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Magische Grenzsteine

volker333

Member
Ich habe kürzlich gelesen, dass es Grenzsteine gibt oder gab, denen der Volksmund magische Kräfte nachsagt. Insbesondere zu Grenzsteine an besonderen Orten oder Grenzen (Dreiseiter) sollen Menschen zu bestimmten Zeiten gewandert sein, um die Mystik der Steine zu nutzen und hofften oder hoffen dabei auf Erfüllung ihrer Wünsche. Kennt jemand Geschichten zu solchen Steinen oder solche Steine? Dabei geht es mir nicht um Geschichten von Grenzfrevlern.
Gruß Volker
 
Meine Theorie dazu ist folgende:
Unter ganz besonderen Dreiseitern, die nur an Punkten stehen, wo drei Grenzen aneinander stoßen wurden von den sieben Zeugen,(Rechtschaffende Bürger, genannt "Siebener") sogenannte "Stille Zeugen" gelegt.
Diese sind meist aus Ton, Keramik oder auch aus Blei. Die Anordnung in der Grube des zu setzenden Grenzsteins gibt beim Verrücken desselben immer wieder den richtigen Ort an. Es wird wohl so sein, das viele Siebener ihre Eigenart hatten und bestimmte, nur ihnen eigene Symbole in diese Grube legten.
Dieses Geheimnis hat er sicher seinen Nachfahren erzählt, nicht nur um den Grenzstein zu sichern, sondern auch um ihnen die Wichtigkeit des Ortes mitzuteilen.
Ein Geheimnis, das über Generationen weitergegeben wurde.
Meines Erachtens ist es da nicht verwunderlich, wenn die Geheimnisträger an diese Orte zurückkehren und um Hilfe bitten.
Alles reine Theorie. Aber wenn ich wüsste. dass mein Ur-Ur Großvater an einer bestimmten Stelle ein Geheimnis hinterlassen hat, würde ich sicher auch mal hingehen.
Gruß Volker
 
Aber entsteht durch ein Geheimnis auch Magie?

Ich möchte diese Frage einfach in den Raum werfen...

Im übrigen habe ich vorher noch nie von den von dir beschriebenen "Dreiseitern" gehört, auch die "Stillen Zeugen" sind mir fremd, obwohl sie mich irgendwie an die 7 Kurfürsten erinnern. Ich denke, dass es sich um ein lokales Phänomen halten könnte oder einfach um tradiertes Sagengut. Denn - warum gibt es keine "Stillen Zeugen" bei einer Grenze von vier Bauern/Landbesitzern? Auch die Zahlen 3 und 7 sind sehr symbolträchtig... Und da mein Interesse nicht weit von Neugier entfernt ist *lach würde ich mich freuen, wenn du der Leserschaft des Forums solche Erzählungen, Geschichten schildern könntest. Ein einfaches Zitat tut's natürlich auch.

Also ein wirklich interessantes Thema was du da angerissen hast!

Berit
 
Grüezi

Die „Zeugen“ unter Grenzsteinen sind in der Grenzsteinforschung wohl bekannt. >>>Siehe hier

Hier in der Zentralschweiz sind mir mehrere Dreimarchensteine bekannt. Diesen wird eine besondere Bedeutung beigemessen. Eine ganz interresanter ist der „Drimarchenstein“ auf der Grenze zwischen dem Kanton Obwalden und Nidwalden. Der Stein ist mit 1540 datiert. In unmittelbarer Nähe befindet sich aber ein noch wesentlich älterer Stein. >>> (Admin: externer Link existiert nicht mehr)

Gruss
gropli



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Danke Gropli und Volker!

Ihr weist mich mit Euren Hinweisen auf noch mehr Beobachtungen beim Wandern hin.

Das finde ich hier in diesem ethnologischen Forum und natürlich auch an der SAGEN.at-Fotogalerie ein ziemlich lohnenswertes Ergebnis, dass wir hier ohne zu werten solcherart "blickschärfende" Infos austauschen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Gropli,
vielen Dank, genau das hab ich gesucht.

Zitat aus deinem Link:

Neben dem Markstein liegt ein rundlicher Sandstein mit drei kleinen Mulden. Schwegler erwähnt den Stein in seinem Buch über die Schalenstein.
Es gibt aus anderen Regionen die Überlieferung, wonach Soldaten solchen Steinen Gesteinsmehl entnahmen, da dieses sie beschützen sollte. Ebenso wurden andernorts solche Mulden als Grenzzeichen benutzt. Vom Renggpass ist mir aber nichts derartiges bekannt.
Auch auf dem Grenzstein auf der Halgenfluh gibt es solche Schalen.
Ein anderer Schalensteine ist der Hexenstein von Kerns.


und aus dem anderen Link:

Vielleicht hat aber auch der einmal verbreitete Hexen- und Dämonenglauben zum Substanzverlust beigetragen. Die Anrufung der göttlichen Dreifaltigkeit, aber auch die Dreizahl selbst, verbunden mit allerlei Beschwörungsformeln, Rezepten und Ritualen-, sollten Hexen und Dämonen vertreiben. Von Grenzsteinen ging nach der Volksmeinung eine besondere Kraft aus. Auf Grenzsteine gelegte Heilmittel sollten nachhaltiger wirken. Ganz besondere Kräfte wurden den Dreimärkern zugeschrieben; und als noch wirksamer galten diese, wenn sie drei Herrschaften abgrenzten, mithin "Dreiherrensteine" waren. So wird berichtet, daß Stücke von solchen Steinen zu einem Pulver verarbeitet wurden, das als wirksame Medizin galt. Splitter von solchen Steinen bildeten heilkräftige Amulette.

Dazu muß es doch Überlieferungen, Geschichten, Erzählungen oder ähnliches geben. Wäre super wenn jemand schon davon gehört bzw. gelesen hat.
Gruß Volker
 
Weiß nicht ob's hier dazupaßt: aber hier von meinem Fenster aus schau ich direkt auf den "Geisberg" des Schobersteins in Oberösterreich; es gibt auch die Geisbergwiese, den Geisbergbauern, und auch zwei Sagen ...
SAGE1
SAGE2

Angeblich wurden früher die Gebiete um "Tabuberge" (kelt. gais, geis = tabu) durch Grenzsteine, auch Lochsteine abgegrenzt, markiert.
Und hier bei mir höre ich immer, dass "irgendwo ein altes Bergwerk war und auch noch Steine im Wald stehen - aber die haben kein Loch..."

Ich suche jedenfalls weiter - wenns nicht so blitzt und kracht wie grade eben!

Donnernde Grüße aus dem Steyrtal

Norbert
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Cerambix,
vielen Dank für deine Mühe. Ich glaube du bist auf der richtigen Spur.
Gruß Volker.
Übrigens du hast eine tolle Website. Ganz nach meinem Geschmack.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grüezi

Loch, Lach oder Lachen sind bei uns ältere Bezeichnungen für Grenzen und haben nichts mit einem Loch zu tun. Ein Lochstein ist demnach ein Grenzstein.

Aber – ich kenne auch zumindest einen Grenzstein mit einem Loch, den Aelbacher oder Älbacher Lochstein in Luthern, Kanton Luzern.


Gruss
Gropli


.
 
Vorschlag an Wolfgang und Berit:

Ich hab auch schon Grenzsteine (mit und ohne Loch) bei meinen Exkursionen entdeckt, sollten/könnten wir eine Fotogalerie-Rubrik dafür eröffnen???

Derzeit gibts glaub ich einige Grenzsteine unter "Denkmäler und Gedenkorte" von Wolfgang und Hexchen ....

Gruß Norbert
 
Bin auch für eine Grenzstein/Lochstein-Rubrik in der Fotogalerie :)

Könnte Fotos von einem Grenztein in Miesenbach (Stmk) mit Loch und von Grenzsteinen ohne Loch aus Gotland anbieten.

LG,
dolasilla
 
Und vor ich's vergesse - hier meine gestrige Entdeckung, der Grenzstein in der Melchaamatten in Giswil.
Der Grenzstein ist mit 1671 datiert und ist in der Fachliteratur komplett unbekannt

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)

Gruss
gropli


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Grüß Euch,

durch Zufall bin ich im Dunkelsteiner Wald *) bei Rossatz in der Wachau (südlich der Donau, Niederösterreich) über einen dreiseitigen Grenzstein gestolpert - ohne diese Diskussion hätt ich "nur vielleicht" darauf geachtet! Zu finden in der Bildergalerie unter "Grenzsteine"

Liebe Grüße
Norbert

*) hier stand irrtümlich "Weilharter Forst", der natürlich im Oberösterreichischen Innviertel liegt :-( .. mea culpa !
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Cerambyx,
toller Fund. Gefällt mir sehr gut. Würde mal gerne die Gemarkungsgrenzen in der Ecke sehen. Der ist nicht umsonst dreieckig. Schade dass er so ungesichtert vor sich hinhängt. Wird wohl nicht mehr lange dauern bis er in diesem Feuchtbiotop versackt.
Gruß Volker.
 
Hallo,

um einen solchen magischen Grenzstein handelt es sich beim Jungfernstein/Jungfrauenstein auf der ehemaligen Landesgrenze zwischen dem Land ob der Enns und Bayern auf dem Gemeindedreieck zwischen Kopfing, Natternbach und St. Ägidi - nach überlieferter Sage soll sich früher auf den Stein die schönste Jungrau mit einer Schüssel Korn gestellt haben und genauso hoch sie stand so hoch sollte das Getreide im nächsten Jahr werden. Bei Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wurden dort Eichenholzkohlen und ein altes Steinbeil gefunden, was vermuten lässt, dass die Bedeutung dieses Steins bis in die Frühgeschichte zurückreicht.
Unweit davon befindet sich der Turnstein, Gd. Natternbach, der ebenfalls auf der Grenze unweit einer ehemaligen Hochstraße aus dem Mittelalter steht (siehe Sagenteil Enzenkirchner Geschichten https://www.sagen.at bei Oberösterreich Innviertel!).

cu
 

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