Neuentdeckter Kreuzstein in Neustift
Gelegentlich einer Besichtigung (am 5. März 1969) alter Weinbergmauern in Neustift fiel mir auf dem Grund des Hofstätter Anwesens (vgl. I. Mader, Schlern-Schriften Nr. 22, S. 95) ein seltsamer Granitblock auf, in dessen nach Westen gerichteter Seite ein seltsames Kreuz eingemeißelt ist. Der Stein liegt, mit vier Seiten im Wiesenboden steckend, am Steiglein, das den sogenannten „untern“ vom „obern Roan" trennt, und misst auf der inzisierten Front 60 x 55 cm. Obendrauf ist eine (vielleicht ausgemeißelte) Vertiefung festzustellen, die sich fast ausnimmt wie ein „Sessel". Die Rillen sind gleichmäßig 2,5 cm tief und gleichschenklig, rund 25 cm lang. Bei der von oben nach unten laufenden Inzisierung lässt sich in der Mitte eine kleine verbindende Riefe entdecken, nicht tiefer aber als etwa ein gespaltener Bleistift. Bei den querlaufenden Einkerbungen fehlt eine solche Inzision. Sonst ist am arg verwitterten Stein nichts Auffallendes zu bemerken.
Die Hofleute Vonklausner, denen der Block natürlich längst bekannt ist, wissen um ihn gar nichts zu erzählen. Sie verwerfen aber einheitlich die aufgetauchte Meinung, es könnte sich um einen Grenzstein handeln. Das ergäbe sich nach ihnen nicht bloß aus seiner Lage (der Stein liegt nur etwa 60 Schritte südlich vom Haus), da müsste doch eine diesbezügliche Überlieferung wach geblieben sein, leben die Vonklausner nämlich schon seit 1667 in direkter Linie auf dem schönen, seit 1360 urkundlich erwähnten Herrensitz. Natürlich ist auch von einem Totschlag oder Unfall an der betreffenden Stelle nichts bekannt, dass man den Block etwa als Sühne- bzw. Gedenkstein ansprechen könnte. Auch von Pest, Gericht u. dgl. lebt da keinerlei Tradition fort. Lässt sich außer Vermutungen also nichts sagen, so reiht sich der Fund dennoch würdig ein in die Reihe der heimischen Kreuzsteine bzw. Steinkreuze. Er ist somit der vierte dieser Art längs des Eisacks.
Hans Fink, Brixen.
Quelle: Hans Fink, Neuentdeckter Kreuzstein in Neustift, in: Der Schlern, Illustrierte Monatshefte für Heimat- und Volkskunde, 43. Jahrgang 1969, S. 379 - 380.
Bildanhang: Kreuzstein beim Hofstätter in Neustift
Zu diesem Kreuzstein wären aktuelle Angaben und Fotos hilfreich.
Wolfgang (SAGEN.at)
Gelegentlich einer Besichtigung (am 5. März 1969) alter Weinbergmauern in Neustift fiel mir auf dem Grund des Hofstätter Anwesens (vgl. I. Mader, Schlern-Schriften Nr. 22, S. 95) ein seltsamer Granitblock auf, in dessen nach Westen gerichteter Seite ein seltsames Kreuz eingemeißelt ist. Der Stein liegt, mit vier Seiten im Wiesenboden steckend, am Steiglein, das den sogenannten „untern“ vom „obern Roan" trennt, und misst auf der inzisierten Front 60 x 55 cm. Obendrauf ist eine (vielleicht ausgemeißelte) Vertiefung festzustellen, die sich fast ausnimmt wie ein „Sessel". Die Rillen sind gleichmäßig 2,5 cm tief und gleichschenklig, rund 25 cm lang. Bei der von oben nach unten laufenden Inzisierung lässt sich in der Mitte eine kleine verbindende Riefe entdecken, nicht tiefer aber als etwa ein gespaltener Bleistift. Bei den querlaufenden Einkerbungen fehlt eine solche Inzision. Sonst ist am arg verwitterten Stein nichts Auffallendes zu bemerken.
Die Hofleute Vonklausner, denen der Block natürlich längst bekannt ist, wissen um ihn gar nichts zu erzählen. Sie verwerfen aber einheitlich die aufgetauchte Meinung, es könnte sich um einen Grenzstein handeln. Das ergäbe sich nach ihnen nicht bloß aus seiner Lage (der Stein liegt nur etwa 60 Schritte südlich vom Haus), da müsste doch eine diesbezügliche Überlieferung wach geblieben sein, leben die Vonklausner nämlich schon seit 1667 in direkter Linie auf dem schönen, seit 1360 urkundlich erwähnten Herrensitz. Natürlich ist auch von einem Totschlag oder Unfall an der betreffenden Stelle nichts bekannt, dass man den Block etwa als Sühne- bzw. Gedenkstein ansprechen könnte. Auch von Pest, Gericht u. dgl. lebt da keinerlei Tradition fort. Lässt sich außer Vermutungen also nichts sagen, so reiht sich der Fund dennoch würdig ein in die Reihe der heimischen Kreuzsteine bzw. Steinkreuze. Er ist somit der vierte dieser Art längs des Eisacks.
Hans Fink, Brixen.
Quelle: Hans Fink, Neuentdeckter Kreuzstein in Neustift, in: Der Schlern, Illustrierte Monatshefte für Heimat- und Volkskunde, 43. Jahrgang 1969, S. 379 - 380.
Bildanhang: Kreuzstein beim Hofstätter in Neustift
Zu diesem Kreuzstein wären aktuelle Angaben und Fotos hilfreich.
Wolfgang (SAGEN.at)
