Hallo Hubert,
Glasplatten waren bis ca. 1930 das allgemein verbreitete Medium als Negative in der Fotographie. Glasplattennegative hatten den Vorteil einer gewaltigen Auflösung. Ich habe einige Glasplattennegative in meiner Sammlung und kann mit meinem Duchlichtscanner auch nach hundert Jahren noch gewaltigste Details herausholen.
Viele Fotos, Postkarten, Portraitfotos, Sterbebilder etc. aus der Zeit bis in die 1920er Jahre waren übrigens oft sogenannte "Kontaktabzüge", das heißt, das Positivpapier würde direkt unter die Negativglasplatte gelegt und belichtet. Daher haben die Fotos etwa der 1920er Jahre eine gewaltige Fotoqualität *), die im Bereich der analogen Konsumentenfotografie nie wieder erreicht wurde (= analoge Farbfotos für Konsumenten der 1990er Jahre hatten um viele Kategorien schlechtere Bildqualität bzw Auflösung).
In den 1920er Jahren löste der 35mm Kinofilm im Fotoapparat auf der Basis von Zelluloid die Glasplatten ab (In der Fotografie "Kleinbildfilm" genannt). Damit waren die größten Nachteile der Glasplatten-Negative aus der Welt: das Gewicht und schnelles Auslösen.
Der Fotograph musste bis dahin die unbelichteten Glasplatten mittragen, sowie nach jeder Aufnahme diese mühsam wechseln. Mit dem 35mm Film konnte blitzschnell auf leichte Filmrollen fotografiert werden, das Verfahren war bis zur breiten Einführung der Digitalfotographie vor ein paar Jahren noch üblich.
Zurück zu Deiner Frage:
Vor den Glasplatten war die Daguerreotypie auf Metallplatten üblich. Dazu ein Artikel aus Herders Conversations-Lexikon 1857:
"Daguerreotypie, die von Daguerre erfundene Methode, durch unmittelbare Einwirkung des Sonnenlichts auf Metallplatten Abbildungen hervorzubringen; der dazu nöthige Apparat heißt Daguerreotyp, die erzeugten Bilder Daguerresche Lichtbilder, Photographien. Versuche, Lichtbilder auf Papier zu erzeugen, wurden schon früher gemacht. Niepce wendete zuerst Metallplatten an; mit ihm verband sich 1826 Daguerre, der, nachdem Niepce 1833 gestorben war, die Methode zu einer solchen Vollkommenheit ausbildete, daß die Ehre der Erfindung ihm gebührt. Die mit Silber plattirte Kupferplatte wird zuerst gereinigt und poliert; sodann Dämpfen von Chlorjod und Bromjod ausgesetzt, welche der Platte einen unendlich dünnen, gegen Licht sehr empfindlichen Überzug geben. Die so präparierte Platte erfordert dunkle Aufbewahrung. Bei der Daguerreotypirung wird vorerst die Camera obscura so gestellt, daß die matte Glastafel derselben das deutliche Bild des Gegenstandes zeigt. An die Stelle dieser Glastafel kommt nun die jodirte Metallplatte, und bleibt hier die nötige Zeit dem Licht ausgesetzt. Die Platte, auf der jetzt noch nichts von einem Bilde bemerkbar ist, wird sodann heraus genommen und in einem geschlossenen Apparat der Einwirkung von Quecksilberdämpfen ausgesetzt. Diese Dämpfe verdichten sich auf den vom Lichte veränderten Stellen der Platte, und zwar auf den stärker beleuchteten mehr, auf den schattigeren weniger, wodurch das Bild des aufgenommenen Gegenstandes zum Vorschein kommt. Das so erhaltene Bild wird nun fixirt durch Waschen der Platte mit Kochsalzlösung oder unter schwefligsaurem Kali. Durch die neueren Verbesserungen der Camera obscura, die seinen Platten und die Anwendung von Chlor- und Bromjoddämpfen statt der früheren Joddämpfe geschieht die Lichteinwirkung auf die Platte jetzt viel schneller und ist in wenigen Sekunden vollendet (vergl. Photographie)."
Quelle: Daguerreotypie. Herders Conversations-Lexikon (1854-1857)
*) Als Anhang ein Beispiel aus dem Bergbau: die Erzbergbahn im Jahr 1929 als Ausschnitt einer Postkarte. Der Ausschnitt ist eine Vergrößerung mit etwa 4 x 4 cm Originalgröße.
Wolfgang (
SAGEN.at)