de/artikel/film/historisches-militaerkonzert-ddr-tv-archiv_16366913-1

Nach 1990 verschwanden Militäruniformen fast vollständig aus dem öffentlichen Leben. Heute beherbergt Dresden die Offiziersschule des Heeres,



das Zentrale Militärhistorische Museum der Bundeswehr und eine Standortverwaltung. Uniformen sieht man fast nur bei den feierlichen Gelöbnissen.

Die Bundeswehr ist für viele Kommunen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, die gesellschaftliche Anerkennung ist jedoch in den vergangenen Jahren rapide gesunken. Grund sind u.a. die Auslandseinsätze, die von der Mehrzahl der Bevölkerung abgelehnt werden - im Internet finden sich dazu eine Vielzahl von Studienergebnissen.

Dresdner
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Dresdner, eine gute Zusammenstellung! Nun ist ja die Wehrpflicht weggefallen und damit der Zivildienst, dies wird einige Probleme geben.
Wer brachte z.B. "Essen auf Rädern" usw. ? Vielfältige Aufgaben waren
für "Verweigerer" vorgesehen. Unser Sohn hat z.B. auch in einem Altenheim
seinen Dienst getan. Man muß schauen, wie die Entwicklung weitergeht.
Viele Grüße von Ulrike
 
Nun ist ja die Wehrpflicht weggefallen und damit der Zivildienst, dies wird einige Probleme geben.
Wer brachte z.B. "Essen auf Rädern" usw. ? Vielfältige Aufgaben waren
für "Verweigerer" vorgesehen. Unser Sohn hat z.B. auch in einem Altenheim
seinen Dienst getan.

Was den Zivildienst angeht, hat dieser aus meiner Sicht in weiten Teilen lediglich reguläre Arbeitsverhältnisse ersetzt.

Einer meiner Söhne hat dort die gleiche Arbeit wie vor dem Dienst geleistet, nur halt mit 20% des realen Lohnes.

Arbeit in (staatlichen) Altenheimen, Rettungsdienste, öffentliche Krankenhäuser etc. sind Aufgaben, die ein solch reiches Land wie Deutschland problemlos schultern sollte.

Man kann dann halt nicht über 25% EU-Nettozahler sein, nicht zig Milliarden in marode Banken sowie andere EU-Staaten pumpen und "Marshallpläne" für Nordafrika auflegen und andererseits über die fehlenden billigen Ziviarbeitskräfte, fehlendes Geld für Straßen und andere Infrastrukturmaßnahmen jammern.

MIttel sind genug vorhanden, es kommt nur darauf an, wie sie verteilt werden.

Dresdner
 
Stimmt, alles richtig - nur werden die Mittel weiter verteilt werden wie gehabt und gespart wird bei der Bildung, den Alten, der Pflege ... Keine Zivis, kein Geld (dafür), das ist schon ein Jammer, oder? Uns fragt ja keiner, und die wissen, warum :D.
 
"Seltsam": an den stets "zusätzlich zu den regulär Beschäftigten" (Zivis,
1 Euro Kräfte usw.) hängt nun z.B. der evtl. Wegfall von "Tafel" u.a.
Sozialen Einrichtungen!? -Ulrike
 
Bin gespannt wie sie das bei uns in Österreich machen werden.
Ich jedenfals bin für ein Berufsheer und ein freiwilliges Sozialjahr. Natürlich besser bezahlt als jetzt der Zivildienst. Es gibt nähmlich genug junge Arbeitssuchende die dann eine Überbrückung hätten und das AMS wäre auch entlastet.
Das Berufsheer soll auch für die Katastrophenhilfe bereit stehen, in der heutigen Zeit wäre es möglich, da unser Bundesheer eh nur für Humaneziele da ist.Zum Kriegführen sind wir ein zu kleines Land. Und fals unser kleines Österreich einmal wirklich angegriffen werden sollte hoffe ich stark auf die Hilfe der EU-verbündeten. ODER??
Wenn nicht dann blase ich eben den Zapfenstreich für`s Volk und Vaterland. :musik:
 
Neben dem freiwilligen Sozialen Jahr (früher nur für junge Leute) gibt es
nun den neuen Bundesfreiwilligendienst (auch für ältere). In erster Linie
will man dort für Pflege- u. Sozialdienste "rekrutieren". Sollen nun -nach
Wegfall der "Zivis" -Frührentner alte Menschen versorgen ? Es müssen doch
wohl qualifizierte junge Menschen, die anständig bezahlt werden, diese
schwere Arbeit tun. Ehrenamtlich kann man höchstens Versorgungslücken
abdecken, wie Vorlesen usw. "Grüne Damen" in den Krankenhäusern sind
bekannt, auch dort fehlt der Nachwuchs-und die Männer. Wie ist hier die
Meinung? Viele Grüße von Ulrike
 
Das Pflegen alter oder kranker Menschen ist nicht jedermanns Sache. Ich könnte da nix machen, da ich sehr empfindlich bin und der Magen gleich verrückt spielt. Meiner Tochter macht das alles nix aus, sie wollte schon immer sowas machen.
Solche Dienste sollten natürlich nur freiwillige machen und junge Leute. Frührentner haben meistens selber einige Leiden, sonst geht man ja nicht so früh. Ich gehe da von mir aus, es gibt sicher auch andere.
Wenn man den Jungen Leuten das schmackhaft macht und natürlich diese schwere Arbeit anständig entlohnt dann wäre das sicher kein Problem. Bei der Rettung in Greifenburg arbeiten alles Junge Menschen freiwillig und ehrenamtlich.
Solch ein System sollte am Geld nicht scheitern. Haben sonst auch für jeden Schmarren Geld und werfen es zum Fenster raus.
 
Kommt drauf an, wie "Bundesfreiwilligendienst auch für Ältere" gemeint ist. Ich denke da auch an Langzeitarbeitslose, die für eine Umschulung in diese Richtung trotz Interesse nicht mehr geeignet sind und so.
Ich weiß aus Erfahrung, dass es unzählige Handgriffe und Situationen gibt, für die man weder Matura noch Diplom braucht, nur Liebe für Menschen, Empathie und - ja, dass man die Situation auch erträgt. Freiwilligkeit ist Voraussetzung und auch, dass auf diese Weise nicht noch mehr Personal eingespart wird. So könnte man noch ein wenig den Fließbandbetrieb menschlicher gestalten. Die Menschen sind in einem Ausnahmezustand, egal ob sich jetzt ihr Leben durch Alter oder Krankheit drastisch verändert hat. Jemand, der da noch Zeit für ein persönliches Wort und Verständnis dafür hat, dass eben jetzt alles langsamer geht, ist für das Wohlbefinden dieser Menschen von großem Wert. Sie spüren auch, wenn jemand nicht nur da ist, weil er von was leben muss.
Und es geht nicht nur um die Psyche, auch medizinisch gesehen sind die Personal-Einsparungen bedenklich: nach Operationen bleiben z.B. Dauerkatheter länger liegen, wenn es zu wenig Personal gibt, die den Menschen aus dem Bett helfen. Das bedeutet Infektionsgefahr, mein Freundin wurde - natürlich durch die Verkettung unglücklicher Umstände - zum Pflegefall.
Ich glaube, dass jeder, der diesen Dienst freiwillig macht, sich auch gern einschulen lässt, man denke auch an die unzähligen pflegenden Angehörigen, die ihre Sache gut machen.
Ehrenamtliche Tätigkeit ist etwas Wunderschönes, ich bin 7 Jahre lang neben meinem Spitalsjob beim Roten Kreuz gefahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sicher auch zum Thema passend: heute öffnete das in 7 Jahren für über 60 Millionen Euro völlig neu gestaltete Zentrale Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden seine Pforten.
Aktuelle Filmbeiträge heute ab 19.00 Uhr im MDR-Sachsenspiegel.
Bereits jetzt abrufbare Informationen in einem sehens- und lesenswerten Film- und Textbeitrag unter
https://www.faz.net/aktuell/feuille...n-minenschaf-zieht-in-den-krieg-11492151.html
Ich schaue morgen vorbei und ihr bekommt eine exklusive Fotoreportage.
Dresdner
 
Hallo Dresdner, habe im Fernsehen die eigenwillige Architektur und etwas von
dem Konzept geschaut. Sicherlich echt interessant. Da du "vor Ort" bist
kannst Du deinen Museumsbesuch danach hier im Forum ja ausführlicher
darstellen. Bin gespannt! Viele Grüße von Ulrike
 
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