Museen der Stadt Horn - Eiszeitraum
Hier sind die Relikte des eiszeitlichen Menschens und seiner Umwelt, soweit erhalten oder gefunden, ausgestellt! Objekte dieses Zeitraumes, der viele Jahrzehntausende umfasst, sind nicht leicht zu lokalisieren, weil diese meist unter meterdicken Lößpaketen liegen. Unter Löß versteht man vom Wind aus Gletscherbahnen ausgeblasenen Staub, der im Laufe der langen Eiszeiten angeweht wurde und sich dann verfestigt hat.
Niederösterreich war in der Eiszeit zeitweise relativ dicht von Menschen besiedelt beziehungsweise bejagt worden. Jedenfalls lassen das die Fundpunkte im Bereiche der Thaya, der March, des Kampes und der Donau vermuten!
Bereits der Neandertaler ist hier durchgezogen oder hat hier gelagert. Bedeutende Plätze kennt man aus Mähren und in unseren Breiten aus der Gudenushöhle im Kremstal. Man kann daher davon ausgehen, dass der Neandertaler jedenfalls das nördliche Niederösterreich bejagt hat. Die ausgestellten Werkzeugfunde (Faustkeil, Schaber, derbe Klinge) belegen die Anwesenheit des Neandertalers im Bereich des Horner Beckens und des Kamptales! Man kann damit rechnen, dass dieser irgendwann zwischen 100.000 und 40.000 vor heute hier gelebt hat. Der Neandertaler war bereits ein spezialisierter Mensch, der sich durch seine geistigen Möglichkeiten in der unwirtlichen Umwelt lange behaupten konnte. Jedenfalls entspricht das landläufige negative Neandertalerbild ("der benimmt sich wie ein Neandertaler") sicher nicht der Realität! Aus welchen Gründen er etwa 30.000 Jahre vor heute ausgestorben ist, ist noch Diskussionsthema der Wissenschaft!
Ab etwa 40.000 Jahren tritt der moderne Mensch, der homo sapiens, auf. Dieser steht am Beginn der kulturellen Entwicklung, an der wir heute noch teilhaben! Die in Niederösterreich bekannt gewordenen Kulturformen werden nach den Hinterlassenschaften (Steinwerkzeuge, Knochenwerkzeuge, künstlerisch gestaltete Objekte) im Vergleich mit den Inventaren typischer berühmter Fundorte Frankreichs, wo die Eiszeitforschung schon im 19. Jahrhundert blühte, als Aurignacien, Gravettien und Magdalénien bezeichnet. Jede dieser Kulturstufen hat eigene charakteristische Merkmale, anhand dieser sie der Fachmann unterscheiden und zuordnen kann.
Das Horner Museum ist dank der Forschungen Prof. Josef Höbarths und dessen Mitstreiter und Nachfolger in der glücklichen Lage, so ziemlich alle Kulturstufen durch Werkzeuge, künstlerische Gestaltungen sowie durch die Jagdbeute dokumentieren zu können.
Aurignacien: Jagdstationen in Horn selbst und in Großweikersdorf.
Gravettien: Großer und bedeutender Lagerplatz bei Kamegg.
Magdalénien: Vorübergehender Aufenthalt des Menschens in der Teufelslucke auf dem Königsberg bei Roggendorf.
Dazu kommen dann noch eine Reihe von Fundpunkten, welche Überreste aus der ausgehenden Altsteinzeit beziehungsweise aus dem Mesolithikum ab etwa 12.000/10.000 Jahren bis in das 6. Jahrtausend vor der Zeitenwende (= Übergang von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsform - Stichwort: vom Jäger und Sammler zum Bauern) geliefert haben. Horn-Galgenberg, Kamegg, Burgschleinitz, Limberg und Mühlfeld sind zu nennen. Die Station von Limberg hat als einzige bisher auch Knochenreste der Jagdbeute dieser Menschen erbracht. Es sind das hauptsächlich Rentierknochen. Einige Knochen weisen Schnittspuren auf, die beweisen, dass tatsächlich der Mensch hier tätig war und die Tiere nicht zufällig hier gestorben sind! Gerade diese Übergangszeit ist in Österreich nur selten nachgewiesen und daher kommt den hier gezeigten Funden besondere Wichtigkeit zu!
Der Eiszeitraum enthält auch zahlreiche Überreste des Mammuts aus Pulkau und aus der Jagdstation von Großweikersdorf. Diese sollen diesen imponierenden längst ausgestorbenen Großsäuger dokumentieren.
Michaela und Hermann Maurer, Folder Museen der Stadt Horn, Eiszeit, Zur Eröffnung des ersten Raumes der Urgeschichte, Horn 2011.
Vergleiche auch: Hermann Maurer, Abriß der Ur- und Frühgeschichte des Waldviertels, Horner Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 9, Horn 1985, Seite 276ff.